Review: Das Dixie-Desaster – Der siebte Hap & Leonard-Roman | Joe R. Lansdale (Buch)

Hap & Leonard

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Nach vergleichsweise kurzer Pause geht es direkt weiter mit den Abenteuern von Hap und Leonard, was insofern ulkig ist, dass ausgerechnet zwischen diesem und dem letzten Band seinerzeit acht Jahre vergangen sind, während ich mir nicht einmal einen Monat Zeit zwischen den beiden Bänden lassen musste.

Das Dixie-Desaster
Der siebte Hap & Leonard-Roman

Vanilla Ride, USA 2009, 279 Seiten

Das Dixie-Desaster von Joe R. Lansdale | © Golkonda Verlag
© Golkonda Verlag

Autor:
Joe R. Lansdale
Übersetzerin:
Heide Franck

Verlag (D):
Golkonda
ISBN:
978-3-944-72065-4

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

 

Inhalt:

Ich hatte mir schon länger keine Kugel mehr gefangen, und seit einem Monat oder zwei hatte mir niemand mehr auf den Schädel gehauen. Das war fast ein Rekord, und so langsam bekam ich das Gefühl, ich wär was Besonderes.

Während Hap noch immer mit Brett zusammenlebt, kriselt es in Leonards Beziehung gehörig, da John sich ob seiner Homosexualität nun als Sünder sieht und schwer mit sich hadert, weiter seine Zeit mit Leonard zu verbringen. Zweifelsohne geht das Leonard gehörig gegen den Strich, zumal jüngst sein Gürteltier verstorben ist und er sich nun doch ziemlich alleine fühlt. Ablenkung verspricht da ein (weiterer) Freundschaftsdienst für Marvin Hanson, der die beiden vorlauten Draufgänger bittet, seine Enkelin aus den Klauen einer Bande skrupelloser Drogendealer zu befreien, die es sich in einem Trailer nahe des Kaffs No Enterprise gemütlich gemacht haben. Ohne größeren Plan schreiten Hap und Leonard wie gewohnt zur Tat und mischen die Kleinkriminellen gehörig auf, wobei sie gleich auch noch deren Drogen im Klo entsorgen. Dummerweise – wie sich später herausstellt – steht hinter den Dealern – und in der Hierarchie deutlich weiter oben – die Dixie-Mafia, die natürlich nicht gerade erbaut ist, dass man ihre Drogen dem Abfluss anvertraut hat. Du genauso schnell, wie sich die Gangster an Haps und Leonards Fersen heften, mischt sich auch noch das FBI in die Angelegenheit ein…

Rezension:

Manchmal ist es ja auch von Vorteil, wenn man sich erst später einer Reihe widmet, denn während die geneigten Leserinnen und Leser von Lansdales Hap-&-Leonard-Reihe in Amerika satte acht Jahre haben warten müssen, bevor die beiden ungleichen Freunde mit dem im Original Vanilla Ride betitelten Band 2009 ihre Rückkehr feierten, sind für mich gerade einmal wenige Wochen vergangen, in denen ich ohne die beiden Best Buddys auskommen musste und das auch nur, weil ich mich in der Zeit anderen Büchern gewidmet habe. Doch während unklar bleibt, wie viel Zeit genau nun in der Serienkontinuität vergangen sein soll, bin ich mir derweil ohnehin darüber im Unklaren, in welcher Zeit wir uns nun bei Das Dixie-Desaster befinden. Doch es überwiegt die schlichte Freude darüber, wieder an der Seite der beiden in ein neues Abenteuer stolpern zu dürfen, das natürlich nicht minder unverhofft und haarsträubend daherkommt als ihre früheren Ausflüge in dubiose bis kriminelle Untiefen.

Leonard und ich besaßen Anoraks. Meiner war blau. Der von Leonard war beige. Wir legten Wert darauf, nicht dieselben Farben zu tragen. Es ist schwer, hart und erbarmungslos zu wirken, wenn man im Partnerlook auftritt.

Diesmal beginnt erneut alles ganz harmlos und eigentlich gilt es nur, dem ehemaligen Lieutenant Marvin Hanson einen Gefallen zu tun, doch man wird sich erinnern, wie gründlich das seinerzeit in Bärenblues nach hinten losgegangen ist. Diesmal allerdings scheint der Fall deutlich einfacher zu liegen und zu erledigen sein, denn die auf Krawall gebürsteten Kumpels haben nichts anderes zu erledigen, als den Trailer einer Gruppe Drogendealer aufzumischen (wobei das nicht einmal Teil der eigentlichen Aufgabe ist) und Marvins Enkelin Gadget aus deren Fängen zu befreien, ob sie will oder nicht. Natürlich schlagen hierbei die beiden aber nicht nur deutlich über die Stränge – und denken sich nichts Böses dabei –, um prompt vom Regen in die Traufe zu stolpern, als sich die Hintermänner der Dealer bemerkbar machen. Plötzlich sehen sich nicht nur Hap und Leonard, sondern selbst Brett sowie Marvin mit ungeahnter Gefahr konfrontiert, die sie unerwartet zum Äußersten treibt und insbesondere bei Hap an seinem tiefsten Inneren rührt, weshalb ich gespannt bin, inwieweit die Geschehnisse hier noch Nachwirkungen in den Folgebänden haben werden.

Ansonsten merkt man auch hier zuweilen, dass die beiden Freunde älter geworden sind, wenn auch kein Stück weiser und längst nicht mehr jede Strapaze so locker wegzustecken wissen, dankenswerterweise aber auch hier dafür jederzeit einen lockeren Spruch auf den Lippen haben, so dass auch hier wieder die schnoddrige Art und Weise sowie der oft pechschwarze Humor zwei nicht zu unterschätzende Alleinstellungsmerkmale der Reihe ausmachen und unterstreichen. Das Dixie-Desaster mag dabei zwar ein wenig holprig beginnen, doch spätestens nach dem (verhältnismäßig) viel zu problemlos verlaufenden Befreiungsversuch wird einem klar, dass sich von nun an eine wendungsreiche Geschichte voller Überraschungen Bahn bricht, die durch Haps lakonische Umschreibungen und Lansdales erzählerische Konsequenz zu begeistern wissen. Insbesondere das letzte Drittel vermag dadurch gleich mehrfach im positiven Sinne zu irritieren und erklärt letztlich auch den amerikanischen Originaltitel des Bandes, wobei ich so weit gehe zu behaupten, dass einem anderen, weniger versierten Schriftsteller dieser Showdown nicht annähernd so hätte glücken können, wie es hier der Fall ist.

Der Trailer, wo Gadget Gras verkaufte und ihr Freund die härteren Drogen vertickte – wenn er nicht gerade Gadget als Racquetball missbrauchte -, stand nicht in LaBorde, sondern knapp außerhalb einer nahe gelegenen Ortschaft namens No Enterprise, wo das Gesetz von zwei Fettsäcken in einem alten Streifenwagen mit heruntergefahrenen Reifen vertreten wurde.

Ansonsten ist auch Das Dixie-Desaster zu gleichen Teilen kurzweilig, action- und temporeich geraten und wartet gleich mit dem nächsten Gastauftritt seitens Jim Bob Luke auf, der das Team um die beiden Chaoten erneut gelungen ergänzt, wobei diesmal noch der auffallend skurrile Tonto zum Team stößt, der seinerseits Marvin noch einen Gefallen schuldet und daher Hap und Leonard aus dem Schlamassel zu helfen versucht, in den sie letztlich erst aufgrund von Hansons Hilfegesuch geraten sind. Wie der Titel schon suggeriert, hat dabei die Dixie-Mafia ihre Finger im Spiel, spielt ansonsten aber nicht annähernd die große Rolle, die man vielleicht erwarten würde. Das tut dem illustren Treiben allerdings keinen Abstrich, zumal es ohnehin gerade dadurch zu brillieren weiß, dass man eben gerade nicht vorauszuahnen vermag, was einen im nächsten Kapitel erwartet. Ansonsten hatte ich zeitweise lediglich das Gefühl, dass Haps und Leonards Sprüche hier zuweilen noch ein wenig unflätiger wirkten, als dies ohnehin schon immer der Fall gewesen ist, aber wenn man berücksichtigt, dass Lansdale nach Machos und Macheten eben immerhin acht Jahre lang nicht von ihren Abenteuern berichtet, also aus Haps Blickwinkel geschrieben hat, ist das schon durchaus zu verschmerzen. Übersetzerin Heide Franck gelingt es zumal auch hier gekonnt, den immer umfassender werden Buchkosmos um die beiden Überlebenskünstler auch hier wieder wie aus einem Guss wirken zu lassen, so dass Fans und Freunde der Reihe ohnehin auf ihre Kosten kommen werden.

Fazit & Wertung:

Der nunmehr siebte Band der Hap-und-Leonard-Reihe, diesmal als Das Dixie-Desaster betitelt, steht seinen Vorgängern in nichts nach und wirkt zuweilen noch derber und abgründiger als schon die früheren Abenteuer der beiden. Wer auf der Suche nach einer wendungsreichen Story und schwarzhumorigen Dialogen ist, wird hier derweil genauso fündig wie alle eingeschworenen Fans der ungleichen besten Freunde, die auch hier wieder all ihr Glück bemühen müssen, um am Leben zu bleiben.

8,5 von 10 scheinbar ausweglosen Situationen

Das Dixie-Desaster – Der siebte Hap & Leonard-Roman

  • Scheinbar ausweglose Situationen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Der nunmehr siebte Band der Hap-und-Leonard-Reihe, diesmal als Das Dixie-Desaster betitelt, steht seinen Vorgängern in nichts nach und wirkt zuweilen noch derber und abgründiger als schon die früheren Abenteuer der beiden. Wer auf der Suche nach einer wendungsreichen Story und schwarzhumorigen Dialogen ist, wird hier derweil genauso fündig wie alle eingeschworenen Fans der ungleichen besten Freunde, die auch hier wieder all ihr Glück bemühen müssen, um am Leben zu bleiben.

8.5/10
Leser-Wertung 10/10 (1 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Golkonda. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Das Dixie-Desaster ist am 10.03.15 als Klappenbroschur im Golkonda Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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