Review: Bissige Biester – Der zehnte Hap & Leonard-Roman | Joe R. Lansdale (Buch)

Hap & Leonard

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Heute kommt mal ganz außerplanmäßig eine neue Buch-Rezension, die ich eigentlich für kommenden Mittwoch verfasst hatte, doch da ich heute nicht dazu gekommen bin, eine Serien-Kritik zu schreiben, ziehe ich die jetzt eben vor und berichte dann stattdessen am Feiertag von der nächsten Serienstaffel.

Bissige Biester
Der zehnte Hap & Leonard-Roman

Rusty Puppy, USA 2017, 272 Seiten

Bissige Biester von Joe R. Lansdale | © Golkonda Verlag
© Golkonda Verlag

Autor:
Joe R. Lansdale
Übersetzer:
Robert Schekulin

Verlag (D):
Golkonda
ISBN:
978-3-946-50339-2

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

 

Inhalt:

Es ist einige Zeit vergangen, seit Hap selbst für seine Verhältnisse schwer verletzt worden ist und erst langsam kommt er wieder so richtig auf den Damm. Doch der nächste Fall lässt nicht lange auf sich warten, als eine unweit der Detektei wohnhafte Dame die Hilfe von Hap und Leonard in Anspruch zu nehmen gedenkt. Und wieder einmal geht es ausgerechnet um Camp Rapture und die dortige Polizei, mit der die beiden schon so ihre Erfahrungen gemacht haben, wobei der Fall selbst weit vertrackter ist und einzig aufgrund der Inkompetenz der dortigen Gesetzeshüter wohl so bald nicht aufgeklärt werden wird. Klingt wie geschaffen für die beiden erfahrenen wie ambitionierten Hobby-Detektive, doch einmal mehr stolpern sie in ein regelrechtes Wespennest, als sich immer mehr dubiose Geschäfte und Zusammenhänge auftun, die unter anderem in einem verlassenen Brunnen verscharrte Hundekadaver beinhalten, was die beiden ausgewiesenen Tierliebhaber ohnehin schon auf die Palme bringt…

Rezension:

Nach dem – sicherlich nicht nur für mich – schockierenden Ende von Krasse Killer konnte ich freilich nicht lange warten, mir auch Bissige Biester vorzunehmen, wohlwissend, dass ich damit das derzeitige Ende der Reihe erreicht haben würde, denn die weiteren Romane sind entweder noch nicht erschienen oder zumindest noch nicht eingedeutscht worden, womit mir hiernach lediglich noch die Kurzgeschichtensammlung Hap & Leonard: Die Storys bleibt, aber darum soll es heute nicht gehen, sondern vielmehr den immerhin zehnten Band der Reihe, die über Dekaden hinweg ihre Leserschaft hat begeistern können, was ich tatsächlich nur im Ansatz nachvollziehen kann, da ich die beiden Kumpel Hap und Leonard schließlich erst so richtig durch die TV-Adaption Hap and Leonard entdeckt habe, die mittlerweile schon wieder der Vergangenheit angehört, während die Buchreihe weiter unbeirrt fortbesteht (und sicherlich dank der Show auch neue Fans hat gewinnen können). Speziell nach den beiden vorangegangenen Bänden fühlt sich dieser im Original als Rusty Puppy betitelte Band tatsächlich ein wenig an wie Heimkommen,, denn auch wenn sich im Laufe der Zeit vieles verändert haben mag, die Freunde älter, aber nicht unbedingt weiser geworden sein mögen, waren ihre Abenteuer zuletzt doch vergleichsweise ausufernd und reißerisch geraten, was man hier nun eben nicht unbedingt behaupten kann.

So saß ich da, sinnierte über meine Rückkehr aus dem Reich der Toten und näherte mich wahrscheinlich gerade einer fundamentalen Einsicht in die Natur des großen Ganzen, des Universums, stand bestimmt kurz vor einer genialen Erleuchtung, die es verdient gehabt hätte, in einem philosophischen Essay niedergeschrieben zu werden, als die Tür aufging und eine schwarze Lady reinkam.

So macht Bissige Biester allein schon in Sachen Umfang einen gehörigen Schritt zurück und kommt mit deutlich unter 300 Seiten aus, was grundsätzlich kein Garant für irgendwas sein mag, hier aber schlichtweg bedeutet, dass die Geschichte weit weniger Schlenker beschreibt und um einiges verknappter und stringenter inszeniert wirkt, während auch nicht gleich wieder Mafiosi und ausgebildete Killer aus dem Hut gezaubert werden. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch wieder brenzlig werden würde für die beiden, doch lässt es Lansdale nach jüngsten Geschehnissen merklich ruhiger angehen und konzentriert sich wieder mehr auf die Stärken der Reihe, die eben weit mehr in den flapsigen wie lakonischen Dialogen der beiden liegen und nicht etwa in einer ausgeklügelten Kriminalhandlung, auch wenn die sicherlich schon immer zum Erfolg der Reihe beitragen hat, und sei es, um den Pulp-Faktor des Ganzen zu unterstreichen.

Dabei muss ich in dem Zusammenhang erwähnen, dass mir Bissige Biester eine durchaus ausgedehnte Bahnfahrt versüßt hat und ich den gesamten Band in einem Rutsch verschlungen habe, was für meine Verhältnisse einiges bedeutet, selbst wenn es eben "nur" 270 Seiten gewesen sind, die diese Geschichte umfasst. Keine Frage, ein Thema fürs Feuilleton werden Hap und Leonard nicht so schnell werden, doch beweist Lansdale eben einmal mehr seine Expertise, wenn es darum geht, einerseits Lokalkolorit – wohlgemerkt in Bezug auf das gänzlich fiktive LaBorde – und andererseits Milieu-Studie abzuliefern, die unsere beiden abgehalfterten Helden einmal mehr ins rechte Licht rückt. Die Sprache mag dabei zuweilen reichlich unflätig werden und auch muss sagen, dass die beiden im Verlauf der Jahre gefühlt öfter dazu neigen, in den Dialogen unter die Gürtellinie zu zielen, doch gibt es da in Film und Fernsehen ganz andere Kaliber zu bestaunen und noch immer wirken die zwei ungemein authentisch, liebenswert und sympathisch, was so in etwa wenigstens siebzig Prozent des Erfolges der Reihe ausmachen dürfte, die nicht von ungefähr nach den beiden benannt worden ist.

In letzter Zeit hatte sich der Ruf der Polizei von Camp Rapture deutlich verschlechtert. Noch mehr verschlechtert als ohnehin schon, und an ihrem schlechten Ruf musste was dran sein. Vor einem knappen halben Jahr hatten die dortigen Cops einen Autodieb im Straßengraben ganz in der Nähe des gestohlenen Fahrzeugs »entdeckt«, und zwar mit fünf Einschusslöchern im Hinterkopf. Offizielle Todesursache: Selbstmord. Damit kamen sie natürlich nicht durch, aber dass sie überhaupt auf diese Idee gekommen waren, gibt einem schon eine gewisse Ahnung von ihrer Berufsauffassung.

Von dem eigentlichen Fall möchte ich derweil gar nicht viel vorwegnehmen, aber da es sich mittlerweile eben auch um den zehnten Band der Reihe handelt, weiß man als versierter Leser ohnehin, was einen grob erwartet und man würde sicherlich nicht bis hierhin am Ball bleiben, wenn man nicht grundsätzlichen Gefallen an den Abenteuern von Hap und Leonard finden würde. Und ich für meinen Teil hatte eben auch an diesem Abenteuer gehörigen Spaß, gerade weil es etwas simpler, etwas knapper, etwas überschaubarer ausgefallen ist als seine direkten Vorgänger, die deshalb nicht automatisch schlecht zu bewerten wären (habe ich ja schließlich auch nicht), doch erobert sich die Reihe mit Bissige Biester ein Stück weit ihre frühere Leichtigkeit zurück, auch wenn es in vielerlei Hinsicht zweifelsohne ernst und auch tragisch zur Sache geht, was aber die beiden besten Freunde stets mit einem dummen Spruch abzuschwächen wissen.

Fazit & Wertung:

Auch Bissige Biester weiß wieder mit der gewohnten Mischung aus Dialogwitz, stümperhaften Ermittlungen, zwei rechtschaffenen Helden und lakonischen Sprüchen zu überzeugen, punktet vor allem aber dadurch, dass die Story diesmal wieder etwas stringenter und schnörkelloser in Szene gesetzt wird, was eine wohltuende Abwechslung nach den zuletzt ausufernden Eskapaden darstellt.

9 von 10 scheinbar ausweglosen Situationen

Bissige Biester – Der zehnte Hap & Leonard-Roman

  • Scheinbar ausweglose Situationen - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Auch Bissige Biester weiß wieder mit der gewohnten Mischung aus Dialogwitz, stümperhaften Ermittlungen, zwei rechtschaffenen Helden und lakonischen Sprüchen zu überzeugen, punktet vor allem aber dadurch, dass die Story diesmal wieder etwas stringenter und schnörkelloser in Szene gesetzt wird, was eine wohltuende Abwechslung nach den zuletzt ausufernden Eskapaden darstellt.

9.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Golkonda. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Bissige Biester ist am 01.11.18 als Klappenbroschur im Golkonda Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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