Review: Destination Wedding (Film)

Und ich eröffne das Wochenende mit einem Film, der – wie passend – einen mehr als ungewöhnlichen Wochenend-Trip thematisiert. Von mir gibt es auf alle Fälle eine uneingeschränkte Empfehlung und ansonsten wünsche ich entspannte zwei freie Tage nebst besinnlichem ersten Advent.

Destination Wedding

Destination Wedding, USA 2018, 90 Min.

Destination Wedding | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Regisseur:
Victor Levin
Autor:
Victor Levin

Main-Cast:
Winona Ryder (Lindsay)
Keanu Reeves (Frank)

Genre:
Komödie | Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Destination Wedding | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Als sich am Flughafen der zynische Frank und die neurotische Lindsay zum ersten Mal begegnen fliegen prompt die Fetzen, doch im Flugzeug folgt prompt die Fortsetzung, da die beiden nebeneinander platziert worden sind. Als wäre dem nicht genug, kommen sie schnell dahinter, dass sie beide zur selben Hochzeit geladen worden sind, Frank als Bruder des Bräutigams, Lindsay als dessen frühere Verlobte. Entsprechend haben beide wenig Lust, der Zeremonie beizuwohnen, da Frank sich nach Möglichkeit von seinem Bruder fernhält und Lindsay einzig erscheint, um Größe zu beweisen, obwohl sie nach mittlerweile sechs Jahren dem Verflossenen noch immer hinterhertrauert. Obwohl sich nun aber Frank und Lindsay auf den Tod nicht auszustehen scheinen, raufen sie sich doch zusammen und bilden eine Art Außenseiter-Pärchen, das sich die Zeit mit Lästereien und Grundsatzdiskussionen vertreibt. Doch da Gegensätze sich bekanntlich anziehen, kommen die beiden sich alsbald auch anderweitig näher, auch wenn sie gänzlich unterschiedliche Meinungen dazu haben mögen, was das nun bedeuten könne…

Rezension:

Mit Destination Wedding gelingt Regisseur und Drehbuchautor Victor Levin das seltene Kunststück, einen Film gedreht zu haben, der förmlich danach schreit, eine Theater-Adaption zu sein, ohne dass indes eine Vorlage existiert hätte. So ist der Film nicht nur quasi in Akte untergliedert und trägt den Alternativtitel A Narcissist Can’t Die Because Then the Entire World Would End, sondern beeindruckt nach der Sichtung des rund neunzigminütigen Reigens damit, dass abgesehen von Keanu Reeves und Winona Ryder absolut niemand eine Sprechrolle in dem Film hat (einzig Durchsagen und Stimmen aus dem Fernseher sind zuweilen zu hören), womit wir es mit einem klassischen Zwei-Personen-Stück zu tun hätten, wenn es denn ein Stück wäre. Das wiederum unterstreicht natürlich das vom ersten Moment an beabsichtigte Flair, dass sowohl Frank als auch Lindsay – jeweils auf ihre eigene Art – ausgewiesene Außenseiter sind und sich bewusst von ihrer Umgebung abgrenzen, was dann auch die größte Gemeinsamkeit der beiden darstellen dürfte, deren Lebenseinstellungen und Meinungen kaum gegenläufiger sein könnten und dennoch immer weitere Parallelen offenbaren.

Szenenbild aus Destination Wedding | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Exakt darin liegt aber auch der besondere Reiz dieses dysfunktionalen Nicht-Pärchens, das natürlich lange nicht wahrhaben will, wie gut es sich eigentlich ergänzt. Entsprechend ist es auch ein Drahtseilakt, den beiden Protagonisten geschliffene und pointierte Dialoge auf den Leib zu schreiben, zumal Destinaton Wedding trotz wechselnder Kulissen und malerischer Szenerie voll und ganz auf das gesprochene Wort fokussiert, wenn wir einmal von wenigen, beinahe schon Slapstick-artigen Einlagen (und einer mehr als befremdlichen Sexszene) absehen. Zum Glück vermag Levin hier in seiner Rolle als Drehbuchschreiber zu glänzen und schafft es, genau die richtige Dosis Antipathie und Unverständnis bei gleichzeitig gegenläufig wachsender Anziehungskraft zu inszenieren, was freilich auch gerade deshalb so gut funktioniert, da zwar sowohl Keanu Reeves (John Wick) als auch Winona Ryder (The Iceman) im Grunde reichlich gegen den Strich besetzt worden sind (er noch mehr als sie), aber gleichsam in ihren Rollen zu glänzen wissen.

So gelingt Levin – jetzt in der Rolle des Regisseurs – das seltene Bravourstück, gemeinsam mit dem langjährig befreundeten Schauspieler-Duo eine Vielzahl hinlänglich und weithin bekannter Versatzstücke romantischer Komödien zu nehmen und daraus trotzdem etwas Eigenes, Originäres, Erfrischendes und Einzigartiges zu schaffen, was in mir den Wunsch weckt, auch seinem vier Jahre zuvor entstandenen Von 5 bis 7 meine Zeit zu widmen, zumal der schon den Untertitel Eine etwas andere Liebesgeschichte trägt. Hier soll es nun aber freilich um Destination Wedding gehen und der leistet sich leichte Patzer lediglich im kleinen Rahmen. So könnte man beispielsweise bemängeln, dass der von Frank zelebrierte Zynismus (gepaart mit offensiv gelebtem Egoismus) doch reichlich abgedroschen ist, während auch Lindsays neurotisch-ambivalentes Verhältnis zum maßlos überhöhten Thema "Liebe" nicht eben geeignet ist, um Rollenklischees zu sprengen. Aus dieser doch eher generischen Ausgangslage aber vermag Levin überraschend viel zu zaubern und unterminiert letztlich auch mit Genuss die abgehangenen Geschlechterklischees, zumal die Dialoge samt und sonders ohnehin ein Fest für jeden Freund des trockenen Wortwitzes sein dürften.

Szenenbild aus Destination Wedding | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Entsprechend entfaltet der Film schon allein dadurch seinen Reiz, wie die beiden in einer Tour über jedwede spießbürgerliche Konvention herziehen und in ihrer offenkundigen Abscheu immer wieder annehmen lassen, eventuell doch gerne dazugehören, ein wenig "normaler" sein zu wollen, auch wenn sie das letztlich bis zum Schluss niemals zugeben würden und sich in ihrem avantgardistischen Außenseitertum auch sichtlich wohlfühlen. Und ganz ehrlich, hätte ich den beiden auch noch Stunden bei ihren Diskussionen und Auseinandersetzungen zuhören können, beim Lästern und Verurteilen, was dann wiederum aber auch noch einmal verdeutlicht, dass die malerische Szenerie des ländlichen Weinguts kaum mehr als bloße Staffage ist. So dienen die wechselnden Handlungsorte mehr als Stichwortgeber und Hintergründe, wobei selbst das freilich dem isolierten Dasein der beiden Rechnung trägt, deren unweigerliches Anbändeln zwar vom ersten Moment an absehbar ist, aber doch zumindest nicht in ein schmalziges Happy End mündet, womit der Film sich und seinen Figuren bis zuletzt treu bleibt.

Fazit & Wertung:

Victor Levin gelingt es in Destination Wedding, ein Theaterstück für die Leinwand zu adaptieren, das es niemals gegeben hat, denn exakt so wirkt das im ländlichen Idyll angesiedelte Zwei-Personen-Stück, das insgeheim einem Kammerspiel gleichkommt und das einzig (und mühelos) von seinen zwei glänzenden Hauptdarstellern Winona Ryder und Keanu Reeves getragen wird, die hier ein geschliffenes wie pointiertes Dialogfeuerwerk entfachen dürfen.

8 von 10 zynischen Gesellschaftskommentaren

Destination Wedding

  • Zynische Gesellschaftskommentare - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Victor Levin gelingt es in Destination Wedding, ein Theaterstück für die Leinwand zu adaptieren, das es niemals gegeben hat, denn exakt so wirkt das im ländlichen Idyll angesiedelte Zwei-Personen-Stück, das insgeheim einem Kammerspiel gleichkommt und das einzig (und mühelos) von seinen zwei glänzenden Hauptdarstellern Winona Ryder und Keanu Reeves getragen wird, die hier ein geschliffenes wie pointiertes Dialogfeuerwerk entfachen dürfen.

8.0/10
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Destination Wedding erscheint am 07.12.18 auf DVD und Blu-ray bei Ascot Elite. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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