Firefly/Serenity – Das ganze gorram ´Verse
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Wir unterbrechen das Programm für eine Sondersendung. Nun ja, nicht so ganz, aber ich breche mit meiner Tradition der strikt chronologischen Rezensiererei, um möglichst zeitnah und aktuell von diesem Roman berichten zu können, den ich lange erwartet und extrem schnell durchgelesen habe.
Firefly
Großer, verdammter Held
Firefly – Big Damn Hero, USA 2018, 352 Seiten
© Panini
Claudia Kern
Panini Books
978-3-833-23771-3
Abenteuer | Drama | Science-Fiction | Western
Inhalt:
Die Tams sind noch immer an Bord, und seit wir Medikamente und medizinische Hilfsmittel auf Osiris bekommen haben, versucht Jayne nicht mehr, sie zu verraten. Wenigstens etwas. Spepherd liest immer noch sein Märchenbuch. Zoë ist immer noch mein Erster Offizier, und ich würde auch wahrlich niemand anders wollen. Kaylee sorgt dafür, dass das Schiff funktioniert, und Wash sorgt dafür, dass es fliegt.
Wieder einmal hat es die Crew der Serenity nach Persephone verschlagen und wieder einmal hat Mal sich breitschlagen lassen, einen Job für Badger zu übernehmen, nachdem der ohnehin der Meinung ist, dass Reynolds ihm noch etwas schuldet nach dem Desaster beim letzten Auftrag. Dann allerdings lockt die Chance, einen weiteren, augenscheinlich simplen Job übernehmen zu können, der den Schmugglern das nötige Kleingeld für ein paar dringende Reparaturarbeiten einbringen könnte und Mal willigt einem Treffen ein und staunt nicht schlecht, als er sich gefesselt und mit Sack über dem Kopf in der Gewalt einer Schar unbekannter Entführer wiederfindet. Zoë und Jayne nehmen zwar sofort die Fährte auf, doch einen richtigen Anhaltspunkt gibt es nicht, wer Mal entführt haben könnte. Zudem ahnen die Mitglieder der Serenity-Crew nicht, dass das Verschwinden ihres Captains eng mit dessen umtriebiger Vergangenheit auf Shadow und seiner Zeit bei den Browncoats verknüpft ist. Und während seine Crew alle Hebel in Bewegung setzt, um seinen Verbleib zu ermitteln, redet Mal sich in gewohnter Manier um Kopf und Kragen…
Rezension:
Da ist nun schon Ende Februar der von mir lange und mit Sehnsucht erwartete Roman Firefly – Großer, verdammter Held erschienen und ich komme erst jetzt dazu, darüber zu schreiben, wobei ich zugeben muss, den einerseits vorgezogen, andererseits in der vergangenen Woche an gerade einmal drei Tagen durchgelesen zu haben, was schon ein wenig dafür spricht, wie sehr er mir grundsätzlich gefallen hat. Doch keine Sorge, jetzt kommt keine unreflektierte Fanboy-Rezension, die man bei Kenntnis meiner Begeisterung für das Franchise ja durchaus erwarten könnte, denn tatsächlich ist die Geschichte mitnichten frei von Mängeln, schafft es aber zuweilen recht gut, das alte Flair der Serie wiederaufleben zu lassen und da überwiegen dann durchaus mal die nostalgisch-verklärten Gefühle, derweil ich auf objektiverer Ebene einräumen muss, dass das Ganze im Grunde schon wirkt wie eine Art TV-Zweiteiler, den man im vorliegenden Fall dann eben kurzerhand in Buchform gepresst und mit allerhand Fan-Service angereichert hat, um nur ja der geneigten Fan-Gemeinde zu gefallen.
Parallel zu Badgers Auftrag hatten sie noch einen kleinen Nebenjob angenommen. Mal, Jayne und Zoë würden sich um ihn kümmern, sobald Badgers Fracht verladen worden war. Dazu mussten sie Taggarts Bar aufsuchen, die wüsteste Spelunke auf Persephone, und das am wüstesten Tag des Jahres, dem Tag der Allianz.
Und gefallen kann Firefly – Großer, verdammter Held durchaus, wenn man denn mit der richtigen Erwartungshaltung an die Sache herangeht. So gibt es hier freilich keine das Verse erschütternden Offenbarungen noch die Serie Firefly oder den Film Serenity in ein neues Licht rückenden Erkenntnisse, aber dafür doch immerhin eine Story, in der all die liebgewonnenen Figuren – und eben selbst die, die im Film ihr Leben lassen mussten – ihren mehr oder minder großen Auftritt haben und zumindest ansatzweise den Charme der TV-Figuren wieder aufleben lassen. Tatsächlich dachte ich ursprünglich aber auch, der Roman spiele womöglich zu Zeiten von Mals aktiver Zeit bei den Browncoats und war entsprechend positiv überrascht, als ich mich auch mit Kaylee, Jayne, Wash und Zoë und überhaupt dem ganzen Rest der Serenity-Crew konfrontiert sah. Und tatsächlich erfährt man trotzdem einiges über Mals Jugend, was in Film und Serie bislang kaum thematisiert worden ist, wobei der Aufhänger der Story, dass Mal von Unbekannten entführt wird, meines Erachtens nur bedingt geeignet gewesen ist, um eine derartige Romanreihe zu eröffnen (im Amerikanischen steht bereits für kommende Woche der zweite Band The Magnificent Nine in den Startlöchern), denn ausgerechnet der kommt hier im Mittelteil reichlich kurz und ist dank seiner prekären Lage zu weitestgehender Tatenlosigkeit verdammt.
Dabei gelingt es dem Autor James Lovegrove, der hier ein Story-Konzept von Nancy Holder umgesetzt hat, natürlich nicht immer, bei jeder Figur zu jeder Zeit den richtigen Ton zu treffen und beispielsweise Kaylees auf der Leinwand so erfrischender Optimismus wirkt hier zuweilen reichlich plakativ, doch vermag ein Großteil der Figuren zu überzeugen, gerade was die schmissigen One-Liner und dummen Sprüche angeht, die man freilich auch hier nicht vergeblich suchen muss. Ein wenig irritierend sind vielmehr die offensiven Verweise auf einzelne TV-Episoden, die eingefleischte Fans nicht benötigt hätten, während Neulinge nach diesen nebulösen Andeutungen auch nicht wirklich klüger sind, wobei es dadurch zumindest leichter fällt, Firefly – Großer, verdammter Held chronologisch zwischen Serie und Film zu verorten (wobei auf amerikanischen Seiten gern die Rede davon ist, die Geschichte spiele während der ersten Staffel, allerdings nach Die Botschaft (1.12)). Das ist auch ohne Frage der beste und sinnvollste Weg, nachdem die Geschichte der Serenity und ihrer Crew schon längst in Comic-Form weitererzählt worden ist und man sich nun auf diese Zeit stürzen kann, ohne – Achtung Spoiler! – auf Wash und Book verzichten zu müssen. Andererseits hat das auch zur Folge, dass sich nichts wirklich ändern wird und kann bei den Beziehungen der Figuren zu- und untereinander, was beispielsweise Mals und Inaras unterschwellige Anziehung anbelangt, denn dann würde man natürlich nicht mehr mit dem umgebenden Geschehen konform laufen.
„Der Krieg ist vorbei, Captain“, rief ihm Badger ins Gedächtnis. Er grinste Mal an. „Zumindest offiziell“.
Mal antwortete nicht. Leute neigten dazu, ihn an Dinge zu erinnern, die er längst wusste.
Dann tuckerten Badger und seine Lakaien davon und hinterließen graue Abgaswolken, die in die trübe Luft aufstiegen. Mal wusste, dass er dazu neigte, Badger zu unterschätzen, weil der so gorramn dumm war. Aber dumm und gefährlich schlossen einander nicht aus.
Entsprechend ist Firefly – Großer, verdammter Held weit eher bei den "Story-Driven"- als bei den "Character-Driven"Werken einzuordnen, was wiederum aber das Flair der Geschichte als lose Fortsetzung der TV-Geschichten nur noch verstärkt und auch wenn es ohne Frage noch viel schöner gewesen wäre, wenn man die Serie seinerzeit nicht so unbedacht und vorschnell abgesetzt hätte, bin ich doch dankbar für jeden Ausflug mit dieser liebenswerten Crew und freue mich dementsprechend schon jetzt auf Band 2 der Reihe, der hoffentlich ebenso zeitnah wie dieser hier auch seinen Weg zu uns finden wird, denn auch wenn man bei der literarischen Güte und den dramaturgischen Möglichkeiten Abstriche in Kauf nehmen muss, hat auch dieses Widersehen mit Mal und seinen Weggefährten mir das Herz erwärmt, wenn sie auch beim nächsten Mal gerne wieder gemeinsam ins Abenteuer ziehen können. Last but not least möchte ich aber noch gelobt haben, dass die aus der Show bekannten chinesischen Flüche und Kraftausdrücke sich irritierend gut in den Kontext des geschriebenen Wortes fügen, auch wenn das für Quereinsteiger sicherlich eines der irritierendsten Merkmale an dem Roman sein dürfte. Aber ganz ehrlich, die dürfte es kaum geben, denn entweder ist man bereits Fan oder lässt sich von der Serie infizieren, denn im direkten Vergleich ist dieses Buch natürlich nur ein müder Abklatsch, was man ihm aber schwerlich zum Vorwurf machen kann, zumal ich dankbar bin für jedes neue Material, das immerhin gut sechzehn Jahre nach Einstellung der Serie noch immer nicht abzureißen droht.
Firefly – Großer, verdammter Held
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Abenteuerliche Flüge quer durch das ´Verse - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
James Lovegrove liefert mit Firefly – Großer, verdammter Held eine gleichermaßen solide wie kurzweilige Episode in Buchform ab, die sich irgendwo zwischen Serie und Film verorten lässt und den Browncoats da draußen das Herz zu wärmen imstande ist, auch wenn sicherlich nicht jede Figur hundertprozentig getroffen wird und der Plot tiefgründiger hätte sein dürfen, doch das Herz der Crew der Serenity schlägt auch hier am rechten Fleck und ich für meinen Teil freue mich schon auf weitere Abenteuer in Roman-Form, die in Anbetracht der bereits angekündigten Folgebände in den USA allerdings auch hierzulande nicht lange auf sich warten lassen dürften.
Firefly – Großer, verdammter Held ist am 26.02.19 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
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