Review: Serenity – Flucht in neue Welten (Film)

Firefly/Serenity – Das ganze gorram ´Verse

Firefly/Serenity – Das ganze gorram ´Verse

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Wer mich ein wenig kennt, wird ja schon fast geahnt haben, was heute auf dem Programm steht und folgerichtig ist es natürlich der "Big Damn Movie", der als Sahnehäubchen die eingestellte Whedon-Serie beschließen durfte und der in einem großen Feature zum ´Verse natürlich nicht fehlen darf. Und keine Sorge, in den nächsten Tagen widme ich mich zunächst wieder anderen Themen, bevor ich mich mit den noch ausstehenden Comics etc. befasse.

Serenity
Flucht in neue Welten

Serenity, USA 2005, 119 Min.

Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Joss Whedon
Autor:
Joss Whedon

Main-Cast:
Nathan Fillion (Mal)
Alan Tudyk (Wash)
Adam Baldwin (Jayne)
Summer Glau (River)
Chiwetel Ejiofor (The Operative)
in weiteren Rollen:
Gina Torres (Zoë)
Morena Baccarin (Inara)
Jewel Staite (Kaylee)
Sean Maher (Simon)
Ron Glass (Shepherd Derrial Book)
David Krumholtz (Mr. Universe)
Sarah Paulson (Dr. Caron)

Genre:
Abenteuer | Drama | Science-Fiction | Western

Trailer:

 

Inhalt:

Beginn des 26. Jahrhunderts: Nachdem sich die Menschheit immer weiter vermehrt und die Ressourcen der Erde-von-einst schlussendlich aufgebraucht waren, wandte man sich einem neuen Planetensystem zu und machte zahllose Welten mittels Terraforming bewohnbar, um sie kolonisieren zu können. Während die Kernwelten aber einem hochtechnisierten Standard entsprechen, erinnert das Leben in den Randwelten noch stark an die Zeiten des Wilden Westens. Über all diese Welten wacht die Staatsmacht der sogenannten Allianz, die in der Schlacht von Serenity Valley auf dem Planeten Hera einen vernichtenden Schlag gegen die letzten Unabhängigen – ihrer Kleidung wegen auch Browncoats genannt – führen konnte.

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Beinahe sieben Jahre sind seitdem vergangen und noch immer bereist der frühere Browncoat Malcolm Reynolds nebst Crew mit seinem Firefly-Schiff – der Serenity – das All und hat seit gut acht Monaten zwei ungewöhnliche Passagiere an Bord: Dr. Simon Tam und dessen Schwester River, die er aus den Fängen der Allianz zu befreien wusste. Dia Allianz aber fürchtet um ihre Geheimnisse und will River auch ob ihrer Fähigkeiten unbedingt wieder in die Hände bekommen, weshalb ein Operative geschickt wird, der nicht gewillt ist, sich durch irgendeine Macht davon abhalten zu lassen, seinen Auftrag zu erfüllen. Schnell gerät die Crew in arge Bedrängnis, nicht nur, weil die gefürchteten Reaver ihren Einfluss immer weiter auszudehnen scheinen, sondern auch, weil der Operative sich bereits an ihre Fersen geheftet hat…

Rezension:

Rund drei Jahre nach einer völlig zu Unrecht und verfrüht abgesetzten Serie – die Rede ist natürlich von Firefly – Der Aufbruch der Serenity ein Spielfilmdrehbuch bei einem großen Studio unterbringen zu können und daraus ein bombastisches Science-Fiction-Epos zu zimmern, das einerseits den Geist der Serie noch in sich trägt und andererseits in der Lage ist, auch Quereinsteiger abzuholen ist ein mehr als seltenes Phänomen und im Grunde der Stoff, aus dem Geek-Träume sind und so ist es nicht verwunderlich, diesen nachgelagerten Erfolg Buffy– und Angel-Schöpfer Joss Whedon zuschreiben zu können, der mit seinem Namen mehr als die meisten Kreativen der Branche auch eine eingeschworene wie treue Fan-Gemeinde verbunden sieht. Sicherlich, gerade als Fan der Serie, als Browncoat, wird man auch Abstriche in Kauf nehmen müssen bei Serenity, doch wage ich zu behaupten, dass einem das mitunter bestmögliche Ergebnis präsentiert wird, was man sich von einer auf die große Leinwand überführten Serie hat erwarten können, denn dass die Mechanismen, die Produktion und damit auch das Flair bei TV-Serien und Kinofilmen grundlegend differieren, ist nun einmal nicht von der Hand zu weisen und so ist auch beim Film vieles anders als gewohnt, doch gibt es eben auch genügend Anknüpfungspunkte, die noch während der Sichtung voller Wehmut an die kurzlebige Ausnahmeserie denken lassen.

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Doch man muss sich gedulden, bis es zum eigentlichen Wiedersehen kommt, wofür man jedoch mit einer ungemein großartigen Eingangssequenz belohnt wird, denn nach einem kurzen Intro über die Erde von einst landet man im Freiluftklassenzimmer einer noch kindlichen River Tam, um von dort in eine der Serie vorgelagerte Gegenwart zu wechseln, die sich wiederum nach wenigen Minuten als Vergangenheit entpuppt und höchst effektiv den sogenannten Operative als großen Antagonisten des Films einführt, der von niemand Geringerem als dem späteren Oscar-Nominee Chiwetel Ejiofor (Twelve Years a Slave) verkörpert wird, welcher hier die Nachfolge der "Hands of Blue" antritt, worüber man im die beiden Stories verbindenden Comic-Dreiteiler Die Zurückgelassenen (hierzulande in Serenity – Zwischen den Welten erschienen) ein wenig mehr erfährt und ich muss sagen, dass Whedon kein besserer Glücksgriff hätte gelingen können, denn wo sich alle immer über nur allzu karikaturenhafte, blasse Bösewichte beschweren, stellt der Operative eine nicht zu unterschätzende Ausnahme dar, weil er nicht einfach grausam um der Grausamkeit willen ist, sondern sich einer strengen Doktrin unterordnet und sich über sein Wesen als Monster durchaus bewusst ist, ebenso, wie er sich keine Illusionen macht, in der besseren Welt, für die er einzustehen meint, noch einen Platz haben zu können, doch macht diese reflektierte Art sein Tun und Handeln letztlich nur umso erschreckender.

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Nachdem es Whedon also nicht nur gelungen ist, dem geneigten Zuschauer einen kurzen Abriss darüber zu bieten, wo und zu welcher Zeit man sich befindet und die initiale Flucht der Geschwister Tam, die man ja nun einmal auch in der Serie nicht zu sehen bekommen hat, als Aufhänger für die Geschichte zu etablieren und seinen Operative auf die Reise geschickt hat, folgt der erhebende Moment, als man einen ersten Blick auf die Serenity werfen darf und für den Fan ist es ein Gänsehaut-Moment, auch wenn es nun plötzlich Geräusche im Weltraum gibt, was man in der Serie noch tunlichst zu vermeiden wusste, doch von stimmigen Westernklängen überlagert fällt dies längst nicht so gravierend ins Gewicht wie man meinen würde und die Zugeständnisse verblassen gegenüber dem Gefühl, endlich wieder an Bord zu sein, wenn sich die Crew-Mitglieder zu einem ersten, gewohnt schmissigen und pointierten Schlagabtausch herablassen. Dennoch, eine kleine Kritik muss sich Serenity in der Beziehung gefallen lassen, denn nachdem die Crew im Laufe der vierzehn Folgen umfassenden Serien-Odyssee mehr und mehr zusammengewachsen ist, sind hier doch einige Beziehungen merklich abgekühlt und insbesondere der von Nathan Fillion verkörperte Mal wirkt dermaßen grimmig und verbissen zuweilen, dass man beinahe das Gefühl bekommen mag, er bewege sich out-of-character, doch schaffen auch hier der verbindende Comic und einige Andeutungen im Film erhellende Momente, schließlich hat nicht nur Inara sondern mittlerweile auch Shepherd Book der Serenity den Rücken gekehrt.

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Von diesem Punkt ausgehend entfaltet sich aber dennoch recht bald das gewohnte Flair und Whedon lässt es sich nicht nehmen, mit einem klassischen Heist zu eröffnen, der so auch eins zu eins in der Serie hätte stattfinden können, ohne jedoch dabei annähernd so gut auszusehen, denn das höhere Budget macht sich doch schon ab dem ersten Moment bemerkbar, wie man eingestehen muss, wobei das gar nicht negativ gemeint ist, denn dennoch wirkt Serenity zu keinem Zeitpunkt nur annähernd so gelackt und herausgeputzt wie andere einschlägige Science-Fiction-Filme oder die seinerzeit gern zum Vergleich herangezogenen Star Wars-Prequel-Teile mit ihrer computergenerierten Sterilität. Vor allem aber geht es untereinander gewohnt ruppig zu und insbesondere dieser Raubein-Charme war es auch schon im Fernsehen, der die Crew aus Tagelöhnern, Söldnern und Ex-Soldaten stets so liebenswert gemacht hat. Um aber auf den Heist-Plot zurückzukommen, dient der natürlich auch zuvorderst dazu, erneut das Thema Reaver aufzugreifen, die innerhalb der Serien-Kontinuität nach nur wenigen Folgen kaum noch Erwähnung gefunden haben, geschweige denn wirklich in Aktion getreten sind doch hier nun soll sich dieser Umstand ändern und mein Gott, was habe ich den Film dafür damals schon geliebt, denn vor dem ganzen Zombie-Hype über TV-Shows wie The Walking Dead bis hin zu Blockbustern wie World War Z war diese Art der Inszenierung damals noch beinahe eine Seltenheit (ja, ich weiß, es handelt sich "nur" um Kannibalen, nicht um Untote, aber der Vergleich hinkt trotzdem nicht allzu sehr) und vor allem ein unbestreitbar effektives Element, womit selbst der Film für sich alleinstehend zu unterstreichen wusste, dass er neben stimmigem Science-Fiction-Western auch allenthalben gerne mal im Action- oder eben auch Horror-Genre mäandert, ganz davon abgesehen, dass hier nun endlich mehr über die Herkunft der Reaver in Erfahrung gebracht werden wird, was erneut einen ziemlich offen gebliebenen Handlungsstrang aufgreift.

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Derer gibt es ja nun leider aufgrund der verfrühten Absetzung der Serie einige und es ist schön zu sehen, dass diese zwar einerseits durchaus zu Ende gedacht werden, man aber auch nicht der Versuchung erlegen ist, gleich sämtliche Geheimnisse zu lösen, denn während sich beispielsweise schon in der Firefly-Folge Fernab der Zivilisation (1.03) anzudeuten begann, dass Shepherd Book eine umtriebige Vergangenheit hinter sich hat und weit mehr ist als nur ein unscheinbarer Prediger, begnügt sich Whedon auch im Film mit wenigen Andeutungen in diese Richtung, lagert die eigentlichen Offenbarungen aber in den später erschienenen Comic-Band Shepherds Geschichte aus. Das muss er auch, denn wie sich das für einen Spielfilm dieser Art und Güte gehört, passiert natürlich auch einiges an Action, wobei Serenity diesbezüglich ebenfalls mit Einfalls- und Abwechslungsreichtum zu punkten versteht, denn von Schiffs-Verfolgungsjagden über Schwert- und Faustkämpfe sowie eine Weltraumschlacht ist hier wirklich alles vertreten.

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Dennoch findet der Film auch Zeit für viele gelungene Charaktermomente, greift unter anderem die bis dato schwelende Zuneigung zwischen Simon und Kaylee auf, beleuchtet Rivers desolate Psyche und lässt Zoe mehr als einmal an ihrem Captain zweifeln, der zwar schon vorher ohne Glaube, nun aber gar ohne Hoffnung zu sein scheint. Freilich ist aber auch bei Serenity in der Beziehung nicht alles eitel Sonnenschein und wer Whedon kennt, der ist oder sollte bereits leidgeprüft sein, was den Tod von liebgewonnenen Charakteren angeht und in der Beziehung geht der Film nun einmal in die Vollen, was ich ihm verzeihen könnte, wenn es Whedons eigene und ursprüngliche Intention gewesen wäre, doch wie sich recherchieren lässt, war dies eine Vorgabe des Studios, um bei einer möglichen Fortsetzung nicht prompt eine bis dato neunköpfige Crew verpflichten und bezahlen zu müssen, weshalb die Tode auch bei der x-ten Sichtung noch einen bitteren Beigeschmack haben (was sie sonst natürlich auch hätten).

Szenenbild aus Serenity - Flucht in neue Welten | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Dessen ungeachtet ist und bleibt Serenity – und das kann ich nun nach der ich-weiß-nicht-wievielten Sichtung erneut unterstreichen – einer der überzeugendsten und abwechslungsreichsten Science-Fiction-Filme, die mir bislang untergekommen sind, was zwar nicht zuvorderst an der Originalität der Geschichte liegen mag, die sich zugegebenermaßen an vielen einschlägigen Elementen bedient, umso mehr aber an der stimmigen Verbindung der einzelnen Elemente und der ungebrochen einzigartigen Crew, die hier zwar schwere Verluste hinnehmen muss und sich in teils gänzlich ungeahnte Gefilde wagt, der ich aber bedenkenlos bis ans Ende des Verse folgen würde, weshalb es mich schon jetzt in den Fingern juckt, den weiteren Comic-Stories meine Aufmerksamkeit zu schenken.

Fazit & Wertung:

Joss Whedons Serenity – Flucht in neue Welten setzt da an, wo Firefly aufhört und auch wenn der Film in seiner Opulenz nicht ganz den teils trashigen Charme der Serie erreicht, gelingt ihm der Spagat, sowohl neue Zuschauer als auch alte Hasen gleichermaßen ins Boot – oder in dem Fall auf die Serenity – zu bekommen ausnehmend gut und punktet allem voran mit seinen charismatischen Darstellern sowie dem stimmigen wie abwechslungsreichen Konglomerat unterschiedlichster Genre-Einflüsse, die auch schon die Serie zu etwas Besonderem haben werden lassen.

9 von 10 abenteuerlichen Flügen quer durch das ´Verse

Serenity - Flucht in neue Welten

  • Abenteuerliche Flüge quer durch das ´Verse - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Joss Whedons Serenity – Flucht in neue Welten setzt da an, wo Firefly aufhört und auch wenn der Film in seiner Opulenz nicht ganz den teils trashigen Charme der Serie erreicht, gelingt ihm der Spagat, sowohl neue Zuschauer als auch alte Hasen gleichermaßen ins Boot – oder in dem Fall auf die Serenity – zu bekommen ausnehmend gut und punktet allem voran mit seinen charismatischen Darstellern sowie dem stimmigen wie abwechslungsreichen Konglomerat unterschiedlichster Genre-Einflüsse, die auch schon die Serie zu etwas Besonderem haben werden lassen.

9.0/10
Leser-Wertung 9.36/10 (11 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 9/10 Punkte

Serenity – Flucht in neue Welten ist am 02.03.06 auf DVD und am 18.12.08 auf Blu-ray im Vertrieb von Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (4)

  1. bullion 24. August 2016
  2. Ingo Schulze 29. August 2016

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