Review: Peppermint – Angel of Vengeance (Film)

Kommen wir heute zu einer der morgigen Heimkino-Neuerscheinungen, die mich leider allerdings nur mäßig vom Hocker zu hauen wusste, weil es dem Film schlichtweg nicht gelingt, großartig Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln, ganz davon abgesehen, dass es auch dramaturgisch zuweilen ein wenig hakt.

Peppermint
Angel of Vengeance

Peppermint, USA/HK 2018, 101 Min.

Peppermint - Angel of Vengeance | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Pierre Morel
Autor:
Chad St. John

Main-Cast:
Jennifer Garner (Riley North)
in weiteren Rollen:
John Ortiz (Detective Moises Beltran)
John Gallagher Jr. (Detective Stan Carmichael)
Juan Pablo Raba (Diego Garcia)
Annie Ilonzeh (FBI Agent Lisa Inman)

Genre:
Action | Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Peppermint - Angel of Vengeance | © Universum Film
© Universum Film

Am Ende eines schönen Tages im Vergnügungspark werden vor den Augen von Riley North ihr Mann Chris und die gemeinsame Tochter Carly von drei vorbeifahrenden Gangstern erbarmungslos über den Haufen geschossen. Beide sterben und Riley überlebt schwerverletzt. Doch obwohl es ihr gelingt, die drei Schützen zu identifizieren, stuft der Richter die Beweislast als nicht ausreichend ein, um ein Verfahren zu eröffnen, derweil er für Riley psychiatrische Betreuung empfiehlt. Die kann es nicht fassen und flieht, um für fünf lange Jahre unterzutauchen. Zurück in der Stadt, startet sie einen beispiellosen Rachefeldzug und knüpft zunächst die drei Gangster am Riesenrad auf, was ihr gleichsam die Aufmerksamkeit der Polizei als auch des FBI einbringt. Davon allerdings lässt sich die schießwütige wie tatkräftige Riley nicht beirren und tastet sich Stück für Stück an Diego Garcia, das Oberhaupt des Drogen-Kartells heran, der damals den Mord befohlen hat…

Rezension:

Es ist schon erstaunlich, wie Peppermint beispielsweise in der IMDb gehandelt wird, denn dort ist entweder vom nächsten Kult-Action-Film, alternativ aber auch vom schlechtesten Film aller Zeiten die Rede, wobei ich für mich persönlich die Wahrheit wieder einmal irgendwo dazwischen verorten würde, denn auch wenn beide Positionen zugegebenermaßen radikal wirken, steckt doch in ihnen beiden ein Fünkchen Wahrheit. So ist der von Pierre Morel (Taken) inszenierte Film nämlich als Revenge-Reißer durchaus unterhaltsam und kurzweilig, lädt aber auch nicht unbedingt dazu ein, länger über den Plot nachzudenken, denn dann türmen sich Ungereimtheiten auf Ungereimtheiten, was die gesamte Dramaturgie des Ganzen umfasst. Wer allerdings überzeugt und damit auch dieses Sammelsurium aus Versatzstücken und mehr oder minder einfallsreichen Szenen zusammenhält, ist Jennifer Garner (Dallas Buyers Club) als Racheengel Riley North, die fiese Gangster für den Mord an ihrer Familie büßen lassen will.

Szenenbild aus Peppermint - Angel of Vengeance | © Universum Film
© Universum Film

Damit kämen wir aber zu Kernproblem Nummer zwei, das sich ebenfalls nicht so recht von der Hand weisen lässt, denn Prämisse und Aufhänger für Peppermint wirken wie eine 1:1-Kopie von The Punisher mit vertauschten Geschlechterrollen. Hier wie dort kommt der Rest der Familie in einem Vergnügungspark unverschuldet ums Leben und es liegt nun an der verbleibenden Person, Rache zu üben. Nun gut, die Geschichte nimmt zwar von diesem Moment an andere Wege, doch ist diese Übereinstimmung durchaus als frappant zu bezeichnen, zumal man das Ganze wenigstens vom Rummel hätte weg verlegen oder sonst wie abwandeln können. Letztlich ist es aber auch fast egal, was die Beweggründe für Riley Norths‘ Rachefeldzug sind, weshalb Morel selbige in Windeseile abhandelt, um von diesem tragischen Ereignis fünf Jahre nach vorn und zurück in die Gegenwart zu springen, wo sich Riley längst zur resoluten wie eiskalten Kämpferin gemausert hat. Über den Werdegang und die Stationen erfährt man leider relativ wenig, außer dass zwei beflissene FBI-Agenten einen kurzen Abriss dessen geben, was von Riley im Internet erspäht werden konnte, wodurch Drehbuchautor Chad St. John (London Has Fallen) auch an dieser Stelle Chancen vergibt.

Nun könnte man unterstellen, dass Morel und St. John übereingekommen sind, derartige Trivialitäten außenvor zu lassen, um einen beinharten Actioner ohne Verschnaufpause zu schaffen, doch ist dem leider auch nicht so und für mein Empfinden ist Peppermint mit seinen fast zwei Stunden zudem zu lang, denn das Aufmischen eines ganzen Drogen-Kartells ist einerseits doch ziemlich generisch, zieht sich andererseits viel zu lange hin, derweil die eigentlichen Auseinandersetzungen immerhin durchaus gelungen choreografiert sind und eine gewisse Härte nicht missen lassen, ohne dass es übertrieben und absurd werden würde. Hier kommt dem Film auch der Einfallsreichtum von Hauptfigur Riley zupass, die doch teils unerwartete wie elegante Wege findet, ihre Gegner auszuschalten. Schade nur, dass ich auch Juan Pablo Raba als Gangsterboss Diego Garcia lange Zeit nicht ernst nehmen konnte, denn dadurch verliert der Film natürlich einiges an Momentum, wenn dem großen Antagonisten seine Bedrohlichkeit schlichtweg nicht abkauft.

Szenenbild aus Peppermint - Angel of Vengeance | © Universum Film
© Universum Film

Zuletzt ändert sich das zwar noch und insbesondere das letzte Filmdrittel wusste mich durchweg zu unterhalten, doch kam Peppermint für mich nie so recht in den Flow, dass ich wie gebannt vor dem Bildschirm gekauert hätte, sondern dümpelte trotz tragischer Vorgeschichte und deftig inszenierter Action dem Gefühl nach die meiste Zeit vor sich hin, was noch dadurch unterstrichen wird, dass es ein paar ziemlich sinnlose Entscheidungen gegeben hat, manche Tötungen im Rahmen des Rachefeldzugs von Riley North gar gänzlich im Off stattfinden zu lassen, so dass man hiervon nur durch Unterhaltungen erfährt. Das mutet beim Thema des Films schlichtweg merkwürdig an und ließ sich für mich nicht logisch erklären, zumal im Umkehrschluss üppige Zeiten darauf verwendet worden sind zu zeigen, wie Riley ein paar namenlose Gangster aufmischt, die mit der eigentlichen Sache eben überhaupt nichts zu tun haben und dummerweise nur zwischen ihr und Fiesling Garcia stehen, der die Ermordung ihrer Familie seinerzeit befohlen hat. Was bleibt ist ein Actionfilm, den man sich sicherlich anschauen kann, der aber inszenatorisch wie inhaltlich nichts zu bieten hat, was man nicht schon zigfach gesehen hätte. Dabei setzt der Rache-Plot zudem öfter die falschen Akzente und wartet mit leider weit mehr als nur einer Unsinnigkeit auf, die sich leicht hätte vermeiden lassen können.

Fazit & Wertung:

In Pierre Morels Peppermint – Angel of Vengeance weiß Jennifer Garner als Racheengel zwar zu überzeugen, doch in Sachen Plot und Dramaturgie hapert es zuweilen gewaltig, von logischen Brüchen und Ungereimtheiten ganz zu schweigen. Als solide Action-Unterhaltung sicherlich einen Blick wert, aber längst nicht so packend und grimmig, wie die Chose hätte werden können.

5,5 von 10 wilden Schießereien

Peppermint – Angel of Vengeance

  • Wilde Schießereien - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

In Pierre Morels Peppermint – Angel of Vengeance weiß Jennifer Garner als Racheengel zwar zu überzeugen, doch in Sachen Plot und Dramaturgie hapert es zuweilen gewaltig, von logischen Brüchen und Ungereimtheiten ganz zu schweigen. Als solide Action-Unterhaltung sicherlich einen Blick wert, aber längst nicht so packend und grimmig, wie die Chose hätte werden können.

5.5/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimmen)
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Peppermint – Angel of Vengeance erscheint am 12.04.19 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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