Review: Replicas (Film)

Kommen wir auch heute wieder zu einem – in meinen Augen – sehr enttäuschenden Film, bei dem ich es aber immerhin schon im Vorfeld geahnt habe, dass er mich nicht würde abholen können.

Replicas

Replicas, UK/CN/PR/USA 2018, 107 Min.

Replicas | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Jeffrey Nachmanoff
Autor:
Chad St. John

Main-Cast:
Keanu Reeves (William Foster)
in weiteren Rollen:
Alice Eve (Mona Foster)
Thomas Middleditch (Ed Whittle)
John Ortiz (Jones)

Genre:
Drama | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Replicas | © Concorde
© Concorde

Als die Familie des Neurowissenschaftlers Will Foster bei einem Autounfall ums Leben kommt, sieht er sich zu drastischen Schritten gezwungen, ist er schließlich auf der Arbeit mit der Aufgabe betraut, Teile des menschlichen Gehirns in Roboterkörper zu transferieren. Das Verfahren, eigentlich für schwer verletzte Militärs entworfen, ist zwar noch nicht gänzlich ausgereift, doch in seiner Verzweiflung setzt Will alles daran, diesmal Erfolg zu haben. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ed Whittle entwendet er die benötigten Gerätschaften und leitet alles Nötige von daheim in die Wege. Letztendlich glückt der Feldversuch und es gelingt ihm, seine Familie zu klonen. Deren Erinnerungen wurden um den Unfall bereinigt und alles scheint zunächst normal zu sein, doch als die Regierung Wind von der Sache bekommt, muss Foster sich der Tatsache stellen, dass sein Tun nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch hochgradig illegal gewesen ist…

Rezension:

Gleichwohl die Kritiken zu Replicas ja recht durchwachsen sind, konnte ich doch nicht langfristig einen Bogen um den Film machen, denn einerseits erscheinen mir Science-Fiction-Filme dieser Machart und Marschrichtung noch immer ungebrochen lohnend, andererseits war ich neugierig, wie sich Keanu Reeves in diesem doch ungewöhnlichen Projekt würde behaupten können. Leider aber sollten die eher kritischen Stimmen in meinen Augen Recht behalten, denn auch wenn die Ausgangslage und das darum erbaute Story-Konstrukt spannend gewesen sein mag, wirkt allein das Drehbuch seitens Chad St. John (Peppermint) schon nicht sonderlich ausgereift und insbesondere in der ersten Hälfte hat er mit einigem dramaturgischen Leerlauf zu kämpfen, zumal natürlich vom ersten Moment an klar ist, dass Foster Erfolg damit haben wird, seine Familie zu klonen, die eigentlichen Probleme damit aber erst beginnen. Und exakt so kommt es natürlich auch, was die doch sehr oberflächlich bleibenden Grundsatzdebatten und ein wenig wissenschaftliches Fach-Kauderwelsch nur umso trivialer und unnötiger erscheinen lassen.

Szenenbild aus Replicas | © Concorde
© Concorde

Hinzu kommt, dass gleich zu Beginn ein gar grausig animierter Roboter in Szene gesetzt wird, der dummerweise auch noch in einem späteren Schlüsselmoment zum Tragen kommt, was in Anbetracht der wirklich miesen Effekte jede Szene mit ihm unfreiwillig komisch macht und folglich dramaturgisch entkräftet. Auch ansonsten muss man aber teils gehörig die Augen zudrücken bei Replicas, denn allein der Umstand, dass Will Foster beinahe im Alleingang und noch dazu im eigenen Heim ein Verfahren perfektioniert, das in einem eigens ausgestatteten, mit Budget und Belegschaft versehenen Labor bisher nicht geglückt ist, wirkt ebenfalls reichlich krude um den narrativen Anspruch des Ganzen herumgezimmert. Ebenso gewollt wirkt dadurch auch die Hilfe von Wissenschaftler-Kollege Ed Whittle (Thomas Middleditch, The Final Girls), der am Ende doch nur als Stichwortgeber und Plot-Device fungiert, auch wenn ich zugeben muss, dass es Middleditch zumindest gelingt, seine Figur sympathisch und liebenswert erscheinen zu lassen.

Schauspielerisch muss der sich allerdings genauso wenig ein Bein ausreißen wie Keanu Reeves (John Wick), der zwar sicherlich einen soliden Job macht, aber schon häufiger deutlich mehr hat begeistern können, hier als schablonenhaft skizzierter Neurowissenschaftler also eher auf Sparflamme agiert. Noch schlimmer trifft es allerdings Alice Eve (Das Jerico-Projekt), die als Wills Frau Mona besetzt worden ist, im Kontext der Erzählung aber durch die Bank verschenkt wirkt und kaum etwas wirklich Sinnstiftendes zu tun bekommt, wenn man einmal davon absieht, dass sie zudem durch den frühen, wenn auch nicht endgültigen Tod ihrer Figur lange Zeit überhaupt nichts zu tun hat. John Ortiz (Peppermint) als Antagonist Jones trifft es allerdings noch härter und er entwickelt kaum Profil, ist eben einfach "notwendiges Übel" im Kontext des Plots, bleibt allerdings kaum in Erinnerung.

Szenenbild aus Replicas | © Concorde
© Concorde

So mag Replicas zwar mit interessanter, wenn auch nicht innovativer, Prämisse daherkommen, doch weder Handlung noch Figuren wirken wirklich ausgereift, so dass sie auch nicht gegenseitig die Schwächen des jeweils anderen Parts ausbügeln könnten. Der von Jeffrey Nachmanoff inszenierte Streifen mag damit zwar kein hundertprozentiger Totalausfall sein, kämpft aber doch mit einigen dramaturgischen wie inszenatorischen Schwächen und schleppt sich gerade zu Beginn eher mühsam voran. In der zweiten Hälfte immerhin zieht das Tempo langsam aber merklich an und zuweilen weiß gar das Skript zu überraschen, doch auch hier hat man es im selben Maße mit wenig einfallsreichen Wendungen und schlechten Effekten zu tun, während sich natürlich auch die "Bösen" dämlicher anstellen, als man es glauben mag. Der Grundgedanke des Films passt, wird aber leider kaum über Plattitüden hinausgehend behandelt und zugunsten eines rudimentär skizzierten Thriller-Plots schlussendlich ganz fallen gelassen, so dass sich das Werk – leider – selbst für ausgewiesene Genre-Fans kaum wirklich lohnt.

Fazit & Wertung:

Jeffrey Nachmanoff offeriert mit Replicas einen vielversprechenden Science-Fiction-Thriller, der allerdings aus seinem Thema und den sich daraus ergebenden Konflikten herzlich wenig anzufangen weiß und weitestgehend nur an der Oberfläche dessen kratzt, was möglich gewesen wäre. Nur spärlich ausgearbeitete Figuren und ein mäßig einfallsreicher Handlungsablauf an sich lassen ihn dann schließlich auch offiziell in der Belanglosigkeit versanden.

4 von 10 Versuchen, die eigene Familie zu klonen

Replicas

  • Versuche, die eigene Familie zu klonen - 4/10
    4/10

Fazit & Wertung:

Jeffrey Nachmanoff offeriert mit Replicas einen vielversprechenden Science-Fiction-Thriller, der allerdings aus seinem Thema und den sich daraus ergebenden Konflikten herzlich wenig anzufangen weiß und weitestgehend nur an der Oberfläche dessen kratzt, was möglich gewesen wäre. Nur spärlich ausgearbeitete Figuren und ein mäßig einfallsreicher Handlungsablauf an sich lassen ihn dann schließlich auch offiziell in der Belanglosigkeit versanden.

4.0/10
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vgw

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