Review: My Days of Mercy (Film)

Da nunmehr schon wieder Dienstag ist, wird es ja auch schon wieder Zeit für meine erste Filmkritik diese Woche und da habe ich mich – auch zu meinem Glück – diesmal für ein cineastisches Kleinod entschieden, das mir doch trotz schwerem Thema ausnehmend gut gefallen hat.

My Days of Mercy

My Days of Mercy, USA/UK 2017, 108 Min.

My Days of Mercy | © Koch Media
© Koch Media

Regisseurin:
Tali Shalom-Ezer
Autor:
Joe Barton

Main-Cast:
Ellen Page (Lucy)
Kate Mara (Mercy)
in weiteren Rollen:
Amy Seimetz (Martha)
Brian Geraghty (Weldon)
Elias Koteas (Simon)

Genre:
Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus My Days of Mercy | © Koch Media
© Koch Media

Lucy reist gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Martha und ihrem kleinen Bruder Ben im Wohnmobil quer durch die USA, um an Demonstrationen gegen die Todesstrafe teilzunehmen, da ihr eigener Vater im Gefängnis sitzt und hingerichtet werden soll für den angeblichen Mord an seiner Frau, der Mutter ihrer drei Kinder. Eines Tages begegnet Lucy bei einer der Demonstrationen der attraktiven Mercy, doch die allerdings steht auf Seiten ihrer konservativen Eltern, die sich vehement für die Todesstrafe aussprechen. Während die beiden sich anfreunden, bietet Mercy an, ihre Kontakte zu nutzen, um den Fall von Lucys Vater neu aufrollen zu lassen, nachdem die vehement dafür eintritt, dass er unschuldig ist. Und während die geplante Hinrichtung näher rückt, beginnen Lucy und Mercy alsbald eine leidenschaftliche Beziehung, auch wenn sie sich oft nur kurze Zeit sehen können und eben noch immer auf unterschiedlichen Seiten der Demonstrierenden stehen, was allerdings ihre Gefühle füreinander kaum trügt…

Rezension:

Kaum verwunderlich, dass mich insbesondere die beiden Hauptdarstellerinnen Ellen Page und Kate Mara dazu verleitet haben, mich nunmehr dem bereits 2017 entstandenen My Days of Mercy zu widmen, zumal die beiden – auch privat miteinander befreundet – nicht nur die Hauptrollen übernommen haben, sondern auch als Produzentinnen in Erscheinung treten, was das Ganze schon durchaus als Herzensprojekt kennzeichnet. Für die Regie indes zeichnet Tali Shalom-Ezer verantwortlich, der es tatsächlich gelingt, die unterschiedlichen Ansätze des Films die meiste Zeit gekonnt unter einen Hut zu bringen. So widmet sich der Plot des Ganzen zwei zunächst unvereinbar scheinenden, aber auch heutzutage noch inbrünstig wie kontrovers diskutierten Themen, auch wenn es für sich genommen natürlich schon bedauerlich ist, dass die hier gezeigten Geschehnisse dieser Tage – in Bezug auf die Todesstrafe zumindest in Teilen der USA – noch immer als aktuell zu betrachten sind. Allein aus diesem Umstand heraus generiert das Werk natürlich schon eine dramatische wie beklemmende Grundstimmung, wenn sich die Demonstrationsgegner ein ums andere Mal vor den jeweiligen Gefängnissen begegnen, doch transportiert wird die Geschichte natürlich vorrangig über die Einzelschicksale ihrer beiden Protagonistinnen, wobei Lucy hier klar im Vordergrund der Schilderungen steht.

Szenenbild aus My Days of Mercy | © Koch Media
© Koch Media

Das Kennenlernen der beiden verläuft dabei genauso unaufgeregt und authentisch wie im wahren Leben, was den Film unmittelbar für die beiden einnimmt, die mit ihren unterschiedlichen Meinungen zur Todesstrafe zwei tragischen Liebenden gleichkommen, während unterschwellig natürlich ebenso klar sein dürfte, dass der Umstand einer lesbischen Beziehung zumindest bei Mercys erzkonservativem Elternhaus mutmaßlich zu Ablehnung und Verurteilung führen muss. Hier ist im Übrigen auch einer der wenigen Schwachpunkte des Films zu finden, denn wenn Lucy im weiteren Verlauf erkennen muss, dass Mercy ihrer Familie nichts von ihrer Beziehung erzählt hat (und ich entschuldige mich gleich für diesen wirklich sehr milden Spoiler), dann ist das einzig für Lucy, nicht aber den Zuschauer überraschend, denn diese Art Szene und Konfrontation hat man schon Dutzende Male erlebt, ohne dass hier etwas Neues oder Überraschendes beigemischt worden wäre. Weit interessanter und gelungener ist da die aufkeimende Beziehung der beiden als solche, die in ihrer Leidenschaft und Hingabe füreinander stets im Schatten dessen steht, was der eigentliche Grund ist, dass sie sich an unterschiedlichsten Orten in den Vereinigten Staaten begegnen.

Während unregelmäßige Texteinblendungen darüber informiert halten, wie viel Zeit noch bis zur geplanten Hinrichtung von Lucys Vater vergehen wird, bleiben vielmehr die gezeigten "Henkersmahlzeiten" in Erinnerung, die an den jeweiligen Schauplätzen eingeblendet werden, während Todesstrafen-Befürworter und -Gegner vor den Toren Position beziehen. Dergestalt gelingt My Days of Mercy die Gratwanderung zwischen Gesellschafts- und Beziehungs-Drama, ohne dass sich beide Aspekte je in die Quere kommen würden, sondern sich eben auf wundersame Art ergänzen, was eben nicht nur an dem gelungenen Drehbuch von Joe Barton liegt, sondern natürlich vorrangig Ellen Page (Into the Forest) und Kate Mara (Das Morgan Projekt) zu verdanken ist, die eben nicht nur in ihren jeweiligen Rollen überzeugen, sondern auch in der Chemie zueinander, was insbesondere in den intimeren Momenten durchschlägt, zumal die Zeit der Zweisamkeit eben auch als Gegengewicht, als Parallelwelt zur aufgeheizten Stimmung vor den Gefängnissen sowie der angespannten Lage bei Lucy daheim zu fungieren hat.

Szenenbild aus My Days of Mercy | © Koch Media
© Koch Media

Und hier überzeugt My Days of Mercy dann bis ins Detail, denn während der Fokus auf der Beziehung von Lucy und Mercy liegen mag, widmet sich eben ein nicht unwichtiger Sub-Plot der Frage, ob die Hinrichtung von Lucys Vater womöglich noch zu stoppen ist, ob neue Beweise den Fall in ein neues Licht zu tauchen imstande wären und was andernorts entweder zu viel oder zu wenig Raum einnehmen würde, wirkt hier gerade richtig dosiert. Dem Thema geschuldet ist Shalom-Ezers Film freilich mitnichten leichte Kost, aber schon ungemein sehenswert dadurch, wie sensibel und authentisch man sich dem Ganzen nähert, um ein ungeschöntes und kompromissloses Bild zu liefern, das trotz brisantem und diskussionswürdigen Thema (gemeint ist natürlich die Todesstrafe, nicht die Homosexualität von Lucy und Mercy) nicht darauf verfällt, die eine oder andere Seite der Diskussion zu verteufeln.

Fazit & Wertung:

Tali Shalom-Ezer offeriert mit My Days of Mercy ein sensibel und feinfühlig inszeniertes Drama, das vor dem Hintergrund des inbrünstig diskutierten Für und Wider der Todesstrafe eine von den Umständen überschattete Liebesgeschichte erzählt, die dank der hingebungsvollen Performance seitens Ellen Page sowie Kate Mare zutiefst berührt.

8,5 von 10 intimen Momenten der Zweisamkeit

My Days of Mercy

  • Intime Momente der Zweisamkeit - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Tali Shalom-Ezer offeriert mit My Days of Mercy ein sensibel und feinfühlig inszeniertes Drama, das vor dem Hintergrund des inbrünstig diskutierten Für und Wider der Todesstrafe eine von den Umständen überschattete Liebesgeschichte erzählt, die dank der hingebungsvollen Performance seitens Ellen Page sowie Kate Mare zutiefst berührt.

8.5/10
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vgw

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