Heute habe ich mal wieder so ein richtiges Donnerstags-Schmankerl im Gepäck, namentlich einen Film, der tatsächlich so mies ist, dass ich es selbst zunächst kaum fassen konnte. Leider – in meinen Augen – nicht einmal als absoluter No-Brainer empfehlenswert, aber vielleicht sieht das ja mancher anders.
The 2nd
The 2nd, USA 2020, 93 Min.
© LEONINE
Brian Skiba
Eric Bromberg
Paul Taegel
Ryan Phillippe (Vic Davis)
Casper Van Dien (Driver)
Jack Griffo (Sean Davis)
Lexi Simonsen (Erin Walton)
Richard Burgi (Director Phillips)
Samaire Armstrong (Olivia)
Jacob Grodnik (Neal)
Randy Charach (Justice Walton)
William Katt (Bob Jeffers)
Action
Trailer:
Inhalt:
© LEONINE
Während sich Vic Davis, seines Zeichens Agent des Secret Service, auf den Weg macht, seinen Sohn Sean für die Ferien vom College abzuholen, ist Sean mittlerweile mit Erin, der Tochter eines Richters, allein auf dem Campus. Als Vic an der Schule eintrifft, wird ihm allerdings bald klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, denn der zur Abholung von Erin abgestellte Agent macht einen mehr als dubiosen Eindruck und eine ganze Handvoll auffallend unauffälliger Leute lungert am vermeintlich menschenleeren Campusgelände herum. Schnell wird offenbar, dass anscheinend ein Söldnertrupp abgestellt worden ist, die Richters-Tochter zu entführen, doch haben die Profis natürlich nicht damit gerechnet, sich einem Geheimdienstagenten entgegenstellen zu müssen…
Rezension:
Ich war ja durchaus neugierig, was eigentlich Ryan Phillippe dieser Tage so treibt, muss aber nach der Sichtung von The 2nd einräumen, dass meine Neugierde wohl besser unbefriedigt geblieben wäre, denn das, was einem hier als Action-Thriller verkauft werden soll, erreicht vielerorts nicht einmal C-Movie-Niveau und wirkt nicht nur dramaturgisch, sondern auch inszenatorisch so dermaßen mit der heißen Nadel gestrickt, dass es noch nicht einmal mehr auf einer trashigen Ebene unterhaltsam wirkt. Das beginnt schon mit der einleitenden Szene, die uns nichts anderes verdeutlichen soll, als das Davis (Phillippe) ein zwar fähiger Agent ist, aber nicht verhindern kann, dass sein Partner bei einem Einsatz zu Tode kommt, was natürlich im weiteren Verlauf absolut gar keine Rolle mehr spielen wird. Dergestalt gänzlich ohne Charaktereigenschaften, Profil oder Tiefe ausgestattet, macht sich nunmehr Davis auf, seinen Sohn vom Campus abzuholen und verabschiedet sich zuvor noch von seiner hübschen jungen Freundin Olivia verabschieden, die ebenfalls keine Rolle mehr spielen wird, womit dann auch der Part von Samaire Armstrong (The O.C.) weitestgehend abgefrühstückt wäre.
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Während man also nun noch kurz vertraut gemacht wird mit der zu kidnappenden Richters-Tochter Erin (Lexi Simonsen) und Vics Sohn Sean (Jack Griffo), kommt es alsbald zum Auftritt des auf supercool und abgebrüht getrimmten Casper Van Dien (den ich zuletzt in einer klitzekleinen Rolle in Alita: Battle Angel gesehen habe) als namenlos bleibender "Driver", der dann auch im Alleingang die Campus-Security über den Haufen schießen darf. Keine Sorge, ich will weder den Film nacherzählen, noch sonderlich spoilern, derweil dies alles Dinge sind, die sich innerhalb der Einführungsrunde ereignen, was allerdings nicht bedeuten soll, dass es danach innovativer oder besser würde für The 2nd. Letztlich ließe sich der Mittelteil des Films auch damit zusammenfassen, dass eine Handvoll generischer Schurken auf einen nicht minder generischen Agent gehetzt werden, der sie nach und nach ausschaltet, während die Konfrontation zwischen Davis und Driver selbstredend für das große Finale aufgespart wird.
Wenn das alles dann wenigstens handwerklich gut inszeniert wäre, könnte das muntere, aber sinnbefreite Treiben ja noch Freude machen, doch teilweise gehen von Kugeln getroffene Schurken ungelogen erst zeitverzögert zu Boden, weiß der Kameramann anscheinend oft nicht wohin mit sich und der Linse, während selbst der versierte Agent Davis Anfängerfehler macht, die selbst mir als absoluten Laien im Häuserkampf so nicht passieren würden. Man könnte behaupten, dass Regisseur Brian Skiba und die Drehbuchautoren Eric Bromberg sowie Paul Taegel eine stimmige Einheit bilden, nur bedeutet das in dem Fall leider nichts annähernd Positives, sondern nur, dass sich alles auf einem konstant niedrigen, für viele Beteiligte sicherlich regelrecht beschämenden Niveau bewegt. Entsprechend vereint The 2nd so ziemlich alles an erzählerischem Blödsinn, was den Verantwortlichen auf die Schnelle eingefallen sein mag, wobei tatsächlich nicht nur das hanebüchene Finale stellvertretend für die generisch-einfallslose Inszenierung herangezogen werden muss, sondern insbesondere die abschließende, aus dem Hut gezauberte Szene, die dem Ganzen final noch einmal die (Deppen-)Krone aufsetzt.
© LEONINE
Da hilft es dann auch wirklich absolut nicht mehr, dass Ryan Phillippe (Reclaim) irgendwann einmal auch gute Sachen gedreht hat und auch nicht, dass sich dessen Film-Sohn Sean binnen einer Nacht zum veritablen Überlebenskünstler mausert. Zugegeben, Chancen, sich zu profilieren, bietet das Skript auch wirklich absolut niemandem und ich könnte nicht sagen, wo man hier als beteiligter Mime hätte ansetzen können, um der eigenen Figur so etwas wie Charakter zu verleihen. Aber um auf einer wohlwollenden Note zu enden, lässt sich positiv vermerken, dass der "Spaß" dann immerhin in kaum anderthalb Stunden durchexerziert ist und man sich wieder gehaltvolleren – oder auch nur unterhaltsameren – Dingen widmen kann, als diesem Unfall von Film weiter Zeit zu opfern.
The 2nd
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Stümperhafte Schusswechsel - 2/10
2/10
Fazit & Wertung:
So sehr man auch sucht, wird man schwerlich Positives an The 2nd finden, denn die im gleichen Maße uninspirierte wie beschämend inszenierte Story genügt nicht einmal untersten Trash-Ansprüchen, was es dann selbst den Hauptdarstellern Phillippe und Van Dien verwehrt, ihre Figuren nur annähernd erinnernswert zu gestalten. Schlechte Kameraführung, billigste Effekte und die beschämend generische Dramaturgie stehen dem immerhin in nichts nach und machen den Film in allen Punkten zu einer gleichbleibend großen Enttäuschung.
The 2nd erscheint am 30.10.2020 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!