Review: The Rhythm Section – Zeit der Rache (Film)

Thematisch könnte ich heute von Ostern kaum weiter entfernt sein, aber dafür habe ich (endlich) einen Film nachgeholt, den ich mir schon im vergangenen Jahr hatte ansehen wollen.

The Rhythm Section
Zeit der Rache

The Rhythm Section, UK/ES/IE/USA 2020, 109 Min.

The Rhythm Section - Zeit der Rache | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Reed Morano
Autor:
Mark Burnell (Drehbuch & Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Blake Lively (Stephanie Patrick)
Jude Law (Iain Boyd)
in weiteren Rollen:
Sterling K. Brown (Mark Serra)

Genre:
Action | Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Rhythm Section - Zeit der Rache | © LEONINE
© LEONINE

Drei Jahre sind vergangen, seit die gesamte Familie – sowohl Eltern als auch Geschwister – von Stephanie Patrick bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist, der insgesamt über 300 Opfer gefordert hat. Seitdem verdingt sich Stephanie als Prostituierte, ist drogenabhängig und hat ihr Studium geschmissen, besitzt keinerlei Perspektive, geschweige denn Hoffnung mehr in ihrem Leben. In diesem desolaten Zustand begegnet sie in einem Londoner Bordell einem Journalisten, der alte Wunden aufreißt, aber auch andeutet, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt haben soll, bei dem Stephanies Liebste lediglich Kollateralschäden gewesen sind. Davon will sie zunächst nichts hören und wissen, doch reißen diese neuen Informationen sie zunehmend aus ihrer Lethargie und lassen den Wunsch erwachsen, Rache an den Verantwortlichen zu nehmen. Zu diesem Zweck nimmt sie Kontakt zu der Informationsquelle des Journalisten auf, bei dem es sich um einen ehemaligen MI6-Agenten handelt. Der soll Stephanie ausbilden und ihr die nötigen Mittel an die Hand geben, den Täter aufzuspüren und zu liquidieren…

Rezension:

Agenten-, oder in diesem Fall Rache-Thriller gibt es ja durchaus wie Sand am Meer und tatsächlich ist The Rhythm Section – Zeit der Rache weit davon entfernt, in dieser Hinsicht oder Sparte das Rad neu zu erfinden, liefert aber einen durchaus solide zu bezeichnenden Genre-Vertreter ab, der zwar im Detail ein wenig mehr Feintuning, Tiefe und Charakterzeichnung hätte vertragen können, dafür aber umso mehr da punktet, wo es drauf ankommt, in diesem Fall nämlich einer überzeugenden Protagonistin, wobei Blake Lively sicherlich keine naheliegende, dafür aber letztlich umso überzeugendere Besetzung für eine vom Leben verprellte und letztlich zurückschlagende Frau ist. Überzeugend hierbei, dass sie sich nicht in Windeseile zum todbringenden Racheengel wandelt, sondern tatsächlich schwer damit zu kämpfen hat, welchen Weg sie einschlägt, was die dramatische Komponente des Gezeigten betont, die auch eine klare Stärke gegenüber der dann doch oft generischen Agenten-Plattitüden darstellt.

Szenenbild aus The Rhythm Section - Zeit der Rache | © LEONINE
© LEONINE

So bringt Regisseurin Reed Morano in ihrem dritten Spielfilm bereits zu Beginn beeindruckend emotional das Schicksal von Stephanie Patrick nahe, wobei sich im weiteren Verlauf noch weitere Mosaiksteinchen hinzugesellen, welche die Tragik intensivieren, die mit dem Verlust ihrer gesamten Familie einhergehen. Dem Umstand geschuldet, dass Stephanie sich nach diesem Vorfall quasi aus der Gesellschaft verabschiedet hat und nur noch vor sich hinvegetiert, liegt der Fokus merklich allein auf ihrer Figur und so überzeugend diese dann auch sein mag, ist es dann doch schade, dass man selbiges nicht auch von der männlichen Riege an Darstellern behaupten kann, die immer nur zeitweilige Begleiter sind und sich klar ihrer Funktion innerhalb der Story unterordnen müssen. Dadurch werden Chancen verspielt, den Film mit mehr Gewicht zu versehen, was insofern irritiert, da wohl ursprünglich Pläne bestanden haben, mit The Rhythm Section gleich ein neues Franchise zu starten. Dafür fehlt es der Chose dann zwar doch an Anknüpfungspunkten, zumal Stephanies Rachefeldzug außerordentlich persönlich motiviert ist, aber als Einzelwerk macht der Film tatsächlich eine überzeugende Figur.

Das liegt dann einerseits an einer wirklich formidabel und ungemein wandelbar aufspielenden Blake Lively (Nur ein kleiner Gefallen), aber auch der Interpretation ihrer Figur, denn Stephanie wird selbst nach der Ausbildung durch den Ex-MI6-Agenten Boyd – seinerseits verkörpert von einem zwar charismatischen, ansonsten aber austauschbaren Jude Law (Vox Lux) – auf eher ungewöhnlichem Wege ihre Aufträge erfüllen oder aufgrund moralischer Bedenken gleich ganz davor zurückschrecken, den einen oder andere Auftrag zu erfüllen. Die an sie vermittelten Aufträge wirken dann leider auch etwas beliebig und wenig zielführend, während sich der Plot noch um so manchen Twist bemüht, den es überhaupt nicht gebraucht hätte, wenn man sich stattdessen weiterhin auf eine stringente und konsistente Inszenierung konzentriert hätte, aber das sind Kleinigkeiten, die man dem Film grundsätzlich nachsehen kann, weil das Gesamtpaket überzeugt. Sicherlich, die moralischen Implikationen hätten vertieft werden können und einiges am Werdegang von Stephanie mag plakativ sein, doch als Mischung aus Drama und Thriller macht The Rhythm Section eine gute Figur, weil Lively beide Aspekte überzeugend zu transportieren vermag.

Szenenbild aus The Rhythm Section - Zeit der Rache | © LEONINE
© LEONINE

Wirklich enttäuschend wird es also im Grunde nur für jene, die sich einen durchweg atemlosen Rache-Actioner erwarten, denn die zu erwartenden Gewaltspitzen halten sich in Grenzen, sind dafür aber durchweg routiniert inszeniert, nehmen nur eben in der Gesamtheit weniger Raum ein, als man das vermuten würde. Ärgerlicher ist da wirklich, dass manches bei näherer Betrachtung nicht unbedingt logisch und durchdacht wirkt und sich dann doch der Narrative unterordnen muss, die auf Biegen und Brechen bestimmte Stationen im Werdegang von Stephanie hin zur abgebrühten Agentin zu passieren gedenkt, die in der Theorie hier eben erst am Anfang ihres Weges steht, wenn man berücksichtigt, dass es eventuell eine Fortsetzung gegeben hätte. Überzeugend ist es trotzdem, weil Drehbuchautor Mark Burnell, der hier sein eigenes, gleichnamiges Buch adaptiert, genügend Alleinstellungsmerkmale findet, die Geschichte spannend und überraschend zu halten, auch wenn ein paar weniger Klischees hätten bedient werden können, wobei das immerhin an einer Stelle im Film auch augenzwinkernd exakt so referenziert wird. Kein Überflieger-Film, aber ein solider Genre-Vertreter mit mehr Stärken als Schwächen, zumal als One-Woman-Show ohne Frage überzeugend.

Fazit & Wertung:

Reed Morano inszeniert mit The Rhythm Section – Zeit der Rache einen durchaus sehenswerten Thriller, was aber weniger an der des Öfteren klischeelastigen und unnötig verworrenen Geschichte liegt, sondern mehr an den Feinheiten im Detail, stets souverän und mitreißend inszenierter Action und vor allem anderen einer großartigen Blake Lively, die sowohl als traumatisierte Hinterbliebene als auch in Gestalt der abgeklärten Agentin überzeugt.

6,5 von 10 Gedanken an Rache und Vergeltung

The Rhythm Section - Zeit der Rache

  • Gedanken an Rache und Vergeltung - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Reed Morano inszeniert mit The Rhythm Section – Zeit der Rache einen durchaus sehenswerten Thriller, was aber weniger an der des Öfteren klischeelastigen und unnötig verworrenen Geschichte liegt, sondern mehr an den Feinheiten im Detail, stets souverän und mitreißend inszenierter Action und vor allem anderen einer großartigen Blake Lively, die sowohl als traumatisierte Hinterbliebene als auch in Gestalt der abgeklärten Agentin überzeugt.

6.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

The Rhythm Section – Zeit der Rache ist am 03.07.2020 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar