Review: Guns Akimbo (Film)

Just am heutigen Tage ist nachfolgend zu besprechender Film in den Handel gekommen und sofern es mal ein richtig schön abgedrehter, trashiger und überstilisierter, ultrabrutaler Reißer sein darf, kann ich euch den nur wärmstens empfehlen. Das als Kurzfazit vorab, die Langfassung folgt jetzt.

Guns Akimbo

Guns Akimbo, UK/DE/NZ 2019, 98 Min.

Guns Akimbo | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Jason Lei Howden
Autor:
Jason Lei Howden

Main-Cast:
Daniel Radcliffe (Miles)
Samara Weaving (Nix)
in weiteren Rollen:
Natasha Liu Bordizzo (Nova)
Ned Dennehy (Riktor)
Grant Bowler (Degraves)
Edwin Wright (Stanton)
Rhys Darby (Glenjamin)

Genre:
Action | Komödie | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Guns Akimbo | © LEONINE
© LEONINE

Miles ist Videospieleentwickler, doch was sich zunächst cool anhört, ist es gar nicht mal, weil er für ein ziemlich dröges Free-to-Play-Game verantwortlich ist. Auch sonst passiert wenig Spektakuläres im Leben des Geeks, der seine Abende Bier trinkend vor Fernseher und Laptop verbringt und seine Ex bei Instagram stalkt. Aus Langeweile legt er sich im Internet bewusst mit Trollen an und stachelt sie zu immer wütender werdenden Hass-Tiraden an. Dumm nur, dass er dabei eines Abends Mitglieder von "Skizm" verärgert. Die nämlich versetzen die Gesellschaft mit ihrem Live-Stream in Aufruhr, bei dem es darum geht, dass zwei verfeindete Parteien sich bis auf den Tod bekämpfen – und der ist echt. Nachdem Miles also die Mitglieder und Hintermänner von "Skizm" gegen sich aufgebracht hat, statten die ihm kurzerhand einen Besuch ab und kommen auf die perfide Idee, dem verschreckten Miles zwei Pistolen an – oder eher in – die Hände zu schrauben. Lapidar wird ihm mitgeteilt, dass er nun Teil des Spiels ist und ihm 24 Stunden bleiben, seine Widersacherin Nix auszuschalten. Dumm nur, dass die eine lebende Legende in der "Skizm"-Community ist und eine erbarmungslose Tötungsmaschine…

Rezension:

Lange habe ich auf das Erscheinen von Guns Akimbo hin gefiebert und freue mich, direkt heute zum Heimkinostart darüber berichten zu können, denn bereits beim ersten Mal, als ich erste Bilder und eine grobe Inhaltsangabe zu diesem Werk geliefert bekommen habe, war ich Feuer und Flamme für diese herrlich abgedrehte Idee, die trashigstes, aber auch derbstes Filmvergnügen versprach. Und was soll ich sagen, im Grunde wurden meine Erwartungen erfüllt bis übertroffen, denn von der ersten Sekunde an geht die Inszenierung in die Vollen und präsentiert eine krachig inszenierte Hetzjagd, in deren Verlauf wir auch Nix kennenlernen, die für mich ein weiterer Garant für das Gelingen des Films gewesen ist. Die wird nämlich verkörpert von Samara Weaving, die sich längst zur ungekrönten Königin der blutig-trashig-unterhaltsamen Action-Streifen gemausert hat, ob es sich nun um Ready or Not oder Mayhem handelt, um nur zwei prägnante Beispiele zu nennen, wobei man die von Jason Lei Howden inszenierte Chose künftig in einem Atemzug mit ihnen nennen dürfte.

Szenenbild aus Guns Akimbo | © LEONINE
© LEONINE

Ansonsten läuft hier natürlich erst einmal einiges nach bekannten Mustern ab und unser "Held" ist ein ziemlicher Loser und nicht einmal sonderlich sympathisch, wenn er aus Langeweile im Internet Trolle trollt, wobei es eben auch genau das ist, was die Jungs und Mädels von Skizm auf ihn aufmerksam machen, die ihm prompt einen Besuch abstatten, womit der Schlamassel seinen Lauf nimmt. Mit großartiger Exposition hält sich Guns Akimbo dabei freilich nicht auf und wir erfahren alles Nennenswerte nebenbei, wobei das im Grunde auch nur umfasst, dass Protagonist Miles ein ziemlicher Einzelgänger ist, Geek und unlängst Single geworden. Aber gut, dass wir hier kaum mit tiefgreifender Charakterisierung rechnen müssen, verrät einem im Grunde schon das Cover und so wird entsprechend deutlich mehr Zeit darauf verwendet, das Kampftalent von Nix und die tödlich endenden Kopfgeldjagden der illegalen Cyber-Gang Skizm vorzustellen, die sich in dieser ansonsten nicht weit von unserer angesiedelten Welt zu einem echten Gesellschaftsproblem gemausert haben, weil die wie ein klassischer Shooter aufgezogenen Auseinandersetzungen eben gerne mal im öffentlichen Raum stattfinden.

In just diese Welt stolpert nun auch unversehens Miles, nunmehr mit zwei "fest installierten" – sprich in die Hände gebohrten – Pistolen versehen, deren anfänglich jeweils 50 Schuss auch gerne mal analog eines Videospiels am unteren linken und rechten Rand eingeblendet werden. Solche inszenatorischen Spielereien bietet Guns Akimbo freilich zuhauf, wobei es insbesondere das "Power-Up" ist, wenn Nix eine beherzte Nase Kokain zu sich nimmt oder Miles seinen Inhalator benutzt, die man schnell ins Herz schließt. Verständlich, dass Daniel Radcliffe enorm Bock auf diese abgedrehte Art Film gehabt haben dürfte, der ja ebenfalls mittlerweile ein Faible für ausgefallene Filmstoffe – man denke nur an Swiss Army Man – entwickelt hat. Klar, Kleinigkeiten gäbe es auch hier zu bemängeln und zu zeigen, wie schwierig das Pinkeln mit zwei Pistolenhänden sein kann, ist dann schon eher unteres Niveau, doch dafür macht der Rest der – oft ultrabrutalen, ungemein schwarzhumorigen – Gags eine mehr als gute Figur. Allerdings steht hier auch ganz eindeutig die Unterhaltung im Vordergrund, denn wer sich eine intelligente Satire zum Thema Videospiele oder Social Media erhofft, wird enttäuscht sein. Dafür ist alles, inklusive rockigem Soundtrack und Exploitation-Manier, zu sehr auf Spektakel und Spaß ausgelegt, wodurch sich dann auch die wenigen ernsteren Einsprengsel wie ziemliche Fremdkörper anfühlen, wenn wir beispielsweise von Nix‘ tragischer Vergangenheit erfahren.

Szenenbild aus Guns Akimbo | © LEONINE
© LEONINE

Das mögen dann zwar kleinere, inszenatorische Stolpersteine sein, zumal besagte Vergangenheit oder zumindest die damit eihergehenden Konsequenzen und Verbindungen nicht gerade überraschend sind, aber das ändert eben nichts an der rasanten und mitreißenden, hochstilisierten Action-Choreografie zwischen Wahn und Witz, bei der es eben wirklich zum Programm gehört, Style over Substance zu stellen und einfach mal anderthalb Stunden in den Sessel zu pressen. Das mag nicht jedermanns Geschmack treffen und oft auch grenzwertig pubertär bis flach sein, ist aber auf alle Fälle wieder ein Film, den ich mir mehrfach ansehen könnte, der seine Prämisse konsequent und ohne Zaudern durchzieht und dabei mit popkulturellen Verweisen um sich schmeißt, als gäbe es kein Morgen mehr – was auf den gänzlich kampfunerfahrenen Miles natürlich auch ein Stück weit zutrifft, denn wenn einem ausgebildete Killerscharren auf den Fersen sind, verliert man schon mal zeitweise die Contenance. Und auch wenn sich diese Panik in Radcliffes Augen irgendwann abnutzt und abzusehen ist, dass Miles noch vor ende des Films selbst zum veritablen Killer mutieren wird, nimmt man ihm solcherlei dramaturgische Platt- und Ungereimtheiten nicht krumm, weil es eben eine Heidenfreude macht, diesem überbordenden, anarchischen Spektakel beizuwohnen.

Fazit & Wertung:

Jason Lei Howden präsentiert mit Guns Akimbo ein von der ersten Sekunde an glänzend wie krawallig aufgelegtes Action-Feuerwerk voller bitterböser Scherze und krachiger Seitenhiebe. Ein kritisch-satirischer Ansatz – oder auch nur eine mehr als rudimentäre Story – ist zwar nur bedingt zu erkennen, aber die krawallig-mitreißende Art der Inszenierung, der peppige Soundtrack und natürlich die ultrabrutal hochstilisierten Auseinandersetzungen versprechen dafür uneingeschränkt beste Unterhaltung mit reichlich Trash-Appeal und Kult-Potential.

8 von 10 präzise platzierten Kopfschüssen

Guns Akimbo

  • Präzise platzierte Kopfschüsse - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Jason Lei Howden präsentiert mit Guns Akimbo ein von der ersten Sekunde an glänzend wie krawallig aufgelegtes Action-Feuerwerk voller bitterböser Scherze und krachiger Seitenhiebe. Ein kritisch-satirischer Ansatz – oder auch nur eine mehr als rudimentäre Story – ist zwar nur bedingt zu erkennen, aber die krawallig-mitreißende Art der Inszenierung, der peppige Soundtrack und natürlich die ultrabrutal hochstilisierten Auseinandersetzungen versprechen dafür uneingeschränkt beste Unterhaltung mit reichlich Trash-Appeal und Kult-Potential.

8.0/10
Leser-Wertung 4/10 (1 Stimmen)
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Guns Akimbo ist am 04.12.2020 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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