Review: Batman: Damned (Graphic Novel)

Einige Jahre habe ich mich nicht mehr sonderlich um Batman-Geschichten geschert, weil es schon damals nicht geklappt hat, bei den einzelnen Heftserien am Ball zu bleiben, den Überblick zu behalten und wirklich das Gefühl zu haben, überhaupt mitreden zu können, derweil mich auch viele der klassischen Comics nicht so recht abzuholen wussten mit ihren ewigen, seitenlangen Auseinandersetzungen. Eine Ausnahme macht man ja aber immer mal wieder gerne und so auch im vorliegenden Fall, zumal es sich einerseits um den ersten – und hochgelobten – Vertreter des DC Black Label handelt, die Geschichte andererseits in sich abgeschlossen ist und nun eben als kompletter Sammelband vorliegt, ganz zu schweigen davon, dass ich den verantwortlichen Künstler Bermejo enorm schätze.

Batman
Damned

Batman: Damned, USA 2019, 180 Seiten

Batman: Damned | © Panini
© Panini

Autor:
Brian Azzarello
Zeichner:
Lee Bermejo

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-62229-8

Genre:
Mystery | Krimi | Horror | Thriller

 

Inhalt:

Verletzt und desorientiert erwacht Batman in einem Krankenwagen, nachdem er kurz zuvor von einer Brücke gestürzt ist und einer der Anwesenden ist drauf und dran, ihm seine Maske zu zerschneiden und damit seine Identität zu lüften. Das lässt der Dunkle Ritter von Gotham freilich nicht zu, wehrt sich nach Kräften und flieht. Doch während seine Kräfte abermals schwinden und er in einer Gasse Alfred um Hilfe bittet, bleibt eine Antwort aus, während stattdessen der okkulte Ermittler John Constantine auf Batman stößt. Antworten, was genau passiert ist, kann aber auch der nicht liefern und so macht sich Batman auf, zu ergründen, was vor seinem Fall geschehen ist, zumal in den Nachrichten jüngst verkündet wird, dass man den Joker tot aus dem Gotham River gefischt hätte. Batman kann nicht glauben, dass sein Erzfeind tot sein soll und ebenso wenig, dass er dafür verantwortlich sein könnte. Seine Ermittlungen führen ihn in allerhand zwielichtige Ecken der Stadt, lassen ihn auf dubiose Gestalten und alte Bekannte treffen, doch womöglich ist die Wahrheit hinter allem weit besser verborgen und reicht bis zurück in die traumatische Kindheit von Bruce Wayne, der er sich wohl oder übel wird stellen müssen…

Rezension:

Nachdem die drei Einzelbände der Miniserie Batman: Damned hierzulande bereits zwischen März und Dezember 2019 seitens Panini veröffentlicht worden sind, folgt nun ein die Hefte vereinender, edel ausgestatteter Sammelband, der mit üppigen 180 Seiten daherkommt, da auch schon die Einzelausgaben mit satten 60 Seiten aufzutrumpfen wussten, was vergleichsweise viel ist im Gegensatz zu den sonst üblichen 22 Seiten. Im Grunde ist diese Veröffentlichungs- und Darreichungsform aber auch die einzig richtige, denn man darf die unter dem DC Black Label erschienene Story durchaus als Gesamtkunstwerk betrachten, das man dann auch bestmöglich am Stück genießen sollte. Das allein schon, um der Handlung folgen zu können, denn die ist mitnichten nach Schema F gestrickt, sondern wartet mit einem phantasmagorischen, beinahe schon assoziativen Ansatz auf, während wir uns als Leser gemeinsam mit Bruce – beziehungsweise dem unzuverlässigsten aller Erzähler, John Constantine, durch Batmans Psyche hangeln auf der Suche nach Antworten und einer dringend benötigten Katharsis, denn es steht nichts weniger als die Frage im Raum, ob Batman seinen Erzfeind – natürlich den Joker – eigenhändig und womöglich mutwillig getötet hat.

Ausschnitt aus Batman: Damned | © Panini
© Panini

Brian Azzarello (Before Watchmen) als Autor des Geschilderten nutzt dabei vom ersten Moment an die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man eine eigenständige, vom Kanon oder etwaigen Serienzusammenhängen losgelöste Storyline zum Besten geben kann und wildert entsprechend nicht nur im mannigfaltigen Figurenkonsortium, das der DC-Kosmos so hergibt, sondern nimmt auch behutsame Anpassungen an der Vita des Dunkeln Ritters vor, der hier mehr denn je wie ein getriebener, von Wut zerfressener, vom Schmerz beseelter Rächer wirkt, den kaum noch etwas von seinen Kontrahenten abhebt und der anscheinend buchstäblich über Leichen zu gehen bereit ist, um die Wahrheit hinter allem zu finden und endlich Gewissheit zu erlangen, was genau nun eigentlich geschehen sein mag. Dabei bedient sich Azzarello zahlreicher Motive aus Crime-Noir-Geschichten ebenso sehr wie Horror-Elementen, die sich dank des düsteren, zunächst sprunghaft wirkenden, jederzeit bedrohlichen Aufbaus der Geschichte bestens in das Geschehen fügen, zumal es – dank Mitwirken von "Hellblazer" John Constantine ohnehin ausgemacht düster, mysteriös und okkult zur Sache geht.

Nicht nur der Erzählton und das vorherrschende Noir-Feeling aber sind in dieser Ausgeprägtheit selten für eine Batman-Story, auffällig ist ebenso der beinahe literarisch zu nennende Ansatz, den Azzarello hier wählt, denn klassische Sprechblasen und dergleichen sucht man hier oft vergebens, während vieles aus dem Off heraus kommentiert wird, wofür dann wiederum Constantine oftmals verantwortlich zeichnet. Vielerorts verlässt sich Batman: Damned dann auch voll und ganz auf seine fulminanten Zeichnungen, lässt diese bewusst für sich stehen und wirken, ohne mit etwas so Schnödem wie Handlung die sich entspinnende Atmosphäre zu stören. Hierfür hat sich Azzarello der Dienste von Ausnahmekünstler Lee Bermejo versichert, der schon in Eigenregie ein vergleichbar herausragendes Werk um den Dunklen Ritter – die Rede ist von Batman: Noël – geschaffen hat, aber auch mit seinen Eigenkreationen wie beispielsweise Suiciders ohne Frage überzeugt. Entsprechend reiht sich hier im Grunde Gemälde an Gemälde, die man allesamt unbesehen als großformatiges Poster auch gerne an der Wand sehen würde, was qualitativ wirklich allerhöchste Güte darstellt und mit einem Aufwand in Szene gesetzt wird, wie er sonst oft nur den Coverzeichnungen zuteilwird, die ja meist deutlich spektakulärer und künstlerisch anspruchsvoller daherkommen als die eigentliche Grafik im Heft. Dem ist hier nun nicht so und gemessen an der Überlänge der einzelnen Hefte und dem psychologisch-okkulten Aufbau der Story darf man sich eben auf ein Übermaß an faszinierenden, gruseligen und vor allem großartigen Szenen freuen.

Ausschnitt aus Batman: Damned | © Panini
© Panini

Dennoch bin ich mir im Klaren darüber, dass Batman: Damned nicht allen gefallen wird, denn die Dramaturgie und Inszenierung sind zugegebenermaßen etwas eigen und weit entfernt von klassischem Storytelling, so dass sich mancherorts auch der Vorwurf herauskristallisiert, der Band wäre allgemein oder in Teilen zu handlungsarm, um wirklich zu überzeugen. Dem kann ich zwar in keiner Weise beipflichten, verstehe aber, woher diese Kritik rührt, denn eine von Ermittlungen und Action geprägte Geschichte im klassischen Sinne bekommen wir hier – wenn überhaupt – nur im Ansatz geboten, vieles spielt sich stattdessen nur im Geist des Dunklen Ritters oder in seinen Träumen ab. So mag zwar Batman durch die Straßen von Gotham streifen, bewegt sich aber weit eher tief in seiner Psyche, hin zu dem Rätsel, dem Verdrängten, dem Vergessenen, was ihn seit seiner Kindheit verfolgt und bis zu dem Tage nachhallt, an dem der Joker für tot erklärt wurde. Abgerundet wird das Ganze dann noch durch einen vergleichsweise üppigen Bonusteil, der einen Blick auf weitere und alternative Cover erhaschen lässt, einige der zugrundeliegenden Tuschezeichnungen von Bermejo präsentiert und diese teils noch mit Anmerkungen von Azzarello versieht, bevor der in einem lesenswerten Nachwort noch einmal selbst zu Wort kommen darf.

Fazit & Wertung:

Mit Batman: Damned präsentieren sich Brian Azzarello sowie Lee Bermejo als absolutes Traum-Duo unter dem DC Black Label, denn so ungewöhnlich die Erzähl- und Herangehensweise von Autor Azzarello in diesem Fall eines phantasmagorischen Selbstfindungs-Trips geraten ist, so bahnbrechend sind die ergänzenden und begleitenden Kunstwerke von Bermejo, was in der Kombination eine durchweg faszinierende und ungemein atmosphärische Erzählung ergibt.

10 von 10 Geheimnissen der Vergangenheit

Batman: Damned

  • Geheimnisse der Vergangenheit - 10/10
    10/10

Fazit & Wertung:

Mit Batman: Damned präsentieren sich Brian Azzarello sowie Lee Bermejo als absolutes Traum-Duo unter dem DC Black Label, denn so ungewöhnlich die Erzähl- und Herangehensweise von Autor Azzarello in diesem Fall eines phantasmagorischen Selbstfindungs-Trips geraten ist, so bahnbrechend sind die ergänzenden und begleitenden Kunstwerke von Bermejo, was in der Kombination eine durchweg faszinierende und ungemein atmosphärische Erzählung ergibt.

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Batman: Damned ist am 26.01.21 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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