Review: Obi-Wan Kenobi (Serie)

Das Star Wars Universum

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Heute möchte dann auch ich meinen Senf zu der Serie geben, die mich in den letzten Wochen regelmäßig vor den Fernseher gelockt, dabei aber manchmal auch ziemlich enttäuscht hat.

Obi-Wan Kenobi

Obi-Wan Kenobi, USA 2022, ca 47 Min. je Folge

Obi-Wan Kenobi | © Disney+
© Disney+

Regisseurin:
Deborah Chow
Ausführende Produzenten:
Deborah Chow
Ewan McGregor
Kathleen Kennedy
Michelle Rejwan
Joby Harold

Main-Cast:

Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi)
Moses Ingram (Inquisitor Reva / Third Sister)
Vivien Lyra Blair (Leia Organa)
Indira Varma (Tala)
Kumail Nanjiani (Haja Estree)
Marisé Álvarez (Nyche)
O’Shea Jackson Jr. (Roken)
Maya Erskine (Sully)
Rupert Friend (Grand Inquisitor)
Sung Kang (Fifth Brother)
Rya Kihlstedt (Fourth Sister)
Joel Edgerton (Owen Lars)
Bonnie Piesse (Beru Lars)
Simone Kessell (Breha Organa)
Jimmy Smits (Senator Bail Organa)
Flea (Vect Nokru)
James Earl Jones (Darth Vader [Stimme])
Hayden Christensen (Darth Vader / Anakin Skywalker)

Genre:
Abenteuer | Science-Fiction | Action

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Obi-Wan Kenobi | © Disney+
© Disney+

Zehn Jahre nach Inkrafttreten der Order 66, in deren Folge beinahe sämtliche Jedi aus der Galaxis getilgt worden sind, lebt der einstige Meister Obi-Wan Kenobi noch immer im Exil auf Tatooine und führt ein einfaches, entbehrungsreiches Eremitendasein, während er sich ansonsten ganz auf die Erfüllung seiner Aufgabe konzentriert, den jungen Luke Skywalker im Auge zu behalten. So sehr sich Obi-Wan aber auch darum bemüht, das Jedi-Dasein hinter sich zu lassen und nur noch "Ben" zu sein, so schwer fällt ihm das, als Bail Organa von Alderaan ihn kontaktiert und um Hilfe bittet, weil seine Ziehtochter Leia entführt worden ist. Und gleichwohl es sich Obi-Wan nicht zutraut, eine Hilfe sein zu können – hat er schließlich einst auf Mustafar weder seinen Schüler Anakin, noch im größeren Zusammenhang die Galaxis retten können – willigt er schließlich ein, sich der Sache anzunehmen. Unterdessen durchforsten die Inquisitoren unter Führung des Großinquisitors die Galaxis auf der Suche nach den letzten, noch lebenden Jedi und sind dabei auch Kenobi längst dicht auf den Fersen…

Rezension:

Mit Obi-Wan Kenobi hat es wieder einmal ein Serienprojekt, dem ich lange entgegengefiebert und in welches ich höchste Erwartungen gesetzt habe, allein schon, weil die Interpretation des Jedi-Ritters seitens Ewan McGregor (Christopher Robin) einer der größten Lichtblicke in der Prequel-Trilogie überhaupt gewesen ist. Entsprechend konnten die Erwartungen beinahe nur enttäuscht werden und so betrachtet kommt die Serie letztlich besser weg, als zu befürchten stand. Dennoch muss man sich wundern, dass einem solchen Prestige-Objekt nicht mehr Sorgfalt zuteilwurde, was das Skript als solches angeht, denn so großartig einzelne Szenen und Begegnungen geraten sein mögen, driftet die Serie gerade im Mittelteil in Richtung regelrecht ärgerliche, weil wenig logische Banalität. In solchen Momenten fällt es dann auch schwer, das Fan-Herz weiter höher schlagen zu lassen und wohlwollend über allzu offensichtliche Patzer und Dummheiten hinwegzusehen, die es so eigentlich nie in die fertige Erzählung hätten schaffen dürfen. Entsprechend viel Kritik haben auch einige Episoden – in meinen Augen schießt Teil IV hier den Vogel ab – einstecken müssen, doch ausgehend von einem überzeugend vielversprechenden Start bis hin zu einem Finale, das für vieles entschädigt, was es doch eine Reise, die sich in meinen Augen gelohnt hat.

Was man sich natürlich bewusst machen muss, was ebenfalls bemängelt wird, obwohl es von vornherein hätte klar sein müssen, ist, dass am Ende nichts wirklich anders ist und keine neuen Erkenntnisse die Galaxis erschüttern. Obi-Wan wacht noch immer über Luke, Darth Vader stiftet weiter Unheil, die Rebellion ist noch immer dabei, zaghaft eine Art Netzwerk aufzubauen und so weiter und so fort. Natürlich begrenzt das die dramaturgische Fallhöhe, wenn bekannt ist, dass keiner der namhaften Figuren wirklich etwas passieren kann und natürlich muss man hie und da ein Auge zudrücken, damit sich die Erzählung in den Kanon einfügt, doch ist das eben auch der Preis, den man zahlen muss, wenn man eine Serie wie Obi-Wan Kenobi zwischen den Ereignissen von Episode III und Episode IV verortet. Natürlich war es wiederum eine freie und bewusste Entscheidung, die hier zehnjährige Leia Organa (Vivien Lyra Blair, We Can Be Heroes) Teil der Handlung werden zu lassen, doch hätte es auch kaum einen glaubhafteren Aufhänger geben können, um Ex-Jedi Obi-Wan aus seiner Lethargie und seinem Exil zu locken. Gerade zu Beginn nämlich wird hier extrem überzeugende Charakterarbeit geleistet, Obi-Wan als gebrochenen, gescheiterten, desillusionierten und mit Schuld beladenen Mann zu zeigen, der mit der restlichen, ihm zur Verfügung stehenden Kraft sein Versprechen zu erfüllen versucht, über Luke zu wachen.

Szenenbild aus Obi-Wan Kenobi | © Disney+
© Disney+

Das mag weder das Tempo noch die Action haben, die man sich vielleicht von vornherein gewünscht hätte, macht aber gerade in seiner elegischen und bedächtig inszenierten Art eine eindrucksvolle und effektive Pilotepisode, von der sich die nachfolgenden Eskapaden gerne noch eine Scheibe hätten abschneiden können. Selbst in der Auftaktepisode mag es dabei zwar manche Schwäche geben wie etwa eine ungemein albern und stümperhaft inszenierte Verfolgung im Wald (die leider auch noch alsbald in abgewandelter Form wiederholt werden wird), doch davon abgesehen macht Teil I durchaus Lust auf das, was sich die Autor*innen und Regisseurin Deborah Chow so für die Figur überlegt haben mögen, zumal man sich hier auch über naheliegende Gastauftritte von sowohl Jimmy Smits als auch Joel Edgerton (It Comes At Night) freuen darf. Von diesem Punkt ausgehend, entfaltet sich ein durchaus abwechslungsreiches und meist sehenswertes Abenteuer, auch wenn man es manchmal nicht allzu eng sehen sollte mit der Logik, was aber vielerorts für Star Wars gilt und mitnichten ein neues Disney-Phänomen ist, wie viele immer meinen. Einzig wie gesagt in Teil IV wird es dann auch für meinen Geschmack zu hanebüchen, wie hier auf stümperhafte Art eine ebenso stümperhaft geführte imperiale Basis infiltriert wird, denn da bekleckert sich wirklich niemand mit Ruhm, was explizit und insbesondere für die Drehbuchautor*innen gilt.

Das Schöne an einem solchen erzählerischen und inszenatorischen Tiefpunkt ist aber natürlich auch, dass es von dort nur aufwärts gehen kann und so punkten die letzten zwei Episoden dann auch mit neu entdeckter dramaturgischer Stärke, wenn auch bei einem Feuergefecht beispielsweise einmal mehr deutlich wird, dass Deborah Chow leider in keiner Weise dafür geeignet scheint, Actionszenen zu inszenieren. Das gilt zum Glück aber nicht für ein gewisses Lichtschwertduell, auf das wohl alle gewartet haben dürften und das unzweifelhaft eines der Highlights darstellt, auch wenn man sich natürlich wieder uneins darüber sein darf, wie sinnhaft und logisch es scheint, dass die Kontrahenten hier lebend auseinandergehen (was sie natürlich zwangsläufig müssen). Fakt ist, dass bei Obi-Wan Kenobi vieles hätte besser laufen können und die Geschichte manchmal beinahe ein wenig lieblos wirkt, doch Fakt ist ebenso, dass allein Ewan McGregor vom ersten Moment an wieder in der Rolle aufgeht und auch die Beteiligung von Hayden Christensen (Outcast) durchaus ihre Daseinsberechtigung hat, was ich ursprünglich gar nicht unbedingt glauben wollte.

Szenenbild aus Obi-Wan Kenobi | © Disney+
© Disney+

So zwiegespalten, wie einen die Serie zurücklässt, wurde derweil auch die von Moses Ingram (Das Damengambit) verkörperte Reva vom Publikum aufgenommen. Ich für meinen Teil empfand sie dabei durchaus als interessante Figur, bin hingegen eher unglücklich damit, wie man mit ihr zum Ende hin verfahren ist, dem im Kontext der Gerüchte um ein mögliches Reva-Spin-off wirkt es schon so, als hätte man in letzter Sekunde mit der heißen Nadel am Skript der Finalfolge herumgedoktert. Viel brennender interessieren würden mich derweil die Gerüchte, die eine mögliche zweite Staffel für Kenobi prognostizieren, denn auch wenn ich in vielen Punkten wirklich nicht begeistert gewesen bin, was man uns hier vorgesetzt hat, stünde ich postwendend parat, sollte McGregor erneut in die Rolle des Jedi schlüpfen. Und vielleicht bekäme er dann auch mehr Screentime und Bedeutung spendiert, denn eines der Hauptprobleme hier dürfte durchaus gewesen sein, dass Obi-Wan hier zugunsten von Leia und Reva oft und gern in die zweite Reihe seiner eigenen Serie verbannt worden ist. Last but not least würde ich mir dann aber auch eine Rückkehr des in Teil II eingeführten "Jedi" Haja Estree wünschen, der von Kumail Nanjiani (Eternals) mit soviel Charme verkörpert worden ist. Freud und Leid liegen hier also durchaus nah beieinander, doch für mich überwiegen die positiven Aspekte, gleichwohl es niederschmetternd ist, dass ausgerechnet dieses so vielversprechende Projekt nun einer der bislang schwächsten Beiträge im Star-Wars-Franchise geworden ist.

Fazit & Wertung:

Nach einem vielversprechenden Start verlegt sich die sechsteilige Miniserie Obi-Wan Kenobi zunächst auf eher generische Abenteuerreisen und lässt dabei leider zuweilen auch Logik und Kohärenz gänzlich über Bord gehen, fängt sich aber zum Glück im letzten Drittel, um ein versöhnlich-gelungenes Finale zu kredenzen, dass durchaus Chancen für mögliche Fortsetzungen bietet. Längst nicht der große Wurf, den man sich von Ewan McGregors Rückkehr als Jedi vielleicht erhofft hätte, aber viele starke Einzelmomente trösten zumindest größtenteils über eine doch sehr rudimentäre Dramaturgie hinweg.

7 von 10 Herausforderungen für einen emeritierten Jedi

Obi-Wan Kenobi

  • Herausforderungen für einen emeritierten Jedi - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Nach einem vielversprechenden Start verlegt sich die sechsteilige Miniserie Obi-Wan Kenobi zunächst auf eher generische Abenteuerreisen und lässt dabei leider zuweilen auch Logik und Kohärenz gänzlich über Bord gehen, fängt sich aber zum Glück im letzten Drittel, um ein versöhnlich-gelungenes Finale zu kredenzen, dass durchaus Chancen für mögliche Fortsetzungen bietet. Längst nicht der große Wurf, den man sich von Ewan McGregors Rückkehr als Jedi vielleicht erhofft hätte, aber viele starke Einzelmomente trösten zumindest größtenteils über eine doch sehr rudimentäre Dramaturgie hinweg.

7.0/10
Leser-Wertung 7.67/10 (3 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht:

01. Teil I (7,5/10)
02. Teil II (6,5/10)
03. Teil III (7/10)
04. Teil IV (5/10)
05. Teil V (8/10)
06. Teil VI (8,5/10)

 
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Obi-Wan Kenobi ist (komplett) seit dem 22.06.22 exklusiv bei Disney+ verfügbar.

vgw

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