Review: Dinner With Friends (Film)

Bereits am Dienstag angekündigt, kommen wir heute mal wieder zu einer richtigen Gurke von Film, wobei der Begriff "Film" im Grunde schon hochgegriffen ist, weil das eine Art von Dramaturgie und Sinnhaftigkeit vermuten ließe, die dem Werk meistenteils gänzlich abgeht. Aber wir wollen ja nicht vorgreifen.

Dinner With Friends

Friendsgiving, USA 2020, 95 Min.

Dinner With Friends | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Regisseurin:
Nicol Paone
Autorin:
Nicol Paone

Main-Cast:
Malin Akerman (Molly)
Kat Dennings (Abby)
Jack Donnelly (Jeff)
Aisha Tyler (Lauren)
Ryan Hansen (Gunnar)
in weiteren Rollen:
Deon Cole (Dan)
Chelsea Peretti (Claire)
Christine Taylor (Brianne)
Jane Seymour (Helen)

Genre:
Komödie | Drama

Trailer:

 

Szenenbild aus Dinner With Friends | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Inhalt:

Wie jedes Jahr naht Thanksgiving und Abby freut sich auf entspannte Stunden zu zweit mit ihrer besten Freundin Molly, doch deren neuer Freund gesellt sich ebenso hinzu wie Mollys gleichermaßen extrovertierte wie exaltierte Mutter. Als wäre dem nicht genug, kündigen sich noch weitere Party-Crasher an und plötzlich ist Mollys Bude regelrecht überlaufen von ihrem Ex, einer weiteren Freundin, einer selbsternannten Schamanin und weiteren Gestalten. Natürlich macht man gute Miene zum bösen Spiel, doch läuft das gesellige Beisammensein natürlich schnell aus dem Ruder…

Rezension:

Tja nun, wie eingangs schon erwähnt, ist der Begriff "Film" für Dinner With Friends ein wenig hochgegriffen, denn im Grunde wohnt man knappe anderthalb Stunden einem mehr oder minder geselligen Beisammensein bei, beobachtet unverhoffte Annäherungen, Streitereien, Zwistigkeiten und über die Stränge schlagende L.-A.-People, was gleichermaßen leidlich unterhaltsam wie bedeutungslos ist, denn während man anfänglich beinahe noch meinen könnte, Regisseurin und Drehbuchautorin Nicol Paone habe womöglich etwas zu erzählen, muss man sich schnell der bitteren Realität stellen, dass hier eine Reihe theoretisch witziger Darsteller*innen munter zusammengewürfelt worden sind, um einen bestmöglich witzigen Film zu zimmern, was aber leider schon auf den ersten Metern scheitert. Ich kann nicht genau beurteilen, ob und inwieweit gewünscht gewesen sein mag, dass die Beteiligten bitteschön Dialoge und Gags improvisieren mögen, doch Fakt ist, dass kaum ein Witz zündet und die ins Leere laufenden Szenen davon künden, dass Paone anscheinend absolut kein Gespür für szenischen Aufbau und Timing besitzt.

Szenenbild aus Dinner With Friends | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Verwunderlich, da Paone bislang beinahe ausschließlich mit Drehbüchern zu Kurzfilmen betraut gewesen ist, die natürlich auf den Punkt formuliert sein müssen, derweil es sich in Sachen Regie um ihr Debüt handelt, das sie allerdings – so konkret muss man leider sein – für weitere Aufgaben in diese Richtung quasi disqualifiziert. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich, dass Malin Akerman (The Final Girls) allein sich für so einen nichtssagenden Blödsinn hergegeben hat und sogar dermaßen überzeugt davon zu sein schien, selbst zudem als Produzentin aufzutreten, denn auch wenn ihre Molly einen der wenigen Lichtblicke in dem Reigen darstellt, ist die Figur doch genauso blass, oberflächlich, wankelmütig und wenig nah- und greifbar, wie man es vom Rest im selben Maße behaupten kann, denn hier kommen lediglich Abziehbilder, Karikaturen, Stereotypen zusammen, niemals echte Menschen, für deren Schicksal, Wohl und Wehe man sich erwärmen könnte. Dabei wird nicht einmal deutlich, ob es sich um eine Satire handeln soll, die sich der oberflächlichen L.-A.-Elite widmen soll oder dieser schlechtweg huldigt; ist es eine gewisse Selbstverliebtheit oder doch ein gewollt kritischer, aber inszenatorisch leider verkappter Blick auf eine Meute Leute, mit denen man kaum befreundet sein will?

Fragen, die Dinner With Friends kaum beantworten kann oder will, wobei ich da vermutlich schon zu viel hineininterpretiere, denn alles an diesem Stück- und Machwerk schreit danach, dass eben kein Konzept, keine tiefergehende Intention dahintersteht, was dann die Frage nahelegt, wieso und wofür das Projekt eigentlich realisiert worden ist, denn offenkundig kann niemand etwas davon haben, außer die persönliche filmische Vita ein wenig zu verhunzen. Neben Akerman bleibt derweil nur noch Kat Dennings (WandaVision) als zweiter kleiner Lichtblick, deren Abby immerhin die meiste Zeit schön zynisch und abgeklärt herumsteht, was jetzt zwar auch keine ausgeprägten Charaktereigenschaften oder Alleinstellungsmerkmale sind, aber doch zumindest ab und an für ein Schmunzeln sorgt. Damit kommt sie auch immer noch weit besser weg als der Rest des Casts, ob es sich nun um Jane Seymour (Hooten & the Lady) als Mollys Mutter Helen handelt oder Ryan Hansen (CHIPS) als konturloser Ex Gunnar, um nur einige wenige zu nennen.

Szenenbild aus Dinner With Friends | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Der größte Absturz steht einem aber noch bevor, wenn kurz vor Schluss noch eine Art Drama aus dem Hut gezaubert werden soll, um das Friendsgiving – so nämlich der Titel des Films im Original – zu einem wie auch immer gearteten Abschluss zu bringen, denn weder die aus dem Nichts gezauberte Ernsthaftigkeit noch das dahingerotzt-abhetzt wirkende "Finale" retten hier noch irgendetwas, stehen nur schlichtweg im krassen Widerspruch zur bisher losgelöst-feuchtfröhlichen Atmosphäre, die zwar auch nicht überzeugt, aber doch zumindest beschwingt leichtfüßig daherkommt. Nein, man kann hingebungsvoll nach Qualitäten suchen, doch wird man bei Dinner With Friends nur schwerlich fündig werden, so dass es im Grunde schon reichlich perfide ist, hier mit Akerman und Dennings zu kokettieren, denn auch wenn ich sie (geringfügig) lobend erwähnt habe, rechtfertigt das mitnichten anderthalb verschenkte Stunden und so verkommen sie letztlich zum billigen Lockmittel, um den Blick Unbedarfter auf einen durch und durch misslungenen Film zu lenken, der weder Botschaft, noch Konzept oder auch nur Unterhaltungswert vorweisen kann, sondern einfach nur existiert, um eindrucksvoll aufzuzeigen, wie das eigene Leben und der eigene Freundeskreis bestmöglich niemals aussehen sollten. War es das etwa, was dieses Machwerk uns sagen will? Ich weiß es nicht, aber es interessiert mich auch nicht, ebenso wie die "Figuren", die ich hier rudimentär habe kennenlernen dürfen.

Fazit & Wertung:

Der wahlweise als Dinner With Friends oder Friendsgiving vermarktete Streifen stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass auch eine Reihe zumindest bekannter Darsteller*innen mitnichten reicht, auch nur ein wenigstens leidlich unterhaltsames Werk auf die Beine zu stellen, denn hier passt tatsächlich gar nichts zueinander, während man Dramaturgie oder Witz vergeblich sucht, gegen Ende aber zumindest noch hingebungsvoll die Stirn runzeln darf, was man da gesehen haben mag und was das wohl sollte.

2 von 10 Gläsern Wein (zu viel)

Dinner With Friends

  • Gläser Wein (zu viel) - 2/10
    2/10

Fazit & Wertung:

Der wahlweise als Dinner With Friends oder Friendsgiving vermarktete Streifen stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass auch eine Reihe zumindest bekannter Darsteller*innen mitnichten reicht, auch nur ein wenigstens leidlich unterhaltsames Werk auf die Beine zu stellen, denn hier passt tatsächlich gar nichts zueinander, während man Dramaturgie oder Witz vergeblich sucht, gegen Ende aber zumindest noch hingebungsvoll die Stirn runzeln darf, was man da gesehen haben mag und was das wohl sollte.

2.0/10
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Dinner With Friends ist seit dem 26.11.2020 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.


vgw

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