Neuer Tag, neues Glück – und ich werde nicht müde, euch mit weiteren Empfehlungen und Reviews zu überhäufen. Klar, gut, wir bedienen heute wieder eine laufende Reihe, aber was solls, Hauptsache hier tut sich was und vielleicht wird ja doch noch jemand auf die Serie aufmerksam, der sie vorher aus welchen Gründen auch immer noch nicht auf dem Schirm hatte.
Die Beute des Adlers
Die Rom-Serie 5
The Eagle’s Prey, UK 2004, 592 Seiten
© Heyne
Simon Scarrow
Heyne Verlag
978-3-453-47118-4
Historie | Action | Abenteuer
Inhalt:
Weitere Wurfspeere schossen durch die Luft. Das Pferd des Decurio erbebte, als sich ein dunkler Schaft in seine Schulter bohrte. Instinktiv presste der Decurio die Schenkel gegen den Ledersattel und fluchte, als das Pferd stehen blieb und so heftig den Kopf schüttelte, dass der Schaum aus seinem Maul flog und im Sonnenlicht glitzerte. Um ihn herum löste sich seine Eskorte in einem Durcheinander aus verwundeten Pferden und ihren Reitern auf, die Mühe hatten, sich von den in Panik geratenen Tieren zu entfernen.
Britannien, Anno Domini 44: Weiterhin gilt es, den Barbaren-Führer Caratacus in seine Schranken zu weisen und Kaiser Claudius drängt auf ein baldiges Ende des Feldzuges, der offiziell schon längst zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht worden ist. General Aulus Plautius ersinnt einen Plan, die verbliebenen Truppen zu stellen, doch aufgrund unerwarteter Ereignisse und der Unfähigkeit von Maximius, dem Kohortenkommandanten, gelingt Caratacus erneut die Flucht und während Macro bei den Kampfhandlungen zumindest zugegen war, ist es aufgrund der Ungerechtigkeit der römischen Rechtsprechung, die im Felde zur bloßen Farce verkommt, gerade Cato, der für das Versagen seiner Vorgesetzten zur Rechenschaft gezogen wird, denn um ein Exempel zu statuieren, wird eine Dezimation verhängt, bei der mittels Losverfahren jeder zehnte Legionär ausgewählt wird, von seinen Kameraden zu Tode geprügelt zu werden.
Macro kann das indes nicht zulassen und verhilft Cato ungeachtet der Konsequenzen zur Flucht und gemeinsam mit den anderen Verurteilten flüchtet er in die nahegelegenen Sümpfe, wo sich auch Caratacus versteckt halten soll, dessen Heer, wenn schon nicht vernichtet, doch zumindest gehörig aufgerieben worden ist. Es versteht sich von selbst, dass auch Plautius bereits Pläne hat, Caratacus schlussendlich doch noch zu fassen, während Legat Vespasian darunter zu leiden hat, wie seine ruhmreiche Zweite Legion von Maximius‘ Versagen und der Dezimation beschämt worden ist.
Rezension:
Bei Die Beute des Adlers handelt es sich um den mittlerweile fünften Band der Rom-Serie von Simon Scarrow, die – sehr zur Freude der Leser und Fans im Dezember 2012 seitens Heyne fortgesetzt worden ist, nachdem Blanvalet die Veröffentlichung nach vier Bänden aufgegeben hatte. Dies schien zu einer regelrechten Renaissance für die Reihe geführt zu haben, denn nicht nur sind mittlerweile elf Bände der Reihe verfügbar, nein, auch die ersten vier Bücher wurden einem Re-Design unterzogen und neu aufgelegt, so dass auch ich in den Genuss der Geschichte der beiden ungleichen Legionäre Cato und Macro kommen konnte, die sich mittlerweile beide als Centurionen unter Legat Vespasian verdingen und immer noch in Britannien weilen, um Caratacus, den Heerführer der letzten Widerständler endlich zur Strecke zu bringen und das Land zu befrieden.
Maximius lächelte und wandte sich Cato zu. »Nun, Centurio Cato, einige Lebensläufe sind schneller gelesen als andere. Trotz deines jugendlichen Alters kannst du auf eine Reihe eindrucksvoller Errungenschaften zurückblicken, und wie es scheint, beherrscht du sogar in Grundzügen die Sprache der Einheimischen. Das könnte sich als nützlich erweisen«, sinnierte er. »Ich bin gespannt, wie du dich morgen schlägst.«
Dieser Handlungsstrang ist es auch, der sich durch die bisherigen vier Bände gezogen hat und ab und an sprach ich von einem gewissen Ermüdungseffekt, da man doch zugeben muss, dass sich viele Truppenbewegungen und Kampfhandlungen zu widerholen scheinen und es kein echtes Fortkommen im Kampf gegen Caratacus gab. Bevor sich die eigentlich so gute Grundidee der Reihe aber totläuft, liegt nun mit Die Beute des Adlers sozusagen ein erster Abschluss dieses Zyklus vor, auch wenn ich nicht verraten möchte, ob und/oder wie Caratacus dingfest oder unschädlich gemacht wird. Nichtsdestotrotz werfen neue Aufgaben und Einsatzorte ihre Schatten voraus und Scarrow selbst lässt es sich nicht nehmen, einen Ausblick auf den nachfolgenden sechsten Band zu geben.
Bis dahin allerdings gilt es noch einiges an gefahren abzuwenden und Prfungen zu bestehen, so dass Die Beute des Adlers mit beinahe 600 Seiten auch den bisher umfangreichsten Vertreter der Rom-Serie darstellt. Wieder einmal passiert wahnsinnig viel und die Story entpuppt sich als überraschend wendungsreich, so dass mich der Autor bereits bei der hochspannenden Eröffnungssequenz gefangen zu nehmen wusste und mit seiner zwar einfachen, dafür aber auch unbestrittenen flüssig lesbaren Schreibe prompt einen weiteren Page-Turner abgeliefert hat, den ich nur schwerlich aus der Hand legen konnte. Selbstverständlich bedarf es eines gewissen Faibles für römische Kriegsführung und die Welt der Antike, um mit den Geschichten um Cato und Macro warm zu werden, aber das brauche ich beim nunmehr fünften Teil wohl sicher nicht mehr gesondert erwähnen, wohl aber, dass diejenigen, die es bis hierher gebracht haben, auch Die Beute des Adlers sicherlich mit Genuss lesen werden.
Die Centurionen der Zweiten Legion saßen auf mehreren Stuhlreihen im Feldherrenzelt und warteten auf die Ansprache des Legaten. Sie hatten einen ganzen langen Tag damit verbracht, die Legion auf den Gewaltmarsch vorzubereiten, mit dem der Vorstoß früh am Morgen beginnen sollte. Wohin genau die Armee vorrücken würde, wusste allein Legat Vespasian, der sich jedoch selbst vor seinen engsten Beratern bedeckt hielt. Die Sonne war gerade untergegangen, die Luft erfüllt von Mückenschwärmen. Sie sammelten sich um den flackernden gelben Schein der Öllampen, und ab und an knisterte es, wenn ein Insekt törichterweise den Flammen zu nahe kam. Am Kopfende des Zelts hing in einem Holzrahmen eine große Lederkarte, die einen Ausschnitt der Tamesis zeigte.
Eines der Highlights ist sicherlich, dass Caratacus nun auch endlich persönlich in Erscheinung tritt und nicht länger nur als Gespenst umhergeht, von dem man zwar viel hört, aber nie etwas sieht. Davon abgesehen gelingt es Scarrow besonders, die Freundschaft zwischen den beiden Centurionen darzustellen und das, obwohl sie gezwungenermaßen längere Zeit getrennt voneinander agieren müssen. Auch Vespasian bekommt in nur wenigen Szenen beinahe spielerisch mehr Profil verliehen, was seiner – historisch betrachtet – großen Zukunft für die römische Gesellschaft schon im Vorfeld Rechnung trägt. Auch um Rückbezüge früherer Ereignisse ist Scarrow nicht verlegen und so ist Die Beute des Adlers ein episches Werk voller Schlachten und Hinterhalte, strategischer und militärischer Überlegungen, überraschender wie einfallsreicher Wendungen, das der Rom-Serie alle Ehre macht und den Weg bereitet, wortwörtlich zu neuen Ufern aufzubrechen.
Die Beute des Adlers: Die Rom-Serie 5
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Lektionen für den jungen Centurio - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Simon Scarrow gelingt es mit Die Beute des Adlers ein weiteres Mal, den Leser in das umkämpfte Britannien der römischen Antike zu entführen und schafft mit seinem bis dato umfangreichsten Band der Reihe im Kampf der Legionen gegen den Barbaren-Führer Caratacus einen würdigen Vertreter der Rom-Serie um Cato und Macro.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
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Die Beute des Adlers ist am 10.12.12 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Als Jugendlicher wäre diese Reihe mit Sicherheit perfekt für mich gewesen – heutzutage weiß ich einfach nicht, wie ich für noch mehr Buchreihen Zeit finden soll, wenn ich mir so den eher wachsenden als abnehmenden Stapel ungelesener Bücher auf meinem Schreibtisch anschaue … *seufz*
Ja, das mit den wachsenden Bücherstapeln kenne ich; muss mir auch drei Mal überlegen, ob ich wirklich noch eine Reihe anfange und ob sie es wert ist, aber als ich damals noch um den Verlust der HBO-Serie Rom trauerte, kam mir Scarrows Rom-Serie gerade recht, da konnte ich nicht widerstehen ;-)