Review: Diablo: Der Mond der Spinne | Richard A. Knaak (Buch)

Da wäre ich wieder und habe mir diesmal einen weiteren Roman aus Sanktuario vorgenommen, die derzeit sukzessive von Panini neu aufgelegt werden.

Diablo
Der Mond der Spinne

Diablo: Moon of the Spider, USA 2005, 368 Seiten

Diablo: Der Mond der Spinne | © Panini
© Panini

Autor:
Richard A. Knaak
Übersetzer:
Ralph Sander

Verlag (D):
Panini Books
ISBN:
978-3-833-23947-2

Genre:
Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Nekromant Zayl, jüngst aus dem östlichen Königreich Kehjistan nach Westmarch gelangt, weiß noch nicht, warum es ihn dorthin verschlagen hat, doch sein Glaube an Rathma ist stark und so ist er überzeugt, dass seine Bestimmung ihm bald begegnen wird. Die erscheint ihm in Gestalt der Edeldame Salene, die dringend die Hilfe eines Nekromanten benötigt, um Kontakt zu einem Verstorbenen aufzunehmen, wobei das bestmöglich im Geheimen erfolgen sollte, schließlich sind die Priester von Zakarum in Westmarch mehr als präsent und zwielichtige Nekromanten ihnen ein steter Dorn im Auge. Während Zayl noch nicht ahnt, wohin ihn dieser Auftrag führen wird, jagt andernorts der von Alpträumen geplagte Lord Aldric Jitan einem uralten Artefakt nach, das ihm unaussprechliche Kräfte verleihen und ihn in die Lage versetzen soll, in Westmarch die Macht an sich zu reißen. Begleitet wird er ebenfalls von einem Vertreter der Zunft der Nekromanten…

Rezension:

Nachdem ich jüngst schon einem Diablo-Roman – in jenem Fall Das Königreich der Schatten – eine Chance gegeben habe, war nun Der Mond der Spinne an der Reihe, ungeachtet dessen, dass mir die ersten zwei Bände der Reihe noch immer fehlen, aber beizeiten sicher nachgeholt werden. Dabei bin ich davon ausgegangen, dass die Bände ohnehin nichts miteinander zu tun haben würden und so erwartete mich hier prompt eine Überraschung, denn der Nekromant Zayl, den ich zuvor habe kennenlernen dürfen, tritt hier nicht nur erneut in Erscheinung, sondern nimmt gar den Part des Protagonisten ein, was mir – so viel vorausgeschickt – sehr gut gefallen hat. Überhaupt wusste mich Autor Richard A. Knaak mit diesem Band weitaus mehr zu überzeugen, denn obwohl die Geschichte im Großen und Ganzen nach gängigen Mustern abläuft und man zumindest in vielerlei Hinsicht schnell eine grobe Ahnung hat, wohin die Reise gehen könnte, findet sich hier doch einiges mehr an "typischem" Diablo-Flair, auch wenn man selbstredend auch hier nicht Horden von Dämonen die Stirn bieten muss (was auch merklich eintöniger gewesen wäre als diese doch durchaus clever inszenierte Storyline).

Heutzutage kannten nur noch wenige die Herkunft von König Rakkis – dem Gründer und ersten Herrscher über Westmarch –, und von diesen wenigen, zu denen auch Aldric zählte, war den meisten nicht viel mehr als die Tatsache bekannt, dass er aus dem Osten gekommen war, möglicherweise sogar von der anderen Seite des Dschungels von Kehjistan. Als ein Mann, der glaubte, ein Nachfahr jenes Lords zu sein, war Aldric von dieser Darstellung überzeugt, erklärte sie doch auch die enge Stellung seiner eigenen Augen.

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Nekromant Zayl in der Stadt Westmarch und wie das so ist mit den Anhängern von Rathma, begegnet man ihm wahlweise mit Misstrauen bis offener Abscheu, wobei es nicht lange dauert, bis sich ihm seine "Mission" offenbart. Klar wirkt es ein wenig konstruiert, dass Zayl sich schlichtweg nach Westmarch geschickt fühlt, ohne zu wissen, was ihn dort erwartet, derweil er vor Ort natürlich prompt von der verzweifelten Adligen Salene begegnet, die auf dessen Hilfe angewiesen ist, aber diesbezüglich lässt sich natürlich leicht auf Schicksal und Bestimmung abstellen, die ja durchaus vorherrschende Themen in Sanktuario sind. Sei es wie es will, gefällt Zayl als Hauptfigur außerordentlich und bekommt hier noch weitaus mehr Profil als im vorangegangenen Band, wobei man tunlichst einen Bogen um Der Mond der Spinne machen sollte, wenn man Das Königreich der Schatten noch lesen möchte, denn tatsächlich werden die Ereignisse dort nicht nur referenziert, sondern es wird gar der Fort- und Ausgang der Handlung verraten (beispielsweise auf Seite 48). Darüber kann man geteilter Meinung sein, aber grundsätzlich ist es ja auch schön, dass die Bände aktiv miteinander verknüpft werden, wobei hier insbesondere das Ende so wirkt, als hätte Knaak noch Pläne für weitere Diablo-Romane mit Zayl gehabt, die bekanntermaßen nicht mehr gekommen sind (auch wenn man ihm in Sturm des Lichts erneut begegnen wird).

Dennoch überzeugt der Band auch für sich genommen und kann weitestgehend ohne Vorkenntnisse genossen werden, auch wenn man sich natürlich bestmöglich in Sanktuario heimisch fühlen sollte, um nicht bei jeder Namensnennung zu stutzen, auch wenn sich die Handlung im Grunde auf Westmarch und das angrenzende Umland beschränkt. Des Weiteren widmet sich Knaak natürlich klassischen Motiven der Spielereihe, ob es sich nun um untote Bedrohungen, finstere Beschwörungen oder dämonische Einflüsterungen handelt, die ein ganzes Königreich in Gefahr zu bringen drohen. Das bringt es wie erwähnt mit sich, dass man schnell weiß, wie der Hase läuft, doch im Detail vermag Der Mond der Spinne immer wieder zu überraschen, zumal man sich natürlich genau so eine Art Story wünschen sollte, wenn man sich schon einem Roman widmet, der auf einem PC-spiel fußt. Dafür allerdings ist er hochwertig und überzeugend geraten, in meinen Augen mehr noch als der Vorgänger, auch wenn der vielerorts wohl als Highlight der Reihe gilt. Hier aber waren Atmosphäre, Schauplätze und Gegner meinem Gefühl nach näher dran an dem, was Diablo und damit Sanktuario gemeinhin ausmacht, zumal die Handlung sich deutlich vielschichtiger gibt als bei dem Ausflug ins sagenumwobene Ureh, den ich natürlich – anders als das Buch selbst – nicht spoilern möchte.

Da Lord Jitan nicht nur in seinen Träumen, sondern auch bei wachem Bewusstsein überleben wollte, schien es ihm der sinnvollste Weg, nach dem zu suchen, worauf sein Unterbewusstsein ihn immer wieder stieß. Niemand konnte ihn von seinem Glauben abbringen, das zu finden, was der Teufel aus dem Osten mit einem ebenso bemerkenswerten wie seltsamen Namen belegt hatte …
„Spinnenmond!“

Ansonsten punktet der Band erneut mit einer gelungenen Mischung aus Spannung, Mystery, Kämpfen und Action, wobei zum Glück diesmal das Finale deutlich gehaltvoller und weniger gehetzt ausfällt, was ja ein Stück weit durchaus zu befürchten stand, der Autor ist schließlich derselbe. Dafür widmet sich Knaak vermehrt dem Kodex und Ansporn der Nekromanten, was ebenfalls faszinierend geschildert wird und eine enorme Kluft zwischen eigen- und Fremdwahrnehmung offenbart, wobei es nur nachvollziehbar und logisch ist, dass die gemeine Bevölkerung den mit dem Jenseits in Verbindung stehenden mit Skepsis und Furcht begegnen. Heimliches Highlight ist aber auch hier des Öfteren Humbart Wessel, der belebte, sprechende Schädel, der Zayl auch hier wieder begleitet und oftmals das Zünglein an der Waage ist, wenn es gilt, eine Situation zu entschärfen oder nur mit trockenem Humor zu veredeln. Kein Wunder, dass er es auch als Pet in Diablo III geschafft hat. Zuletzt ein Kuriosum/Ärgernis am Rande, sei darauf hingewiesen, dass der rückseitige Klappentext nicht etwa eine Inhaltsangabe zu Der Mond der Spinne enthält, sondern stattdessen zu Das Vermächtnis des Blutes, was man schon als groben Schnitzer betrachten kann, für mich die Überraschung, erneut Zayl zu begegnen, aber nur vergrößert hat.

Fazit & Wertung:

Richard A. Knaak gelingt mit Diablo: Der Mond der Spinne ein weiterer, überzeugender Roman in der Welt von Sanktuario, der sich trotz allerhand Anleihen und Verweisen auf das Spiel als solches mit eigenständiger und überzeugender Handlung profiliert, in deren Zentrum Nekromant Zayl und sein Gefährte, der sprechende Schädel Humbart stehen, die einer großangelegten Verschwörung in Westmarch auf die Spur kommen müssen.

8 von 10 dämonischen Bedrohungen

Diablo: Der Mond der Spinne

  • Dämonische Bedrohungen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Richard A. Knaak gelingt mit Diablo: Der Mond der Spinne ein weiterer, überzeugender Roman in der Welt von Sanktuario, der sich trotz allerhand Anleihen und Verweisen auf das Spiel als solches mit eigenständiger und überzeugender Handlung profiliert, in deren Zentrum Nekromant Zayl und sein Gefährte, der sprechende Schädel Humbart stehen, die einer großangelegten Verschwörung in Westmarch auf die Spur kommen müssen.

8.0/10
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Diablo: Der Mond der Spinne ist am 20.10.2020 als broschierte Neuauflage im Panini Verlag erschienen, aber auch die am 14.06.06 erschienene Taschenbuchausgabe ist noch verfügbar. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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