Review: Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 – Geburtsrecht | Richard A. Knaak (Buch)

Heute gibt es dann auch mal wieder eine Buch-Rezension, nachdem ich vergangene Woche lieber dem Müßiggang gefrönt habe.

Diablo
Der Sündenkrieg
Buch 1
Geburtsrecht

Diablo: The Sin War 1 – Birthright, USA 2006, 368 Seiten

Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 - Geburtsrecht | © Panini
© Panini

Autor:
Richard A. Knaak
Übersetzer:
Ralph Sander

Verlag (D):
Panini Books
ISBN:
978-3-833-24022-5

Genre:
Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Die Welt war zu jener Zeit noch jung, und nur wenigen war sie als Zuflucht bekannt. Ebenso wussten nur wenige, dass Engel und Dämonen nicht nur existierten, sondern dass einige von ihnen die Entstehung des Sanktuariums, der Zuflucht, überhaupt erst herbeigeführt hatten. Die Namen Inarius, Diablo, Rathma, Mephisto und Baal – um nur einige Mächtige und oftmals Gefürchtete zu nennen – waren noch keinem Sterblichen über die Lippen gekommen.

Mehrere Tausend Jahre vor den Ereignissen rund um Tristram, noch bevor die Menschen überhaupt wussten, dass ihre Welt Sanktuario genannt wird und von himmlischen wie höllischen Mächten als eine Art Zuflucht geschaffen wurde, lebte der Bauer Uldyssian, Sohn des Diomedes, ein einfaches Leben im abgeschiedenen Dörfchen Seram. Währenddessen ringen sowohl die Kathedrale des Lichts als auch der Tempel der Triune um die Seelen der Einwohner von Sanktuario und jüngst tauchten erste Missionare nun auch in Seram auf. Als sie aber alsbald eines schrecklichen Todes sterben, sieht Uldyssian sich unvermittelt unter Mordverdacht geraten, da er bekanntermaßen nicht gut auf die Prediger zu sprechen ist. Als wäre dem nicht genug, muss er bald feststellen, anscheinend beängstigende und unerklärliche Fähigkeiten zu besitzen, die ihm zwar zur Flucht verhelfen, deren Herkunft ihm allerdings Rätsel aufgibt. Zu allem Überfluss bleibt das Auftauchen dieser Kräfte nicht lange verborgen und so entsendet der Tempel der Triune seine treuen Häscher, derweil sich Uldyssian mit einer Handvoll Getreuer auf die Suche nach seiner Bestimmung begibt…

Rezension:

Nachdem ich mich kürzlich ja schon zwei Romanen aus dem Diablo-Kosmos gewidmet habe (und auch in der Season wieder fleißig aktiv bin), stand natürlich auch Der Sündenkrieg auf meiner Leseliste, dessen erster Teil Geburtsrecht jüngst ebenfalls von Panini neu aufgelegt worden ist. Ich war ja schon immer Fan der reichhaltigen Vorgeschichte des Spiels und erinnere mich noch, wie ich damals die Hintergründe in der Anleitung des ersten Teils fasziniert verschlungen habe (Anleitungen für PC-Spiele, wer erinnert sich noch?), so dass natürlich nun auch der Dreiteiler mein Interesse geweckt hat, der eines der wohl denkwürdigsten Ereignisse in der Welt von Sanktuario thematisiert. Statt sich aber direkt auf waschechte "Epicness" zu stürzen, geht es hier erst einmal im kleinen und beschaulichen Rahmen mit dem Bauern Uldyssian los, der alsbald nicht nur zwischen die Fronten gerät, sondern auch merkwürdige Kräfte an sich entdeckt, die er sich nicht erklären kann. Wer mit den Spielen vertraut ist – und wer sonst sollte eines dieser Bücher lesen? – wird natürlich schnell wissen, wie der Hase läuft, doch tut das der grundsätzlichen Spannung kaum einen Abbruch.

Der Bauer mit dem sandblonden Haar musste nicht aufblicken, um zu sehen, wer ihn in seiner kurzen Pause vom Tagwerk störte. Er hatte den Fremden mit anderen im Boar’s Head sprechen hören, der einzigen Taverne des abgelegenen Dorfes Seram, und er hatte gebetet, der Mann möge nicht auch an seinen Tisch kommen.

So gelingt es Bestsellerautor Richard A. Knaak auch diesmal wieder – und mehr noch als in Das Königreich der Schatten – die spezifische Atmosphäre einzufangen, obwohl sich die Geschichte rund 3000 Jahre vor den Spielen ereignet. Man muss aber auch einräumen, dass es natürlich auch ein Stück weit schade ist, wenn man schon zu Beginn an weiß, wer sich hinter welcher Fassade verbirgt und was die einzelnen Parteien zu bezwecken suchen, was dann wohl auch erklärt, warum sich Knaak so sehr auf den Bauern fokussiert und die Mächte im Hintergrund nur höchst selten – und dann oft und gern in unnötig kryptischer Manier – in Szene setzt. Dennoch überzeugt die Lektüre von Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 – Geburtsrecht, auch wenn ich mir mehr Passagen im Stile des Intros gewünscht hätte, die zwar nicht so nah an den Figuren sind, aber eben mehr dem Erzählton entsprechen, den man aus Begleitbüchern oder Zwischensequenzen gewohnt ist. So funktioniert aber selbstredend kein Roman und ich kann zumindest festhalten, dass sich die Faszination im weiteren Verlauf steigert, zumal nicht nur Uldyssian Veränderungen an sich wahrnimmt, sondern insbesondere auch sein Bruder Mendeln.

Überhaupt sind die Figuren – neben den beiden Brüdern gibt es noch eine Handvoll weitere, prägende Gestalten – angenehm vielschichtig angelegt, auch wenn ausgerechnet Uldyssian mit seinen ewigen Selbstzweifeln und Schuldgefühlen oftmals charakterlich wenig lernfähig scheint und auf der Stelle tritt, was allerdings die Geschichte bedingt. So muss man bei Geburtsrecht eben auch im Hinterkopf behalten, dass es sich um den Auftaktband einer Trilogie handelt, denn so wirklich viel passiert zunächst nicht und wenn die Story dann wirklich in fahrt kommt und sich die im Verborgenen agierenden Kräfte langsam zu erkennen geben, ist das Buch auch beinahe schon wieder rum und sollte im Idealfall das Gefühl geweckt haben, gleich mit Die Schuppen der Schlange fortfahren zu wollen (das ebenfalls, allerdings erst im September neu aufgelegt werden soll). Es mag beileibe lohnendere Fantasy-Titel geben als diesen hier, doch als Fan der Spielereihe ist es schön, auch einmal anderweitig in die vom Blizzard-Team ersonnenen Welten eintauchen zu können, zumal ich mir von den zwei Folgebänden noch einiges erhoffe, was der erste Band in seiner Art und Ausprägung eben noch nicht zu leisten imstande ist.

Die Kathedrale des Lichts war zwar jüngeren Ursprungs, doch sie wirkte weitaus stärker als alle Vorgänger. Sie und der vor etwas längerer Zeit gegründete Tempel der Triune schienen sich recht schnell zu den beiden vorherrschenden Institutionen zu entwickeln, die es auf die Seelen der Bewohner von Kehjan abgesehen hatten. Für Uldyssian kam der beharrliche Eifer, mit dem sie neue Anhänger zu gewinnen versuchten, einem emsigen Wettkampf gleich, der in einem krassen Gegensatz zu ihren spirituellen Botschaften stand.

Entsprechend wird man hier, auch wenn allerhand Monster und Dämonen auftreten, vergeblich auf epische Schlachten warten und auch der ewige Konflikt zwischen Himmel und Hölle schwelt eher, als dass er schon entbrannt ist, während Sanktuario als solches eben noch unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit vor sich hin existiert und eben (noch) nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bleibt am Ende eine solide, sich explizit an die Spielegemeinde richtende Lektüre, die noch merklich Luft nach oben hat und gerne etwas gehaltvoller hätte erzählt werden können, aber durchaus kurzweilig und spannend daherkommt. Richtig faszinierend wird es aber eigentlich immer nur dann, wenn sich Knaak in seltenen Passagen ins Innere der Kathedrale des Lichts oder des Tempels der Triune begibt, wo die eigentlichen Strippenzieher eines Konflikts sitzen, der gerade erst an seinem Anfang steht.

Fazit & Wertung:

Richard A. Knaak liefert mit Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 – Geburtsrecht einen soliden Auftakt zu der wohl bekanntesten Geschichte aus dem Spieleuniversum, hält sich aber auch bei vielem noch auffallend zurück, während die Story um den Bauern Uldyssian leider auch manche Länge und redundante Passagen mit sich bringt. Der Fortgang und die Andeutungen lassen allerdings auf Großes in den Fortsetzungen hoffen.

7 von 10 Einflussnahmen himmlischer und höllischer Mächte

Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 – Geburtsrecht

  • Einflussnahmen himmlischer und höllischer Mächte - 7/10
    7/10

Zusammenfassung

Richard A. Knaak liefert mit Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 – Geburtsrecht einen soliden Auftakt zu der wohl bekanntesten Geschichte aus dem Spieleuniversum, hält sich aber auch bei vielem noch auffallend zurück, während die Story um den Bauern Uldyssian leider auch manche Länge und redundante Passagen mit sich bringt. Der Fortgang und die Andeutungen lassen allerdings auf Großes in den Fortsetzungen hoffen.

7.0/10
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Diablo: Der Sündenkrieg Buch 1 – Geburtsrecht ist am 20.04.21 als broschierte Neuauflage im Panini Verlag erschienen, die alte Taschenbuchausgabe ist nur noch gebraucht verfügbar. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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