Review: Diablo: Das Königreich der Schatten | Richard A. Knaak (Buch)

Nach langer Zeit habe ich dann tatsächlich mal wieder ein Buch beendet und werde euch nachfolgend wissen lassen, wie mir das so gefallen hat, derweil ich für mich persönlich hoffe, jetzt doch wieder mehr in meinen üblichen Trott zu kommen. Dabei lag es definitiv nicht am Buch, dass ich mich die letzten Wochen mit dem Lesen so schwer getan habe.

Diablo
Das Königreich der Schatten

Diablo: The Kingdom of Shadows, USA 2002, 368 Seiten

Diablo: Das Königreich der Schatten | © Panini
© Panini

Autor:
Richard A. Knaak
Übersetzer:
Ralph Sander

Verlag (D):
Panini Books
ISBN:
978-3-833-23946-5

Genre:
Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Als der einsame Mann wieder zum Himmel blickte, sah er, dass die schimmernde Stadt immer stärker an Substanz verlor. Die karmesinrote Aura flackerte auf und wurde so grell wie die Sonne, die wenige Augenblicke zuvor untergegangen war. Gregus Mazi hatte nur für eine Sekunde die Augen gegen die Helligkeit abgeschirmt, und in dieser einen Sekunde war der fantastische Anblick der Stadt Ureh verschwunden.

Vom Vizjerei-Hexenmeister Quov Tsin als Eskorte angeheuert, macht sich eine Schar Söldner unter Führung ihres Hauptmanns Kentril Dumon auf, die Ruinen der legendären Stadt Ureh im alptraumhaften Dschungel von Kehjistan aufzuspüren. Doch der Vizjerei hat weit mehr im Sinn, als lediglich die Überreste der Stadt und vergessene Schätze zu plündern, auch wenn er mit der Aussicht hierauf die Söldner gelockt hat, denn die Legende besagt, das Ureh sozusagen zwischen den Welten feststecke. Und Tsin gelingt es tatsächlich, die sagenumwobene Stadt zurückkehren zu lassen, was auch den Nekromanten Zayl erstaunt, der die Schar zunächst aus dem Verborgenen beobachtet. Doch welche Geheimnisse Ureh noch birgt und wie es dessen Bewohnern ergangen ist, die noch zu Zeiten des Sündenkriegs diese Welt verlassen haben, wird erst eine gründliche Untersuchung zutage fördern. Fest steht allerdings, dass die Zeit an diesem Ort anders verstreicht, denn wie sonst ließe sich erklären, dass nicht nur der gütige Herrscher von Ureh noch immer am Leben ist, wenn auch mit einem grausigen Fluch geschlagen…

Rezension:

Bereits im Mai vergangenen Jahres erschienen zwei der ursprünglich bereits anderthalb Dekaden zurückliegenden Diablo-Romane in neuer Auflage (und zu einem höheren Preis) bei Panini, doch ist mir das seinerzeit irgendwie durchgerutscht, was auch erklärt, weshalb ich mich nun mit Das Königreich der Schatten dem eigentlich dritten Band der Reihe widme. Das macht inhaltlich aber zum Glück überhaupt nichts, da die Bände in sich abgeschlossen sind und jeweils eigenständige Geschichten erzählen, derweil der vorliegende Band wohl auch vielerorts als Highlight der Reihe beworben wird. Dazu kann ich natürlich mangels Vergleichen noch keine Stellung nehmen, doch Fakt ist, dass es Autor Richard A. Knaak durchaus gelungen ist, mich schnell in seinen Bann zu ziehen, gleichwohl die Geschichte auf den ersten Blick etwas generisch startet und wirkt, bevor mit dem Erscheinen von Ureh die eigentliche Handlung überhaupt erst in Fahrt kommt. Insbesondere der einleitende Gewaltmarsch durch den Dschungel von Kehjistan wirkt schon ein wenig, als würde man hier erst einmal ein wenig Spiele-Flair aufbauen wollen, aber zum Glück legt sich das schnell wieder, auch wenn der Roman bei näherer Betrachtung ohnehin nur wenige Berührungspunkte mit Sanktuario hat, wenn man von der Erwähnung von Westmarch und natürlich Diablo und dem Sündenkrieg einmal absieht.

Dabei war da eigentlich gar kein richtiges Gesicht mehr, das er hätte anstarren können, denn die rechte Hälfte war weggerissen worden, an ihrer Stelle schimmerte der blanke Schädel und waren die verrottenden Reste von Muskeln zu sehen. Ein Auge fehlte, an seiner Stelle klaffte ein dunkelrotes Loch. Der verschmutzte Bart des Söldners umschloss einen Mund, der zu einem Todesgrinsen verzerrt war. Das verbliebene Auge starrte Kentril vorwurfsvoll an.

Grundsätzlich aber fühlt man sich als Spiele-Veteran in der Welt von Das Königreich der Schatten heimisch, kann aber ebenso gut als unbedarfter Quereinsteiger einen Blick riskieren, denn das wenige, was man an Vorwissen benötigen würde, ist auch Teil der Handlung und Erzählung. Ansonsten scheint es mir, als verfolge Knaak bewusst einen eher pulpigen, trashigen Stil, was in dem Fall mitnichten abwertend gemeint ist. Doch wer ansonsten klassische High Fantasy konsumiert, könnte sich dann doch eher schwer tun, hiermit warm zu werden. Nach dem eher mäßig mitreißenden Einstieg allerdings gelingt es dem Band immer mehr, für sich einzunehmen, spätestens wenn die unbedarfte Schar Söldner nebst hochnäsigem Vizjerei in Richtung Ureh aufbricht, das einen dankbaren wie lohnenden Handlungsort darstellt. Vor allem aber fühlt man sich mit jeder weiteren Seite dem anfänglich nur rudimentär ausgearbeiteten Protagonisten Kentril Dumon mehr und mehr verbunden, auch wenn der Leser hier einen doch gehörigen Wissensvorsprung besitzt bei der Tatsache, dass in Ureh etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht.

Für eine gewisse Blauäugigkeit der Figuren findet Knaak aber passende Erklärungen und es ändert zudem nichts daran, dass seine Schilderungen angenehm atmosphärisch und bildhaft ausfallen, gerne auch mal ein wenig mehr ins Detail gehen, was allerdings im Falle der oft grausigen Begegnungen dann natürlich auch nicht jedermanns Sache ist. Wenn dann Kentril langsam dahinterkommt, das in Ureh nicht alles Gold ist, was glänzt, zieht die Handlung ein weiteres Mal an, zumal hier auch Nekromant Zayl mehr in den Mittelpunkt rückt, was gleich doppelt erfreulich ist, da der einen sprechenden Schädel in seiner Tasche mit sich führt, der mit einer ordentlichen Prise trockenen Humors die Erzählung noch zusätzlich auflockert, was er aber auch schon recht früh im Buch tut, nur eben nicht so häufig, wie es in der zweiten Hälfte der Fall sein wird.

Ureh war von den Anhängern Rathmas immer sehr behutsam behandelt worden, da sie das hochempfindliche Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Existenzebenen gespürt hatten. Zayl war mit den Legenden so gut vertraut wie alle anderen, über die wahre Geschichte, die sich dahinter verbarg, wusste er jedoch kaum etwas. Von Ureh hatte er sich immer angezogen gefühlt, sehr zur Verärgerung und Bestürzung seiner Mentoren. Sie glaubten, er sei besessen von dem Gedanken an die unglaubliche Magie und an die Macht, die derjenige in seinen Händen halten würde, der sie wieder erstehen lassen konnte. Immerhin hatten die Hexenmeister des versunkenen Reiches die Naht zwischen Leben und Tod viel stärker überlappen lassen, als ein Nekromant es sich vorstellen konnte. Wenn die Legenden die Wahrheit erzählten, waren die Bewohner Urehs dem Tod entronnen – was aber den Lehren Rathmas vollständig widersprach.

Ein wenig schade hingegen ist es um das Finale, denn das hat mit gleich mehreren, für sich genommen kleinen, Problemen zu kämpfen, die sich allerdings ein Stück weit zu summieren drohen. Einmal gibt es da noch einiges an Hintergründen und Zusammenhängen aufzuklären, die recht ungelenk als klassischer Monolog des sich selbst beweihräuchernden Antagonisten in die Handlung gebettet werden. Zudem umfasst die finale Konfrontation mehrere Etappen und zog sich meinem Gefühl nach doch ein wenig in die Länge, während es ganz zuletzt dann doch ein wenig abgehoben wird, was es in diesem Ausmaß nicht gebraucht hätte. Das Königreich der Schatten bleibt dennoch lesenswert, keine Frage, aber hier hätte eine stringentere, schnörkellosere Inszenierung dem Ganzen meines Erachtens gutgetan, zumal sich eben vieles von dem, was hier in epischer Breite erörtert wird, bereits lange zuvor erahnen ließ und einzig die involvierten Charaktere, nicht jedoch den Leser noch stutzen und staunen lässt. Dafür aber kommt hier auch noch ein wenig von dem zeitweise vermissten Diablo-Flair auf, wenn sich insbesondere Nekromant Zayl natürlich exakt der Fähigkeiten bedient, die es auch als Skills im Spiel gegeben hat, wobei man hier berücksichtigen muss, dass eben auch dieses Buch zu einer Zeit entstand, als noch Diablo 2 der aktuellste Teil der Reihe war.

Fazit & Wertung:

Mit Diablo: Das Königreich der Schatten liefert Autor Richard A. Knaak ein grundsätzlich kurzweiliges, atmosphärisches und düsteres Abenteuer in der bekannten Welt von Sanktuario ab, das wohl am ehesten Spieleveteranen abholen können dürfte, sich aber auch für Quereinsteiger eignet. Dabei sorgt der Schreibstil oft für ein wohl beabsichtigtes Pulp-Flair, derweil es sich dramaturgisch zu Beginn und gegen Ende leider ein wenig zieht.

7 von 10 dämonischen Bedrohungen

Diablo: Das Königreich der Schatten

  • Dämonische Bedrohungen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Diablo: Das Königreich der Schatten liefert Autor Richard A. Knaak ein grundsätzlich kurzweiliges, atmosphärisches und düsteres Abenteuer in der bekannten Welt von Sanktuario ab, das wohl am ehesten Spieleveteranen abholen können dürfte, sich aber auch für Quereinsteiger eignet. Dabei sorgt der Schreibstil oft für ein wohl beabsichtigtes Pulp-Flair, derweil es sich dramaturgisch zu Beginn und gegen Ende leider ein wenig zieht.

7.0/10
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Diablo: Das Königreich der Schatten ist am 20.10.2020 als broschierte Neuauflage im Panini Verlag erschienen, aber auch die am 15.03.04 erschienene Taschenbuchausgabe ist noch verfügbar. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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