Review: Schicksal – Das Imperium der Ströme 3 | John Scalzi (Buch)

Da wäre ich auch mal wieder und berichte zumindest kurz von dem Buch, was ich kürzlich ausgelesen habe.

Schicksal
Das Imperium der Ströme 3

The Last Emperox, USA 2020, 368 Seiten

Schicksal - Das Imperium der Ströme 3 von John Scalzi | © FISCHER Tor
© FISCHER Tor

Autor:
John Scalzi
Übersetzer:
Bernhard Kempen

Verlag (D):
FISCHER Tor
ISBN:
978-3-596-70094-3

Genre:
Science-Fiction | Drama | Abenteuer

 

Inhalt:

Der Kollaps der Ströem scheint noch immer unvermeidlich und mit ihm der Zusammenbruch der Interdependenz unter führung von Imperatox Grayland II., die sich mittlerweile in fachlicher wie privater Hinsicht mit dem Stromforscher Marce Claremont zusammengetan hat. Attentäterin und Aufrührerin Nadashe Nohamapetan derweil scheint unschädlich gemacht worden zu sein, zumal Lady Kiva die Leitung des Hauses Nohamapetan übernommen hat, so dass man sich ganz den Problemen der Interdependenz widmen kann. Doch natürlich plant Nadashe bereits im Verborgenen den nächsten Staatstreich und auch Grayland bekommt dies einstweilen mit, doch stellt sich die Frgae, wo die eigenen Prioritäten liegen, wenn nichts weniger als die gesamte Menschheit in Gefahr ist, denn kein Habitat wird es überleben, von den anderen abgeschnitten zu sein, abgesehen natürlich von Ende, wo sich Nadashes Bruder unlängst zum Staatsoberhaupt gekürt hat…

Rezension:

Lange Zeit nach der Lektüre von Kollaps dachte ich ja, Das Imperium der Ströme würde womöglich (hierzulande) gar nicht mehr fortgesetzt werden, bis dann relativ unvermittelt Verrat erschien. Ganz ähnlich ging es mir nun mit dem jüngst veröffentlichten Abschlussband, wobei das Nachwort dahingehend Aufschluss gibt, dass wohl auch Autor John Scalzi mitverantwortlich für den Veröffentlichungsrhythmus ist, da er wohl gesteckte Deadlines auch gerne mal bis zum Äußersten ausreizt. Warum ich das erzähle, mag man sich fragen, doch die Antwort ist naheliegend wie unschön, denn zuweilen merkt man Schicksal meines Erachtens an, dass es ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt ist. Vor allem gegen Ende macht sich das negativ bemerkbar, denn auch wenn Scalzi ein grundsätzlich überzeugender Abschluss seiner Space-Opera gelingt, entlässt er doch mit weitaus mehr offenen Fragen und offenen Enden, als gut für die Reihe und die geneigte Leserschaft wäre.

Und in der Tat – warum Ghreni Nohamapetan? Welche verhängnisvollen Umstände hatten ihn zu diesem Moment seines Lebens geführt, in dem er heftig ins Schleudern geriet, sowohl buchstäblich als auch existenziell, während er versuchte, sich nicht auf die mutmaßliche Leiche seines nunmehr allerhöchstwahrscheinlich ehemaligen Verteidigungsministers zu erbrechen?

Überhaupt lässt sich seit dem ersten Band beobachten, wie der jeweils nachfolgende Band der Trilogie an Seitenzahl einbüßt und so kommt nun auch Schicksal wieder auf weniger Seiten und ist nach rund 350 schon vorbei, was eben den Eindruck unterstreicht, dass man jetzt dann bitteschön auch mal fertigwerden muss. Sei es drum, hat das zwar einen Beigeschmack, doch davon abgesehen überzeugt Scalzi sowohl mit seiner Schreibe als auch seinen Einfällen, wobei das Flapsige ihm manches Mal über weite Strecken abhandenkommt, während es anfänglich noch sehr präsent ist. Auch sonst ist der Fokus ein merklich anderer und während beispielsweise das Habitat Ende zunächst noch eine gewisse Rolle spielt, konzentriert sich der Rest des Romans ganz auf die Kernwelt von Nabe und der einst prominente Handlungsort wird hier quasi gänzlich mit Nichtachtung gestrafft, auch wenn das natürlich zur Perspektive der Imperatox passt, die im Grunde nichts darüber weiß, was sich dort zuträgt.

Das klingt jetzt auch alles kritischer und mäkeliger, als ich den Roman empfunden habe, denn fest steht, dass ich auch Schicksal wieder mit Genuss gelesen habe, derweil aber eben auch deutlich wird, dass es Scalzis erstes Projekt ist, das von Vornherein als Trilogie geplant gewesen ist, denn man merkt, dass ihm hier die Routine fehlt, alles im Blick und beieinander zu behalten. Wie es bei einem Finale zudem auch oft der Fall ist, muss hier nun auch die Charakterentwicklung ein wenig hintenanstehen und Scalzi widmet sich ganz dem, was er mit seinem ausgesucht überschaubaren Figuren-Ensemble noch zu tun gedenkt. Auch hier wieder eine geringfügig verschenkte Chance, denn es mutet merkwürdig an, dass für das Schicksal der Menschheit am Ende eine Handvoll Personen verantwortlich zeichnen, während niemand sonst anscheinend etwas dazu beitragen kann, die Interdependenz zu retten.

Es geht nicht darum, dass Menschen verhungern. Es geht um Menschen, die Angst haben zu verhungern. Während der nächsten paar Jahre werden die Ströme kollabieren. Die Menschen werden Angst haben. Schließlich wird dieses Imperium als ›die Interdependenz‹ bezeichnet. Damit ist das Prinzip gemeint, dass alle menschlichen Ansiedlungen wechselseitig von den anderen abhängig sind. Das war völlig in Ordnung, solange die Ströme stabil waren. Während sie instabiler werden, geschieht das Gleiche mit den politischen und sozialen Systemen der Interdependenz. Diese Systeme müssen gestützt werden.

Ja, was soll ich sagen, Schicksal hat mir gut gefallen, aber es ist auch ein Buch der verschenkten Möglichkeiten, denn spätestens jetzt wird natürlich offenbar, was der Autor womöglich ab dem ersten Moment nicht zielführend und ausgiebig genug geplant hat. So bleiben viele Schicksale offen, Fragen unbeantwortet und Fäden lose, derweil es sich Scalzi nicht nehmen lässt, ausgerechnet den finalen Band mit einem dummen Spruch zu beenden, der, auch wenn es schon immer Witz in der Reihe gegeben hat, dort reichlich unpassend wirkt. Und so ist das Ende weit weniger befriedigend und endgültig, als es hätte sein können, was aber mitnichten heißt, dass ich bei der nächsten Romanveröffentlichung von John Scalzi nicht wieder zugreifen würde und werde.

Fazit & Wertung:

Mit Schicksal – Das Imperium der Ströme 3 bringt John Scalzi seinen Space-Opera-Dreiteiler zu einem soliden, aber leider nicht rundherum überzeugenden Abschluss, zumal einiges in dem kaum 350 Seiten umfassenden Roman doch ziemlich gehetzt wirkt. Das fällt nicht gravierend ins Gewicht, führt aber zu Abzügen in der B-Note, denn ein paar Seiten mehr und ein befriedigenderer Abschluss hätten es schon sein dürfen.

7 von 10 Reisen durch die Ströme

Schicksal – Das Imperium der Ströme 3

  • Reisen durch die Ströme - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Schicksal – Das Imperium der Ströme 3 bringt John Scalzi seinen Space-Opera-Dreiteiler zu einem soliden, aber leider nicht rundherum überzeugenden Abschluss, zumal einiges in dem kaum 350 Seiten umfassenden Roman doch ziemlich gehetzt wirkt. Das fällt nicht gravierend ins Gewicht, führt aber zu Abzügen in der B-Note, denn ein paar Seiten mehr und ein befriedigenderer Abschluss hätten es schon sein dürfen.

7.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite der Fischer Verlage.

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Schicksal – Das Imperium der Ströme 3 ist am 25.08.21 bei FISCHER Tor erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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