Review: Tiefe Wasser (Film)

Heute mal ein regelrecht typischer – also tendenziell enttäuschender – Donnerstagsfilm, von dem ich euch zu erzählen gedenke.

Tiefe Wasser

Deep Water, USA/AU 2022, 115 Min.

Tiefe Wasser | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Regisseur:
Adrian Lyne
Autoren:
Zach Helm (Drehbuch)
Sam Levinson (Drehbuch)
Patricia Highsmith (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Ben Affleck (Vic)
Ana de Armas (Melinda)
in weiteren Rollen:
Tracy Letts (Don Wilson)
Lil Rel Howery (Grant)
Dash Mihok (Jonas Fernandez)
Finn Wittrock (Tony Cameron)
Kristen Connolly (Kelly Wilson)
Jacob Elordi (Charlie De Lisle)

Genre:
Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Tiefe Wasser | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Dank der Millionen, die ihm die Entwicklung eines Programms eingebracht haben, dass die Effektivität von Drohnenangriffen verbessert, hat sich Vic bereits früh zur Ruhe setzen können und verbringt seine Zeit mit Tochter Trixie, Radeln und seiner Schneckenzucht, weniger – zu seinem Leidwesen – aber mit seiner Frau Melinda, die von Vic nichts mehr zu wollen scheint. Melinda geht sogar so weit, kaum einen Hehl daraus zu machen, sich in der Ehe zu langweilen und präsentiert ihre immer neuen Liebhaber und Errungenschaften auch dreist im gemeinsamen Freundeskreis. Der wiederum macht sich zunehmend Sorgen um Vic, der sich so widerstandslos die Hörner aufsetzen lässt, doch der weiß sich zu helfen und behauptet gegenüber Melindas neuestem Betthupferl mit sprödem Charme, seinen Vorgänger umgebracht zu haben. Was als makabrer Scherz beginnt, zieht aber bald weitere Kreise und nicht wenige glauben langsam aber sicher, dass an der Behauptung doch etwas dran sein könnte…

Rezension:

Viel Wirbel und Aufregung gab es bereits im Vorfeld zu Tiefe Wasser, wobei das alles kaum filmischer Natur gewesen ist, sondern sich mehr auf die – mittlerweile schon wieder beendete – Romanze zwischen den beiden Hauptdarstellern fokussiert hat oder darauf, dass Disney sich entschieden hat, den Film weder in die Kinos, noch hierzulande zum hauseigenen Streamingdienst zu bringen, sondern stattdessen die Rechte verhökert hat, so die Chose in unserem Fall nun eben bei Amazon gelandet ist. Der Film selbst ist allerdings auch kaum die Aufregung wert, wie man schnell feststellen wird, wenn man dem wahlweise als Psycho- oder Erotik-Thriller vermarkteten Werk eine Chance gibt, denn auch wenn man damit werben wollen mag, dass Regisseur Adrian Lyne nach zwei Dekaden aus der Versenkung zurückkehrt und eben auch für – in der Sparte Hollywood-Erotik – kultige Werke wie 9 ½ Wochen verantwortlich zeichnet, ist das Ergebnis doch sehr handzahm, bemüht und zuweilen beinahe langatmig geraten.

Szenenbild aus Tiefe Wasser | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Dabei irritiert es, dass eines der offenkundigsten Probleme ausgerechnet im dramaturgischen Konzept zu verorten ist, denn schließlich fußt die Erzählung auf dem gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith (Carol), behutsam adaptiert und modernisiert von Sam Levinson (Malcolm & Marie). Unabhängig davon aber, dass das Buch wohl sicherlich mehr in die Tiefe gegangen ist, was die Ausarbeitung der Figuren betrifft, und auch unabhängig davon, dass einiges – inklusive des Endes, der Auflösung – im Vergleich zur Vorlage abgeändert worden ist, fällt es schlichtweg schwer, zu verstehen, wie es zum Ausgangspunkt des Films hat kommen können. Es wird sicherlich nicht überraschen, dass keiner der Protagonisten so recht zur Sympathiefigur taugt und es ist erzählerisch absolut nachvollziehbar, das Ehepaar als Antagonisten mit widerstreitenden und ambivalenten Gefühlen und auch Manierismen zu inszenieren, doch wird in keiner Weise deutlich, wann oder wie lange schon die Angelegenheit derart aus dem Ruder läuft.

So macht die von Ana de Armas (Knives Out) gleichermaßen verführerisch, hedonistisch und verzweifelt dargestellte Melinda vom ersten Moment an kaum einen Hehl aus ihren Liebschaften und auch Vic wird schnell von seinen Freunden auf ihr Verhalten angesprochen, derweil man lernt, dass es mitnichten das erste Mal gewesen sein dürfte. An irgendeinem früheren Punkt aber müssen die beiden ja auch so etwas wie Glück empfunden oder sich zumindest näher gestanden haben, denn wie wäre es sonst zu Tochter Trixie gekommen? Leider bietet der schwelende Konflikt der Ehepartner diesbezüglich keinerlei Auflösung, denn auch wenn es Usus sein mag, sich verachtungsvoll anzuschweigen, hilft das doch kaum, zu verstehen, was in den Köpfen der Charaktere vorgeht. Und gemessen daran, dass hier quasi weder Vor noch Zurück zu erkennen sind, wirkt das Geschehen in Tiefe Wasser im Mittelteil doch oft sehr behäbig, nachdem die Fronten einmal abgesteckt und damit geklärt sind. Natürlich erwächst aus dem Umstand, dass der doch eher in sich gekehrte Vic (Ben Affleck, The Last Duel) gegenüber Nebenbuhler Joel behauptet, Melindas vorherigen Lover ermordet zu haben, auch eine gewisse Spannung und Ambivalenz, doch köcheln die Ereignisse dennoch eher auf kleiner Flamme.

Szenenbild aus Tiefe Wasser | © Amazon Studios
© Amazon Studios

So bin ich mir auch bis zuletzt nicht ganz einig geworden, ob es sich womöglich um eine sehr trocken angelegte Satire handeln sollte, doch selbst wenn, hätte man das besser herausarbeiten können und sollen. Ich kann jetzt zwar im Umkehrschluss nicht behaupten, mich regelrecht gelangweilt zu haben, doch von einem packenden Thriller ist Tiefe Wasser dennoch meilenweit entfernt, derweil auch die Erotik sehr, sehr spärlich und zurückhaltend zum Einsatz kommt und sich im Grunde darauf beschränkt, dass Sex-Appeal von de Armas ein wenig mehr zu betonen, als man das vielleicht in einem anderen Kontext täte. Wenn man nun aber weder für den Thrill noch für nackte Haut einzuschalten braucht, bleibt leider nicht mehr allzu viel, wofür sich der Film lohnen würde, denn ansonsten bietet er viel Standardkost und wenig Überraschendes, wenn man einmal von einem doch eher unerwartet inszenierten Finale absieht, das mir in seiner Garstigkeit durchaus gefallen hat. Ansonsten möge man sich von dem Film berieseln lassen, aber auch wenn Affleck und de Armas ihre Sache darstellerisch wirklich gut machen, ist er doch erzählerisch die Zeit eigentlich kaum wert.

Fazit & Wertung:

Der im Vorfeld zu zweifelhafter Aufmerksamkeit gelangte Thriller Tiefe Wasser kokettiert zwar mit einer gewissen Abgründigkeit, bleibt aber erzählerisch grundsätzlich eher handzahm und bieder, was der zwar ambivalenten, aber nicht sonderlich packenden Erzählung dann auch kaum die Gänge hilft. Da mögen die Leistungen von Ben Affleck und Ana de Armas echte Lichtblicke sein, retten die durchwachsene Präsentation aber auch nicht.

6 von 10 Grabenkämpfen in der Ehe

Tiefe Wasser

  • Grabenkämpfe in der Ehe - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Der im Vorfeld zu zweifelhafter Aufmerksamkeit gelangte Thriller Tiefe Wasser kokettiert zwar mit einer gewissen Abgründigkeit, bleibt aber erzählerisch grundsätzlich eher handzahm und bieder, was der zwar ambivalenten, aber nicht sonderlich packenden Erzählung dann auch kaum die Gänge hilft. Da mögen die Leistungen von Ben Affleck und Ana de Armas echte Lichtblicke sein, retten die durchwachsene Präsentation aber auch nicht.

6.0/10
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Tiefe Wasser ist seit dem 18.03.22 exklusiv bei Amazon Prime verfügbar.

vgw

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