Review: The Expanse | Staffel 5 (Serie)

Ganz wenig überraschend widme ich mich natürlich prompt nach Beendigung der Staffel auch der Besprechung dieser wohl derzeit großartigsten und lohnendsten Sci-Fi-Serie, auch wenn die in ihrem fünften Jahr ein wenig schwächeln mag (was allerdings zu großen Teilen auch an der Vorlage und der Veröffentlichungspolitik liegen könnte).

The Expanse
Staffel 5

The Expanse, USA 2015-, ca. 47 Min. je Folge

The Expanse | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Serienschöpfer:
Mark Fergus
Hawk Ostby
James Corey (Buch-Vorlage)
Showrunner:
Naren Shankar
Mark Fergus
Hawk Ostby

Main-Cast:

Steven Strait (Jim Holden)
Cas Anvar (Alex Kamal)
Dominique Tipper (Naomi Nagata)
Wes Chatham (Amos Burton)
Frankie Adams (Roberta ‘Bobbie’ W. Draper)
Cara Gee (Camina Drummer)
Nadine Nicole (Clarissa Mao)
Keon Alexander (Marco Inaros)
Jasai Chase Owens (Filip)
Shohreh Aghdashloo (Chrisjen Avasarala)

in weiteren Rollen:

José Zúñiga (Bull – Tycho Chief of Ops)
Sandrine Holt (Oksana)
Brent Sexton (Cyn)
Michael Irby (UN Admiral Delgado)
Anna Hopkins (Monica Stuart)
Bahia Watson (Sakai)
George Tchortov (Leveau)
Olunike Adeliyi (Karal)
Somkele Iyamah-Idhalama (Tycho Engineer)
Jacob Mundell (Erich)
Lara Jean Chorostecki (Lt. Babbage)
Chad L. Coleman (Col. Frederick Lucius Johnson)
Sugith Varughese (David Paster)
Tim DeKay (Admiral Sauveterre)
Frankie Faison (Charles)
Lily Gao (Nancy Gao)

Genre:
Drama | Mystery | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Expanse | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Marco Inaros als Anführer der Freien Raummarine schickt sich an, den offenen Krieg gegen die von ihm verhasste Erde zu eröffnen und bringt einen mehr als perfiden – gleichermaßen raffinierten – Plan zur Umsetzung, derweil sich die Crew der Rocinante an Bord der Tycho-Station noch in Sicherheit wähnt und folglich einen ausgedehnten Landgang plant. Während es Alex in Richtung Mars und zu seiner Ex-Frau zieht, gedenkt Amos der Erde einen Besuch abzustatten, was Holden in dem Glauben lässt, er würde zweisame Stunde mit Naomi verbringen können. Die allerdings verschweigt ihm noch immer wichtige Details ihrer Vergangenheit und unter anderem auch, dass ihre frühere Beziehung mit Marco dereinst den gemeinsamen Sohn Flip hervorgebracht hat, der allerdings gänzlich unter dem Einfluss seines geltungssüchtigen wie charismatischen Vaters steht. Plötzlich allein auf der Tycho-Station, lässt sich Holden gar auf die Verschwörungstheorien von Journalistin Monica Stuart ein, zumal die alsbald entführt werden wird, was ihren Mutmaßungen zusätzliches Gewicht verleiht…

Rezension:

Wow, was für ein Ritt. Kaum hatte ich Gelegenheit, die fünfte Staffel The Expanse zu schauen, habe ich auch schon das Privileg, darüber schreiben zu können – Blog sei Dank – und auch wenn ich gern behauptet hätte, dass Amazon sich noch einmal zu steigern gewusst hätte im zweiten Jahr nach der Übernahme des Serien-Franchise von Sparten-Sender SyFy, ist es ihnen doch zumindest gelungen, das in der der vierten Staffel etablierte Niveau zu halten, gleichwohl sie mit der Übernahme ja im Grunde dahingehend Pech gehabt haben, das sowohl Cibola brennt als auch Nemesis-Spiele, die hier für die Handlung quasi Pate gestanden haben, gemeinhin als schwächste Vertreter der gleichsam langlebigen wie kultigen Roman-Reihe von Ty Franck und Daniel Abraham – literarisch unter dem Pseudonym James Corey unterwegs – gelten (meine ich, gehört zu haben). Dennoch hat ja schon der Ausflug nach Ilus in der vorangegangenen Staffel unter Beweis gestellt, dass man auch mit vergleichsweise weniger epischen Storylines so einiges anzufangen weiß, doch kommt in dieser Staffel eben das Problem hinzu, dass einerseits die Crew der Rocinante auseinanderdriftet und kaum eine Szene gemeinsam vor der Kamera verbringt, andererseits im Zuge der Staffel die Vorwürfe sexueller Belästigung in Richtung Alex-Darsteller Cas Anvar lauter und lauter wurden, weshalb man sich seitens Amazon entschlossen hat, ihn für die sechste – und angeblich finale – Staffel aus der Serie zu schreiben.

Szenenbild aus The Expanse | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Gleichwohl haben die Buch- und Serien-Autoren Franck und Abraham bereits verlauten lassen, dass sie die Ankündigung, dass The Expanse nach der sechsten Staffel enden würde, eher als Pause betrachten und man seitens Studio noch immer sehr von dem Franchise überzeugt sei und ich erachte das dahingehend durchaus als logischen und nachvollziehbaren Schritt, dass auch schon die ersten sechs Bücher einen zusammenhängenden und in sich abgeschlossenen Handlungsbogen gebildet haben, derweil der jüngst als Taschenbuch erschienene Band Persepolis erhebt sich quasi als Auftakt eines neuen Mehrteilers fungieren durfte, seinerseits mit einem mehrere Jahrzehnte umfassenden Zeitsprung aufwartet, was nun eine zeitweise – offiziell als Absetzung betitelte – Aussetzung der Serie nach sich zieht, die eben ganz in der Tradition der Vorlage steht. Um aber zur eigentlichen Serienstaffel zurückzukommen, liegt die Crux darin, dass bereits die vierte Staffel einiges von dem vorweggenommen hat, was in Nemesis-Spiele thematisiert wird, so dass die Staffel in dieser Hinsicht eher dünn daherkommt, denn allzu viel aus dem Nachfolgeband Babylons Asche kann man hier freilich nicht zum Besten geben, da die Ereignisse anders miteinander verzahnt sind und vieles von dem hier Geschilderten eben darauf fußt, dass die Crew der Rocinante erstmalig nach langer Zeit nicht im Verbund agiert, sondern über weite Teile des Kosmos verstreut ist.

So verbleibt Holden (Steven Strait) zunächst auf der Tycho-Station, während Naomi (Dominique Tipper) sich in Richtung der Freien Raummarine aufmacht, um nicht etwa ihrem früheren Liebhaber Marco Inaros (Keon Alexander), der sich jüngst zum Anführer und Sprachrohr dieser Splittergruppe aufgeschwungen hat, zu begegnen, sondern vielmehr ihrem Sohn Filip (Jasai Chase Owens), der allerdings von der Mutter, die ihn einst verließ, wenig wissen will. Amos (Wes Chatham) unterdessen reist in Richtung Erde und endlich erfahren auch die Serien-Fans mehr über die bislang sehr mysteriöse wie wortkarge Figur, derweil Amos (Cas Anvar) einen Abstecher in Richtung alter Heimat – also zum Mars – unternimmt, wie sich auch Bobby (Frankie Adams) gegenwärtig in Dienste von Avasarala (Shohreh Aghdashloo) aufhält. Das allein verspricht schon einen reichlich zersplitterten Plot, doch wäre da ja auch noch Camina Drummer (Cara Gee), deren weitere Geschicke nach dem Ableben von Ashford zumindest skizziert werden sollen. Entsprechend überfrachtet wirken die Folgen einerseits, während die Bedrohung für die Erde durch die Freie Raummarine bereits in den ersten Episoden gehörig wächst, derweil der Fortgang der jeweiligen Storylines leider nicht annähernd so spektakulär oder mitreißend geraten ist, wie man sich das vielleicht wünschen würde, auch wenn alteingesessene Figuren wie der von Chad L. Coleman verkörperte Fred Johnson hier ebenso erneut mit von der Partie ist wie beispielsweise die Journalistin Monica Stuart (Anna Hopkins), die man zuletzt in der von SyFy produzierten dritten Staffel zu Gesicht bekommen hat.

Szenenbild aus The Expanse | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Während also der alles überspannende Plan der Freien Raummarine so langsam Gestalt annimmt, begleitet man Amos auf der Erde (zunächst in Baltimore, später im Hochsicherheitsgefängnis) und Alex auf dem Mars (zunächst in Bars, später an der Seite von Bobby), derweil beide Handlungsbögen nicht unbedingt das Potential bieten, über die Dauer einer gesamten Staffel hinweg zu funktionieren, was man hier dennoch versucht, ebenso wie bei Naomi, deren Part zwar eine ausgeprägte emotionale Komponente haben mag, sich innerhalb der letzten paar Episoden allerdings dennoch leerzulaufen droht. So warte The Expanse mit einem ungemein vielversprechenden Start auf und weiß sich innerhalb der ersten paar Episoden noch einmal gehörig zu steigern, doch etwa ab dem Halbstaffelfinale beginnt sich auch – abgesehen von vereinzelten dramaturgischen Spitzen – eine gewisse erzählerische Redundanz und Behäbigkeit einzustellen, die es mitnichten gebraucht hätte. So handelt im Grunde die zweite Staffelhälfte im Grunde hauptsächlich davon, wie die Crew des ehemaligen marsianischen Kriegsschiffes wieder zu einander zu finden versucht, derweil es hier zu einer wenig unerwarteten, aber dadurch nicht minder gravierenden Änderung kommt. Ungeachtet aber der inszenatorischen Fallstricke vermag auch diese Staffel wieder allein durch Optik, Epik und Effekte zu punkten, während zumindest Buch-Kenner verstehen werden, dass man nicht viel aus der weitergehenden Storyline bereits in dieser Staffel hat unterbringen können, derweil es in der Vergangenheit ja oft gang und gäbe war, jeweils halbe Bücher zu adaptieren, was dem Ganzen ein ungewohntes Momentum verliehen hat, das dieser Staffel nun in großen Teilen gänzlich fehlt.

Fazit & Wertung:

Ein weiteres Mal vermag The Expanse auch in der fünften – und nach derzeitigem Stand vorletzten – Staffel zu überzeugen, auch wenn man hier dramaturgisch einige Abstriche machen muss, da man nicht – wie sonst üblich – zwei Bücher miteinander kombinieren konnte und die Story folglich zuweilen etwas redundant und in die Länge gestreckt wirkt. Umso mehr kann man sich aber auf den fulminanten Abschluss freuen und die leise Kritik bedeutet mitnichten, dass es sich nicht noch immer um eine der derzeit wohl überzeugendsten und epischsten Sci-Fi-Produktionen handelt.

8,5 von 10 Differenzen zwischen Erde und Mars

The Expanse | Staffel 5

  • Differenzen zwischen Erde und Mars - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Ein weiteres Mal vermag The Expanse auch in der fünften – und nach derzeitigem Stand vorletzten – Staffel zu überzeugen, auch wenn man hier dramaturgisch einige Abstriche machen muss, da man nicht – wie sonst üblich – zwei Bücher miteinander kombinieren konnte und die Story folglich zuweilen etwas redundant und in die Länge gestreckt wirkt. Umso mehr kann man sich aber auf den fulminanten Abschluss freuen und die leise Kritik bedeutet mitnichten, dass es sich nicht noch immer um eine der derzeit wohl überzeugendsten und epischsten Sci-Fi-Produktionen handelt.

8.5/10
Leser-Wertung 8.5/10 (2 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 5

01. Diaspora (8,5/10)
02. Im Strudel (8,5/10)
03. Mutter (9/10)
04. Gaugamela (9,5/10)
05. Aus dem Loch (9/10)
06. Stämme (8,5/10)
07. Oyedeng (8/10)
08. Kieselstein im Meer (8/10)
09. Winnipesaukee (8/10)
10. Nemesis Spiele (9/10)

 
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The Expanse | Staffel 5 sowie die vier vorangegangenen Staffeln sind seit dem 16.12.2020 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.

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Und wenn ihr nicht genug bekommen könnt von der Welt von The Expanse oder die Abenteuer von James Holden, Naomi Nagata, Alex Kamal und Amos Burton schlichtweg in einer anderen Darreichungsform erneut erleben wollt (oder nicht warten könnt, bis die Serie zum aktuellen Stand der Buchreihe aufgeschlossen haben wird), dann kann ich euch nur dringend dazu raten, auch einmal einen Blick auf die der Serie zugrunde liegenden Bücher zu werfen. Diese stammen aus der Feder von James Corey, wobei sich hinter diesem Pseudonym – ein ziemlich offenes Geheimnis – Daniel James Abraham und Ty Corey Franck verbergen. Auch in deutscher Übersetzung erscheinen die Bände seit nunmehr einigen Jahren in steter Regelmäßigkeit beim Heyne Verlag sowohl als Klappenbroschur als auch als Taschenbuch.

Insgesamt ist die Expanse-Serie nach meinem Kenntnisstand auf neun Teile ausgerichtet und umfasst derzeit nachfolgende Bände, deren Titel den Fans der Serie möglicherweise bekannt vorkommen könnten und eine Art Hinweis innerhalb der Adaption darstellen, wo in etwa man sich derzeit geschichtlich befindet. Etwaige Rezension zu den einzelnen Büchern habe ich – wenn vorhanden – natürlich verlinkt.

vgw

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