Review: Das Spiel der Götter 1: Die Gärten des Mondes | Steven Erikson (Buch)

Auch heute versorge ich euch natürlich noch fix vorm Wochenendstart mit einer neuen Rezension, diesmal wieder gleichbedeutend mit einer uneingeschränkten Empfehlung für alle die des Lesens nicht abgeneigt sind und auch vor dicken Wälzern nicht zurückschrecken. Bevor es also demnächst hoffentlich hier auch mit dem nächsten Band von Das Lied von Eis und Feuer weitergeht, habe ich mich unterdes an den ersten Band der folgenden Reihe gewagt:

Das Spiel der Götter
Die Gärten des Mondes

Gardens of the Moon. A Tale of the Malazan Book of the Fallen, USA 1999, 796 Seiten

Das Spiel der Götter 1: Die Gärten des Mondes von Steven Erikson | © Blanvalet
© Blanvalet

Autor:
Steven Erikson

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-442-26909-9

Genre:
Fantasy | Drama | Abenteuer

 

Inhalt:

Im Jahr 1154 von Brands Schlaf stürzt Laseen Imperator Kellanved von seinem Thron und wird zur neuen Imperatrix des malazanischen Imperiums. Neun Jahre später haben die malazanischen Heere längst zum Kontinent Genabackis übergesetzt und einen Großteil der ehemals freien Städte unter ihre Kontrolle gemacht. Fahl bildet eine der letzten Trutzburgen des Widerstandes und baut auf die Unterstützung von Mondbrut, der schwebenden Stadt in den Wolken, deren Herrscher niemand geringeres ist als Anomander Rake, der Sohn der Dunkelheit, einer der letzten des beinahe ausgestorbenen Volkes der Tiste Andii. Weit unter ihm ist Fahl im Sturz begriffen und Mondbrut zieht sich gen Süden zurück. Unter den Heerschaaren aus Malazan befinden sich auch Lorn, Mandata der Imperatrix und ihr persönlicher Zögling Ganoes Stabro Paran, ein aufstrebender, adliger Offizier, dem ein noch unbekanntes Schicksal vorherbestimmt ist, denn selbst die Götter mischen sich in den malazanischen Feldzug ein und so gerät Paran unter den Einfluss von Oponn, während Ammanas und Cotillion ihre ganz eigenen Pläne schmieden und sich hierfür eines unwissenden Mädchens bedienen.

Des Weiteren finden sich auch die Brückenverbrenner um den altgedienten Sergeant Elster in Fahl ein, während die Imperatrix längst neue Ziele ins Auge fasst und ihr Augenmerk in den Süden, nach Darujhistan, die letzte verbliebene freie Stadt lenkt. Dorthin führt es alsbald auch Elster und seine Gefährten, während Anomander Rake von Mondbrut längst Kontakt zu Baruk Kontakt aufgenommen hat, dem hohen Alchemisten der Stadt und Mitglied des geheimen T’orrud-Zirkels und ein Bündnis vorschlägt. Doch auch die Menagerie um den verschrobenen Kruppe, ihrerseits Stammgäste des Gasthauses Phoenix in Darujhistan, werden eine nicht unbedeutende Rolle in den nachfolgenden Ereignissen spielen, denn Oponn hat auf mehr als eine Art seine Finger im Spiel und während die Götter sich untereinander bekriegen und Imperatrix Laseen die uneingeschränkte Herrschaft über Genabackis anstrebt, gehen die politischen Ränkespiele in Darujhistan weiter und ein unerklärlicher Krieg der Assassinen erschüttert das fragile Machtgefüge, während sich die dunkle Vergangenheit eines von Elsters Weggefährten offenbart und Mandata Lorn mit einem der unsterblich gewordenen T’lan Imass gleichsam nach Süden reist, zu den Gadrobi-Hügeln, um einen uralten Schrecken zu entfesseln, während sich im Südosten von Genabackis der Pannionische Seher regt.

Und dies ist erst der Beginn der ersten Geschichte aus dem malazanischen Buch der Gefallenen…

Rezension:

Der erste Band von Das Spiel der Götter ist beileibe nicht neu, aber ähnlich wie schon bei Das Lied von Eis und Feuer bin ich erst durch die Neuauflage seitens Blanvalet auf die Reihe aufmerksam geworden. Seltsamerweise werden beide Reihen auch gerne in einem Atemzug genannt, beziehungsweise als Leseempfehlung herangezogen, haben jedoch im Grunde nicht viel miteinander gemein, wenn man einmal vom Anspruch und der epischen Breite absieht. Aber dies soll hier ja kein Vergleich werden, weshalb ich mich nun auf die Aspekte von Band 1 Die Gärten des Mondes konzentrieren werde. Zunächst einmal sei gesagt, dass dieses Buch beileibe nichts für zwischendurch ist und insbesondere anfänglich hochgradig verwirrend ist, da nicht nur zahllose Figuren und Ortschaften eingeführt werden, sondern einerseits alsbald auch wieder verschwinden und andererseits mehrere Jahre vergehen, bevor die eigentliche Geschichte an Fahrt aufnimmt, wenngleich natürlich am Ende alles Sinn ergeben wird. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

Dennoch lohnt die Mühe und als ich mich nach etwa hundertfünfzig Seiten in die Geschichte eingefunden hatte, wuchs die Faszination dieser von Magie, Verrat und Geheimnissen durchzogenen Welt von Seite zu Seite an. Zwischendurch kommt es einem zwar ein wenig so vor, als hätte Autor Steven Erikson es ein wenig übertrieben mit seiner Mythologie, aber dies relativiert sich mit fortschreitender Geschichte. Denn in Das Spiel der Götter bedienen sich Magier verschiedener Gewirre, deren Macht sie anzapfen und die von verschiedenen Göttern regiert werden. Diese Götter wiederum stehen in losem Kontakt miteinander und mischen sich mal mehr, mal weniger, in die Geschicke der Menschen ein. Neben den gemeinhin zugänglichen Gewirren existieren aber auch noch ältere Gewirre der vier Gründerrassen wie beispielsweise Kurald Galain, das Gewirr der Tiste Andii, die, wie eingangs erwähnt, noch nicht gänzlich ausgestorben sind, im Geiste der Bevölkerung aber seit langen Jahrhunderten vergessen, ebenso wie die T’lan Imass, die Erikson ebenfalls bemüht und die unsterblich geworden mittlerweile teils über dreihunderttausend Jahre auf Erden verbracht haben und somit sogar älter sind als mancher Gott. Ebenso obliegt es aber auch Menschen, genug Macht anzuhäufen, um sich gegen den Willen der Götter aufzulehnen, so dass die Grenzen hier deutlich schwammiger verlaufen, als man es gemeinhin erwarten würde.

Das hat natürlich auch zur Folge, dass die Geschichte vor epischen Zusammenkünften und Begebenheiten zu strotzen weiß und dankbarerweise dennoch darüber nicht die eigentliche Geschichte vernachlässigt, die vor allem geprägt ist von sich nur langsam zusammenfügenden Fragmenten und zahlreichen Erzählsträngen, die jeweils für sich ihre eigenen Geheimnisse bergen und nicht so klar sind, wie sie eingangs erscheinen mögen. Die Gärten des Mondes sind also durchaus keine leichte Kost, aber tatsächlich nur jede erdenkliche Mühe wert, denn auch ich war nach hundert Seiten kurz versucht, das Buch in die Ecke zu legen, habe mich dann aufgerafft und gerade die letzten vier- bis fünfhundert Seiten in einem regelrechten Rausch verschlungen. Und nun? Nun liegt das Ende des Buches nur wenige Tage zurück und ich sehne mich bereits nach den zahllosen Figuren, von dem stoischen Sergeant Elster, über den geheimnisvollen Kruppe bis hin zu dem innerlich erkalteten Anomander Rake, während ich voll Spannung ihrem weiteren Schicksal sowie dem von Hauptmann Paran, der Zauberin Flickenseel und vielen weiteren entgegenfiebere. Und so – nun muss ich den Vergleich doch noch einmal bemühen – ging es mir zuletzt nur bei Das Lied von Eis und Feuer.

Das Spiel der Götter 1: Die Gärten des Mondes ist also anspruchsvollste High Fantasy und zieht sämtliche Register des Genres, verzichtet dabei aber gänzlich auf Klischee-Bösewichter und bietet stattdessen plastische, vielschichtige Figuren und eine extrem verwinkelte und verschachtelte Story voller Verschwörungen, Intrigen und göttlicher Einflussnahme. Dabei bedient sich Erikson einer ausgefeilten Sprache und scheut nicht vor verschachtelten Satzkonstruktionen zurück, wobei dies dem Anspruch seiner epischen Geschichte durchaus gerecht wird. Aber wie gesagt, die Mühe lohnt und ist man erst einmal abgetaucht in die Welt von Genabackis und insbesondere Darujhistan, dann gibt es kaum noch ein Zurück!

Fazit & Wertung:

Steven Erikson hat vor mehr als einem Jahrzehnt mit Das Spiel der Götter eine der erfolgreichsten und langlebigsten Fantasy-Reihen gestartet und dank der Neuauflage im handlichen Taschenbuchformat sollte sie eine neue und große Fan-Gemeinde um sich zu scharen imstande sein – zu wünschen wäre es ihr zumindest!

9 von 10 magischen Gewirren

Das Spiel der Götter 1: Die Gärten des Mondes

  • Magische Gewirre - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Steven Erikson hat vor mehr als einem Jahrzehnt mit Das Spiel der Götter eine der erfolgreichsten und langlebigsten Fantasy-Reihen gestartet und dank der Neuauflage im handlichen Taschenbuchformat sollte sie eine neue und große Fan-Gemeinde um sich zu scharen imstande sein – zu wünschen wäre es ihr zumindest!

9.0/10
Leser-Wertung 8.17/10 (18 Stimmen)
Sende

Meinungen aus der Blogosphäre:
wortmagieblog: 5/5 Punkte

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Das Spiel der Götter 1: Die Gärten des Mondes ist am 19.11.12 bei Blanvalet erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

Sharing is Caring:

Kommentare (3)

  1. Elias 11. November 2014
    • Wulf | Medienjournal 13. November 2014
  2. Onos Toolan 22. November 2014

Hinterlasse einen Kommentar