Review: Bernie (Film)

Es war zwar die letzten Tage ein wenig ruhiger an dieser Stelle, doch heißt das natürlich nicht, dass ich nicht hinter den Kulissen fleißig gewerkelt hätte und so habe ich heute zu meiner großen Freude auch wieder eine Filmkritik in petto, während weitere Artikel sich schon auf ihre Veröffentlichung freuen. Morgen geht es aber natürlich erst einmal weiter mit dem nächsten Media Monday.

Bernie

Bernie, USA 2011, 99 Min.

Bernie | © Planet Media
© Planet Media

Regisseur:
Richard Linklater
Autoren:
Skip Hollandsworth
Richard Linklater

Main-Cast:
Jack Black (Bernie Tiede)
Shirley MacLaine (Marjorie Nugent)
Matthew McConaughey (Danny Buck)

Genre:
Komödie | Krimi | Drama

Trailer: (in englisch)

 

Inhalt:

Als der Bestattungsunternehmer Bernie nach Carthage in Texas kam, hatte er binnen kürzester Zeit die Herzen der Bewohner erobert. Bei allen beliebt, galt er als zuvorkommender, höflicher und aufmerksamer Mann, dem seine Mitmenschen sehr am Herzen lagen und der voll des Respekts und der Anteilnahme würdevolle Beerdigungen auszurichten wusste. Dem entgegen steht der Ruf von Marjorie Nugent, die als verbitterte und grundlos grausame alte Frau gilt. Bernie und Marjorie lernen sich bei der Beerdigung ihres Mannes kennen und schnell klammert sich die vereinsamte Frau an das bisschen Zuneigung, die Bernie ihr zuteilwerden lässt. Zunächst verleben beide eine wunderbare Zeit, begeben sich gemeinsam auf Reisen und erkunden die Welt, doch Marjorie wird immer einnehmender und zwingt Bernie, stets auf Abruf bereitzustehen.

Szenenbild aus Bernie | © Planet Media
© Planet Media

Langsam beginnt das Getuschel auf den Straßen von Carthage und Bernie fühlt sich mehr und mehr von Marjories Art erdrückt, zumal sein durch und durch freundliches Wesen es ihm nicht ermöglicht, sich gegen ihr Gebaren zur Wehr zu setzen. Dennoch, eines Tages wird es Bernie zu viel und im Affekt begeht er eine schreckliche Tat. Fortan sieht Bernie sich gezwungen, Marjories Ableben geheim zu halten. In ihrer grenzenlos scheinenden Sympathie zu Bernie und ihrer Verachtung gegenüber Marjorie nehmen es die Bewohner von Carthage nur allzu gerne hin, die alte Nugent nicht mehr zu Gesicht zu bekommen und nehmen Bernie selbst dann noch in Schutz, als Marjories Leiche in der Gefriertruhe gefunden wird.

Rezension:

Im Grunde ist es unverständlich, warum es Bernie – stellt man rein auf die Qualität des neuesten Films von Richard Linklater ab – hierzulande nur als Heimkinoauswertung geschafft hat, andererseits jedoch liegt dies wohl in der ungewöhnlichen Struktur und Erzählweise des Films begründet, der vor allem dadurch zu punkten weiß, dass er sich wohltuend von der Masse abhebt. Sieht man einmal davon ab, dass die zuweilen unglückliche Inhaltsangabe, das Cover und der einmal mehr dermaßen unsinnige deutsche Untertitel Leichen pflastern seinen Weg eine womöglich falsche Erwartungshaltung aufbauen, funktioniert die Geschichte sowohl als Charakter- als auch Gesellschaftsstudie sowie zuvorderst als schwarze Komödie mit dramatischem Einschlag.

Szenenbild aus Bernie | © Planet Media
© Planet Media

Im Mittelpunkt steht natürlich – wie sollte es auch anders sein – der namensgebende Bernie, angenehm zurückhaltend dargestellt von Jack Black, dem, fernab des komödiantischen Talents und seiner Gesangsqualitäten, tatsächlich noch weitere Fähigkeiten innewohnen, da er den herzensguten Bestatter in seiner gottesfürchtigen Art stilvoll zu interpretieren weiß. Shirley MacLaine steht dem natürlich in nichts nach, wenngleich ihre Rolle als verbitterte und herrische Marjorie deutlich weniger hergibt und auch nicht in derselben Art und Weise ausdifferenziert worden ist. Ähnlich ergeht es Matthew McConaughey, der den erzkonservativen Staatsanwalt Danny Buck gibt und im zweiten Teil des Films quasi als Ersatz für MacLaine den Part der zweiten Hauptfigur übernehmen darf, wohingegen er zunächst nicht beziehungsweise nur kurz in Erscheinung tritt. Dennoch setzt er bei seinen Auftritten gekonnt Akzente und überzeugt auf ganzer Linie mit seinem Gebaren.

Weiterhin erwähnenswert in der Riege der Darsteller sind zudem noch die Bewohner des texanischen Carthage, die hier immer wieder in Interviewfetzen ihre Meinung zu Bernie und Marjorie zum Besten geben dürfen und der Geschichte einen stilistischen Rahmen spendieren, denn im Grunde handelt es sich bei Bernie um eine einzige, als Rückblende erzählte Geschichte, die durch besagte Augenzeugenberichte und zuweilen eingeblendete Texttafeln umrahmt wird. Das erzeugt natürlich auch eine gewisse Sprunghaftigkeit, doch tut dies dem Film keinen Abbruch, weil trotzdem alles Wesentliche dargestellt und gezeigt wird. Das eigentliche Drama baut sich so langsam auf und der tragische Fortgang deutet sich nur langsam an.

Szenenbild aus Bernie | © Planet Media
© Planet Media

Überzeugend ist des Weiteren der Spagat zwischen den unterschiedlichen Genres und die Verknüpfung der einzelnen Filmabschnitte von Bernie, die jeweils einen anderen Tenor besitzen und merklich differieren, ohne die Homogenität der Erzählung zu gefährden. Wie bei einer wahren Geschichte üblich darf der Zuschauer am Ende auch noch einen Blick auf den echten Bernie erhaschen und bekommt Fotografien von ihm und Marjorie gezeigt. Obwohl dem Film der große Ruhm verwehrt bleiben wird und er nicht gänzlich ohne dramaturgische Schwächen auskommt und manchmal witziger, manchmal dramatischer hätte sein können, ist er dennoch deutlich besser als sein nicht vorhandener Ruf und es bliebe zu wünschen, dass noch viele auf diesen intimen und ungewöhnlichen Film aufmerksam würden.

Fazit & Wertung:

Bernie ist ein schwarzhumoriges Drama, dass mit dem nuancierten Spiel seiner drei Hauptdarsteller zu überzeugen weiß und dadurch beeindruckt, dass die Geschichte sich tatsächlich zumindest so ähnlich zugetragen hat.

8 von 10 fadenscheinigen Ausreden, warum Marjorie gerade unpässlich ist

Bernie

  • Fadenscheinige Ausreden, warum Marjorie gerade unpässlich ist - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Bernie ist ein schwarzhumoriges Drama, dass mit dem nuancierten Spiel seiner drei Hauptdarsteller zu überzeugen weiß und dadurch beeindruckt, dass die Geschichte sich tatsächlich zumindest so ähnlich zugetragen hat.

8.0/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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Bernie erscheint am 23.04.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Planet Media. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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Eine Reaktion

  1. Nina Stern 14. April 2013

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