Review: Cruella (Film)

Selbst zum Wochenende melde ich mich wieder und habe erstmalig das Gefühl, ich könnte langsam aber sicher wieder in den früheren Tritt finden. Bis dahin aber erst einmal einen guten Start in die freien Tage und viel Spaß bei der Lektüre des heutigen Artikels.

Cruella

Cruella, USA/UK 2021, 134 Min.

Cruella | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Craig Gillespie
Autoren:
Dana Fox
Tony McNamara

Main-Cast:
Emma Stone (Estella / Cruella)

in weiteren Rollen:

Emma Thompson (The Baroness)
Joel Fry (Jasper)
Paul Walter Hauser (Horace)
Emily Beecham (Catherine / Maid)
Kirby Howell-Baptiste (Anita Darling)
Mark Strong (John the Valet)

Genre:
Abenteuer | Komödie | Krimi | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Cruella | © Walt Disney
© Walt Disney

Bereits als Kind fällt die rebellische Estella negativ auf und fliegt mit gerade mal zwölf Jahren von der Schule, woraufhin ihre Mutter Catherine beschließt, mit ihr nach London zu ziehen. Vor dem Neuanfang sind er großen Stadt steht allerdings noch eine Stippvisite auf einem herrschaftlichen Anwesen an. Catherine schärft ihrer Tochter ein, im Auto zu warten, doch da eine extravagante Party im Gange zu sein scheint, hält sich Estella natürlich nicht daran. Das soll allerdings nicht ohne Folgen bleiben, denn Estella scheucht drei wütende Dalmatiner auf, die wiederum kurz darauf Catherine von einer Klippe stürzen. Plötzlich zur Waisen geworden, reist die mittel- und heimatlose Estella allein nach London und macht Bekanntschaft mit den Herumtreibern Jasper und Horace. Jahre später haben sich die drei zu einem regelrechten Trickbetrüger-Trio gemausert und führen ein entbehrungsreiches, aber glückliches Leben. Estella allerdings träumt noch immer davon, in der Welt der Mode Erfolge zu feiern und eine Anstellung bei der Baroness als schier kultisch verehrter Designerin scheint nur der erste Schritt. Allerdings kommt Estella auch Geheimnissen auf die Spur, die ihre wütendere und aggressivere Seite Cruella zum Vorschien bringen…

Rezension:

Es ist ja wohl kein Geheimnis, dass ich mir so ziemlich alles ansehe, woran Emma Stone beteiligt ist, und zumeist bin ich auch mehr als angetan, was tatsächlich nun auch für Cruella gilt, obwohl ich mir im Vorfeld kaum hätte vorstellen können, dass das Experiment glückt und der Film überzeugt. Natürlich mag es Maleficent gegeben haben, doch ist Cruella De Vil da noch einmal eine andere Hausnummer und entsprechend schwierig als tragische Antiheldin zu positionieren. Das gelingt überraschenderweise, auch wenn es dadurch schwerer wird, diese Origin-Story mit dem nachgelagerten 101 Dalmatiner in Einklang zu bringen, was dann wiederum auch oft nur mäßig überzeugend ist und oft erzwungen wirkt. Fakt ist aber auch, dass man schon längst über eine Fortsetzung sinniert und so dürfte ausnahmslos jedem nach satten zwei Stunden Spielzeit klar sein, dass die noch immer nicht gereicht haben, um den Weg der gebürtigen Estella hin zur fiesen Cruella zu skizzieren, auch wenn bereits signifikante Meilensteine ihrer Vita verbaut worden sind. Und in der Hinsicht konnten sich die Drehbuchverantwortlichen Dana Fox und Tony McNamara richtig austoben, weil die Figur der Cruella, so kultig sie auch sein mag, in dieser Hinsicht ein bislang quasi unbeschriebenes Blatt gewesen ist.

Szenenbild aus Cruella | © Walt Disney
© Walt Disney

Das liefert dann auch alle Möglichkeiten, um ein für Disney-Familienfilme schier beispielloses Genre-Mashup zu kreieren, das eben einerseits Coming-of-Age-Story sein darf, andererseits aber auch auffallend viele Heist-Elemente beinhaltet und durch den Einschlag in Richtung Mode signifikant an Der Teufel trägt Prada erinnert und sich einen anarchische, punkrockige Attitüde zu eigen macht, die man so vielleicht auch nicht aus dem Hause Disney erwartet hätte. Das ist natürlich alles weiterhin familientauglich und ein wenig entschärft, doch allein das Estella/Cruella sich im wortwörtlichen Suff ein Schaufenster vornimmt, hätte ich so hier nicht erwartet. Ansonsten beschleicht mich das Gefühl, dass man sich auch sehr auf Hauptdarstellerin Emma Stone (The Favourite) verlassen und sie einfach hat machen lassen, was sich hier mehr als bezahlt macht, denn obwohl eine ganz klare Trennung zwischen Estella und Cruella erfolgt, gelingt in letzter Konsequenz eine ungemein ambivalente, aber dennoch nahbare und nachvollziehbare Figur, die jetzt nicht unbedingt als klassische Sympathieträgerin taugt, aber nachvollziehbare Beweggründe auf ihrer Seite hat. So ist bei aller inszenatorischen Schwelgerei – allein die Kostüme empfehlen sich sicherlich für die nächste Oscar-Verleihung – die namensgebende Hauptfigur auch Hauptattraktion des Reigens.

Das funktioniert aber gerade deshalb so gut, weil man mit Joel Fry (Yesterday) und Paul Walter Hauser (BlacKkKlansman) zwei wirklich wunderbare Darsteller für die Kompagnons Jasper und Horace gefunden haben, die Cruella auch später als Schergen zur Seite stehen und hier noch eine gehörige Portion Herz und Charme mitbringen, die auch Estella und ihr Alter Ego lange Zeit zu erden wissen. Aber auch ein Film über eine Antagonistin benötigt natürlich noch eine Art Gegenspielerin, eben gerade weil man die vermeintliche Bösewichtin zur Protagonistin umdichtet und da kommt dann Emma Thompson (Late Night) ins Spiel, die als eiskalte und skrupellose Baroness eben noch weit schlimmer wirkt als Cruella und deren Taten somit zu relativieren vermag. So liefern sich hier also gleich zwei Emmas ein regelrechtes Duell auf der Leinwand und vermögen mit dem Modekrieg tatsächlich die mehr als zwei Stunden Spielzeit zu füllen, zumal eben für erzählerischen und inszenatorischen Abwechslungsreichtum jederzeit gesorgt ist.

Szenenbild aus Cruella | © Walt Disney
© Walt Disney

Da kann man dann auch locker drüber hinwegsehen, dass Cruella in dieser filmischen Version nun nicht mehr raucht, weil das bei Disney seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr en vogue ist. Kann ich keinen Vorwurf draus machen, ich habe ja selbst jüngst aufgehört und es ist nicht so, als dass es der Figur fehlen würde. Derweil scheint man mit Craig Gillespie genau den richtigen Regisseur gefunden zu haben, der von Komödien über Horrorfilm-Remakes bis hin zum preisgekrönten Eiskunstläuferinnen-Biopic I, Tonya exakt die Vielschichtigkeit mitbringt, die es braucht, um einen derart vielgestaltigen und wendungsreichen Film zu inszenieren, wie es Cruella nun geworden ist. Zugegeben, die eine oder andere Minute hätte man sicherlich noch kürzen können, um eventuell auf eine Laufzeit von unter zwei Stunden zu kommen, derweil manche der Verweise und Reminiszenzen in Richtung 101 Dalmatiner dann doch ein wenig sehr bemüht wirken, aber von derlei Kleinigkeiten abgesehen ist der Film ein einziger, schillernder wie expressiver Genuss voller Esprit und Ideen, garniert und veredelt von einer glänzend aufspielenden Emma Stone, deren Kontrahentin Emma Thompson ihr in nichts nachsteht.

Fazit & Wertung:

Craig Gillespie offeriert mit Cruella eine mehr als gelungene Antagonistinnen-Origin, die völlig zu Recht eine Fortsetzung spendiert bekommen wird. So opulent, schillernd und rockig der Reigen aber auch inszeniert sein mag, ist es verdientermaßen Emma Stone, die mit ihrer expressiven und eindrücklichen Darstellung alles überstrahlt.

8 von 10 provokanten Modeschöpfungen

Cruella

  • Provokante Modeschöpfungen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Craig Gillespie offeriert mit Cruella eine mehr als gelungene Antagonistinnen-Origin, die völlig zu Recht eine Fortsetzung spendiert bekommen wird. So opulent, schillernd und rockig der Reigen aber auch inszeniert sein mag, ist es verdientermaßen Emma Stone, die mit ihrer expressiven und eindrücklichen Darstellung alles überstrahlt.

8.0/10
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Cruella ist am 19.08.21 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Walt Disney erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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