Review: Cold Blood – Kein Ausweg, keine Gnade (Film)

Es hat jetzt zwar ein wenig länger gedauert mit dem Artikel als gedacht, weil der WordPress-Uploader ein wenig gezickt hat, was, wie sich herausstellte, aber letztlich an den Bildern lag, aber jetzt kommt sie nun, die angekündigte Rezension. Der Film ist übrigens ab morgen im Handel erhältlich.

Cold Blood
Kein Ausweg, keine Gnade

Deadfall, USA 2012, 95 Min.

Cold Blood | © Studiocanal
© Studiocanal

Regisseur:
Stefan Ruzowitzky
Autor:
Zach Dean

Main-Cast:

Eric Bana (Addison)
Olivia Wilde (Liza)
Kate Mara (Hanna)
Charlie Hunnam (Jay)
Treat Williams (Sheriff Marshall T. Becker)
Sissy Spacek (June)
Kris Kristofferson (Chet)

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Gerade erst haben die Geschwister Addison und Liza zusammen mit einem Komplizen ein illegales Casino ausgeraubt, da verunglücken sie in den eisigen Weiten Michigans und ihr Begleiter segnet das Zeitliche. Um der Fahndung zu entgehen, beschließt Addison, dass es am besten wäre, wenn jeder für sich aufbricht, um zur kanadischen Grenze zu gelangen. Liza wird bald an der Straße von dem ehemaligen Boxer Jay aufgelesen, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden ist und bereits neuen Dreck am Stecken hat, während Addison sich alleine durch die eisigen Weiten kämpft und ob seiner Skrupellosigkeit eine blutige Spur hinterlässt. Unterdessen führt Sheriff Becker die Jagd nach den flüchtigen Gangstern an, lässt dabei aber bewusst seine Tochter Hanna außen vor, die ebenfalls im Polizeidienst tätig ist und die er in Sicherheit wissen möchte.

Szenenbild aus Cold Blood | © Studiocanal
© Studiocanal

Nahe der Grenze bereiten sich unterdes Jays Eltern June und Chet – der ehemalige Sheriff – auf das nahende Thanksgiving-Fest vor und erwarten mit gemischten Gefühlen die Ankunft des in Ungnade gefallenen Sohnes. Der allerdings strandet gemeinsam mit Liza an einer Raststätte, da das zunehmend schlechter werdende Wetter und ein damit einhergehender Whiteout ein Fortkommen unmöglich machen. Auch Addison findet Unterschlupf in einer Jagdhütte, doch ahnt er nicht, dass abstruse Zufälle und die Sorge einer Mutter bald die Polizei dorthin führen wird. Die losen Enden verknüpfen sich, als alle Beteiligten in Chets und Junes Hütte aufeinandertreffen…

Rezension:

Cold Blood ist weniger der eiskalte Thriller, als der er vermarktet wird, sondern gleichsam ein mehrschichtiges Familiendrama, dass sich in der eisigen Ödnis zu entfalten weiß. Stefan Ruzowitzky gelingt damit eine souverän inszenierte und clever wie geradlinig daherkommende Genre-Mixtur, die zweifelsohne so manchem Zuschauer ob der falschen Erwartungshaltung vor den Kopf stoßen könnte, in ihrer Gesamtheit aber durchaus zu überzeugen weiß, da der Film durch seinen thematischen Überbau eben mehr zu bieten hat, als ein lupenreiner Action-Thriller es vermocht hätte. Dies untermauert die treffliche Gruppendynamik des Darsteller-Ensembles, wenngleich hier fraglos Addison und Liza als gezeichnetes wie gestörtes Geschwisterpaar die meiste Beachtung erfährt.

Szenenbild aus Cold Blood | © Studiocanal
© Studiocanal

Daher sind es auch Eric Bana und Olivia Wilde, deren Darstellung die der anderen Akteure bei weitem überragt und die mit eindringlichem und glaubhaften Spiel zu gefallen wissen. Cold Blood erweist sich daher insbesondere für Olivia Wilde als Glücksgriff, da sie bei Filmen wie Cowboys & Aliens oder In Time bisher nicht unbedingt die Chance hatte zu beweisen, was in ihr steckt. Eric Banas Fähigkeiten überraschen da weit weniger, wissen aber ebenso gut zu gefallen, ebenso wie Charlie Hunmans Interpretation des Boxers Jay und natürlich die Schauspieler-Urgesteine Kris Kristofferson und Sissy Spacek als sich nach Jahren der Ehe noch immer innig liebendes Ehepaar. Kate Mara und Treat Williams stehen da deutlich hintenan, ihr Plot um den überfürsorglichen Vater und die flügge gewordene Tochter gibt aber auch dramaturgisch am wenigsten her und ist am konventionellsten geraten.

Ansonsten weiß Cold Blood durch eine extrem eindringliche und dichte Atmosphäre zu gefallen, so dass die in Michigan wütende Eiseskälte mühelos auch ins heimische Wohnzimmer zu kriechen imstande ist. Zudem wirken die Action-Einlagen und Thriller-Elemente merklich nach, da sie so wohlplatziert sind, dass man ihrer weder überdrüssig wird, noch die Härte abgemildert zu werden droht. Stattdessen kommt die Geschichte beinahe gemächlich daher und schlägt auch keine unnötigen Pirouetten, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche und somit auf die Figuren und ihr Fortkommen. Man mag dem Film sogar vorwerfen, er wäre überraschungsarm, denn während die unterschiedlichen familiären Konstellationen nach und nach ausgelotet werden, steuert er auf das unausweichliche und vorherzusehende Finale zu, doch gerade diese Unausweichlichkeit und das Wissen darum macht meiner Meinung nach eine Stärke des Films aus, ebenso wie die Tatsache, dass hier wirkliche Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen den Familien und insbesondere in den Vater-Kind-Beziehungen aufgezeigt werden und deutlich machen, welch unterschiedliche Richtung ein Leben aufgrund dieser Voraussetzungen zu nehmen vermag.

Szenenbild aus Cold Blood | © Studiocanal
© Studiocanal

Freilich sind derartige Betrachtungen von Tiefgründigkeit weit entfernt, doch geben sie den Geschehnissen in Cold Blood eine andere Qualität, weil sie das Gezeigte eindringlicher und emotionaler erscheinen lassen. Für mich definitiv ein Punkt, der den Film von anderen abzuheben vermag, ähnlich vielleicht, wie es bei Wer ist Hanna? – ebenfalls mit Eric Bana – der Fall war, der als purer Actionfilm ebenfalls nicht halb so gut funktioniert hätte. So vorhersehbar also manches in Ruzowitzkys Thriller-Drama-Mischung ist, so gefällt mir dessen Ansatz und vor allem das Setting und die Optik, ebenso wie die schnörkellose Inszenierung dermaßen gut, dass der Film meines Erachtens durchaus eine Empfehlung wert ist, wenn man bereit ist, sich von gewohnten Thriller-Konventionen zu entfernen und einen vergleichsweise ruhigen, aber dennoch packenden Film zu genießen.

Fazit & Wertung:

Cold Blood erzählt die Geschichte dreier mehr als unterschiedlicher Familienkonstellationen und davon, was passiert, als diese im verschneiten Michigan zu einem etwas anderen Thanksgiving aufeinandertreffen. Weit entfernt von genreüblicher Thriller-Kost wird der Film durch seine ungewohnte Emotionalität in gewisser Weise zu einem inszenatorischen Kleinod.

8 von 10 zerrütteten Familien

Cold Blood

  • Zerrüttete Familien - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Cold Blood erzählt die Geschichte dreier mehr als unterschiedlicher Familienkonstellationen und davon, was passiert, als diese im verschneiten Michigan zu einem etwas anderen Thanksgiving aufeinandertreffen. Weit entfernt von genreüblicher Thriller-Kost wird der Film durch seine ungewohnte Emotionalität in gewisser Weise zu einem inszenatorischen Kleinod.

8.0/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 7,5/10 Punkte
Filmherum: 7/10 Punkte

Cold Blood erscheint am 02.05.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Kommentare (3)

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