Und schon ist es wieder soweit und es wird Zeit für die nächste Film-Kritik, diesmal wieder zu einem Werk, das mich leider nicht so hundertprozentig zu packen wusste, aber hey, was will man machen. Immerhin ist ja dafür bald schon Wochenende, ich finde, das entschädigt ganz gut.
72 Stunden
The Next Three Days
The Next Three Days, USA/FR 2010, 133 Min.
© STUDIOCANAL
Paul Haggis
Paul Haggis
Fred Cavayé
Guillaume Lemans
Russell Crowe (John Brennan)
Elizabeth Banks (Lara Brennan)
Brian Dennehy (George Brennan)
Olivia Wilde (Nicole)
Liam Neeson (Damon Pennington)
Krimi | Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
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John Brennan und dessen Frau Lara führen gemeinsam mit ihrem Sohn Luke ein völlig normales, unaufgeregtes Leben ohne besondere Vorkommnisse. Bis zu dem Tag allerdings nur, als unvermittelt die Polizei von Pittsburgh das Haus der Brennans stürmt und Lara wegen Mordverdacht an ihrer Chefin verhaftet. Hilflos muss John mitansehen, wie seine Frau abgeführt und schlussendlich zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Zwar gehen die Brennans in Berufung, doch als auch dieser Ansatz scheitert, reift in dem Lehrer John der Gedanke, seine Frau anderweitig befreien zu müssen, weshalb er Kontakt zu dem "Ausbrecherkönig" Damon Pennington aufnimmt, der ihm das Handwerkszeug liefert, einen Plan auszutüfteln. Die Zeit vergeht und Brennans Lebensinhalt scheint aus nichts Anderem mehr zu bestehen, als die Ausbruchsvorbereitungen zu verfeinern, doch da soll Lara plötzlich in ein anderes Gefängnis überführt werden, was alle seine Recherchen zunichtemachen würde. John Brennan bleiben drei Tage, seinen Plan in die Tat umzusetzen, derweil ihm die zuständigen Detectives längst im Nacken sitzen…
Rezension:
Mit Dritte Person hat Paul Haggis 2013 nun nicht eben einen umwerfenden Film geschaffen, in seiner nebulös-mysteriösen Ausrichtung mir aber einen der meistgelesenen Artikel meines Blogs beschert, weil wohl viele Leute fragend durch das Internet geistern auf der Suche nach Antworten zum Verständnis des Films. Drei Jahre zuvor ist Haggis‘ Thriller 72 Stunden – The Next Three Days entstanden (schön, dass sich das deutsche Marketing die Mühe gemacht hat, dem Zuschauer auszurechnen, wie viele Stunden drei Tage haben) und geht hinsichtlich seiner Inszenierung einen deutlich geradlinigeren Weg, denn der Plot um einen Ehemann, der verzweifelt versucht, seine unschuldig hinter Gittern sitzende Frau zu befreien, lässt zu kaum einem Zeitpunkt auch nur den leisesten Zweifel daran aufkommen, dass sie die Tat nicht begangen hat. Nun macht eine stringentere Ausgestaltung aber nicht automatisch den besseren Film, denn ändert es nichts an der Tatsache, dass der Plot zuweilen reichlich zusammengeschustert wirkt und mehr als nur ein paar Fragen offen lässt, angefangen damit, dass mir die Verhaftung und Verurteilung deutlich zu hastig abgehandelt worden sind, auch wenn dadurch natürlich deutlich mehr Zeit bleibt, den eigentlichen Plot um den verzweifelten Ehemann zu entfalten.
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Der überzeugt allerdings auch nicht in jeder Hinsicht, obwohl Russell Crowe (Broken City) sich als John Brennan redlich abmüht und eine überzeugende Vorstellung gibt, gerade was seine anfänglich extrem unbeholfenen Versuche angeht, sich in die kriminelle Halbwelt zu begeben, um dort beispielsweise gefälschte Pässe für die Zeit nach dem Ausbruch zu erwerben. Leider versäumt es Haggis hier aber, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Ausbruchsplanung und restlichem Leben zu finden, denn abgesehen von ein paar wenigen Einstellungen, die Brennan bei der Arbeit zeigen, hat man das Gefühl er würde alle Zeit der Welt mit der Planung des Gefängnisausbruchs verbringen, derweil sein kleiner Sohn anscheinend zum Selbstversorger mutiert und er auch ansonsten nichts tut, außer vor sich hinzubrüten. Die Ausbruchsplanung selbst ist dabei durchaus gelungen und entpuppt sich als interessante Variation typischer Heist-Motive, wo das Drehbuch immer wieder die Chance nutzt, sich Brennans kriminelle Unbedarftheit zunutze zu machen, derweil sich im Verlauf der Handlung von 72 Stunden – The Next Three Days eine spürbare Wandlung vollzieht.
Crowe gegenüber steht hier Elizabeth Banks als dessen Ehefrau Lara, ist in ihren Möglichkeiten aber weit eingeschränkter, denn abgesehen von der Eingangssequenz verbringt sie eben die meiste Zeit des Films im Gefängnis und kann dort kaum mehr machen, als wechselweise traurig, hoffnungsfroh, verzweifelt oder gleichgültig zu sein, doch überzeugt auch sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten, gerade wenn ich berücksichtige, dass ich sie früher einmal aus mir unbekannten Gründen überhaupt nicht leiden konnte. Alle weiteren Figuren allerdings verkommen doch in weiten Teilen zur Staffage und während Olivia Wilde (Her) kaum mehr zu tun hat, als eine alleinerziehende Mutter zu spielen, die man anfänglich kurz und gegen Ende noch einmal in zwei bis drei Szenen zu sehen bekommt, ist Liam Neesons Rolle kaum mehr als ein Cameo, tritt sein Damon Pennington – sozusagen der Gefängnisausbruchs-Guru – schließlich in genau einer Szene in Erscheinung, um Brannan das grundlegende Handwerkszeug und ein paar Tipps zum geplanten Coup an die Hand zu geben, wofür man – so gerne ich Neeson auch immer sehe – wirklich jeden beliebigen Schauspieler hätte heranziehen können, doch bekamen sowohl er als auch Wilde ja immerhin in Haggis‘ nachfolgendem Film Dritte Person deutlich mehr zu tun.
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So ist und bleibt 72 Stunden – The Next Three Days also in weiten Teilen eine One-Man-Show und funktioniert als selbige auch durchaus, nur sind es eben die vielen Details und Auslassungen, die ein wenig an der Qualität des Films kratzen, während Crowes Interpretation des von verbissener Getriebenheit motivierten Ehemanns über jeden Zweifel erhaben ist. Gegen Ende gar dreht der Film noch einmal gehörig auf und hat dies auch bitter nötig, ist bis zum finalen Akt schließlich das Geschehen überwiegend recht behäbig inszeniert und neigt beispielsweise in Anbetracht der sich wiederholenden Gefängnisbesuche durchaus zur Redundanz, denn dass Brennan alles daran setzt, seine Frau zu befreien, ist ebenso klar, wie dass Lara daran zu knabbern hat, ihren Sohn nicht öfter zu sehen, weshalb die Besuche im Grunde ohne zielführenden Konsens bleiben und beinahe ein wenig überflüssig wirken. Nichtsdestotrotz in der Summe ein solider Genre-Vertreter, den man sich ansehen kann, doch hätte man aus dem Stoff durchaus mehr machen können, zumal der Film gar nicht einmal so wendungsreich und überraschend gerät, wie man das dem Zuschauer gerne verkaufen möchte, derweil die falschen Fährten allzu plump ausfallen und auch nicht jede Auflösung so glücklich gerät, wie sich das der Regisseur vielleicht vorgestellt hat. Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang auch, dass es sich bei dem Film um eine Remake des nur zwei Jahre älteren französischen Thrillers Pour Elle (hierzulande als Ohne Schuld vertrieben) handelt und insbesondere dann hätte man erwarten können, dass so manche inszenatorische Schwäche ausgebügelt würde, was leider nicht geschehen ist.
72 Stunden – The Next Three Days
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Ausgeklügelte Pläne - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Der Plot des Remake 72 Stunden – The Next Three Days gerät mehr als einmal ins Stolpern und ausgerechnet die Prämisse ist im Grunde schwer zu akzeptieren, doch davon abgesehen funktioniert das atmosphärische Treiben einerseits als ungewöhnlich konzipierter Thriller, andererseits vorrangig als One-Man-Show für Russell Crowe, der hier einen Kampf der Gerechten führt und zunehmend verbissener zu Werke geht, um darüber seine hehren Ideale nach und nach in den Wind zu schießen.
72 Stunden – The Next Three Days ist am 07.07.11 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Ich kenne bisher nur das französische Original, das hat mir aber gut gefallen (8 Punkte).
Ich fand den Film ganz okay. Leichte Unterhaltung, um sich berieseln zu lassen, die durchaus ihre Momente hat. Und das sogar, obwohl ich Crowe nicht mag.
Ich hätte eine 7 gegeben, denke ich.