Herrje, ist es doch wieder später geworden als geplant, aber immerhin habe ich es geschafft, den ersten der Neuzugänge in der Filmsammlung aufzuarbeiten. Ich glaube so fix war ich schon lange nicht mehr!
In Time
Deine Zeit läuft ab
In Time, USA 2011, 109 Min.
© Twentieth Century Fox
Andrew Niccol
Andrew Niccol
Justin Timberlake (Will Salas)
Amanda Seyfried (Sylvia Weis)
Cillian Murphy (Raymond Leon)
Alex Pettyfer (Fortis)
Vincent Kartheiser (Philippe Weis)
Johnny Galecki (Borel)
Matt Bomer (Henry Hamilton)
Olivia Wilde (Rachel Salas)
Action | Science-Fiction | Thriller
Trailer:
Inhalt:
In der Welt der Zukunft wurde Geld als Währung längst abgelöst und durch etwas unvergleichbar Kostbareres ersetzt: Lebenszeit. Niemand wird mehr älter als 25 Jahre, da alle Menschen genetisch zu einer möglichen Unsterblichkeit hin verändert worden sind, doch dennoch tickt die Uhr unaufhaltsam, denn zusätzliche Zeit muss man sich hart erarbeiten und sollte die in den Arm implantierte Uhr jemals auf null springen, setzt augenblicklich der dann unvermeidbare Tod ein. Ein rigides System, dass die Welt vor Überbevölkerung schützen soll und die Kluft zwischen Arm und Reich, die nunmehr in verschiedenen Zeitzonen ihr Dasein fristen, noch vergrößert hat.
© Twentieth Century Fox
Will Salas ist ein Arbeiterkind und hat selten mehr als vierundzwanzig Stunden Lebenszeit auf der hohen Kante. Buchstäblich lebt Will von Tag zu Tag und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Dies soll sich allerdings schlagartig ändern, als er den im wortwörtlichen Sinne lebensmüde gewordenen Henry Hamilton trifft, der ihm mehr als hundert Jahre seiner Zeit vermacht, bevor er in den selbst gewählten Freitod stürzt, nicht jedoch, ohne Will vorher über die Mechanismen des Marktes aufzuklären und ihm zu offenbaren, dass es theoretisch genug Zeit für alle gäbe, die Elite allerdings nicht zulässt, dass diese Zeit in Umlauf gelangt. Voller Wut über diese himmelschreiende Ungerechtigkeit macht Will sich mit der neu gewonnenen Zeit auf in das Nobelviertel New Greenwich. Allerdings bleibt ein Transfer von so viel Zeit wie zwischen Will und Henry nicht unbemerkt und bald schon hat sich der Timekeeper Raymond Leon an Wills Fersen geheftet.
Raymond stellt Will, doch diesem gelingt die Flucht, indem er die Bankierstochter Sylvia Weis als Geisel nimmt. Diese lernt alsbald eine gänzlich andere, grausame Seite des Lebens außerhalb von New Greenwich kennen und verliebt sich in ihren Entführer. In bester Bonnie & Clyde-Manier plündert das Paar alsbald die Banken und verteilt die Zeit unter den Bedürftigen. Doch Timekeeper Raymond ist den beiden dicht auf den Fersen, während Sylvias Vater seinen Reichtum schwinden sieht.
Rezension:
Regisseur Andrew Niccol ist mir zuvorderst durch Gattaca und Lord of War ein Begriff gewesen und insbesondere in die Kerbe des Erstgenannten schlägt auch In Time, denn hier wie dort entwirft er ein äußerst reizvolles Gedankenkonstrukt einer gar nicht mal so abwegigen Zukunft mit deutlichen dystopischen Tendenzen und einer unterschwelligen Gesellschaftskritik. Insbesondere der Anfang des Films ist damit ungemein spannend, wenn sich mehr und mehr Mechanismen und Zusammenhänge offenbaren und der Zuschauer durch alltägliche Szenen vermittelt bekommt, wie viel beispielsweise eine Tasse Kaffee oder eine Busfahrt kosten. Leider entwickelt sich Niccols Vision mehr und mehr zu einem geradlinigen und unspektakulären Action-Reißer, denn mit einem etwas anderen Ansatz hätte ich mit Freuden In Time fortan in einem Atemzug mit dem großartigen Gattaca genannt. Doch woran krankt der Film nun genau?
© Twentieth Century Fox
Die Prämisse des Films ist wie gesagt ungemein spannend, obwohl doch so simpel in ihrem Grundsatz und da verzeiht man es beinahe wohlwollend, dass augenfällige Unstimmigkeiten nicht restlos geklärt werden, wie etwa, wie genau der Zu- und Abfluss bei freiwilligem oder erzwungenem Zeit-Transfer vonstattengeht oder wie es sich mit den Uhren-Implantaten verhält, die schon bei Neugeborenen in den Arm implantiert sind, aber erst nach exakt 25 Jahren zu laufen beginnen. Die gekonnte Inszenierung aber macht Lust auf mehr und auch die zahlreichen Gedankenspiele wissen zu gefallen, doch tritt all dies fast gänzlich in den Hintergrund, wenn die Jagd des Timekeepers auf das Gangsterpärchen erst einmal an Fahrt aufnimmt und plötzlich hat man es mit einem beliebig wirkenden Actioner zu tun, der noch dazu nicht allzu actionbetont daherkommt und kaum mit unerwarteten Wendungen oder spektakulären Stunts zu begeistern weiß.
Die Leistung der Schauspieler steht indes außerfrage und insbesondere Cillian Murphy und Vincent Kartheiser (Mad Men) wissen hier zu gefallen, während man Timberlake immer mal wieder ein wenig Überforderung anmerkt, obschon In Time seinen Akteuren nicht allzu viel abverlangt. Ansonsten ist Niccols Film ein Fest für alle Serienjunkies, denn neben Kartheiser sind schließlich auch Amanda Seyfried (Veronica Mars), Johnny Gadecki (The Big Bang Theory), Olivia Wilde (Dr. House) und Matt Bomer (White Collar) im Serienkosmos einschlägig bekannt und es macht schon enorme Freude, sie in teils sehr konträren Rollen zu erleben. Störend allerdings fand ich, dass gerade 25 Jahre angesetzt wurden als Zeitpunkt des nicht mehr Alterns, denn die meisten der Darsteller sind deutlich über 30 und wirken auch nicht unbedingt wie Mitte 20 – ein Umstand, den man ansonsten eher verzeiht, der sich hier aber aufgrund der expliziten Bezugnahme doch teils negativ auswirkt.
© Twentieth Century Fox
Davon ab ist In Time ein durchaus unterhaltsamer Film geworden, leider aber mehr auch nicht, da er sein Potential insbesondere in der zweiten Hälfte in weiten Teilen gänzlich verschenkt. So aktuell und clever die Bezüge auf die Klassengesellschaft, das Bankenwesen oder die Marktmechanismen also auch sein mögen, werden sie letzthin einem durchschnittlichen Cop-jagt-Gangsterpärchen-Plot geopfert, dessen es in diesem Ausmaß nicht bedurft hätte, um trotzdem einen tollen, wenn nicht gar überzeugenderen Film abzuliefern.
In Time - Deine Zeit läuft ab
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Kostbare Stunden Lebenszeit - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
In Time begeistert mit einer spannenden Prämisse und einer gleichsam clever präsentierten Zukunftsvision, nur um dann mit den Erwartungen des Zuschauers zu brechen und den interessanten Plot in ein profanes Bonnie & Clyde-Szenario münden zu lassen.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 5,5/10 Punkte
Filmherum: 5/10 Punkte
Tonight is gonna be a large one.: 8/10 Punkte
Xanders Blog: 6/10 Punkte
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DVD:
Blu-ray:
Hat mir insgesamt doch deutlich besser gefallen. Zwar fand auch ich den Bonnie & Clyde-Part schwächer, doch hat die tolle Prämisse viel für mich wett gemacht.
2,5/5 bei mir. Bei “In Time” dachte ich mir eigentlich ständig, warum der Film nicht besser sein kann. Diese tolle Idee, die netten Kulissen,… warum nicht noch besser? Sollte nicht sein. Aber die Idee ist schon irgendwie großartig.
Witzig ist, dass die Republikaner von rechtsaußen damals wie wahnsinnig gegen den Film hetzten, weil sie ihn für kommunistisch hielten.
Mir selber war das Ende zu vorhersehbar. Die Grundidee aber war ausgezeichnet.
Von zu vielen unterbewertet, in Deinem Fall trotz verständlicher Erklärung, ebenfalls. Ansonsten: Ausgezeichnete Review. ;)
Hatte der bei euch nicht auch grade mal 5,5 Punkte? ;) Mir hat er insgesamt auch sehr gut gefallen, ich fand die eher zurückhaltenden Actionsequenzen sehr angenehm, die Grundgeschichte ist fraglos auch sehr interessant geraten. Wobei die Argumentation hier auch absolut nachvollziehbar ist. Trotzdem, ich bleib bei meinen 8 Punkten :D
Das war Gina’s Urteil. ;)
Mir ging es wie Dominik, ich habe mich ständig gefragt, warum man nicht mehr aus der tatsächlich großartigen Idee hat machen können. Anfangs rangierte der Film bei mir so um die 8,5 Punkte, hat dann aber eben mächtig abgebaut. Mich haben die zurückhaltenden Actionsequenzen (wie Sebastian/burnedeyez sie nennt) auch nicht gestört, sondern mehr, dass sie so uninspiriert daherkamen: Da war kein Überraschungsmoment, kein Oha-Erlebnis, stattdessen 08/15-Verfolgungen und ein paar kleine Schießereien, die auch kaum der Rede wert waren, denen zuliebe aber der vorher so liebevoll gestaltete Plot geopfert worden ist.
Ich hätte ihn verdammt gerne besser bewertet, aber manchmal muss man auch hart bleiben. Immerhin habe ich es anscheinend geschafft, meinen Unmut in verständliche Worte zu kleiden ;-)
Das kann ich im Grunde so unterschreiben. Die erste Hälfte war schon recht gut und hat Hoffnung gemacht, aber dann…