Review: Jack Reacher (Film)

Heute gibt es dann nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder eine Filmrezension, auch wenn ich mich schon zu den Nachzüglern zählen kann, wie aus den unten angefügten Meinungen aus der Blogosphäre ersichtlich. Nichtsdestotrotz freue ich mich und natürlich freue ich mich umso mehr, wenn der Artikel auch fleißig gelesen wird ;-)

Jack Reacher

Jack Reacher, USA 2012, 130 Min.

Jack Reacher | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Regisseur:
Christopher McQuarrie
Autoren:
Christopher McQuarrie (Drehbuch)
Lee Child (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Tom Cruise (Reacher)
in weiteren Rollen:
Rosamund Pike (Helen)
Richard Jenkins (Rodin)
Werner Herzog (The Zec)
David Oyelowo (Emerson)
Robert Duvall (Cash)

Genre:
Action | Krimi | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Ein Scharfschütze fährt in ein Parkhaus, montiert sein Gewehr, sichtet die Umgebung, fährt von einem zum anderen Passanten, spekuliert, überlegt, taktiert, bis sich die Gewalt in einem eruptiven Amoklauf Bahn bricht und fünf Menschenleben fordert. Der Schütze verstaut seelenruhig seine Utensilien und verlässt das Parkhaus. Schnell gelingt es dem ermittelnden Polizisten Emerson, den vermeintlichen Täter zu ermitteln, da eine Vielzahl Spuren am Tatort in eine eindeutige Richtung zeigen: Ex-Army-Scharfschütze James Barr. Barr wird inhaftiert und Staatsanwalt Alex Rodin bietet ihm den Deal an, für ein Geständnis auf die Forderung nach der Todesstrafe zu verzichten. Barr scheint zu akzeptieren, doch statt zu unterzeichnen, schreibt er lediglich einen Satz: Holt Jack Reacher. Weder Emerson noch Rodin kennen diesen Reacher, doch finden sie bald heraus, dass es sich um einen vor Jahren untergetauchten ehemaligen Militärpolizisten handelt.

Szenenbild aus Jack Reacher | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Plötzlich steht Jack Reacher in der Tür, doch Barr ist zu diesem Zeitpunkt bereits von einer Horde Krimineller ins Koma geprügelt wollen. Helfen will Reacher indes sowieso nicht, sondern Barr am liebsten tot sehen. Dann allerdings tritt Barrs Anwältin Helen Rodin, Alex Rodins Tochter, an Reacher heran und kann ihn überreden, ihr Ermittler zu werden. Nach und nach beschleicht Reacher das Gefühl, dass die Beweiskette wie auch der Tatort nicht so recht zu einem Profi wie Barr passen und als man ihm eine Horde Schläger auf den Hals hetzt besteht für Jack kein Zweifel mehr, dass noch ganz andere Kräfte im Hintergrund walten und womöglich auch der fünffache Mord nicht ganz so willkürlich war, wie man ihn darzustellen versucht hat.

Rezension:

Nun hat es also mit Jack Reacher ein weiterer Buch-Held auf die große Leinwand geschafft und auch wenn Tom Cruise – so habe ich mir sagen lassen – dem ursprünglichen Jack Reacher rein körperlich nicht annähernd ähnlich sieht, macht er als brillanter Ex-Militär und Ermittler eine durchaus gute Figur, auch wenn er zuweilen arg an der Grenze zur Karikatur entlangschrammt, doch geht es in diesem Film vielen Figuren so, so dass dies kaum ins Gewicht fällt. Autor Lee Child hat es auf mittlerweile siebzehn Romane um seinen Helden gebracht und ein Ende ist anscheinend auch nicht in Sicht. Da verwundert es beinahe, dass er jetzt erst im Kino aufschlägt, doch dafür versprüht der Film einen nicht zu unterschätzenden Retro-Charme – obwohl die Reihe „erst“ seit 1997 besteht – und einer Schnörkellosigkeit, die man heutzutage selten zu Gesicht bekommt.

Szenenbild aus Jack Reacher | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Der Fokus der Erzählung liegt ganz klar auf der Person Jack Reacher und auch, wenn wir nicht allzu viel über den Eigenbrötler mit seinem eigenen, kompromisslosen Gerechtigkeitssinn erfahren, gewinnt er doch als Figur deutlich an Profil, während die weiteren Akteure in dessen Schatten agieren dürfen. Das ist zunächst einmal schlecht für Rosamund Pike, denn an der Seite des cleveren Spürhunds verkommt sie – obwohl doch eigentlich blitzgescheite Anwältin – des Öfteren zum Klischee des dummen Blondchens. Dumm in dem Zusammenhang ist auch, dass Reacher nicht unbedingt als genial zu bezeichnen ist und viele seiner Schlussfolgerungen mir als Zuschauer ebenfalls schon in den Sinn gekommen sind, während er diese zum Besten gibt. Die Verbundenheit zur Figur stärkt das allemal, doch wirken die Anwältin und auch andere Gestalten dadurch verhältnismäßig dumm, wenn ihnen so manche Offensichtlichkeit schlichtweg entgeht. Während Rosamund Pike also damit zu kämpfen hat, gegen den omnipräsenten Reacher zu bestehen, plagen Richard Jenkins und Werner Herzog gänzlich andere Sorgen, denn beide wurden meines Erachtens nach in ihren Rollen völlig verheizt und haben nicht viel mehr zu tun, als ab und an durchs Bild zu laufen oder sporadisch ein paar Textzeilen zum Besten zu geben. Schade.

Jack Reacher allerdings vermag es spielend, den Film allein zu schultern und überzeugt mit markigen Sprüchen, intelligenten Schlussfolgerungen, einer obercoolen Attitüde und einer inneren Ruhe, die ihresgleichen sucht. Da stört es kaum noch, dass die Geschichte beinahe ausgelutscht wirkt, die Interessen und Motive der Bösen kaum beleuchtet werden, der familiäre Konflikt der Rechtsanwaltsfamilie Rodin lediglich angedeutet wird und die das Skript im Laufe des Films mehr und mehr an Finesse verliert, während man sich anfangs noch bemüht hat, so zu tun, als sei alles schrecklich verworren, geheimnisvoll und undurchsichtig. Dafür bietet Jack Reacher durchaus spannende Ermittlungsarbeit und wohldosierte Action, die in angenehmer Art und Weise roh und bodenständig bleibt, sich als nicht dem ungeschriebenen Gesetz unterwirft, alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen zu wollen. Zudem kommt durch diesen Wechsel in der Dramaturgie keine Langeweile auf, wenn man munter zwischen ruhigen Dialogszenen und den punktuellen Schlägereien, Schießereien und Verfolgungsjagden wechselt.

Szenenbild aus Jack Reacher | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Interessant ist auch der Wissensvorsprung des Zuschauers, dessen es im Übrigen nicht bedurft hätte, denn von Anfang an ist bekannt, dass Barr nicht der Schütze war, recht früh erfährt man, dass „Der Zec“ der große Böse im Hintergrund ist und einzig die Frage nach dessen Kontaktmann im Wirkungsbereich der Staatsanwaltstochter Helen wird nicht sofort beantwortet, überrascht aber später im Grunde kaum. Aber geschichtlich muss Jack Reacher auch kein Überflieger sein, um nicht trotzdem zu unterhalten, weil die Kompromisslosigkeit der Figur, die handgemachte Action und die stilsichere Inszenierung schon allein dafür sorgen, dass der Film überzeugt, wenngleich ihm die hohen Weihen eines ausgezeichneten oder großartigen Films verwehrt bleiben, schlichtweg, weil ihm dafür die Höhepunkte und die Finesse fehlen.

Fazit & Wertung:

Jack Reacher ist ein Held der alten Schule und obwohl der Geschichte und den Figuren der dramaturgische Feinschliff abgeht, bleibt am Ende ein solider, rauer, unterhaltsamer, schnörkelloser Krimi mit einem charismatischen einsamen Wolf, dem es nur nach Gerechtigkeit verlangt – und dafür geht er notfalls auch über Leichen.

7 von 10 vergeblichen Versuchen, Jack Reacher aufzuhalten

Jack Reacher

  • Vergebliche Versuche, Jack Reacher aufzuhalten - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Jack Reacher ist ein Held der alten Schule und obwohl der Geschichte und den Figuren der dramaturgische Feinschliff abgeht, bleibt am Ende ein solider, rauer, unterhaltsamer, schnörkelloser Krimi mit einem charismatischen einsamen Wolf, dem es nur nach Gerechtigkeit verlangt – und dafür geht er notfalls auch über Leichen.

7.0/10
Leser-Wertung 9/10 (2 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 8/10 Punkte
CineKie: 7/10 Punkte
Filmherum: 9/10 Punkte
Review Corner: 8/10 Punkte
we eat movies: 7,5/10 Punkte

Jack Reacher ist am 06.05.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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