So, Kurzurlaub vorbei, Arbeit gab es heute auch wieder, wenn auch dank Nachwehen des Unwetters in NRW akut verkürzt und um wieder in den Trott zu kommen, gibt es heute die obligatorischen zwei Comic-Reviews, damit halt für jeden was dabei ist. Wir fangen mal mit einer weiteren Veröffentlichung aus dem Panini Verlag an, bevor ich gleich noch eine hier mittlerweile wohlbekannte Serie fortführen werde. Viel Spaß, schönen Abend und den vom Sturm Geschädigten weiterhin viel Erfolg beim Aufräumen, Auto freischaufeln, Dach decken, Keller trockenlegen etc. pp.
Joe Hill:
Das Cape 2
1969
The Cape 1969, USA 2014, 100 Seiten
© Panini
Jason Ciaramella
Joe Hill
Nelson Daniel
Panini Verlag
978-3-862-01799-7
Horror | Drama
Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1969 und mitten im Vietnamkrieg befindet sich auch Erics Vater Captain Chase, der sich als Sanitäter und Pilot verdingt. Zu seinem Glück neigt sich sein Dienst dem Ende und voller Euphorie schickt er einen Brief gen Heimat und freut sich auf ein Wiedersehen mit Frau und Kindern. Doch Chase‘ Helikopter wird abgeschossen und während der Rest seiner Crew ein jähes Ende findet, gerät er in die Gefangenschaft der Vietcong. Dort befindet sich ebenfalls ein begriffsstutzig scheinender und wortkarger Schamane und der Lagerleiter lässt es sich nicht nehmen, die beiden zu einem perfiden Spiel zu zwingen, bei dem einer von ihnen unweigerlich zu Tode kommen wird.
Kaum allerdings ist der Startschuss gefallen, erhebt sich der Schamane zum Erstaunen aller in die Lüfte, während Chase noch ihn gefesselt ist. Es gelingt ihm, den Schamanen niederzuringen, der daraufhin ein merkwürdiges Ritual ausführt, bevor er sich bereitwillig seinem Ende stellt. Kurz darauf bemerkt Chase, dass er nun anscheinend auch die Fähigkeit zu fliegen besitzt und seine Rettung rückt in greifbare Nähe. Doch statt zu flüchten, sinnt Chase nun auf Rache an seinen Peinigern und dem sadistischen Lagerleiter…
Rezension:
An sich können Prequels ja durchaus eine schöne Sache sein und ich erinnere mich noch, wie ausnehmend gut mir seinerzeit Das Cape gefallen hat, so dass ich dementsprechend gespannt war auf die Vorgeschichte, die sich einem nun in Das Cape 2: 1969 eröffnen wollte. Leider aber verhält es sich in punkto Origin-Story so, dass man als Leser im Grunde lediglich erfährt, dass die Kraft zu fliegen von einem Schamanen in Vietnam stammt und eigentlich gar nicht in dem namensgebenden Cape, sondern vielmehr im Armeeabzeichen zu suchen ist, das Captain Chase die Geschichte über begleitet, bevor es in die Hände von Erics Mutter, Chase‘ Frau fällt, die es an das Cape näht, welches in der noch fernen Zukunft so viel Ärger heraufbeschwören wird. Aber man erfährt eben wiederum nicht, was es mit den Kräften des Schamanen auf sich hat, ob er noch mehr solcher Kräfte besitzt, woher er sie hat und warum er sie überhaupt und ausgerechnet auf dieses Abzeichen überträgt.
Dabei beginnt die Geschichte von Das Cape 2: 1969 eigentlich vielversprechend und zeichnet ein stimmiges wie düsteres Bild des Vietnam-Krieges und skizziert in diesem Kontext einen Mann, der sich nichts sehnlicher wünscht, als zu seiner Familie heimzukehren und in seiner Funktion als Sanitäter ist ihm auch nicht daran gelegen, andere zu verletzen, so dass er sich nach Kräften um Deeskalation bemüht. So weit, so gut und auch sympathisch; doch sobald Chase seine Kräfte erhält, ist von diesem Mann – so wirkt es – nichts mehr übrig und er sinnt nur noch auf blutige Rache. In seinen inneren Monologen scheint er zwar kurz zu bemerken, dass er doch eigentlich so schnell wie irgend möglich heimkehren wollte, doch statt sich mit diesem Sinneswandel auseinanderzusetzen, verfolgt er einfach weiter seine Tötungsabsichten.
Dieser Bruch lässt aber nicht nur die Sympathie für Captain Chase rasch dahinschmelzen, sondern erinnert auch frappierend an die ursprüngliche Geschichte Das Cape, nur dass da alles ein wenig eleganter und ausführlicher gelöst worden ist. Im Grunde ist es aber, mit leichten Variationen dieselbe Grundgeschichte und während die beim ersten Mal noch neu, überraschend und unverbraucht war, wirkt sie hier wie schlecht kopiert und – um das zu vertuschen – in das Thema Krieg eingebettet. Nicht zuletzt ist man mit dem 100 Seiten umfassenden Band auch erschreckend schnell durch, da derart viele Seiten mit ausufernden Action-Einlagen gefüllt sind, dass kaum noch Platz bleibt für tiefergehende Dialoge oder erhellende Off-Kommentare, die zwar vorhanden, doch ziemlich spärlich gesät sind.
Immerhin grafisch ist Das Cape 2: 1969 gut gelungen, so man sich den mit dem Stil und Rendering, die auch schon die vorangegangene Geschichte ausgezeichnet haben, anfreunden kann, wobei diesmal Nelson Daniel und nicht etwa Zach Howard sein zeichnerisches Talent beweisen durfte. Klare Unterschiede sind natürlich dennoch erkennbar und sei es nur die bewusst eingeschränkte Farbpalette. Dramaturgisch allerdings gelingt es in der zweiten Hälfte eben nicht mehr, eine homogene Mischung aus Bild und Wirkung zu erzielen, obwohl bis dahin eine intensive und beklemmende Atmosphäre etabliert worden ist. Schlussendlich hat der Band herzlich wenig mit dem eigentlichen Das Cape gemein und schafft es auch nicht, dessen Eindrücklichkeit auch nur zu kopieren, weil dafür die Geschichte schlicht zu simpel gestrickt, zu vorhersehbar und zu schnell vorbei ist.
Das Cape 2: 1969
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In luftigen Höhen ausgeführte Racheakte - 4/10
4/10
Fazit & Wertung:
Leider bewahrt sich Das Cape 2: 1969 kaum die Qualitäten des Vorgängers und bietet speziell als Prequel kaum einen ersichtlichen Mehrwert, da hierfür zu wenige Informationen preisgegeben werden. Im Grunde hat man das Gefühl, die Geschichte wiederhole sich und da hilft auch das bereits oft strapazierte Vietnam-Setting nicht, Innovation vorzugaukeln. Immerhin optisch präsentiert sich der Band solide und lässt sich zügig lesen. Kenner des Originals werden vermutlich enttäuscht sein und Nicht-Kenner greifen besser zu ebenselbigem.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Mind’s Delight: 2/5 Punkte
Das Cape 2: 1969 ist am 18.05.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!