Review: Leviathan / Kopfjäger | Tim Curran (Buch)

Was für ein Glück, dass ich die heutigen zwei Artikel bereits vor Tagen vorbereitet habe, denn seit heute Nachmittag fühle ich mich so richtig schön verschnupft, was ich natürlich überhaupt nicht gebrauchen kann und was mich gleich ins Bett treiben wird, doch soll, nur weil es mir nicht so knorke geht, natürlich das Medienjournal nicht brach liegen und für exakt solche Situationen bietet es sich ja an, bereits vorbereitete Artikel zu verbloggen.

Leviathan/Kopfjäger

Leviathan/Headhunter USA 2013/2012, 102/120 Seiten

Leviathan/Kopfjäger von Tim Curran | © Luzifer Verlag
© Luzifer Verlag

Autor:
Tim Curran

Verlag (D):
Luzifer Verlag
ISBN:
978-3-958-35009-0

Genre:
Horror | Thriller | Mystery

 

Inhalt:

Leviathan:

Seagull Island, ein typisches, verschlafenes Nest und attraktiv für Tourist, ist es auch die zeitweilige Heimat von Paparazzi Johnny Horowitz, dem nahegelegt wurde, sich aus dem Star-Rummel zeitweilig zurückzuziehen, da er sich den Unmut zahlreicher Prominenter zugezogen hat. Doch Horowitz entdeckt eines Tages an einem verlassenen und abgesperrten Strand an der Nordseite der Insel einen merkwürdigen Haufen Knochen, die die Polizei allerdings nicht zu interessieren scheinen. Kurz darauf ereignet sich eine merkwürdige Anomalie und Horrowitz begreift, dass er eine Art Tor in eine Welt urzeitlicher Monster entdeckt hat und ist wild entschlossen, deren Existenz zu beweisen. Mit der Kamera bewaffnet stört Johnny sich nicht einmal an dem herannahenden Hurricane Amelia, der sich der Insel bedrohlich nähert, dabei aber auch die Tore in die Urzeit weit aufstößt.

Kopfjäger:

Vietnam, 1970: Inmitten der grünen Hölle befindet sich Mike McKinney, der es sich zum Ziel gesetzt hat, über den Krieg in all seiner Grausamkeit und Brutalität zu berichten. Bei einem Einsatz, den er begleitet, offenbart ihm eine der einheimischen Frauen, dass er verflucht worden sei und nach kurzer Recherche erfährt er von der Legende vom Kopfjäger, einer archaischen Abscheulichkeit, die durch den Dschungel schleicht und über die Hochebenen jagt und die Köpfe ihrer Opfer abtrennt und mit sich nimmt. Und bald beginnt Mike des Nachts, schlurfende Schritte vor seinem Zimmer zu hören und ist überzeugter denn je, das nächste Opfer des Kopfjägers zu werden, eines Monsters, das niemand aufhalten kann. Schließlich beschließt McKinney, dass es nur eine Chance gibt: Er muss sich dem Horror stellen, denn eine Flucht ist unmöglich.

Rezension:

Nun haben also die beiden bereits einzeln als Ebook erschienenen Novellen Leviathan und Kopfjäger aus der Feder von Tim Curran in einem Buch mit Wendecover zueinandergefunden. In meinen Augen sicherlich ein guter Schachzug, nicht nur im Hinblick auf Ebook-Verweigerer wie mich, denen sonst speziell diese Geschichten verwehrt geblieben wären, sondern auch in der Kombination zweier stimmiger und hochatmosphärischer Monstergeschichten in einem Band, die zwar qualitativ auf ähnlichem Niveau liegen, thematisch aber trotzdem kaum unterschiedlicher sein könnten. Wie es sich für Novellen gehört, sind diese seitens Curran recht geradlinig verfasst worden und auf großartige Nebenschauplätze oder ergänzende Figuren wird beinahe gänzlich verzichtet, so dass man sich als Leser voll dem sich langsam entfaltenden Schrecken widmen kann.

Draußen in der Ferne begann das Wasser zu blubbern und hochzupeitschen, und er dachte, dass es die entgegengesetzten Strömungen der Brandung sein könnten, die auf das seltsame Meer und den Himmel reagierten, irgendwas Atmosphärisches. Aber das war es ganz und gar nicht. Das Wasser kochte wie in einem Topf, und dann sah er eine Anzahl von um sich schlagenden grauen Körpern dort draußen, riesige Dinger, die anscheinend unter der Oberfläche miteinander kämpften. Dann wurde das Wasser rot vor Blut und er sah eine Gestalt mühsam aus der Brandung hervorbrechen.

Ist es einerseits ein legendenumwobenes, gesichtsloses Monster, dass sich zu Zeiten des Vietnamkrieges in den dortigen Dschungeln herumtreibt, ist es andererseits ein Tor in eine urzeitliche Welt mit all den monströsen Schrecken und wenig greifbaren Gefahren, die in dieser längst vergangenen Zeit lauern und nun in unser heutiges Jetzt zu schwappen drohen, spätestens dann, als der herannahende Hurrikan den Riss im Zeitgefüge noch vergrößert. Beide Geschichten sind zwar nicht unbedingt als innovativ zu bezeichnen und bedienen althergebrachte Plot-Segmente, punkten dafür aber mit handwerklich äußerst solider Schreibkunst und einem stimmungsvoll inszenierten Setting, das gefangen zu nehmen weiß. Vor allem laden aber natürlich beide Geschichten in ihrer Kürze zur abendlichen Lektüre in nur einem Rutsch ein und versprechen durchaus spannende Stunden, auch wenn ich sonst kein ausgewiesener Freund von Novellen oder Kurzgeschichten bin.

Auffallend ist indes auch, dass es sich mitnichten um Splatter-Geschichten handelt, sondern Curran sich ganz bewusst auf den Suspense-Aspekt konzentriert, wobei ihm natürlich die geradlinig und detailliert skizzierte Geschichte sehr zupass kommt, zumal es ihm in beiden Fällen, also sowohl bei Leviathan als auch Kopfjäger zwei eigentlich unsympathische Protagonisten als Identifikationsfigur und Erzähler aufzubauen. Beide Geschichten sind nämlich aus der Ich-Perspektive verfasst und unterstreichen dadurch noch die eindringliche Atmosphäre des Erlebten, wobei man wiederum bei diesem Aspekt Abstriche dahingehend in Kauf nehmen muss, dass die Geschichten nicht im Präsenz erzählt sind und somit klar sein dürfte, dass die Figur das Ende der Geschichte noch erleben wird.

»Kopfjäger«, sagte eine Stimme hinter mir. Es war Lieutenant Gentry, der Nachrichtenoffizier. »Sie sagt Kopfjäger, Mac.«
Die anderen Viets betrachteten eingehend den Boden, trauten sich aus irgendwelchen Gründen nicht hochzuschauen. Aber der augenlose Mann lachte immer noch und die alte Frau stach weiterhin mit einem Finger in meine Richtung.
»Du ihn findest und er dich findet, ja?« Sie spuckte auf die Erde und rieb ihre Sandale darin. »Ac qui ddi san ddau! Nguoi san ddau! Ac quy ddi san ddau! Jetzt genau er dich riecht und wartet auf dich, Joe!«

Derartige Kritik grenzt aber schon an Haarspalterei und so lässt sich festhalten, dass die nun vereinten Geschichten von Tim Curran, so unterschiedlich sie auch sein mögen, jede für sich auf einen kurzen literarischen Abstecher in eine bedrohliche, von Mythen und Geheimnissen durchzogene Welt einladen und genauso kurzweilig und erzählerisch dicht geraten sind, wie man es sich von einer Novelle erwarten würde. Gebe ich zwar subjektiv aufgrund des Settings Kopfjäger knapp den Vorzug, steht jedoch auch Leviathan dem in kaum etwas nach und punktet dafür mit einer Prise mehr Humor, die im Fall der erstgenannten Geschichte aber auch sicherlich fehl am Platze gewesen wäre.

Fazit & Wertung:

Der Doppelband Leviathan/Kopfjäger verspricht vergleichsweise detaillierte, ja beinahe anspruchsvolle Horrorliteratur und auch wenn die beiden Geschichten das Rad nicht neu erfinden, sollten sie doch dem Genre-Fan in ihrer kurzweiligen und packenden Inszenierung sicherlich zu gefallen wissen. Dabei steigert Autor Tim Curran das Grauen durchaus subtil, verzichtet auf plakative Gewaltorgien gänzlich und konzentriert sich lieber auf die psychologische Komponente seiner Erzählungen.

7,5 von 10 entflohenen Dinosauriern

Leviathan / Kopfjäger

  • Entflohene Dinosaurier - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Der Doppelband Leviathan/Kopfjäger verspricht vergleichsweise detaillierte, ja beinahe anspruchsvolle Horrorliteratur und auch wenn die beiden Geschichten das Rad nicht neu erfinden, sollten sie doch dem Genre-Fan in ihrer kurzweiligen und packenden Inszenierung sicherlich zu gefallen wissen. Dabei steigert Autor Tim Curran das Grauen durchaus subtil, verzichtet auf plakative Gewaltorgien gänzlich und konzentriert sich lieber auf die psychologische Komponente seiner Erzählungen.

7.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Luzifer Verlages. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Leviathan/Kopfjäger ist am 25.09.14 als Taschenbuch im Luzifer Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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