Okay, ist wieder soweit, wir sprechen über einen Film. Schon ein paar Jährchen alt, aber dafür nach einem Roman von Don Winslow. Und damit starten wir dann auch schon wieder ins Wochenende, in dem ich mich zwar auch noch mehrfach zu Wort melden werde, doch nutze ich jetzt schon einmal den Anlass, euch eine schöne Zeit und gutes Wetter zu wünschen.
Kill Bobby Z
The Death and Life of Bobby Z, USA/DE 2007, 97 Min.
© 3L
John Herzfeld
Bob Krakower (Drehbuch)
Larry Schapiro (Drehbuch)
Don Winslow (Buch-Vorlage)
Jason Flemyng (Brian)
Keith Carradine (Johnson)
Joaquim de Almeida (Don Huertero)
Jason Lewis (Bobby Z)
J.R. Villarreal (Kit)
Jacob Vargas (Jorge Escobar)
Action | Krimi
Trailer:
Inhalt:
© 3L
In seinem noch jungen Leben hat Tim Kearney bereits einiges auf dem Kerbholz, ist wiederholt durch Straftaten und Gewaltausbrüche aufgefallen und befindet sich derzeit – wieder einmal – in Haft. Jüngst hat er es sich mit einer Biker-Gang verscherzt, indem er eines ihrer Mitglieder im Knast erstochen hat. Zu Tims Glück ist er allerdings dem berühmt-berüchtigten Drogendealer Bobby Z beinahe wie aus dem Gesicht geschnitten und da der echte Bobby Z längst Futter für die Fische ist, plant der Drogenschnüffler Tad Gruzsa, Kearney an seiner statt an die mexikanische Drogenmafia auszuliefern, um seinen Kollegen freizubekommen und nachdem er Tim in Aussicht stellt, sollte es ihm gelingen, den Mexikanern zu entkommen, seiner Wege ziehen zu können, willigt dieser ein.
Bei der Übergabe an der amerikanisch-mexikanischen Grenze allerdings läuft einiges schief und nur mit größter Not gelingt es Tim, den umherschwirrenden Kugeln zu entgehen, nur um kurz darauf zur Luxusvilla eines Drogenbarons gebracht zu werden, wo er prompt auf Bobbys Ex Elizabeth trifft, die natürlich der Meinung ist, er habe sich doch sehr verändert, ihm derweil aber auch bald steckt, dass der Junge Kit, um den sie sich kümmert, sein eigen Fleisch und Blut ist. Von der Situation völlig überfordert, lässt es sich Bobby Z aka Tim zunächst gut gehen auf dem Anwesen, doch nachdem er erfährt, dass man ihm anscheinend an den Kragen will, tritt er die Flucht in die Wüste an und hat unverhofft Kit im Schlepptau. Währenddessen machen nicht nur die Männer der mexikanischen Drogenkartelle, sondern auch Gruzsa und die Biker Jagd auf ihn, selbstverständlich jeder aus seinen eigenen Gründen, doch Tim wird nicht müde, sich der stetigen Angriffe zu erwehren…
Rezension:
Nachdem ich immer mehr dem literarischen Schaffen von Don Winslow verfalle und auch die Oliver Stone-Verfilmung von Savages mich durchaus zu begeistern wusste, stand eigentlich außerfrage, dass ich auch bei Kill Bobby Z einen Blick riskieren müsste, wusste mich schließlich schon Winslows Romanvorlage Bobby Z mehr als nur zu unterhalten. Gleich vorweg, Film und Buch sind sich tatsächlich in punkto Story erstaunlich ähnlich, doch wird hier wieder einmal dermaßen viel simplifiziert, verkürzt und auf das Nötigste runtergebrochen, dass der Film nicht annähernd so gut wie seine literarische Vorlage funktioniert, weil man sich zwar bemüht hat, die Geschichte von Winslow einzufangen, darüber aber dessen speziellen Stil beinahe gänzlich über Bord geworfen hat, was auf einen relativ gewöhnlichen Action-Film hinausläuft, der weitaus besser hätte sein können, wenn die Drehbuchautoren Bob Krakower und Larry Schapiro den Geist des Buches besser zu greifen gekriegt hätten.
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Das merkt man insbesondere an den vielen guten Ansätzen, die dann aber auch postwendend zugunsten des Vorantreibens der Geschichte wieder fallengelassen werden, so dass Kill Bobby Z zwar anfänglich mit zackigen Rückblenden und Einspielern beginnt und auftauchende Schurken mit eingeblendetem Namenszug vorgestellt werden und man denkt, dass man hier einen inszenatorisch abwechslungsreichen und eigensinnigen Film zu sehen bekommt, muss auf diese Elemente allerdings im weiteren Verlauf beinahe vollständig verzichten. Wirkt nicht nur wenig kohärent sondern ist auch schlicht schade, weil gerade der Mittelteil extrem konventionell ist und viel zu schnell abgehandelt wird, so dass aus der groß angekündigten Verfolgung mehr eine episodenhafte Auseinandersetzung mit wechselnden Widersachern wird und die Bedrohung für Tim Kearney, den vermeintlichen Bobby Z eigentlich nie so recht deutlich wird.
Auch die Beziehung zu Bobbys Kind Kit, den Tim unter seine Fittiche nimmt, bekommt kaum Raum zugestanden und muss sich auf Basis einiger weniger kurzer Wortwechsel entfalten, was auf emotionaler Ebene kaum mehr als halbgar zu bezeichnen ist, während ich beinahe überrascht war, wie viel Raum und Screentime der Rolle von Olivia Wilde als Bobbys Verflossene Elizabeth zugestanden worden ist, was aber positiv zu bewerten ist, da die Szenen mit ihr die Geschichte zumindest um einige Handlungsorte bereichern und Abwechslung schaffen in der gediegenen Verfolgungsjagd. Was hingegen Freude bereitet sind die Kampfchoreografien, die auffallend handfest daherkommen und statt auf intelligente Bewegungsabläufe auf gezielte Schläge ausgerichtet sind, mitnichten elegant wirken, dafür aber roh, unverfälscht und wenig übertrieben. Es ist auch nicht so, als würde Kill Bobby Z keinen Spaß machen, doch ist er bis wenige Ausnahmen sehr vorhersehbar und das Ende bald abzusehen, was sicherlich nicht daran lag, dass ich die Literaturvorlage noch in guter Erinnerung hatte, sondern mehr daran, dass auch vermeintlich überraschende Wendungen recht plump in die Story geflochten worden sind.
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Alles in allem merkt man John Herzfelds Film an, dass er schlicht und ergreifend zu kurz geraten ist, denn in 90 Minuten nicht nur die ganze Odyssee von Tim Kearney abzuhandeln, sondern auch noch dessen Vorgeschichte sowie das Leben von Bobby Z abzuhandeln und nebenbei noch korrupte Polizisten, mordlustige Biker und rachsüchtige Drogenkartell-Oberhäupter und deren Schergen zu charakterisieren ist einfach zu viel, wenn man den Film dann noch zusätzlich mit zwar gut gemachten, doch ebenfalls Zeit raubenden Actioneinlagen anreichern möchte. Da hilft dann auch kein hohes Tempo und keine fähigen Schauspieler mehr – die im Übrigen beispielsweise im Fall von Keith Carradine auch gnadenlos verheizt werden – , um Kill Bobby Z zu einem der Vorlage gerecht werdenden Filmerlebnis zu machen. Bei Unkenntnis der Vorlage und für einen entspannten Abend ohne gesteigerte Ansprüche aber dennoch einen Blick wert, zumal der tragisch verstorbene Paul Walker einen durchaus sympathischen wie charismatischen Tim Kearney zu geben versteht, dem man gerne 90 Minuten durch die Weiten der Sonora- und Mojave-Wüste zurück in die Zivilisation von Kalifornien zu folgen bereit ist.
Kill Bobby Z
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Handfeste Schlägereien - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Vielversprechende Ansätze bietet Kill Bobby Z zuhauf, doch verrennt sich die Literaturverfilmung mit jeder Minute mehr und mehr in ihre Action-Sequenzen, was dem Film zwar nicht seine Anziehungskraft, wohl aber die poetische Note raubt, die Don Winslow seinem literarischen Werk zu verleihen wusste und die diese im Grunde so simpel gestrickte Geschichte zu etwas Besonderem gemacht hat. Für Freunde altmodischer Actionfilme und Fans des viel zu früh verstorbenen Paul Walker aber dennoch einen Blick wert.
Kill Bobby Z ist am 12.05.11 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von 3L (neu) erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!