Eigentlich wäre heute nach meinem gestrigen Aussetzer ja wieder ein Comic an der Reihe, doch stattdessen kommt hier prompt die nächste Film-Kritik, zumal es sich ja wenigstens um einen Animationsfilm handelt und noch dazu – das nehme ich jetzt mal vorweg – um einen richtig guten. Aber lest selbst:
Asterix im Land der Götter
Astérix: Le domaine des dieux, FR/BE 2014, 85 Min.
© Universum Film
Louis Clichy
Alexandre Astier
Alexandre Astier (Drehbuch)
Jean-Rémi François (Drehbuch)
Philip LaZebnik (Drehbuch)
René Goscinny (Comic-Vorlage)
Albert Uderzo (Comic-Vorlage)
Lorànt Deutsch (Anglaigus [Stimme])
Laurent Lafitte (Duplicatha [Stimme])
Alexandre Astier (Oursenplus [Stimme])
Alain Chabat (Sénateur Prospectus [Stimme])
Elie Semoun (Cubitus [Stimme])
Guillaume Briat (Obélix [Stimme])
Lionnel Astier (Cétautomatix [Stimme])
François Morel (Ordralfabétix [Stimme])
Florence Foresti (Bonemine [Stimme])
Animation | Abenteuer | Komödie
Trailer:
Inhalt:
Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Doch Julius Caesar hat längst wieder einen neuen Plan ersonnen, die unbeugsamen Gallier schlussendlich doch noch in die Knie zu zwingen und hat nun vor, direkt vor dem Dorf der Gallier eine römische Luxusanlage zu errichten, die nicht nur einen Großteil der hiesigen Flora und Fauna unter sich begraben würde, sondern auch die Gallier mit der römischen Lebensart in Versuchung führen würde, so dass sie – so Caesars Plan – von ganz alleine damit aufhören würden, weiter gegen die Invasoren zu agitieren.
© Universum Film
Der gewiefte Asterix kommt natürlich schnell dahinter, welche Pläne die Römer in seinen Wäldern verfolgen, als sie damit beginnen, nachts Bäume zu fällen und dank der Talente von Miraculix gelingt es Asterix und Obelix zunächst, die römischen Bemühungen erfolgreich zu sabotieren, doch als sie den Entschluss fassen, den Sklaven der Römer zur Freiheit zu verhelfen, um damit die Arbeiten endgültig zum Erliegen zu bringen, geht gründlich schief, als die Sklaven – statt zu flüchten – durch den Zaubertrank gestärkt die Chance wahrnehmen, bessere Arbeitsbedingungen für sich auszuhandeln. Bald schon steht die erste Wohnanlage des Land der Götter getauften Refugiums und die Gallier sehen sich plötzlich mit ganzen Heerscharen römischer Touristen konfrontiert, die ganz fasziniert sind vom pittoresken Charme des rückständigen Dorfes. Einer nach dem anderen beginnt die Vorzüge der römischen Nachbarschaft zu schätzen zu wissen, doch Asterix und Obelix leisten weiterhin erbittert Widerstand.
Rezension:
Zwei Jahre nach dem letzten und mittlerweile vierten Asterix-Realfilm wagten sich nun relativ zeitnah die beiden Regisseure Louis Clichy und Alexandre Astier an den Stoff, der in den letzten zig Jahrzehnten zunächst als Comic, später noch als Zeichentrickversion Erfolge feierte und zu Recht Kultstatus erlangte. Dann allerdings ging es in meinen Augen bergab und schon die letzten zwei Zeichentrickabenteuer wussten nicht mehr den alten Charme zu versprühen, waren zu sehr und zu gewollt auf hip, modern und cool getrimmt, woraufhin die bis dahin so erfolgreiche Reihe von Verfilmungen 2006 mit Asterix und die Wikinger ihr Ende fand, während man sich bereits 1999 darauf verlegte, die liebgewonnenen Figuren als Realfilm wiederzubeleben, was in meinen Augen grenzwertig desaströs war, da die überzogenen Slapstick-Elemente und die gleichsam überzeichneten Figuren für mich mit echten Menschen absolut nicht zu funktionieren wussten. All das führte nun also zu dem neuesten Versuch, dem Franchise wieder zu alter Größe zu verhelfen und Asterix im Land der Götter ist nicht nur ein ambitioniertes, endlich auch wieder überwiegend auf einem der Comicbände – Die Trabantenstadt – basierendes Abenteuer, sondern modernisiert die knuffigen Gallier auch weitaus behutsamer und versucht gar nicht erst, sich mit flippig-hipper Attitüde beim Publikum anzubiedern, sondern wandelt weitaus mehr in den Spuren früherer Erfolge, fährt damit natürlich folgerichtig auch gar nicht mal schlecht, sondern sogar richtig gut und atmet spürbar den Geist der früheren Filme.
© Universum Film
Schon die Eingangssequenz, an die Vorrede der Zeichentrickfilme zwar angelehnt, hier aber stilvoll variiert, indem man das gallische Dorf als Miniaturnachbau auf dem Tisch von Julius Caesar zu sehen bekommt, verspricht beste Unterhaltung, ebenso wie die Namensfindung für den Rückzugsort in der Provinz – das Land der Götter – gleich auch die Einblendung des Filmtitels übernimmt. Kurz darauf, in den gallischen Wäldern, dauert es wirklich nur Minuten sich an die ungewohnte Optik zu gewöhnen, denn abgesehen von den zunächst merkwürdig dreidimensionalen Rundungen unserer Helden sehen diese wirklich aus wie eh und je und plötzlich funktioniert auch die Wildschweinhatz mit übertriebener Geschwindigkeit, komödiantischen Einlagen und in voller Fahrt vollführter Hebefiguren wieder ausnehmend gut, während ich besonders dankbar dafür war, dass man mit Milan Peschel und Charly Hübner zwei wirklich gute, überzeugende Synchronsprecher gefunden hat, die zwar nicht hundertprozentig ideal sind, dem Original aber zumindest angenehm nahekommen und keine Irritation, die womöglich das Sehvergnügen getrübt hätten, hervorrufen. Von diesen formalen Aspekten aber abgesehen, muss ich einfach festhalten, dass Asterix im Land der Götter einfach wahnsinnig viel Spaß macht und kaum eine Minute ohne teils großartige Lacher vergeht, vor allem aber – obwohl die Comic-Vorlage von 1971 stammt – gleichzeitig wahnsinnig aktuell mit seinen Themen wirkt, was Globalisierung und den Verlust der eigenen kulturellen Identität anbelangt, aber auch hinsichtlich der Sklaven, die sich als eine Art Gewerkschaft fühlen, eine Reihe an großartigen Running Gags bereithält. Wie schon frühere Asterix-Abenteuer dauert auch dieses Filmvergnügen zwar kaum neunzig Minuten, doch sind diese eben auch gänzlich ohne Leerlauf und versäumen es trotz des hohen Tempos und dem gesteigerten Gag-Aufkommen nicht, auch traurige Momente und ruhige Passagen in die Handlung zu flechten, wenn das kleine gallische Dorf wieder einmal am Rande des Abgrundes zu stehen scheint.
Kurzum, Asterix im Land der Götter ist die im besten Sinne vollzogene Modernisierung der kultigen Zeichentrickfilme um den kleinen Gallier und dessen dicken besten Freund, gefiel mir speziell auch in 3D ausnehmend gut, weil es hier nicht zum reinen Selbstzweck für profane Effekte, die irgendwelche Gegenstände in Richtung Zuschauer fliegen lassen, eingesetzt worden ist, sondern vielmehr in jedem Moment eine absolut überzeugende Tiefenwirkung suggeriert und das Geschehen weitaus plastischer wirken lässt als ohnehin schon. Manch einer mag zwar ebenso bemängeln, dass man hier mit der 3D-Technik mehr hätte herausholen können, doch imponiert mir gerade dieser nicht so überzogene, aber doch stets präsente und sinnvoll scheinende Einsatz der Technik. Umso überraschender daher, dass ich dem Film mit Freuden bescheinige, den Geist der Vorlage(n) jederzeit getroffen zu haben und auf ganzer Linie zu überzeugen zu wissen, so dass sich die französische Produktion ganz sicher nicht vor den namhaften Animationsstudios zu verstecken braucht, ihnen hinsichtlich der Sympathiewerte sogar manchmal ein Stück voraus ist.
© Universum Film
Dass Asterix im Land der Götter derweil so sehr überzeugt, mag aber auch daran liegen, dass er in großen Teilen dem zugrundeliegenden Comic-Band Die Trabantenstadt entspricht und sich nur kleine, im Gesamtkontext aber durchaus sinnvoll wirkende Freiheiten herausgenommen hat wie etwa, einen kleinen Jungen der Handlung hinzuzufügen, der Obelix natürlich prompt aufgrund dessen Stärke für Herkules hält und gerade für die jüngeren Zuschauer wunderbar als Bezugsfigur funktioniert, während aber auch ältere Semester voll und ganz auf ihre Kosten kommen, denn zumindest ich für meinen Teil kam aus dem Lachen, der Begeisterung kaum heraus und staunte nicht schlecht, wie unterhaltsam und schön doch Asterix-Filme auch heute noch sein können, waren schließlich die Auswüchse der letzten zwei Dekaden mehr als enttäuschend in meinen Augen.
Asterix im Land der Götter
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Hinkelsteine - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Mit Asterix im Land der Götter feiern die beiden Gallier im unerbittlichen Kampf gegen das römische Imperium ihre fulminante Rückkehr zu alter Größe, überzeugen mit Witz, Esprit, Tempo und Charme, wirken aber trotz modernster Animation und 3D-Einsatz genauso liebevoll, detailliert und einfallsreich designt wie bei ihren in die Jahre gekommenen Zeichentrickauftritten. Für mich ein einziger großer Spaß und ein weiterer Beweis dafür, dass nicht alle Modernisierungen schlecht sein müssen, denn Louis Clichy und Alexandre Astier ist es durchweg gelungen, an die alten Kultfilme anzuknüpfen und dem Franchise dennoch gehörig frischen Wind in die Segel zu blasen. Bitte gerne mehr davon!
Asterix im Land der Götter erscheint am 21.08.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Ich bin ja bekanntlich jemand, der einfach über alles abkotzt, was vom eigentlichen Schema abweicht, aber der Stil hier gefällt mir tatsächlich. Asterix war zwar bei mir immer so ein bisschen Hit & Miss, aber dieser scheint ja einer der besseren zu sein.
Wenn jetzt noch der Peanuts-Film gut wird, der einfach im Trailer fantastisch aussieht, trauere ich den Zeichentricks vielleicht nicht mehr ganz so stark hinterher.
Trotzdem wird Zeichentrick für mich immer cooler bleiben, als Animation.
Thema Hit & Miss: Klar waren nicht alle Asterix-Filme top, aber damals doch ziemlich großartig überwiegend, wohingegen die letzten sechs Filme (‘in Amerika’, ‘und die Wikinger’ plus die vier Realfilme) für mich in die Kategorie Schrott gehören, was gerade bei so einer liebgewonnenen Figur echt schmerzt und dann kam ‘Asterix im Land der Götter’ und es fühlte sich – zack – an wie früher.
Zum ‘Peanuts-Film’ kann ich nix sagen, da bin ich nicht im Thema, aber Zeichentrick wird ohne Frage immer cooler sein als Animation, da gebe ich dir vollkommen recht, aber hier haben sie zumindest das Beste draus gemacht.
Die letzten beiden Animationsfilme habe ich wegen mäßiger Kritiken gar nicht mehr angeschaut, aber ich muß hier doch mal eine Lanze für den zweiten Realfilm (“Mission Kleopatra”) brechen – den finde ich nämlich bis heute extrem witzig. Zwar gibt es auch ein paar Rohrkrepierer, aber bei der hohen Gagdichte finde ich die vertretbar. Und von Monica Bellucci als Cleopatra will ich ja gar nicht erst zu schwärmen anfangen … ;-)
“Asterix im Land der Götter” werde ich mir vermutlich anschauen, wenn er mal im Fernsehen kommt, aber ich finde den Animationsstil ehrlich gesagt ziemlich schaurig. Wobei ich wie Filmschrott grundsätzlich die guten alten Zeichentrickfilme bei weitem bevorzuge; bei den “Peanuts” allerdings scheint mir die 3D-Animation, ausgehend vom Trailer, erstaunlich gut zu passen – aber das ist letztlich wohl auch wieder größtenteils Geschmackssache …
Amerika war wirklich unglaublich schlecht und auch Wikinger war alles andere als gut. Die Realverfilmungen habe ich nicht gesehen, da ich sowas generell für überflüssigen Müll halte, wie ich ja schon beim Media Monday schrieb.
Beim Peanutsfilm hat man es wohl wirklich gut geschaft, den Stil aus den Cartoons ins animierte zu retten. Das sieht in den Trailern wirklich klasse aus. https://www.youtube.com/watch?v=fVR4E6Q6u5g
Sehen die Animationen in Wirklichkeit so gruselig wie auf den Bildern aus?
Da sind wir absolut einer Meinung. Meine Kritik geht zwar erst morgen online, aber im Grunde schreibe ich das, was du auch schon geschrieben hast. Ich bin bei der Erstankündigung auch erst erschrocken: 3D Animationen, WAAAAASSS???? Aber: Irgendwie war es dann doch ganz großartig. Der vertraute Asterix in einwandfreier Optik, vermengt mit frischem Humor und auch etwas Drama. Ich vergab sogar die gleiche Wertung wie du. *g*