Review: Luca (Film)

Zum Wochenende erzähle ich dann mal ein wenig was zum neuen Pixar-Film, der es zwar nicht ins Kino, dafür aber in den Stream geschafft hat.

Luca

Luca, USA 2021, 101 Min.

Luca | © Walt Disney
©

Regisseur:
Enrico Casarosa
Autoren:
Jesse Andrews
Mike Jones

Main-Cast:

Jacob Tremblay (Luca Paguro [Stimme])
Jack Dylan Grazer (Alberto Scorfano [Stimme])
Emma Berman (Giulia Marcovaldo [Stimme])
Saverio Raimondo (Ercole Visconti [Stimme])
Maya Rudolph (Daniela Paguro [Stimme])
Marco Barricelli (Massimo Marcovaldo [Stimme])
Jim Gaffigan (Lorenzo Paguro [Stimme])

Genre:
Animation | Abenteuer | Komödie | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Luca | © Walt Disney
© Walt Disney

Gemeinsam mit seiner Familie führt Meereswesen Luca ein behütetes Leben unter Wasser und hütet tagein, tagaus die Fische. Seine Mama schärft ihm noch ein, dass er nur ja nicht an die Oberfläche schwimmen soll, weil dort die bösen Menschen lauern, aber wie es mit der Neugierde und dem jugendlichen Übermut so ist, gerät er dank Alberto bald trotzdem gefährlich nah an den Meeresspiegel. Der nämlich lebt schon geraume Zeit an Land und sammelt in einem verlassenen Turm menschliche Schätze, aus denen er sich eine eigene Vespa bauen will. Luca ist prompt von Alberto und seinem immensen Wissen fasziniert und gemeinsam beschließen die beiden, der Menschensiedlung einen Besuch abzustatten, zumal sie selbst an Land ebenfalls wie Menschen aussehen. Die Sache hat nur leider den Haken, dass die Jungs in keiner Weise und unter keinen Umständen nass werden dürfen, weil sonst sofort ihre wahre Gestalt wieder sichtbar würde. Und in dem pittoresken italienischen Küstenstädtchen gibt es wenig mehr zu tun, als unerbittlich Jagd auf Seeungeheuer zu machen…

Rezension:

Es ist natürlich mitnichten schön, dass noch immer Filme nicht in ihrer natürlichen Umgebung – dem Kino – das Licht der Welt erblicken, aber im Umkehrschluss ist es unbestritten praktisch und angenehm, wenn etwa der neueste Pixar-Wurf wie nun Luca direkt auf dem heimischen Fernseher erscheint und dort ohne Zusatzkosten abgerufen werden kann. Das passt hier sogar gleich doppelt gut, denn im Grunde liefern die Animationsexperten hier die Alternative zum vielerorts ausgefallenen Sommerurlaub, die zwar nicht unbedingt mit erzählerischer Tiefe, dafür aber pittoresker Atmosphäre und eben reichlich Urlaubs-Flair punkten kann. Aus der Prämisse derweil hätte man durchaus mehr machen können und wenn ich da an die überbordende Kreativität des Studios denke, die es zuletzt wieder mit Soul unter Beweis stellen durfte, irritiert es schon beinahe, wie profan hier die Story im Kern aufgezogen wird. Luca als namensgebende Hauptfigur ist also ein Meereswesen – aus Sicht der Menschen ein Seeungeheuer – und lebt mit seiner Familie unterhalb des Meeresspiegels auf Höhe von Italien. Über sein Leben aber erfährt man ebenso wenig, wie offenbleibt, wie genau die Gesellschaft der Meeresbewohner aussehen soll. Das sind jetzt zwar mitnichten Dinge, die für das Verständnis des Films zwingend vonnöten wären, aber exakt die Details, denen man sonst bei Pixar merklich Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt.

Szenenbild aus Luca | © Walt Disney
© Walt Disney

Hier geht es stattdessen in Windeseile an die Oberfläche, um Luca mit Alberto bekannt zu machen und die beiden in das verschlafene Städtchen zu führen, wo sie zuletzt noch Giulia kennenlernen werden, die natürlich nichts von der wahren Natur der beiden Freunde ahnt. Während es vordergründig zunächst einmal darum geht, dass Luca und Alberto von ihrer eigenen Vespa träumen, ist natürlich hintergründig Toleranz eines der Leitthemen der Erzählung, gerät aber reichlich plakativ. Klar, für die kleinen Zuschauer darf es auch mal simpel sein, doch sonst war es ja gerade eine der Stärken überzeugender Animationsfilme schlechthin, eben auch den Erwachsenen ein Lächeln entlocken zu können. Klar gelingt das auch Luca, doch die gesonderte Ebene sucht man hier vergeblich und so wirkt dieser Sommerurlaub eben oft reichlich trivial, wenig inspiriert und nicht sonderlich überraschend. Das ist freilich immer noch Jammern auf hohem Niveau und ich kann nicht behaupten, die anderthalb Stunden nicht genossen zu haben, doch bleibt er eben sehr eindimensional, was das ganze Thema Meereswesen nebst Gestaltwandelfähigkeiten angeht, zumal auch die Quintessenz des Ganzen eher grobschlächtig zusammengezimmert wirkt und im Detail nicht einmal wirklich Sinn ergibt.

Sei es drum, sollte man Luca vielleicht wirklich und vorrangig als den Urlaubsfilm 2021 betrachten, der in ein italienisches Küstenstädtchen einer nicht näher definierten Vergangenheit entführt und mit malerischen Landschaften, leckerem Eis, schwelgerischen Tagträumen und leichtfüßigen Witzen punktet und eine Form von unkompliziertem Eskapismus bietet, die auf alle Fälle ein wohliges Gefühl hinterlässt. Da sehe ich dann auch bereitwillig über den doch sehr albernen und fast schon diskriminierenden Italo-Akzent hinweg, den man hier (zumindest in der deutschen Synchronfassung) allen Figuren hat angedeihen lassen, was auch so gar keinen Sinn ergibt. Lassen wir das aber mal unberücksichtigt, bleiben immer noch liebenswerte Figuren und die schöne Geschichte einer Freundschaft, die von der Dreiecksgeschichte zwischen Luca, Alberto und Giulia alsbald auf die Probe gestellt werden wird, auch wenn Disney hier natürlich mitnichten den Vorstoß in Richtung gleichgeschlechtliche Liebe wagt (wofür die Figuren allein aber auch eher noch zu jung sind).

Szenenbild aus Luca | © Walt Disney
© Walt Disney

Nicht nur hier aber bleibt die Thematik eher oberflächlich und generisch, nein, es ist eines der Merkmale, die sich durch Luca ziehen, der bei aller inszenatorischen Detailverliebtheit erzählerisch so schwach bleibt, dass es schon irritiert, denn selbst der zuvor veröffentlichte Onward, der ja nun auch ziemlich geradlinig und ebenfalls als Coming-of-Age-Story konzipiert war, ließ mehr Tiefe und Ambivalenz erkennen als der auf Sonnenschein und Urlaubsfreude getrimmt Italien-Trip in Filmform, der manchmal zu allem Überfluss auch noch grenzwertig wie eine Werbekampagne für die zugegebenermaßen kultigen Vespas wirkt. Viel Kritik, die aber nicht verhehlen soll, dass der Film Spaß macht, nur insbesondere für eine Pixar-Produktion ungemein trivial geraten ist und nicht gerade lange nachhallen wird.

Fazit & Wertung:

Mit Luca entführen die Pixar-Studios an die italienische Riviera und punkten mit einem pittoresk inszenierten Urlaubstrip der etwas anderen Art, der allerdings erzählerisch und thematisch überraschend plakativ und trivial bleibt. Spaß macht der Ausflug trotzdem, zumal die Animationen allein natürlich schon zu begeistern wissen.

7 von 10 Vorurteile gegenüber Seeungeheuern

Luca

  • Vorurteile gegenüber Seeungeheuern - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Luca entführen die Pixar-Studios an die italienische Riviera und punkten mit einem pittoresk inszenierten Urlaubstrip der etwas anderen Art, der allerdings erzählerisch und thematisch überraschend plakativ und trivial bleibt. Spaß macht der Ausflug trotzdem, zumal die Animationen allein natürlich schon zu begeistern wissen.

7.0/10
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Luca ist seit dem 18.06.21 exklusiv bei Disney+ verfügbar.
vgw

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