Review: God Help the Girl (Film)

Und da bin ich auch schon wieder mit einem Film, von dem ich euch schon lange erzählen wollte, aber aufgrund der mittlerweile eklatanten Vorlaufzeiten bei meinen Film-Reviews hat es dann doch ein wenig gedauert. Umso mehr freue ich mich, euch nun heute von God Help the Girl erzählen zu können.

God Help the Girl

God Help the Girl, UK 2014, 112 Min.

God Help the Girl | © Alive/Capelight
© Alive/Capelight

Regisseur:
Stuart Murdoch
Autor:
Stuart Murdoch

Main-Cast:
Emily Browning (Eve)
Olly Alexander (James)
Hannah Murray (Cassie)

Genre:
Musical | Romantik | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus God Help the Girl | © Alive/Capelight
© Alive/Capelight

Eve ist Patientin in einer psychiatrischen Klinik, leidet unter Anorexie und ist sich der Folgen durchaus bewusst, sieht sich jedoch außerstande, etwas an ihrer Appetitlosigkeit zu ändern, verwendet ihre Kraft stattdessen lieber darauf, sich ein ums andere Mal aus der Klinik zu stehlen, um Konzerte zu besuchen, wo sie eines Tages auch den in sich gekehrten Musiker James kennenlernt, der sich prompt in die hübsche Eve verguckt. Während James nichts von Eves Problemen ahnt, erwächst zwischen den beiden eine innige Freundschaft und bald erwägen sie, verbunden durch ihre gemeinsame Liebe zur Musik, gemeinsam mit James‘ Gittarenschülerin Cassie eine Band zu gründen.

Während die drei sich nicht einmal auf einen Bandnamen einigen können, ist für Eve doch zumindest schnell klar, dass sie Pop-Songs schreiben möchte, was wiederum das Problem nach sich zieht, dass James der Meinung ist, dafür benötige man nun einmal eine Band, doch wie kommt man an Musiker, wenn man noch nichts vorzuweisen und kaum ein Konzept in petto hat? Und dann wären da noch Eves Probleme, von denen sie ihren Freunden noch immer nichts erzählt hat und die sie jederzeit aus der Bahn zu werfen können drohen. Dennoch gehen die drei unbeirrbar ihren weg und glauben fest an ihren Traum von der eigenen Band, der bald schon Wirklichkeit werden könnte.

Rezension:

Es begab sich im Dezember 2011, dass bei Kickstarter ein Projekt online ging mit dem Namen God Help the Girl – Musical Film, initiiert von Stuart Murdoch, seines Zeichens Teil der Band Belle & Sebastian und nun eben auch stolzer Drehbuchautor und Regisseur von God Help the Girl, denn natürlich hatte die Kampagne Erfolg und mittlerweile liegt hierzulande seit Anfang des Jahres die Heimkinoauswertung auf DVD und Blu-ray vor und mir war schnell klar, dass dies einer dieser Filme sei, den ich gesehen haben müsse, so schnell wie irgend möglich, nicht nur als ausgewiesener Fan von Emily Browning, sondern auch, weil mich die Musik, der Trailer, die Art, die Ausstattung sofort in Verzückung versetzt hatten. So kam es auch, dass ich bereits lange vor dem eigentlichen Film den Soundtrack mein Eigen nannte, samt und sonders vom Cast und speziell Browning eingesungen und voller großartiger, mal melancholischer, mal fröhlicher Pop-Songs.

Szenenbild aus God Help the Girl | © Alive/Capelight
© Alive/Capelight

Nein, God Help the Girl ist weder tiefsinnig noch überrascht die Geschichte in irgendeinem Punkt großartig, geht es schließlich einzig und allein um Eve und darum, wie sie mittels der Musik ihre Probleme überwindet, eine neue Perspektive gewinnt, neue Ziele ins Auge fasst. Das ist kitschig und realitätsfremd, aber in der dargebotenen Art und Weise unbeschreiblich charmant und warmherzig. Bereits die Kampagnenbeschreibung seinerzeit ließ verlauten, es sei die Story eines langen, faulen Sommers in Glasgow, Schottland, die Geschichte einer Renaissance und genau das bietet der Film. Bereits zu Beginn eröffnet Emily Browning mit dem getragenen Stück Act of the Apostle und erzählt einerseits agierend, andererseits direkt in die Kamera blickend ihre Geschichte und innerhalb weniger Minuten findet sie sich auf einem Konzert in der Stadt wieder, Ausgangspunkt einer allzu unaufgeregten Geschichte, die durch ihre Leichtfüßigkeit und Attitüde, gerne auch mit einem gehörigen Schuss Naivität trotzdem zu gefallen weiß. Das mag aber auch zu großen Teilen an dem formidabel zusammengestellten Cast liegen mag, zuvorderst Emily Browning, die ja bereits mehrfach ihr Gesangstalent unter Beweis stellen durfte (Sucker Punch, Plush), aber eben auch Olly Alexander – eigentlich Sänger der Band Years & Years – sowie last but not least Hannah Murray (Goldy aus Game of Thrones), die allerdings hinter den beiden Erstgenannten doch leider merklich hintenansteht.

Sicherlich verfängt sich Murdochs Geschichte in einigen Fallstricken, denn allein die der Hauptfigur angedichtete Anorexie bleibt abgesehen von einer einzigen, computeranimierten Szene pure Behauptung, denn ansonsten wirkt Browning zwar durchaus grazil, aber nie abgemagert, was gerade zu Beginn zu einiger Irritation führt. Aber gut, nimmt man die angedeutete Krankheit als bloßes Vehikel für die folgende Geschichte, kann man sich durchaus mit diesem Fauxpas anfreunden, doch derlei Unstimmigkeiten sind sowieso schnell vergessen, wenn sich das bald zusammenraufende Trio der Erschaffung ihres ersten Popsongs If you could speak widmet. Unvergessen ebenso das von Olly Alexander gesungene Pretty Eve in the Tub, zumal auch hier wieder deutlich wird, dass die in God Help the Girl enthaltenen Musikstücke zwar einerseits wie pure Musikvideos wirken, andererseits aber auch wirklich die Story des Films forterzählen (normalerweise nie Bestandteil meiner Rezensionen, möchte ich in dem Zusammenhang darauf hinweisen, dass zumindest bei der Blu-ray die Möglichkeit besteht, sich einzig die Songtexte untertitelt übersetzen zu lassen – top!).

Szenenbild aus God Help the Girl | © Alive/Capelight
© Alive/Capelight

Mittlerweile sollte klar sein, dass sich God Help the Girl nach üblichen dramaturgischen Maßstäben eigentlich kaum bewerten lässt und wo man andernorts Style over Substance intonieren würde, müsste es hier wohl eher Attitude, Happiness oder schlicht Music over Substance heißen, denn trotz der nur rudimentär vorhandene Geschichte ohne sonderlichen Tiefgang ist God Help the Girl für mich einer der schönsten Feel-Good-Movies der letzten Jahre, der mit ungehörig viel Charme auf seine Seite zieht, ungeachtet der Tatsache, dass die Songtexte selbst natürlich oft himmelschreiend banal sind, aber ebenso kokett gute Laune verbreiten, denn spätestens bei I’ll Have to Dance with Cassie oder Musician, Please Take Heed sollte es um jeden, der dieser Art von Musik etwas abgewinnen kann, geschehen sein. Größtes Ärgernis bleibt es da eigentlich, dass der namensgebende Titeltrack God Help the Girl im Film nicht wirklich vorkommt, nur kurz angespielt wird und das, nachdem ich mich die ganze Zeit darauf gefreut hatte. Aus diesem Grund – und als weiteren Vorgeschmack – bin ich auch diesmal so dreist, das Musikvideo hier ebenfalls mit einzubetten:

Fazit & Wertung:

Stuart Murdoch ist mit God Help the Girl ein ebenso bezaubernder wie leichtfüßiger Musical-Film gelungen, der – so seicht und unzulänglich er sich auch manchmal geben mag – mit seiner charmanten, verträumten Art zu gefallen weiß und Emily Browning mehr als je zuvor mit ihrem Gesangstalent brillieren lässt. Ein zwar einzigartiges Feel-Good-Movie, dem aber durchaus ein wenig mehr Tiefgang gutgetan hätte.

8 von 10 fluffig-verspielten Pop-Songs

God Help the Girl

  • Fluffig-verspielte Pop-Songs - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Stuart Murdoch ist mit God Help the Girl ein ebenso bezaubernder wie leichtfüßiger Musical-Film gelungen, der – so seicht und unzulänglich er sich auch manchmal geben mag – mit seiner charmanten, verträumten Art zu gefallen weiß und Emily Browning mehr als je zuvor mit ihrem Gesangstalent brillieren lässt. Ein zwar einzigartiges Feel-Good-Movie, dem aber durchaus ein wenig mehr Tiefgang gutgetan hätte.

8.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

God Help the Girl ist am 30.01.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Alive/Capelight erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Kommentare (2)

  1. Der Kinogänger 18. September 2015
    • Wulf | Medienjournal 23. September 2015

Hinterlasse einen Kommentar