Review: Bang Bang Baby (Film)

Okay, ich kann zwar noch nicht behaupten, an den freien Tagen großartig fleißig gewesen zu sein, aber zumindest für eine Film-Kritik hat es dann doch schon wieder gereicht und in diesem speziellen Fall freue ich mich wieder einmal sehr, euch heute von folgendem Werk berichten zu können:

Bang Bang Baby

Bang Bang Baby, CA 2014, 90 Min.

Bang Bang Baby | © Lighthouse Home Entertainment
© Lighthouse Home Entertainment

Regisseur:
Jeffrey St. Jules
Autor:
Jeffrey St. Jules

Main-Cast:
Jane Levy (Stepphy)
Justin Chatwin (Bobby Shore)
David Reale (Fabian)
Peter Stormare (George)

Genre:
Musical | Fantasy | Romantik | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bang Bang Baby | © Lighthouse Home Entertainment
© Lighthouse Home Entertainment

In einer verträumten Kleinstadt im Kanada der 1960er Jahre träumt die junge Stepphy von einer Karriere als gefeierte Sängerin, doch aufgrund ihres alkoholkranken Vaters verbringt sie ihre Tage weit eher damit, ihn zu umsorgen und die im Familienbetrieb geführte Autowerkstatt am Laufen zu halten, statt ihre Karriereziele zu verfolgen. Zu allem Überfluss kommt es dann eines Tages auch noch zu einem Unfall in der nahegelegenen Lila Nebel-Fabrik und besagter Nebel beginnt sich langsam auszubreiten und verursacht Mutationen bei der Bevölkerung, die alsbald unter Quarantäne gestellt wird. Davon zunächst allerdings völlig unbehelligt, ist Stepphy ganz davon vereinnahmt, dass mit Bobby Shore eines ihrer großen musikalischen Idole unverhofft in dem Örtchen aufschlägt und bei Stepphy und ihrem Vater unterkommen muss. Und als Bobby davon zu reden beginnt, mit ihr die Welt bereisen zu wollen, geht für Stepphy ein langgehegter Traum in Erfüllung, wäre da nicht noch das Problem mit dem lila Nebel…

Rezension:

"Was, verdammte Axt, sehe ich mir da eigentlich an?", werde nicht nur ich bei der Sichtung von Bang Bang Baby gedacht haben, womit auch erklärt sein dürfte, warum man kaum Meinungen oder Kritiken zu dem Film findet, der sich zugegebenermaßen konzeptionell reichlich sperrig gibt und nicht eben den üblichen Sehgewohnheiten entspricht. So würde man allein aufgrund des Covers vielleicht im ersten Moment mutmaßen, sich eine Sechziger-Jahre Liebeskomödie anzusehen, während der Film gemeinhin als Science-Fiction-Musical vermarktet wird, wobei die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen dürfte, derweil mich der muntere Reigen mit seiner verqueren Mischung aus Genre-Zutaten zugegebenermaßen reichlich schnell in seinen Bann zu ziehen wusste, denn egal, wo man den Fokus des Streifens vermutet, steht doch zumindest fest, dass sich Bang Bang Baby so schnell mit nichts vergleichen lassen dürfte.

Szenenbild aus Bang Bang Baby | © Lighthouse Home Entertainment
© Lighthouse Home Entertainment

Aufmerksam geworden auf diese kanadische Produktion bin ich zunächst einmal aufgrund von Jane Levy in der Hauptrolle, die mir zuvorderst aus Suburgatory ein Begriff war, derweil ich Justin Chadwin (Shameless) tatsächlich erst auf den zweiten Blick zuzuordnen wusste. Um diese beiden Darsteller nun entspinnt sich eine Geschichte, die zugegebenermaßen tiefgründiger hätte gestaltet werden können und manche Auslassung parat hält, die sich aber so selbstbewusst andersartig präsentiert, dass es eine wahre Freude ist. So beginnt das Treiben in dem verschlafenen Städtchen nahe der amerikanischen Grenze recht beschaulich und Levy darf erste kurze Gesangspassagen zum Besten geben, während wir erfahren, dass ihre Figur Stepphy davon träumt, als Sängerin berühmt zu werden. Dann allerdings kommt es am Abend des Abschlussballs zu einem Unfall in der Lila Nebel-Fabrik (ja, genau) und der lila Nebel (was auch sonst?) lässt die Einwohner des Ortes mutieren und ab diesem Moment – der recht früh in der Erzählung kommt – bricht sich dann auch der Science-Fiction-Anteil der Story Bahn, wobei man hier eher von Body-Horror im Stile eines billig produzierten C-Movies sprechen sollte, was im Übrigen dem Ganzen aber seinen ganz eigenen Charme verleiht.

So kokettiert Bang Bang Baby von vornherein ganz bewusst und offensiv mit einem gewissen Trash-Appeal, wie sich eben auch schon an Einfällen wie der Lila Nebel-Fabrik belegen lässt, während selbst nach dem Unfall zunächst einmal die Liebesgeschichte zwischen Stepphy und dem jüngst in die Stadt gekommenen Rockstar Bobby Shore im Vordergrund steht, die vermehrt und teils drastisch von gleichermaßen skurril-befremdlichen wie regelrecht gruseligen Einlagen aufgebrochen wird, wobei recht schnell klar sein dürfte, wie hier das Love-Story und der Chemie-Unfall zusammenhängen, was dem Spaß an dem Treiben (für mich zumindest) aber keinen Abbruch macht. In Kombination mit der langsam erblühenden Liebe zwischen Stepphy und Bobby kommt dann auch die Figur von Peter Stormare (Hänsel und Gretel: Hexenjäger) als Stepphys Vater noch einmal spürbar mehr zur Geltung, die nicht nur mit ihrer Alkoholabhängigkeit für eine der tragischen Noten in dem Reigen sorgt. Bei all dem skurrilen Charme, der merkwürdigen Genre-Verquickung, der teils bewusst regelrecht dilettantischen Inszenierung und der trashigen Attitüde ist es allerdings auch kein Wunder, dass der Streifen es schwer hat, sein Publikum zu finden oder über doch sehr durchwachsene Kritiken und Bewertungen hinauszukommen, denn was sich hier in gerade einmal kaum 80 Minuten Laufzeit ereignet, dürfte zweifelsohne nicht jedermanns Geschmack treffen.

Szenenbild aus Bang Bang Baby | © Lighthouse Home Entertainment
© Lighthouse Home Entertainment

So könnte man Bang Bang Baby vorhalten, für ein Musical zu wenige echte Musik-Nummern zu enthalten, man könnte sich über die teils schaurigen Effekte echauffieren oder die überschaubare Dramaturgie kritisieren, die zunehmend in den Hintergrund tretende Love-Story oder die nur ungenügend ausgearbeiteten Nebenfiguren bemängeln, die in den meisten Fällen sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden. All das tue ich allerdings nicht, weil ich mich vom skurrilen, zunehmend verstörenden, teils beschwingten, teils tragikomischen Flair des Films habe wunderbar gefangen nehmen lassen können und selten ein so unverbrauchtes Werk und Setting gesehen habe, wie es Regisseur und Drehbuchautor Jeffrey St. Jules hier selbstbewusst präsentiert. Der Umstand, dass es zuweilen hapert und holpert bei dem Übergang von Genre zu Genre, unterstreicht für mich derweil die eigensinnige Ausstrahlung, die dieser Film mit sich bringt, der ganz ohne Frage noch weitaus besser hätte werden können und zeitweise ins Leere zu laufen droht, der für seinen Mut, die Einsatzbereitschaft und die ungewöhnliche Atmosphäre aber schon jetzt bei mir einen Stein im Brett hat. Nichtsdestotrotz gilt hier wie so oft und mehr denn je: ansehen auf eigenes Risiko, denn das einem der Genre-Cocktail und die Absurdität nicht munden, dafür stehen die Chancen hier sicherlich vergleichsweise hoch.

Fazit & Wertung:

Jeffrey St. Jules präsentiert mit Bang Bang Baby einen zugegebenermaßen reichlich sperrigen und unzugänglichen Film, der sich auf eine reichlich absurde Genre-Verquickung aus Romantik, Musical, Horror, Mystery und Drama stürzt, doch entfaltet das selbstbewusst trashig inszenierte Treiben tatsächlich seinen ganz eigenen Reiz und unterstreicht vor allem die Eigen- und Einzigartigkeit dessen, was man hier serviert bekommt, zumal die Spielfreude der DarstellerInnen und die liebevolle Inszenierung nicht von der Hand zu weisen sind.

7,5 von 10 sich ausbreitenden lila Nebelwolken

Bang Bang Baby

  • Sich ausbreitende lila Nebelwolken - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Jeffrey St. Jules präsentiert mit Bang Bang Baby einen zugegebenermaßen reichlich sperrigen und unzugänglichen Film, der sich auf eine reichlich absurde Genre-Verquickung aus Romantik, Musical, Horror, Mystery und Drama stürzt, doch entfaltet das selbstbewusst trashig inszenierte Treiben tatsächlich seinen ganz eigenen Reiz und unterstreicht vor allem die Eigen- und Einzigartigkeit dessen, was man hier serviert bekommt, zumal die Spielfreude der DarstellerInnen und die liebevolle Inszenierung nicht von der Hand zu weisen sind.

7.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Bang Bang Baby ist am 19.05.17 auf DVD und Blu-ray bei Lighthouse Home Entertainment erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Kommentare (4)

  1. Der Kinogänger 29. März 2018
    • Wulf Bengsch 30. März 2018
    • Wulf Bengsch 30. März 2018

Hinterlasse einen Kommentar