Review: Big Game – Die Jagd beginnt! (Film)

Und da wären wir auch schon wieder mit dem ersten Beitrag für den neuen Monat, zu einem Film, der witzigerweise auch exakt seit heute im Handel erhältlich ist. Was ich von der Chose mit Samuel L. Jackson halte, könnt ihr dann nun hier nachlesen. Ansonsten kommt mir erst einmal weiter gut durch die Woche, vielleicht liest man sich ja aber morgen schon wieder.

Big Game
Die Jagd beginnt!

Big Game, FI/UK/DE 2014, 90 Min.

Big Game | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Regisseur:
Jalmari Helander
Autor:
Jalmari Helander

Main-Cast:
Samuel L. Jackson (US President William Alan Moore)
Onni Tommila (Oskari)
in weiteren Rollen:
Ray Stevenson (Morris)
Victor Garber (Vice President)
Mehmet Kurtulus (Hazar)
Ted Levine (General Underwood)
Jorma Tommila (Tapio)
Risto Salmi (Hamara)
Felicity Huffman (CIA Director)
Jim Broadbent (Herbert)

Genre:
Action | Abenteuer

Trailer:

 

Inhalt:

Am Vorabend seines dreizehnten Geburtstages wird der finnische Junge Oskari von seinem Vater Tapio und den anderen Jägern in die Wildnis geschickt, um sein erstes Tier zu erlegen und zu beweisen, welche Art Mann er sein wird. Zum selben Zeitpunkt befindet sich auch die Air Force One mitsamt dem Präsidenten William Alan Moore in dem Luftraum von Finnland auf dem Weg zu einem G8-Gipfel. Als die Maschine zum Landeanflug ansetzt, wird sie samt Konvoi von mehreren Boden-Luft-Raketen unter Beschuss genommen, doch Moores Leibwächter Morris gelingt es, den Präsidenten noch rechtzeitig in eine Rettungskapsel zu verfrachten. Was Moore allerdings noch nicht ahnt, ist, dass Morris mit hinter der Sache steckt und die Verteidigung des Flugzeuges außer Kraft gesetzt hat, um den Angriff zu ermöglichen.

Szenenbild aus Big Game | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Oskari staunt derweil nicht schlecht, als die herabstürzenden Wrackteile eine brennende Schneise durch die finnischen Wälder pflügen und ist zunächst überzeugt, es mit einem Außerirdischen zu tun zu haben, als er die Rettungskapsel des Präsidenten entdeckt. Der kann ihn aber alsbald von seiner Identität überzeugen und Oskari willigt ein, ihm durch die Wildnis zu helfen. Während Morris mit seinen Komplizen die Verfolgung aufnimmt, ist man im Pentagon bereits in heller Aufregung und versucht verzweifelt, den Aufenthaltsort des Präsidenten zu bestimmen, weshalb man mit Herbert den dienstältesten CIA-Agenten überhaupt aus dem verdienten Ruhestand zurückholt, der schnell ein erstes Profiling der mutmaßlichen Täter zur Hand hat.

Rezension:

Besieht man sich allein Trailer und Plakat der unter der Regie und nach dem Drehbuch von Jalmari Helander entstandenen finnisch-deutschen Co-Produktion Big Game – Die Jagd beginnt!, meint man einen ziemlich genauen Eindruck zu haben, was einen bei diesem Film erwartet: ein lustvoll überzeichnetes, sich selbst nicht allzu ernst nehmendes Action-Abenteuer mit einer zwar hanebüchenen, aber doch sicher unterhaltsamen Story, die mehr Plot-Device für ungewöhnliche Action-Einlagen als alles andere sein möchte. Mit entsprechender Erwartungshaltung habe ich mich nun an den Film begeben und muss sagen, dass die Rechnung leider nur bedingt aufgeht, denn ja, die Geschichte ist überzogen, die Logiklöcher klaffen nur so, können aber mit ausgeprägtem Willing Suspension of Disbelief durchaus unberücksichtigt bleiben und das Spektakel steigert sich mehr und mehr bis zum herrlich absurden Höhepunkt, doch nimmt sich die Geschichte in meinen Augen dennoch erstaunlich ernst, was zwar einzelnen Szenen durchaus gut zu Gesicht steht, im Gesamtkontext dem wilden Treiben aber eher schadet, als dass es ihm nützt, weil man als Zuschauer doch das eine oder andere Mal daran zweifelt, ob das Team rund um Helander nicht doch der Meinung ist, einen ernstzunehmenden Action-Film mit dramatischer Komponente geschaffen zu haben. Unnötig zu erwähnen, dass dem in keiner Weise so ist.

Szenenbild aus Big Game | © Ascot Elite
© Ascot Elite

So nimmt sich Big Game bei einer Laufzeit von gerade einmal 90 Minuten gehörig Zeit, in der ersten halben Stunde das Setting und die Figuren zu etablieren, so dass der Film zunächst auch kaum in Fahrt zu kommen scheint, zumal sich auch hier schon erste Fragezeichen abzuzeichnen drohen, die man dem Werk noch nicht zu verzeihen bereit ist, einfach weil man noch keine Chance bekommt, sich von dem wilden Treiben mitziehen zu lassen. Aber auch im weiteren Verlauf sind es die vermeintlich intimen Zwiesprachen zwischen Präsident Moore und Oskari, die reichlich deplatziert und aufgesetzt wirken, denn eine Charakterentwicklung, wie sie womöglich angedeutet zu werden versucht, vollzieht sich hier eher sprunghaft und dem Plot geschuldet, so dass insbesondere Jacksons Interpretation des Präsidenten in einer Sekunde noch durchaus als taff und schlagfertig zu bezeichnen ist, in der nächsten Minute an weinerlicher Unterwürfigkeit plötzlich kaum zu überbieten ist.

Folglich wirkt das Treiben leider oftmals alles andere als rund, zumal die eigentlichen Beweggründe der Antagonisten des amtierenden Präsidenten ärgerlicherweise auch bis zum Ende hin weitestgehend im Dunkeln bleiben, wenn man einmal von ein paar Plattitüden und mancher recht kryptischen Aussage absieht. Nein, Big Game lebt mitnichten von seinen Figuren und täte auch schlecht daran, denn so sympathisch Samuel L. Jackson in der Hauptrolle auch sein mag, spielt er doch kaum mehr als routiniert, während Onni Tommila ebenfalls eine sympathische Darstellung abliefert, in seiner Charakterzeichnung aber genauso unstet und wankelmütig daherkommt wie der Präsident. Glanzpunkt ist da eigentlich noch am ehesten Ray Stevenson (Rom) in der Rolle als Bösewicht Morris, denn so eindimensional und wenig überraschend seine Figur auch sein mag, verkörpert er sie von Anfang bis Ende glaubhaft, stimmig und überzeugend, zumal er dank Statur und Ausdruck durchaus in der Lage ist, Angst und Schrecken zu verbreiten, wobei auch seiner Figur sicherlich ein wenig mehr Tiefgang nicht geschadet hätte, ebenso wie dem von Mehmet Kurtulus dargestellten Hazar, der zu einer mehr als ungewöhnlichen Großwildjagd – von der sich auch der Titel des Films ableitet – ausruft, denn die Beweggründe und Absichten seiner Figur bleiben ebenfalls weitestgehend verloren, was unterstreicht, wie wenig man sich um eine wirkliche Ausgestaltung der Figuren geschert haben mag, von Schauspielgrößen wie Victor Garber (Argo) und Jim Broadbent (Drecksau), deren Talent in dem Nebenplot im Pentagon gänzlich verschenkt wird, erst gar nicht zu reden.

Szenenbild aus Big Game | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Weitaus besser funktioniert Big Game da in den letzten zwei Dritteln als temporeicher, sich nicht um Sinn und Logik scherender Actioner, denn ein gewisser Unterhaltungswert ist da trotz der vielen, vielen logischen Brüche und Löcher nicht von der Hand zu weisen, auch wenn man die Augen schon gehörig zukneifen muss, um nicht allein ob der geografischen Verortung des Geschehens mit den Augen zu rollen, denn weder gibt es dort, wo der Film spielt, derartige Berge (gedreht wurde derweil in den Alpen), noch macht der eingeleitete Landeanflug der Air Force One Sinn, noch der Fundort des Peilsenders der Rettungskapsel, noch die Art und Weise, wie sich plötzlich eine brennende Schneise durch den Wald zieht und so weiter und so fort. Aber zu diesem Zeitpunkt ist diese sich beliebig erweitern lassende Liste längst uninteressant geworden, weil man sich in der immer absurder und hanebüchener werdenden Hetzjagd herrlich verlieren kann, doch auch wenn der Unterhaltungswert hier merklich anzieht, täuscht das eben auch nicht darüber hinweg, dass es sich doch um einen ziemlich mittelmäßigen Film handelt, der allein schon weitaus liebevoller und sorgfältiger hätte geplant und inszeniert werden können. Als Sonntagsnachmittagsspaß aber durchaus noch zu gebrauchen.

Fazit & Wertung:

Das Versprechen, ein gewollt überzogener und unterhaltsamer Actioner zu sein, löst Jalmari Helanders Big Game – Die Jagd beginnt! nur bedingt ein, denn dafür nimmt sich die Geschichte in weiten Teilen viel zu ernst, so dass das eigentliche Abenteuer erst nach dem ersten Drittel langsam in Fahrt kommt und auch nur zu funktionieren vermag, wenn man über die zahllosen logischen Unpässlichkeiten des Drehbuchs und der Inszenierung hinwegzusehen bereit ist.

5,5 von 10 aberwitzigen Verfolgungsjagden

Big Game - Die Jagd beginnt!

  • Aberwitzige Verfolgungsjagden - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Das Versprechen, ein gewollt überzogener und unterhaltsamer Actioner zu sein, löst Jalmari Helanders Big Game - Die Jagd beginnt! nur bedingt ein, denn dafür nimmt sich die Geschichte in weiten Teilen viel zu ernst, so dass das eigentliche Abenteuer erst nach dem ersten Drittel langsam in Fahrt kommt und auch nur zu funktionieren vermag, wenn man über die zahllosen logischen Unpässlichkeiten des Drehbuchs und der Inszenierung hinwegzusehen bereit ist.

5.5/10
Leser-Wertung 7.5/10 (2 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmverliebt: 2/5 Punkte
Stuffed Shelves: 2/10 Punkte

Big Game – Die Jagd beginnt! ist am 01.12.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Ascot Elite erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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