Kommen wir heute mal wieder zu etwas völlig anderem, nämlich zu einer der mitunter besten Comedy-Serien überhaupt. Die Kenner wissen, wovon ich rede, die Nicht-Kenner haben schleunigst einiges nachzuholen, denn zumindest die ersten beiden Jahre am Greendale Community College sind an Genialität wohl kaum zu überbieten.
Community
Staffel 2
Community, USA 2009-2015, ca. 22 Min. je Folge
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Dan Harmon
Dan Harmon
Moses Port
David Guarascio
Joel McHale (Jeff Winger)
Gillian Jacobs (Britta Perry)
Danny Pudi (Abed Nadir)
Yvette Nicole Brown (Shirley Bennett)
Alison Brie (Annie Edison)
Donald Glover (Troy Barnes)
Chevy Chase (Pierce Hawthorne)
Ken Jeong (Señor Chang)
Jim Rash (Dean Pelton)
Komödie
Trailer: (zum Staffelfinale, zur Staffel selbst war keiner auffindbar)
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Die Ferien sind vorbei und die Lerngruppe um Jeff Winger findet sich erneut am Greendale Community College ein, um ein weiteres Jahr voller Absurditäten hinter sich zu bringen, denn die Anthropologie-Lehrerin neigt zu Waffengewalt, während Pierce sich immer mehr in den dunklen Abgründen seiner Seele verliert und Abed weiter darüber fabuliert, ihre Erlebnisse in Greendale könnten Teil eines Films oder einer Serie sein. Doch auch die so schüchterne und unschuldige Annie wird in diesem Jahr über sich hinauswachsen, Shirley wird schwanger werden und Troy eines seiner Idole treffen, Bettenburgen werden errichtet und zerstört werden, eine Rentner-Gang wird den Campus unsicher machen, Schulleiter Pelton wird sich in immer neue Outfits werfen und zahllose Dioramen werden gebaut werden, bevor das (Schul)Jahr sich mit einer fulminanten Paintball-Schlecht dem Ende neigen wird…
Rezension:
Lange Zeit war es hierzulande ruhig in Bezug auf die Serie Community und seitens Sony beließ man es zunächst bei der Veröffentlichung der ersten Staffel auf DVD, doch mittlerweile, die Serie hat es nun bereits auf insgesamt sechs Staffeln gebracht, hatte man ein Einsehen und so konnte ich endlich zu all den liebgewonnenen Figuren des Greendale Community College zurückkehren und weitere vierundzwanzig Abenteuer mit ihnen erleben. Abenteuer ist da auch genau das richtige Wort, denn wie schon aus der ersten Staffel gewohnt ist es nicht nur Abed, der sein Leben als Film oder Serie betrachtet und in einer jeden Folge mit den passenden Anspielungen und Querverweisen auf die heutige Popkultur aufzuwarten weiß, sondern auch, dass gleich ein Gros der einzelnen Folgen eine mal direkte, mal indirekte Reminiszenz an ein bestimmtes Genre, ein Franchise oder dergleichen mehr sein darf, weshalb sich hier auch gleich eine Handvoll regelrechter Highlight-Folgen finden, die man so in keiner anderen Serie und keinem anderen Setting hätte realisieren können. Um erneut den Vergleich zu The Big Bang Theory zu ziehen, galt diese in ihren Anfängen sozusagen als heiliger Gral für gepflegtes Nerdtum und eine Vielzahl Anspielungen auf klassische Geek-Themen, ob es sich dabei um Filme, Serien, Brett- und Computerspiele oder eben Franchises im Allgemeinen ging, doch läuft ihr diesen Rang Community spielend ab, zumal es bei den Nerds ja mittlerweile doch eher um Beziehungsprobleme und dergleichen mehr geht, wohingegen man sich hier der ursprünglichen Ausrichtung, zumindest im Hinblick auf die erst zweite Staffel, mehr als treu bleibt.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Zugegeben, die Serie kommt in ihrem zweiten Jahr eher langsam in Fahrt, denn auch wenn die ersten Folgen durchaus zu unterhalten wissen, brauchte ich doch eine Weile, um mich in Greendale wieder heimisch zu fühlen, doch spätestens in Greendale, wir haben ein Problem (2.04) wusste mich Community wieder vollends in seinen Bann zu ziehen, als die Lerngruppe in den Nachbau einer Rakete gerät und man liebevoll das Sujet der Raumfahrerfilme aufs Korn nimmt. Die sich hieran anschließende Folge Der Club der Hundertjährigen (2.05), in der ausgerechnet Abed auf die Idee kommt, einen Film über Jesus zu drehen – gespielt ebenfalls von Abed, darüber, wie er einen Film über sich dreht – alles also furchtbar Meta und für die gläubige Shirley mehr als nur ein kleines Ärgernis – , hätte großartig werden können, doch geht das Meta-Konzept nicht vollends auf, weil es doch irgendwie wirkt, als wäre die Idee nicht zu Ende gedacht worden oder als hätte die durchaus knappe Laufzeit von knapp über 20 Minuten nicht ausgereicht, das vollumfänglich umzusetzen. Entschädigt wird man allerdings gleich darauf mit Zombie-Alarm (2.06), wo ein merkwürdiges Virus die Studenten von Greendale zu Zombies mutieren lässt, was natürlich, ohne da ins Detail gehen zu müssen, zweifelsohne für eine extrem kultige Folge taugt, die sich gewohntermaßen all der Klischees und Versatzstücke bedient, die man aus diesem Sub-Genre so kennen könnte.
Von hier ausgehend scheint Community wieder zu alter Größe zurückgefunden zu haben und beinahe jede Folge wartet mit einer brachial guten Prämisse auf, ob sich um den Verlust eines Stiftes ein Kammerspiel entspinnt, ein geheimes Trampolin die Sichtweise auf das Leben zu verändern weiß oder Jeff einer großen Verschwörung auf die Spur zu kommen scheint, die in einem vor Twists nur so strotzenden Finale mündet. Endlich ein Mann! (2.10) überrascht dann wiederum mit beinahe ernsten Untertönen zu Troys 21. Geburtstag, bevor sich mit Weihnachten auf Planet Abed (2.11) eine gänzlich im Stop-Motion-Verfahren gefertigte Folge anschließt, die Abed sein ganz eigenes Weihnachtsabenteuer erleben lässt und ebenfalls getrost als Unikum in den Weiten des Serien-Kosmos betrachtet werden kann. Damit nicht genug, findet sich mit Fat Neil schlägt zurück (2.14) eine Folge, die sich samt und sonders dem Rollenspiel Advanced Dungeons & Dragons (so auch der Originaltitel der Folge) verschrieben hat und für meinen Geschmack gerne auch noch länger hätte dauern können, denn nie war Rollenspiel unterhaltsamer und lustiger als hier, zumal man sich hier wirklich darauf beschränkt, Abed von der Szenerie berichten zu lassen und einzig Geräusche nutzt, um die Fantasiewelt lebendig werden zu lassen, wohingegen man ja ansonsten bemüht ist, die entsprechenden Genres auch optisch ans Greendale College anzunähern.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Und auch im weiteren Verlauf reiht sich Highlight an Highlight, dreht Abed einen Dokumentarfilm über Pierce im Krankenhaus, der der Gruppe vorzugaukeln plant, sterben zu müssen, um sie gegeneinander aufzuhetzen, plant Jeff eine Pulp Fiction-Geburtstagsparty für Abed, der seine ganz eigenen Vorstellungen für einen gelungenen Abend hat, ergeht sich eine Folge ganz und gar in Rückblenden, die teils Geschehnisse früherer Folgen näher beleuchten, teils von Geschichten künden, von denen man nie gehört hat und schlussendlich in Jeffs wohl fulminantester, witzigster und skurrilster Ansprache an die Gruppe mündet, die man je erlebt hat.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Das Staffelfinale wiederum vermag dann noch einmal alles zu toppen, denn mit einem weiteren Paintball-Turnier in den Hallen des Community College ist das zweigeteilte Finale weit mehr als nur eine Reminiszenz an Last Man Standing (1.23) aus der vorangegangenen Staffel (und auch dort eines der Highlights schlechthin), sondern auch einerseits mit Für eine Handvoll Paintballs (2.23) eine großartig liebevolle Verballhornung des Western-Genres – inklusive Gastauftritt von Josh Holloway (Lost), andererseits im finalen Für ein paar Paintballs mehr (2.24) eine einzige Star Wars-Huldigung, was auch von Abed kommentiert wird, der sich hier die Rolle von Han Solo unter den Nagel reißt. Übrigens sollen es speziell diese beiden Folgen gewesen sein, die Marvel-Chef Kevin Feige dazu veranlasst haben, Joe und Anthony Russo als Regisseure für Captain America 2: The Winter Soldier zu verpflichten, was man in Hinblick auf die exzellente und einfallsreiche Inszenierung durchaus nachvollziehen kann. So verliert Community auch im zweiten Jahr rein gar nichts von seinem Zauber und vermag sicherlich auch denen zu gefallen, die vielleicht nicht jede Anspielung erkennen, nicht jeden Seitenhieb registrieren, aber einem gepflegt anarchischem Humor etwas abgewinnen können, denn liegt man mit diesen durch die Bank weg auf ihre eigene Art außerordentlich merkwürdigen und spleenigen Personen auf einer Wellenlänge, kann man mit ihnen eine Menge Spaß haben.
Community | Staffel 2
-
"Human Being" Maskottchen - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Auch die zweite Staffel Community ist eigentlich für jeden Pflichtprogramm, der sich nur in irgendeiner Weise als Freund und Fan der Film- und Serien-Kultur betrachtet und mit den vielen, teils extrem geekigen Themen, nur annähernd etwas anzufangen meint, denn in der Hinsicht ist die Serie quasi der Gipfel der Fernsehunterhaltung!
Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 9/10 Punkte
– – –
Episodenübersicht: Staffel 2
02. Fünf Stunden Breakdance (8/10)
03. Das Gleichgewicht des Schreckens (8/10)
04. Greendale, wir haben ein Problem (8,5/10)
05. Der Club der Hundertjährigen (8/10)
06. Zombie-Alarm! (10/10)
07. Das Flüstern der Welt (8,5/10)
08. Die fast nackte Wahrheit (9/10)
09. Professor Professorson (9,5/10)
10. Endlich ein Mann! (8/10)
11. Weihnachten auf Planet Abed (10/10)
12. Ein Kind, zwei Väter? (8/10)
14. Fat Neil schlägt zurück (9,5/10)
15. Liverpool gegen Manchester (8/10)
16. Pierce ? Die Doku (9/10)
17. Wahlkampf für Anfänger (8,5/10)
18. Wer ist hier das Monster? (8/10)
19. Mein Essen mit Abed (9,5/10)
20. Füreinander geschaffen (8/10)
21. Im Tunnel der Erinnerungen (9,5/10)
22. Das Greendale-Baby (8/10)
23. Für eine Handvoll Paintballs (10/10)
24. Für ein paar Paintballs mehr (10/10)
– – –
Community | Staffel 2 ist am 10.09.15 auf DVD im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Da kann ich – wenig überraschend – nur zustimmen. Eine großartige Staffel dieser tollen Serie. Danach geht es leider ein wenig bergab (wobei die 3. Staffel immer noch sehr stark ist). Zurzeit schaue ich übrigens die 5. Staffel und da gibt es wieder ein paar Highlights… :)
Ein kleines bißchen muß ich euch beiden hier widersprechen, denn für mich sind nicht die ersten beiden Staffeln die stärksten, sondern die zweite und die dritte! Wobei mir das öfters so geht, daß ich selbst bei hochgelobten Serien eine ganze Staffel brauche, um so richtig “reinzukommen”, insofern könnte es also auch an mir liegen und ich sollte das wohl mal mit einem Rewatch überprüfen …
Aber einig sind wir uns ja auf jeden Fall, daß Staffel 2 toll ist! Vor allem bei der AD&D-Episode lag ich als alter Rollenspieler (wenngleich DSA) durchgehend vor Lachen auf dem Boden. :-)
Da ich mich ja gerade bei den Serien in stetem Rückstau befinde, was das Rezensieren einzelner Staffeln angeht, habe ich die dritte Runde ‚Community‘ natürlich längst gesehen und sehe das auch so, dass sie im dritten Jahr ein wenig nachlässt, sicherlich immer noch extreeem unterhaltsam ist, aber eben nicht mehr ganz so genial wie in den ersten beiden Staffeln, was aber nicht daran liegt, dass keine Paintball-Episoden mehr auftauchen, sondern einfach der Witz wie ich finde ganz geringfügig sporadischer geworden ist, wobei der Plot um den dunkelsten aller Zeitstränge natürlich schon ziemlich klasse war.