Wenn ihr wüsstet, wie lange diese Serie schon wieder ihrer Rezension und Veröffentlichung geharrt hat… Okay, ich verrate es euch: seit beinahe zwei Monaten, denn die Sichtung selbst hatte ich bereits wenige Tage nach Veröffentlichung hinter mir und selbst der Text war schon angefangen, aber wie das eben manchmal so ist – doch wem erzähle ich das! Jetzt aber habe ich es schließlich und schlussendlich geschafft und wünsche euch nun mit reichlich Verspätung viel Freude bei meinen Eindrücken zu:
Ascension
Ascension, USA/CA 2014, ca. 43 Min. je Folge
© Syfy
Adrian Cruz
Philip Levens
Philip Levens
Tricia Helfer (Viondra Denniger)
Gil Bellows (Harris Enzmann)
Brian Van Holt (Captain William Denninger)
Andrea Roth (Dr. Juliet Bryce)
Brandon P Bell (Aaron Gault)
Jacqueline Byers (Nora Bryce)
Tiffany Lonsdale (Emily Vanderhaus)
P.J. Boudousqué (James Toback)
Brad Carter (John Stokes)
Ryan Robbins (Duke Vanderhaus)
Wendy Crewson (Katherine Warren)
Lauren Lee Smith (Samantha Krueger)
Al Sapienza (Councilman Rose)
Ellie O’Brien (Christa Valis)
John Ralston (Robert Bryce)
Amanda Thomson (Lorelei Wright)
Jessica Sipos (Jackie)
Aliyah O’Brien (Eva Marceau)
Rachael Crawford (Ophelia)
Mark Camacho (Martin Carillo)
Michelle Mylett (Presley Delon)
Drama | Science-Fiction | Mystery
Trailer:
Inhalt:
© Syfy
Aus Furcht vor den Folgen des Kalten Krieges wird 1963 unter Präsident John F. Kennedy ein Generationenschiff namens U.S.S. Ascension mit einer 600 Mann starken Mannschaft in den Weltraum entsandt, um nach hundertjähriger Reise Proxima Centauri zu erreichen und so im Falle einer Eskalation des Kalten Krieges das Fortbestehen der Menschheit zu sichern. Zumindest gehen so die Gerüchte und Verschwörungstheorien, die kaum jemand für voll zu nehmen bereit ist, doch die Ascension existiert wirklich und befindet sich seit 51 Jahren auf ihrer beispiellosen Odyssee zu den Sternen. Dann allerdings wird eines Morgens am künstlich angelegten Strand innerhalb des Schiffes die Leiche der jungen Lorelei Wright gefunden und die Besatzung gerät in Aufruhr, hat es schließlich während ihrer Dekaden währenden Reise noch nie einen Mord an Bord der Ascension gegeben.
William Derringer, Captain der U.S.S. Ascension, beauftragt seinen Executive Officer Aaron Gault mit den Mordermittlungen, doch haben logischerweise weder er noch sonst jemand an Bord Erfahrungen mit einer solchen Angelegenheit. Dessen ungeachtet geht aber auch das Leben an Bord des Schiffes weiter seinen gewohnten Gang und während Nora, die Tochter der Ärztin Dr. Juliet Bryce mit dem Wartungsarbeiter James anzubändeln beginnt, träumt Presley davon, eine der beliebten wie angehimmelten Stewardessen zu werden, doch scheint der Mord an Lorelei nur der Beginn einer Aneinanderreihung tragischer Ereignisse zu sein, denn während man sich redlich bemüht, den Anschein von Normalität und Alltag an Bord zu wahren, häufen sich tragische wie gefährliche Zwischenfälle, die bald das Leben der gesamten Crew gefährden…
Rezension:
Bei meinen Streifzügen durch die Weiten des Netflix-Angebotes bin ich jüngst auf die dort seit dem 5. März 2016 verfügbare Miniserie Ascension des Spartensenders Syfy gestoßen und konnte dankenswerterweise ohne jegliche Vorkenntnisse einen Blick riskieren, muss nach Sichtung der sechs Folgen umfassenden Staffel aber auch sagen, dass ich froh bin, dass man von der Option, aus der kanadisch-amerikanischen Koproduktion eine reguläre Serie zu machen, seinerzeit Abstand genommen hat, denn als in sich geschlossene Geschichte eines unwahrscheinlichen Raumschiffs funktioniert die Serie doch durchaus gut, während ich mir nicht sicher bin, inwieweit die zugrundeliegende Prämisse über einen längeren Zeitraum funktioniert hätte, denn die Geschichte, dass ein mit 600 Personen bemanntes Raumschiff im Jahre 1963 in Richtung ferner Welten zu einer hundertjährigen Reise aufgebrochen ist, ist natürlich längst nicht Kern der Sache und spätestens wenn mit dem Auftauchen von Gil Bellows ein Nebenplot auf der gegenwärtigen Erde aufgezogen wird, weiß der eingefleischte Genre-Freund schon längst, wohin der Hase läuft.
© Syfy
Ausgangspunkt der Geschichte, während sich die Ascension auf halber Strecke nach Proxima Centauri befindet, ist der Tod der jungen Lorelei Wright, der alsbald weitere Probleme mit sich bringt, denn alsbald wird ihr Ableben als Mord klassifiziert, was dahingehend weitaus problematischer ist, als man annehmen würde, da so etwas an Bord des Großraumschiffs noch nie geschehen ist und die insgesamt 600 Personen die letzten fünfzig Jahre in Isolation zugebracht haben, so dass kaum einer die Befähigung, geschweige denn die Kompetenz zu besitzen scheint, eine Mordermittlung abwickeln zu können. Nichtsdestotrotz beziehungsweise gerade deswegen eine interessante Ausgangslage, zumal man die Befragungen und Mutmaßungen ausgiebig dazu nutzt, nicht nur die wichtigsten Personen des Schiffs sondern auch das Schiff an sich vorzustellen, was insbesondere aufgrund langer Kamerafahrten quer über die Decks der Ascension außerordentlich gut gelungen ist, derweil man die Verantwortlichen von Syfy zumindest in punkto Set-Design nicht genug loben kann, denn der Retro-Charme der 60ties ist allgegenwärtig, ob es die Mode, die Einrichtung oder selbst die oft veraltete Denkweise der Leute betrifft, was Ascension, gepaart mit dem nur zaghaft futuristischen Set-Design der eher technischen Bereiche des Schiffs einen einzigartigen Look verleiht und man geneigt gewesen wäre, gerne auch längere Zeit an Bord dieses Schiffes verbringen zu dürfen. Außerordentlich gut funktioniert auch die Kameraarbeit in der Hinsicht, dass je nach Blickwinkel und Einstellung die Illusion von Normalität vermittelt wird, während es nur eines einzelnen Schwenks bedarf, um beispielsweise den „Strand“ an Bord der Ascension als eher knapp bemessene Kulisse zu enttarnen.
© Syfy
Bei der Besetzung derweil setzt man, vom Main-Cast rund um Tricia Helfer (Battlestar Galactica), Brian Van Holt (Cougar Town) und eben Gil Bellows (Ally McBeal), der sich aber eben nicht an Bord der Ascension befindet, auf weitestgehend unbekannte Darsteller, was auch daraus resultiert, dass sich ein nicht unbedeutender Teil der Story auf die mittlere Generation fokussiert, die den Start der Ascension nicht mehr erlebt hat und bei ihrer Landung nicht mehr am Leben sein wird, was ein interessantes, geradezu existentialistisches Dilemma schafft, welches aber leider nur angerissen wird, womit ein Teil Potential verschenkt wird, während man auch einräumen muss, dass insbesondere in der ersten Folge ein Großteil besagter Charaktere doch noch ausnehmend blass bleibt und die Dialoge ruhig noch ein wenig mehr Feinschliff hätten vertragen können, doch bessert sich dieser Eindruck bis zum Abschluss der Miniserie dankenswerterweise ein wenig und die Figuren beginnen einem ans Herz zu wachsen.
© Syfy
Dennoch sind die Geschichten an Bord der Ascension, die quasi parallel zu den Mordermittlungen und der Geschichte um Bellows‘ Figur sowie dem Mysterium um das Wissen der älteren Generation, vorrangig vertreten durch Captain Derringer (Van Holt) und dessen Frau Viondra (Helfer), oftmals mehr als trivial und erinnern zuweilen an eine klassische Soap Opera, wenn sich Nora, die Tochter der hochgeachteten Ärztin an Bord in den Wartungsarbeiter und damit Klassen unter ihr agierenden James Toback verguckt oder ein Mädchen namens Presley keinen sehnlicheren Wunsch hat, als Stewardess unter der Fuchtel von Viondra zu werden, da es sich um eine der geachtetsten Beschäftigungen an Bord des Schiffs handelt, während man natürlich allerhand Affären und Intrigen geboten bekommt und darüber noch Jackie, eine der verschlagenen und besonders strebsamen Stewardessen kennenlernt. Natürlich hätten all diese Geschichten genutzt werden können, wäre aus Ascension eine fortlaufende Serie geworden, doch da dem nicht so ist und die jeweiligen Prämissen sich kaum von ihrer stereotypen Basis aus entwickeln (können), schmälert das den Unterhaltungswert schon ein wenig.
Um aber noch ein wenig mehr auf die sich entwickelnde Geschichte eingehen zu können, sei an dieser Stelle der hier selten zu lesende Hinweis gestattet, dass der nächste Absatz Spoiler zu den ersten beiden Folgen beinhalten wird. Wer sich also wie ich gänzlich unbedarft an die Sache heranwagen möchte, der springe direkt zum Fazit, dass ich bewusst unverfänglich formulieren werde.
© Syfy
Was nämlich einerseits den Reiz der Sache ausmacht, andererseits viele Zuschauer verprellen dürfte, die sich auf eine waschechte Space Opera gefreut haben mögen, ist besagter Plot auf der Erde um Gil Bellows und später weitere Figuren, denn nachdem einer der Insassen der Ascension aus einer Luke „gesaugt“ wird und statt im All elendig zugrunde zu gehen, auf einem enormen Luftkissen aufschlägt, ist unumstößlich klar, dass die Ascension niemals die Erde verlassen hat und sich stattdessen in einer riesigen Halle befindet, inklusive projiziertem Sternenfirmament, es sich vielmehr um ein riesiges Sozialexperiment handelt und sozusagen die Generalprobe für eine echte Reise, die allerdings noch gar nicht stattgefunden hat. Bellows übernimmt dabei die Rolle von Harris Enzmann, dem Sohn des Mannes, der das Projekt Ascension seinerzeit angestoßen und lange Jahre begleitet hat. Der sich auf der Erde zutragende Plot (ja, auch die Handlung auf der Ascension spielt ja nun eigentlich auf der Erde) widmet sich dabei durchaus überzeugend der Frage nach der ethischen und moralischen Vertretbarkeit eines derartigen Lügenkonstrukts, das schließlich ganze Leben, ja ganze Generationen vereinnahmt, kommt aber ebenfalls recht generisch daher und punktet gerade anfänglich nicht mit besonderen Überraschungen. Mir persönlich hat diese Entwicklung und Splittung der Handlungsbögen eigentlich ganz gut gefallen, auch wenn ein derartiger Twist eigentlich früh abzusehen war, vor allem aber die Halbwertszeit der Serie deutlich begrenzt und schließlich wusste ich ja bereits vor der Sichtung, dass Syfy sich gegen eine Fortsetzung entschieden hat, die auch aufgrund anderer Faktoren, die ich hier nicht auch noch spoilern möchte, recht holprig geraten wäre, speziell was die finale Einstellung betrifft, die als (offenes) Ende hingegen gut funktioniert.
Ascension
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An Bord des Generationenschiffes verbrachte Lebensjahre - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Syfys Science-Fiction-Drama Ascension ist mitnichten frei von Mängeln und hätte noch gehörig Entwicklungspotential gehabt, während einige gar nicht mal so überraschende Twists die Halbwertszeit der Serie merklich verkürzen, weshalb es gar nicht einmal so bedauerlich ist, dass die Story nicht in Serie gegangen ist, denn dank des großartigen 60ties-Charme an Bord des Schiffes macht der Ausflug auf das Generationenschiff dennoch eine Menge Spaß, auch wenn es weiß Gott intelligentere und auch tiefgründigere Serien geben mag, zumal manche der angerissenen Story-Elemente doch schwer an eine mäßige Soap erinnern.
Episodenübersicht:
02. Kapitel 1, Teil 2 (8/10)
03. Kapitel 2, Teil 1 (7,5/10)
05. Kapitel 3, Teil 1 (7,5/10)
06. Kapitel 3, Teil 2 (8/10)
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Ascension ist seit dem 05.03.16 exklusiv bei Netflix verfügbar.