Review: The New Mutants (Film)

Da wäre ich mal wieder mit einer aktuellen Film-Kritik, nachdem ich jüngst entdeckt habe, dass man den Streifen bei Disney+ schauen kann, denn gemessen daran, wie schlecht der Superheldenfilm allgemein angekommen ist, hätte ich ungern Geld hierfür investieren wollen. Leider muss ich mich dem allgemeinen Tenor derweil anschließen, auch wenn ich durchaus Qualitäten in dem Werk wahrnehme.

The New Mutants

The New Mutants, USA 2020, 94 Min.

The New Mutants | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Josh Boone
Autoren:
Josh Boone
Knate Lee

Main-Cast:

Maisie Williams (Rahne Sinclair)
Anya Taylor-Joy (Illyana Rasputin)
Charlie Heaton (Sam Guthrie)
Alice Braga (Dr. Reyes)
Blu Hunt (Dani Moonstar)
Henry Zaga (Roberto da Costa)

Genre:
Drama | Horror | Mystery | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Nach einem nächtlichen Zwischenfall im Cheyenne-Reservat erwacht die junge Dani Moonstar in unbekannter Umgebung und an ein Krankenbett gekettet. Bald erscheint die Ärztin Dr. Reyes und offenbart Dani, dass sie als Einzige das Unglück überlebt habe und darüber hinaus über Mutantenkräfte verfüge, da sich anders ihr Überleben nicht erklären ließe. Nun sei sie in einer Klinik für junge Menschen mit ähnlicher Veranlagung und Dr. Reyes will alles daran setzen, ihr zu helfen, ihre Kräfte zu entdecken, zu verstehen, zu bändigen. Bald schon lernt Dani die weiteren Insassen kennen, wobei es sich gerade einmal um eine Handvoll Jugendlicher handelt, derweil die gesamte Klinik anscheinend allein von Dr. Reyes betreut wird. Während die Russin Illyana Dani vom ersten Moment an aggressiv begegnet, sieht das bei der schüchternen Rahne anders aus. Die beiden Jungs, der Minenarbeiter Sam und der aus reichem Hause stammende Roberto, halten sich zunächst vergleichsweise bedeckt, doch bald schon sehen sie sich alle damit konfrontiert, von reichlich real erscheinenden Alpträumen geplagt zu werden. Derweil versucht Dani noch immer zu ergründen, was genau es mit der merkwürdigen Klinik auf sich hat, die doch zunehmend wie ein Gefängnis auf sie wirkt…

Rezension:

Entstehungsgeschichte und Produktion von The New Mutants waren wohl schon mit reichlich Problemen behaftet, zeitweise befand sich der Film im Giftschrank, es gab Differenzen, Nachdrehs und enttäuschte Erwartungen, derweil die Aussicht darauf, möglicherweise eine neue Filmreihe um die nun "neuen Mutanten" inszenieren zu können, sich spätestens mit der Übernahme von Twentieth Century Fox durch Disney zerschlagen hat. Umso erstaunlicher, aber auch überraschender, dass die Welt den fertigen Film letztlich überhaupt noch zu sehen bekommen hat, zumal der sich tatsächlich wie eine Art Prolog für neue Abenteuer anfühlt und in dieser überschaubaren Intention auch mit gerade einmal anderthalb Stunden hinkommt, um seine Erzählung zum Besten zu geben. Bei der darf man sich aber tatsächlich nicht allzu viel erwarten, denn auch wenn Regisseur Josh Boone (Love Stories) hochtrabende Pläne für einen gänzlich neuen Ansatz gehabt haben mag, der seinerseits Coming-of-Age-Drama mit waschechtem Horror verbinden sollte, merkt man davon im fertigen Film nicht viel, auch die Atmosphäre ohne Frage düsterer und beklemmender sein mag als in handelsüblichen Superheldenfilmen.

Szenenbild aus The New Mutants | © Walt Disney
© Walt Disney

Dabei kristallisieren sich ausgerechnet, was den gewollt horrorlastigen Anstrich des Ganzen angeht, gleich mehrere Probleme heraus, denn einerseits ist es ein offenes Rätsel, woher die Alpträume rühren, die ziemlich exakt mit dem Eintreffen der neuen Insassin Dani beginnen (und das auch immer nur, wenn sie schläft), andererseits ist der Horror nicht wirklich innovativ oder zum Gruseln, wenn man einmal von eher mäßigem CGI absieht, das manche Szene in ihrer Wirkung noch mehr entkräftet. So ist zwar beispielsweise das Kreaturen-Design der "Smiling Men" durchaus gelungen und überzeugend, aber abgesehen von billigen Jumpscares verpufft deren Wirkung letztlich gänzlich, wenn man weiß, woher sie stammen und wie ihnen beizukommen ist (Spoiler: auf sehr weltliche Weise, mit einem Schwert). Manch anderes, wie ein garstiger Geistlicher, könnte nicht tiefer aus der Klischeekiste gezogen wirken, was im Übrigen für viele weitere Versatzstücke gilt wie etwa die in Horrorfilmen obligatorische Duschszene. So haben wir es hier in Summe also mit wahr gewordenen Alpträumen der Handvoll Jugendlicher zu tun, die natürlich allesamt eine tragische bis traumatisierende Vergangenheit mit sich bringen, wobei das im Kontext der Story von The New Mutants sogar noch in Ordnung geht, denn das in dieser merkwürdigen und nach allen Seiten abgeriegelten Klinik wirklich künftige X-Men ausgebildet werden, wie Dr. Reyes immer mal wieder durch die Blume andeutet, glaubt nun wohl niemand so wirklich.

So ist es die allgemeine Vorhersehbarkeit, an der The New Mutants schon reichlich zu knabbern hat, während zudem die Konzentration auf das Klinikgelände das Geschehen zwar beinahe schon kammerspielartig wirken lässt, aber eben auch die Welt außenvor lässt und so nur einen sehr begrenzten Handlungsspielraum zulässt. Darüber hinaus konzentriert sich das Geschehen dann auch auf lediglich sechs Charaktere – wenn man einmal vom Intro und Träumen absieht – , was zwar in Relation zur Größe der Klinik/Anstalt/wie-auch-immer Fragen aufwirft, aber immerhin Raum lässt, sich diesen Figuren dann auch zu widmen. Und da – also quasi im Coming-of-Age-Segment des Ganzen – macht der Film dann zumindest eine bessere Figur, so dass allein die zarten Liebesbande zweier Figuren gekonnt und ohne große Worte inszeniert werden, während manch düsteres Geheimnis einem auch schon einmal die Kehle zuschnürt. Das soll allerdings nicht heißen, dass Boones Film in diesen Momenten wirklich besser geschrieben wäre, denn auch hier strotzt es vor Klischees und Vorhersehbarkeiten, doch wissen immerhin die talentierten Darsteller*innen – wenn wir ehrlich sind, im Grunde aber nur der weibliche Teil des Ensembles – ambitioniert dagegen anzuspielen.

Szenenbild aus The New Mutants | © Walt Disney
© Walt Disney

Die Reihenfolge der Besetzung spiegelt dabei zwar nicht unbedingt die Gewichtung im Film, sondern eher die persönliche Bekanntheit wider – denn eigentlich erleben wir die Geschichte aus Sicht der von Blu Hunt verkörperten Dani Moonstar – doch haben die mit Game of Thrones groß und bekannt gewordene Maisie Williams sowie insbesondere die zunehmend berühmte Anya Taylor-Joy (Das Damengambit) durchaus tragende und gewichtige Rollen, wobei sich insbesondere Taylor-Joys Charakter der Illyana Rasputin als Szenedieb schlechthin entpuppt und auch in Sachen "Superkräfte" noch am ehesten die Figur ist, der ich hinterhertrauere, dass hier keine weiteren Abenteuer folgen werden. Hinsichtlich Kräfteeinsatz und Action im Allgemeinen hält sich The New Mutants ebenfalls auffällig zurück, was einerseits eine Frage des Storytellings, andererseits eine des Budgets gewesen sein dürfte. Mir war im Vorfeld klar, dass hier Horror, Drama, Mystery gegenüber klassischer Superhelden-Action im Vordergrund stehen würde, doch könnte ich mir vorstellen, dass auch damit der Film den einen oder anderen Zuschauer verprellt haben dürfte. Und wenn er sich schlussendlich doch dazu entschließt, in ein Effektgewitter von Finale münden zu wollen, ist es für die Verprellten bereits zu spät, derweil auch hier die Effekte gerne hätten besser ausfallen können. Inszenatorisch, optisch wie erzählerisch schwächelt der Film also an allen möglichen Ecken und Enden und auch wenn ich nicht verhehlen kann, dass er ein paar Sympathiebonuspunkte von mir spendiert bekommen haben mag, bleibt doch Fakt, dass das Ergebnis so durchwachsen ist, dass ohnehin nicht davon auszugehen gewesen wäre, dass es hier eine Fortsetzung hätte geben können.

Fazit & Wertung:

Der Ansatz von Regisseur und Autor Josh Boone für The New Mutants mag vielversprechend gewesen sein, doch wissen schlussendlich die Horroraspekte kaum zu überzeugen, während die überschaubare Geschichte an gravierender Vorhersehbarkeit und oft mäßigen Effekten krankt. Die Besetzung und der Coming-of-Age-Part mögen noch einiges rausreißen, machen aber noch längst keinen überzeugenden Film.

6 von 10 alptraumhaften Erscheinungen

The New Mutants

  • Alptraumhafte Erscheinungen - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Der Ansatz von Regisseur und Autor Josh Boone für The New Mutants mag vielversprechend gewesen sein, doch wissen schlussendlich die Horroraspekte kaum zu überzeugen, während die überschaubare Geschichte an gravierender Vorhersehbarkeit und oft mäßigen Effekten krankt. Die Besetzung und der Coming-of-Age-Part mögen noch einiges rausreißen, machen aber noch längst keinen überzeugenden Film.

6.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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The New Mutants ist am 21.01.21 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Walt Disney erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. mwj 30. Mai 2021

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