Na so fängt die Woche ja – Achtung Ironie – gut an: Kopf zu, Nase zu, Hals zu – und erst einmal für drei Tage krankgeschrieben. Gut für mich, dass ich meine Artikel schon lange nicht mehr ad hoc verfasse(n muss), denn so drücke ich einfach auf „Veröffentlichen“ und bin binnen fünf Minuten wieder vom Laptop in Richtung Bett gewandert, immerhin.
Jane Got a Gun
Jane Got a Gun, USA 2016, 98 Min.
© Universum Film
Gavin O’Connor
Brian Duffield
Anthony Tambakis
Joel Edgerton
Natalie Portman (Jane Hammond)
Joel Edgerton (Dan Frost)
Noah Emmerich (Bill Hammond)
Ewan McGregor (John Bishop)
Rodrigo Santoro (Fitchum)
Boyd Holbrook (Vic Owen)
Western | Drama | Action
Trailer:
Inhalt:
© Universum Film
Gemeinsam mit ihrem Mann Bill hat sich Jane Hammond ein beschauliches und ruhiges Leben aufgebaut, dessen Idylle kaum je getrübt wird. Eines Tages aber kehrt Bill angeschossen zu dem gemeinsamen Hof heim und teilt Jane mit, dass John Bishop – mit dem die beiden eine gemeinsame Vergangenheit verbindet – schlussendlich ihre Fährte aufgenommen habe und bald schon bei ihnen sein könnte. Während sie Bill schwer verwundet daheim lässt und zunächst ihre Tochter in Sicherheit bringt, wird Jane nicht nur klar, dass es an ihr liegen wird, für ihre Familie einzustehen und ihr Leben zu verteidigen, sondern auch, dass sie Hilfe benötigen wird, weshalb sie sich an ihren ehemaligen Verlobten Dan Frost wendet, dessen beste Zeiten zwar lang zurück liegen, der aber immer noch fähig scheint, Jane mit dem Schießeisen zur Seite zu stehen, zumindest wenn er sich nicht vehement weigern würde, sie überhaupt nur zu empfangen. Und so zieht Jane allein los, das letzte Ersparte in Waffen und Munition zu investieren…
Rezension:
Trotz reichlich durchwachsener Erfahrungen mit den Star Wars-Prequel-Filmen war ich ja durchaus der Meinung, dass sein Film mit Natalie Portman und Ewan McGregor in den Hauptrollen eine sichere Bank sein müsste und so war ich sehr gespannt auf Jane Got a Gun, trotz durchwachsener bis teilweise vernichtender Kritiken, doch zumindest ich für meine Fall kann behaupten, dass mich mein Gespür nicht getäuscht, denn natürlich arbeitet der Film mit allerhand Stereotypen, gestaltet sich natürlich von spätestens der fünften Minute an derart vorhersehbar, dass ich schon die finale Szene vor dem inneren Auge zu sehen meinte und damit auch weitestgehend Recht behalten sollte, doch tut all das dem Fakt keinen Abbruch, dass Gavin O’Connor nach gehörigen Querelen im Vorfeld und zahlreichen Um- und Neubesetzungen ein überraschend stimmiger Western gelungen ist, eine klassische Rache-Story, die nicht einmal an der zunächst verwunderlich scheinenden Freigabe ab 12 Jahren krankt, denn deren Grenzen scheint O’Connor gekonnt bis aufs Äußerste auszureizen, doch von einigen wenigen, wirklich überraschend blutigen Einsprengseln abgesehen ist sein Film auch vielmehr Drama und Erzählung, als dass man sich hier wirklich einen Showdown zu High Noon erwarten würde (kein Spoiler, gibt es wirklich nicht).
© Universum Film
Die Geschichte selbst ließe sich zwar durchaus in einigen wenigen Sätzen zusammenfassen und so ganz objektiv betrachtet passiert den ganzen Film über in den meisten Fällen herzlich wenig, doch was andernorts zu Langeweile und Verdruss geführt hätte, wird hier durch zahlreiche erhellende Rückblenden aufgefüttert, die erst einmal die Vorgeschichte, die Herkunft, die Motivation der einzelnen Figuren unter die Lupe nimmt, was mir als erzählerischer Kniff außerordentlich gelungen schien, denn während schon in den ersten Minuten des Films die Gefahr durch die Bishop-Bande zur Sprache gebracht wird, weiß man eben als Zuschauer zunächst in keiner Weise, ob diese nun Jane oder ihrem Mann Bill auf den Fersen sind, wie Janes brummiger und abgehalfterter Exfreund Dan ins Konzept passt und welches Päckchen er zu schleppen hat, so dass sich all diese Zusammenhänge erst nach und nach erschließen und in letzter Konsequenz ein stimmiges wie schlüssiges Bild vermitteln, was da eigentlich in Jane Got a Gun passiert und warum.
Um Klischees sind die insgesamt drei gelisteten Drehbuchautoren – unter ihnen auch Joel Edgerton (Der große Gatsby), der Dan Frost verkörpert – zwar nicht verlegen und gerade der Schluss ist wie gesagt doch sehr vorhersehbar geraten, ebenso wie sich die Struktur des Films nach einiger Zeit dergestalt erschließt, dass man ziemlich genau zu wissen meint, wohin der Hase läuft, doch macht Jane Got a Gun dafür unter inszenatorischen Gesichtspunkten eine Menge Boden gut und ist außerordentlich atmosphärisch geraten, während insbesondere Natalie Portman (Hesher) eine erwartungsgemäß überzeugende Vorstellung abliefert, vor allem aber nicht zum hilflosen Frauchen verkommt, sondern auch für sich und ihre Familie einzutreten bereit ist, ohne dass sie im Umkehrschluss als übertrieben kampferprobt dargestellt würde. Einzig von Ewan McGregor (Son of a Gun), einer der eher seltenen Fälle, in denen er als Bösewicht in Erscheinung tritt, hätte ich mir ein wenig mehr erhofft oder erwartet, doch ist seine Figur des John Bishop schlicht und ergreifend nicht gerade vielschichtig skizziert und bekommt auch nicht die erforderliche Screentime zugestanden, um ihn als großen Bösewicht zu etablieren, weshalb seine Vorstellung zwar gemessen an den Möglichkeiten durchaus überzeugt, im Gesamtkontext und direkten Vergleich aber eben leider etwas zweidimensional ausfällt.
© Universum Film
Nicht nur ob der Klischees und teils flacher Figuren wird Jane Got a Gun ganz ohne Zweifel niemals ein Klassiker des Genres werden und hat mich letztlich auch nicht ganz so sehr überzeugt wie der ähnlich ambitionierte und geartete The Salvation mit Mads Mikkelsen, doch begrüße ich dieses zaghafte Revival des Genres sehr und hoffe, dass da künftig noch andere Projekte in eine ähnliche Kerbe schlagen werden, doch ist mir im vorliegenden Fall besonders wichtig zu betonen, dass O’Connors Western nicht annähernd so enttäuschend ist, wie der Pressespiegel vermuten lassen würde, so man sich denn von der Erwartungshaltung losmacht, einem Rachefeldzug beizuwohnen oder blutige Shootouts präsentiert zu bekommen, denn auch wenn sich der Film als Western präsentiert, ist er doch in weiten Teilen ein Drama, was sich vor allem in den genannten Rückblenden bemerkbar macht, die nicht gerade wenig von der Laufzeit für sich zu beanspruchen wissen, was die Story einerseits enorm aufwertet, sie andererseits für manchen aber auch sicherlich uninteressanter machen wird, wenn er sich wildes Geballer erwartet hat.
Jane Got a Gun
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Mitglieder der Bishop-Bande - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Gavin O'Connors Jane Got a Gun ist ein ruhig und atmosphärisch erzähltes Western-Drama, dessen Hauptdarstellerin Natalie Portman erneut brilliert, wohingegen die restlichen Figuren merklich abfallen und auch dem Plot selbst ein wenig mehr Innovationswille nicht geschadet hätte, denn der Verlauf der Story ist recht schnell und zuverlässig abzusehen, was in Kombination mit der meistenteils unaufgeregten Erzählweise manchen Zuschauer verprellen könnte. Akzeptiert man derweil, weit eher einem Drama beizuwohnen, macht der Film aber durchaus eine gute Figur.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 7/10 Punkte
Die fabelhafte Welt der Aurea: 5/10 Punkte
Jane Got a Gun ist am 13.05.16 auf DVD, Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Gute Besserung :)
Den Film will ich auch noch sehen.