Schön, noch einen lange vor mir her geschobenen Film nachgeholt. Die stete Posting-Frequenz bringt immerhin mit sich, dass ich das trügerische Gefühl habe, irgendwann bestimmt einmal Land zu sehen, schließlich bin ich ja stetig dran, Altlasten abzuarbeiten. Dass je Woche aber weitaus mehr Filme erscheinen, die mich interessieren, als ich zu schauen schaffen würde, blende ich bei diesen Gedankengängen wohlwollend aus. Anyway, immerhin bei diesem Streifen kann ich dann nun endlich auch mitreden.
Non-Stop
Non-Stop, UK/FR/USA/CA 2014, 106 Min.
© STUDIOCANAL
Jaume Collet-Serra
John W. Richardson
Christopher Roach
Ryan Engle
Julianne Moore (Jen Summers)
Scoot McNairy (Tom Bowen)
Michelle Dockery (Nancy)
Nate Parker (Zack White)
Jason Butler Harner (Kyle Rice)
Corey Stoll (Austin Reilly)
Lupita Nyong’o (Gwen)
Shea Whigham (Agent Marenick)
Anson Mount (Jack Hammond)
Action | Mystery | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© STUDIOCANAL
Bill Marks dient in seiner Funktion als U.S. Air Marshal der Sicherheit der Passagiere auf Linienflügen, um im Notfall schnell und effizient eingreifen zu können, doch Marks hat seine besten Tage hinter sich, einen großen Verlust erlitten, der ihn desillusioniert und gebrochen zurückgelassen hat, was ihn öfter als gut für ihn wäre zur Flasche greifen lässt. Dieser Flug von New York nach London wird allerdings nicht so ruhig verlaufen, dass Marks Zeit hätte, sich einen hinter die Binde zu kippen und nach dem Abkleben der Rauchdetektoren auf der Flugzeugtoilette heimlich eine zu qualmen, denn plötzlich erreichen ihn eine Reihe Textnachrichten, deren Verfasser damit droht, alle zwanzig Minuten einen Passagier zu töten, bis er 150 Millionen Dollar erhalten habe. Marks ist sich zunächst nicht sicher, was er von der Sache halten soll, doch der erste Tote schafft Gewissheit und der Air Marshal nimmt die Ermittlungen auf, die dummerweise mehr als einmal auf ihn selbst als Verdächtigen zu weisen scheinen…
Rezension:
Frei dem Kredo folgend, dass ein Liam Neeson-Film sich tendenziell eigentlich immer lohnt, habe ich mir jüngst Jaume Collet-Serras Non-Stop zu Gemüte geführt, auch wenn Flugzeug-Thriller nun nicht eben zu meinem bevorzugten Metier gehören und es in der Richtung sicherlich Lohnenswerteres geben könnte, doch neben Neeson versprach auch der restliche Cast eine unterhaltsame Erfahrung und ganz so ganz falsch liegen sollte ich mit dieser Einschätzung nicht, auch wenn man hinsichtlich der Story und der ihr nicht immer inhärenten Logik durchaus das eine oder andere Mal ein Auge zudrücken muss, um wirklich Spaß an dem Streifen zu haben, der davon abgesehen eine zwar nicht gänzlich neue, aber doch erfrischend andere Version des Whodunit zum Besten gibt. Dabei genügen Collet-Serra bereits wenige Minuten, um die Figur des U.S. Air Marshal Bill Marks (der im wahren Leben bereits viel zu alt für diesen Job wäre) grob zu umreißen und ihn postwendend zu dem Flug aufbrechen zu lassen, der das Geschehen des Films bis zuletzt dominieren wird.
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Schnell erreicht Marks, nachdem auch Julianne Moores (Maps to the Stars) Figur der Jen Summers rudimentär umrissen worden ist, auf dem Handy die erste Drohung, dass alle zwanzig Minuten ein Passagier sterben würde, wenn Marks die Fluggesellschaft nicht anweisen würde, die nicht gerade geringe Summe von 150 Millionen US-Dollar auf ein Schweizer-Bankkonto zu überweisen. Diesen Ausgangspunkt für sich gewinnbringend zu nutzen, geht also prompt das große Rätselraten los, um wen an Bord es sich handeln möge, doch ist diese makabre Schnitzeljagd oftmals leider auch ein wenig unbefriedigend ausgefallen, denn während Marks zunächst nur imstande ist zu reagieren und kaum aktiv gegen die vermeintliche Bedrohung vorzugehen weiß, wird er immer öfter auch zum Spielball des Bösewichts degradiert, der den Air Marshal für seine Zwecke einzuspannen weiß, was die Geschichte dann bei näherer Betrachtung auch oftmals sehr konstruiert wirken lässt, wenngleich man sich eine gewisse Tendenz in diese Richtung natürlich freilich schon aufgrund der Genre-Einordnung erwartet haben mag.
Dieser Tenor des Überkonstruierten ist es auch, der zusammen mit einigen faktischen Fehlern, wie eben dem genannten Alter des Air Marshall, aber auch der Flugrichtung, dem Flugverhalten der Maschine an sich und weiteren Kleinigkeiten sowie nicht zuletzt einigen sich ebenfalls einschleichenden, ärgerlichen Anschlussfehlern wie zwei unerklärlich verschwindenden Gläsern dazu führt, dass man mehr und mehr das Gefühl bekommt, bei Non-Stop nicht allzu sehr auf die Details achten zu dürfen, um sich nicht den Spaß an der Sache zu verderben, was natürlich dahingehend fatal ist, dass man sich schließlich quasi gemeinsam mit Marks auf die Suche nach dem Schuldigen begibt und der Art des Films nach schon kaum anders kann, als möglichst genau hinzusehen. Die Auflösung immerhin derweil ist tendenziell durchaus gelungen und auch wenn der beinahe schon obligatorische Monolog, der Beweggründe und Intention des Übeltäters zusammenfasst, doch recht pathetisch geraten ist, handelt es sich kaum um eine Schwachstelle des Films, der ohnehin gegen Ende im übertragenen Sinn ein wenig die Bodenhaftung verliert. Von diesen inszenatorischen Ärgernissen aber einmal abgesehen funktioniert der Film tatsächlich ausnehmend gut und bietet auch ein ausreichendes Konsortium an Verdächtigen, wobei mir auch hier mal wieder Corey Stoll (Black Mass) als ebenfalls an Bord befindlicher New Yorker Polizist positiv aufgefallen ist, wobei damit keineswegs die Leistung der anderen Darsteller geschmälert werden soll, zumal der Film ohnehin wie zu erwarten in weiten Teilen einzig von Liam Neeson (Ruhet in Frieden) dominiert wird.
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Fernab der eigentlichen Darsteller kann man aber im Grunde auch das Flugzeug selbst als eine der Hauptfiguren bezeichnen und in der Beziehung macht Non-Stop auch eine wirklich gute Figur und liefert ein glaubhaftes und durchdachtes Setting, ebenso wie die Spezialeffekte sich durchaus sehen lassen können und die zwar tendenziell eher seltenen Action-Einlagen ansprechend brachial und markig geraten sind und Neeson in (physischer) Bestform zeigen. Kleines, erwähnenswertes Detail am Rande wäre aber noch das Stilmittel der im Bild eingeblendeten Texte vom Smartphone, die zumindest auf der deutschen Blu-ray allesamt eingedeutscht worden sind, was natürlich des einen Freud, des anderen Leid sein mag, denn selbst in englischer Sprachfassung verbleiben die aufwendig im Filmbild selbst synchronisierten Texte auf Deutsch. Ohne diese gutgemeinte, für viele aber auch sicherlich ärgerliche Übersetzungs-Entscheidung zu bewerten, bleibt schlussendlich ein durchaus überzeugender Film, der allerdings spürbar seinen Fokus auf das immer ausufernder werdende Katz-und-Maus-Spiel legt und darüber seine Figuren und zuweilen die Logik oft schmerzlich vernachlässigt, doch weiß Collet-Serra seine Chose auch mit dermaßen viel Drive und Verve zu inszenieren, dass einem selbige Mängel erst im Nachhinein und nicht etwa bereits bei der Sichtung wirklich auffallen, weshalb sich ein Blick für Genre-Freunde durchaus lohnen dürfte.
Non-Stop
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Kryptische Nachrichten - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Der Plot von Jaume Collet-Serras Flugzeug-Triller Non-Stop mag nicht immer rundweg Sinn ergeben und biegt sich einiges zurecht, doch tut er dies so gekonnt, während Liam Neeson das Geschehen routiniert mit seiner enormen Präsenz dominiert, dass die Mängel zunächst kaum störend ins Gewicht fallen und die aufwendig produzierte Whodunit-Geschichte durchaus für spannungsgeladene hundert Minuten taugt. Kein Überflieger des Genres, aber auch mitnichten ein Rohrkrepierer.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 6,5/10 Punkte
Filmherum: 3,5/5 Punkte
Tonight is gonna be a large one.: 5/10 Punkte
Non-Stop ist am 24.07.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Ausnahmsweise ein Film, den ich doch deutlich kritischer bzw. belangloser gesehen habe. Ein typischer Neeson-Klopper, nur ohne die übliche Härte, dafür mit seltsamen Wendungen. Kann mich ehrlich gesagt aber auch gar nicht mehr so gut daran erinnern… ;)
Ja, hab ich schon gesehen und ganze zwei Punkte Wertungsdifferenz haben mich auch reichlich irritiert, aber gut, muss ab und an auch mal sein und ganz unter uns, ein “typischer Neeson-Klopper” fängt bei mir kaum überhaupt unter sechs Punkten an, einfach weil ich ihn sehr mag. Gut, “Taken 2” hat das jetzt auch nicht gerettet (der hat bei mir 5 Punkte gekriegt), aber das ist ja ein anderes Thema ;)
Dem hatte ich wiederum 7 Punkte gegeben… ;)