Und da wäre ich auch schon wieder, um eine der letzten Film-Reviews für dieses Jahr abzuliefern. Ansonsten gibt es jetzt gleich erst einmal Essen und dann werde ich mich wieder einmal ein wenig mit Lego vergnügen und meinen wenn auch kurzen Urlaub genießen.
I Saw the Light
I Saw the Light, USA 2015, 123 Min.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Marc Abraham
Marc Abraham (Drehbuch)
Colin Escott (Buch-Vorlage)
George Merritt (Buch-Vorlage)
William MacEwen (Buch-Vorlage)
Cherry Jones (Lillie Williams)
Bradley Whitford (Fred Rose)
Maddie Hasson (Billie Jean Jones)
Wrenn Schmidt (Bobbie Jett)
Biografie | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Als aufstrebender Country-Musiker hat Hank Williams jüngst erst mit der frisch geschiedenen Audrey Sheppard den Bund fürs Leben geschlossen und gemeinsam träumt man von einer Karriere im Musik-Business, doch Audrey ist nicht halb so talentiert, wie sie es sich wünschen würde und je mehr sie von Hanks Erfolg zu profitieren versucht, umso mehr nehmen die Spannungen in ihrer Ehe zu, derweil Hanks erste Single beträchtlichen Erfolg hat. Kaum ist der Country-Sänger außer Haus, locken junge Frauen und noch mehr der Alkohol, dem Hank zunehmend verfällt. Die Ehe zerbricht schlussendlich, doch Hanks umtriebiges Leben fordert zunehmend seinen Tribut und alsbald macht Hank seine Gesundheit zu schaffen, während er versucht, sein Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen…
Rezension:
Es ist nicht alles Gold was glänzt und ungeachtet dessen, dass ich bisher quasi keine Berührungspunkte mit den Werken und dem Wirken von Country-Legende Hank Williams hatte, um dessen Leben es in I Saw the Light geht, versprach ich mir doch allein aufgrund der Besetzung Großartiges und fühlte mich nicht von ungefähr an das unbestreitbar kultige Musiker-Biopic Walk the Line erinnert, wobei die Parallelen auch nicht von der Hand zu weisen sind, jedoch Marc Abrahams Film leider zu kaum einem Zeitpunkt nur annähernd die Klasse der Johnny Cash-Biografie erreicht, obwohl die Zutaten augenscheinlich stimmen. Was man dem Film allerdings ohne Frage zugutehalten kann, ist, dass Tom Hiddleston (High-Rise) einen ähnlich großartigen Job macht als Hank Williams wie seinerzeit Joaquin Phoenix, sich nicht nur gehörig in Form gebracht hat, um der schlank-schlaksigen Statur von Hank zu entsprechen, sondern auch gesanglich zu überzeugen weiß und wirkliches Gänsehaut-Feeling erzeugen kann, wobei es zugegebenermaßen gerade am Anfang befremdlich wirkt, wenn einem ein Mann Mitte dreißig als gerade Zweiundzwanzigjähriger präsentiert wird.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Hinsichtlich der überzeugenden Gesangsstimme ist es sehr schade, dass I Saw the Light sich gar nicht so sehr auf die musikalische Karriere von Hank Williams konzentriert, sondern zu großen Teilen auf dessen erste Ehe abstellt, denn in punkto musikalischer Einlagen wäre hier merklich mehr drin gewesen und hätte den Film wahrscheinlich nur besser machen können. So sehr ich nämlich Elizabeth Olsen (In Secret) als Darstellerin schätze, war mir ihre Figur der Audrey Williams schlichtweg zu präsent, was okay gewesen wäre, wenn ihre Rolle im Hinblick auf Hanks Vorankommen nachvollziehbar gewesen wäre, doch nach anfänglicher Verliebtheit scheint sie dem Geschehen nicht mehr viel Sinnstiftendes hinzufügen zu können. In der Hinsicht merkt man deutlich, dass Marc Abraham, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, zuweilen falsche Akzente gesetzt hat, denn in Anbetracht dessen, dass Hank Williams gerade einmal 29 Jahre alt geworden ist, hätte sich die Möglichkeit ergeben, auch bei einer Laufzeit von "nur" zwei Stunden eine adäquate Biografie abzuliefern, doch während sich das Geschehen anfänglich ausnehmend Zeit nimmt, sich seinen Figuren und kleinen Szenen zu widmen, wird man im weiteren Verlauf vermehrt mit immer weniger nachvollziehbaren Zeitsprüngen konfrontiert, die das Geschehen langsam zerfasern lassen und einen anfänglich vielversprechenden Film in nur noch solides Mittelmaß münden lassen.
Dabei hätte die Vita von Hank Williams und die ihr innewohnende Tragik hinsichtlich seiner Alkoholsucht und späteren Morphinabhängigkeit, seiner schwierigen Beziehung zu (Ex-)Frau Audrey und seiner sich durch sein Leben ziehenden psychischen und gesundheitlichen Probleme so dermaßen viele Ansatzpunkte für eine packende und tragische Geschichte bereitgehalten, doch wird dies alles immer irgendwie nur am Rande thematisiert und vergleichsweise lapidar abgehandelt, was nicht einmal an Hiddlestons Spiel liegt sondern wie gesagt an einem in meinen Augen oft reichlich unausgegorenen Drehbuch, das in einen ungleich längeren Film hätte adaptiert werden müssen oder um einige Szenen im ersten Drittel hätte erleichtert werden müssen, um im Gegenzug gegen Ende eine sich stimmig entwickelnde Dramaturgie aufrecht erhalten zu können. So habe ich schlussendlich leider auch nicht das Gefühl gehabt, dem Mensch Hank Williams nähergekommen zu sein und bekam lediglich eine grobe Ahnung von dessen Musik und dessen Leben, wobei besagte Lebensstationen eben zunehmend verworrener und weniger nachvollziehbar geworden sind.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Entsprechend bleibt abgesehen von Hiddleston und Olsen auch keiner der weiteren Darsteller – geschweige denn dessen oder deren Rolle – längerfristig im Gedächtnis. Tatsächlich wäre I Saw the Light für mich in dramaturgischer Hinsicht – so leid mir das tut – ein absolut mittelmäßiger und folglich kaum lohnenswerter Film gewesen, wenn eben nicht Hiddleston in seiner Verkörperung des Country-Musikers so unglaublich gut gewesen wäre, weshalb letztlich als Zielgruppe für den Film lediglich die Fans von Hank Williams sowie die Fans von Tom Hiddleston bleiben, denn allen anderen dürfte das Endprodukt zu durchwachsen, zu oberflächlich, später zu zerfasert sein, um wirklich unterhalten oder überzeugen zu können. Dergestalt leider ein Film der verschenkten Möglichkeiten, von dem ich mir wirklich mehr versprochen hatte, denn die Zutaten wie gesagt, die wären ja alle vorhanden gewesen und ich mag mir kaum ausmalen, was aus dieser Biografie unter anderer Regie und mit einem stringenteren Drehbuch hätte werden können.
I Saw the Light
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Ungemein erfolgreiche Country-Songs - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Obschon Tom Hiddleston in seiner Verkörperung von Hank Williams unbestreitbar eine Glanzleistung abliefert, bleibt I Saw the Light ebenso unzweifelhaft weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, da sich die Story zunächst zu sehr auf Williams‘ erste Ehe fokussiert, um im weiteren Verlauf zusehend zu zerfasern.
I Saw the Light ist am 04.08.16 auf DVD und Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!