Normalerweise gehe ich bei meinen Film-Rezensionen ja streng chronologisch vor und diesem Kredo folgend, würde der heutige Artikel erst in zwei bis drei Wochen erscheinen, aber wo ich den Film ja schon gesehen und auch bereits darüber geschrieben habe, wäre es ja Quatsch, ihn nicht diese Woche schon rauszuhauen, werden schließlich die ersten beiden Teile der Reihe kommendes Wochenende im Free-TV gezeigt. Also, viel Spaß mit dieser vorgezogenen Kritik, beim nächsten Mal dann wieder in chronologisch korrekter Reihenfolge.
Planet der Affen:
Prevolution
Rise of the Planet of the Apes, USA 2011, 105 Min.
© Twentieth Century Fox
Rupert Wyatt
Rick Jaffa
Amanda Silver
John Lithgow (Charles Rodman)
Brian Cox (John Landon)
Tom Felton (Dodge Landon)
Andy Serkis (Caesar)
Science-Fiction | Action | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Twentieth Century Fox
Der Wissenschaftler Will Rodman hat im Rahmen seiner Forschungen in Bezug auf die Alzheimer-Krankheit ein Virus entwickelt, das zerstörtes Gehirngewebe in rapidem Maße wiederherzustellen imstande ist, doch das Medikament scheint von Nebenwirkungen behaftet und ein schockierender Vorfall führt dazu, dass das Pharmaunternehmen Gen-Sys die Forschungen über Nacht einstellt. Dem zum Opfer fallen auch die zu Forschungszwecken verwandten Schimpansen, wobei Will ein Affenbaby aus dem Forschungstrakt schmuggelt und es so vor dem Tod bewahrt. Den Affen tauft er auf den Namen Caesar und es dauert nicht lange, bis Will gewahr wird, dass der – von dem Virus bereits im Mutterleib infiziert – weit intelligenter ist als seine Artgenossen und selbst als Menschenkinder vergleichbaren Alters. Die Jahre vergehen und Caesar wächst heran, doch mit zunehmendem Alter und damit einhergehend weiter wachsender Intelligenz erkennt der Affe mehr und mehr seine Andersartigkeit und landet schlussendlich in den Fängen eines skrupellosen Tierheim-Betreibers, der sein Bild von der menschlichen Rasse nachhaltig verändert…
Rezension:
Nachdem noch in diesem Jahr – hierzulande voraussichtlich Anfang August – der bereits dritte Teil des Prequel-Franchise zum 1968er-Kultfilm Planet der Affen im Kino starten wird, wurde es wirklich allerhöchste Zeit, mit der Sichtung der vorhergehenden Filme zu beginnen, die sich schon seit längerer Zeit auf meiner Watchlist befunden haben und den Anfang macht nun logischerweise Planet der Affen: Prevolution, der für mich eine ungemein große Überraschung im positivsten Sinne war, was mehrere Gründe hat, wobei vorrangig sein dürfte, dass der Film, obwohl er zum fantastisch-überhöhten Blockbuster-Kino gezählt werden darf, bedeutend mehr Wert auf eine ausgefeilte Charakterentwicklung legt, als auf Krawall und Bombast, ohne derweil ein actiongeladenes und optisch opulentes Finale missen zu lassen. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg und zunächst beginnt das Geschehen ausnehmend ruhig und wirkt nach anfänglichem Intro im forschenden Labor von Gen-Sys – in dem auch Hauptfigur Will Rodman an einem Heilmittel für die Alzheimer-Krankheit forscht – im Grunde zunächst wie ein verkappter Familienfilm, denn Will entschließt sich hier, den Baby-Schimpansen Caesar bei sich daheim aufzunehmen und ähnlich einem Kind großzuziehen.
© Twentieth Century Fox
So präsentieren sich Teile der ersten halben Stunde beinahe wie ein waschechtes Feel-Good-Movie und sind um Esprit und Witz nicht verlegen, derweil insbesondere die Heilung von Wills Vater auch regelrecht ans Herz geht. So profan der Aufhänger, dass Wills eigener Vater an Alzheimer leidet, auf den ersten Blick nämlich auch sein mag, liefert John Lithgow eine überzeugende Darstellung und vor allem Wandlung ab, denn dank des neu entdeckten Heilmittels klärt sich sein Geist alsbald und dem Vater-Sohn-Gespann nebst Ziehsohn Caesar stehen mehrere glückliche Jahre bevor, denen sich alsbald die von Freida Pinto (Krieg der Götter) verkörperte Ärztin Caroline anschließt, die aber leider auch in vielerlei Hinsicht eine der wenigen Ausfallerscheinungen des Films darstellt, denn ihre Rolle scheint kaum Bewandtnis zu haben und trägt weder hier noch später Substanzielles zur Handlung bei. Nach einigen obligatorischen Zeitsprüngen – ist Caesar schließlich zu Beginn der Handlung noch ein Baby – wird die Idylle allerdings alsbald getrübt, als der mittlerweile quasi in die Pubertät gelangte Caesar langsam zu begreifen beginnt, dass er anders ist als andere Kinder oder Menschen im Allgemeinen und sich ob seiner Leine einem Hund – also Haustier – gleichgestellt sieht, was bei dem blitzgescheiten Affen, dessen DNA durchsetzt ist von dem Synapsen regenerierenden Serum an dem Will geforscht hat, natürlich enormen Unwillen erzeugt, der sich nicht mit ein paar netten Worten beiseite wischen lässt.
Dieser erste Part von Planet der Affen: Prevolution ist es dann auch, in dem der vermeintliche Hauptdarsteller James Franco (127 Hours) seine überzeugendsten Momente hat und gerade in der Interaktion mit dem Schimpansen zu glänzen versteht, was auch bitter nötig ist, einerseits, um später auf die emotionale Beziehung zwischen ihm und Caesar zurückgreifen zu können, andererseits aber, da ihm etwa ab der Mitte des Films der von Andy Serkis (Der Hobbit) gespielte Caesar mehr und mehr den Rang abläuft und die Handlung sich zusehends auf den Part des intelligenten Affen konzentriert. Während Francos und Pintos Figuren ab diesem Punkt zu einer bloßen Randnotiz verkommen, widmet sich Planet der Affen: Prevolution vollumfänglich dem Leidensweg von Caesar und setzt ihn erstmalig in Interaktion mit anderen, natürlich weit weniger intelligenten Affen aller Art und Gattung, die von dem garstigen Betreiber eines Tierheims – in diesem Fall Brian Cox (Coriolanus) in der Rolle des John Landon unter schlimmsten Bedingungen und in kleinsten Käfigen gefangen gehalten werden, wobei dessen sadistischer Sohn Dodge (Tom Felton) ihm in nichts nachsteht.
© Twentieth Century Fox
In diesem Milieu, das rein gar nichts mehr mit dem leichtfüßigen Idyll der ersten halben Stunde gemein hat, finden dann nicht nur Caesars Charakterentwicklung und sein wachsender Wunsch und Wille nach Freiheit ihren Anfang, sondern es wird auch zunehmend düsterer, wobei inszenatorisch natürlich am spannendsten ist, wie sich die Affen mittels Zeichensprache untereinander zu verständigen beginnen und dem nun zur unumstößlichen Hauptfigur avancierten Caesar immer klarer wird, wie dumm und instinktgesteuert seine Artgenossen im direkten Vergleich zu ihm sind. Fernab vom uneingeschränkten Lob für Andy Serkis‘ Performance-Capture-Künste und seine Fähigkeit, Caesar wahrhaftig zum Leben zu erwecken und zu einer glaubhaften, echten Figur zu machen, der man sich kaum verschließen kann, muss man aber auch die Dramaturgie von Planet der Affen: Prevolution loben, denn die Entwicklung des hochintelligenten Schimpansen bleibt jederzeit nachvollziehbar und konsequent, weshalb es auch schwer fällt, nicht den Affen die Daumen zu drücken, wenn sich das erste Mal eine Konfrontation zwischen ihnen und den Menschen anbahnt, für die man ja unserer Natur nach viel eher Partei ergreifen müsste. Allein für diesen Umstand, ein lupenreines Charakter-Drama mit einer digital erzeugten Figur zu verwirklichen, bei der einem zu keinem Zeitpunkt der Gedanke kommt, sie könnte womöglich nicht echt und wirklich sein, gebührt dem Film schon gehöriger Respekt, doch auch in seiner Funktion als Prequel und somit Ursprungsgeschichte zu Planet der Affen macht der von Rupert Wyatt (The Gambler) inszenierte Film eine tolle Figur. So ist sich das mehr und mehr zum Science-Fiction-Film wandelnde Werk seiner Herkunft und Wurzeln durchaus bewusst, beweist aber auch genügend Mut, eigene Wege zu beschreiten und eine sowohl inszenatorisch eigenständige als auch dramaturgisch überzeugende Vorgeschichte zu liefern, von der ich im Leben nicht gedacht hätte, dass sie mich so zu begeistern wüsste.
Planet der Affen: Prevolution
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Genetisch verbesserte Menschenaffen - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Rupert Wyatt schafft mit Planet der Affen: Prevolution ein ungemein stimmiges und dicht inszeniertes Prequel, bei dem das emotionale Innenleben des Schimpansen Caesar gegenüber den sonst üblichen Blockbuster-Elementen spürbar im Vordergrund steht und das im Grunde ein mehr als ungewöhnliches Charakter-Drama darstellt, wobei hierfür auch die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver zu loben sind, während den vermeintlichen Hauptdarstellern James Franco und Freida Pinto durch den von Andy Serkis dargestellten Caesar mehr und mehr der Rang abgelaufen wird.
Planet der Affen: Prevolution ist am 09.12.11 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Ja, den mochte ich auch sehr. Konnte danach gar nicht erwarten den Nachfolger zu sehen. Und nun? Nun steht er schon seit bestimmt einem Jahr ungesehen im Regal…