Ab morgen (offiziell) im Handel und heute schon bei mir, so kann es doch auch gehen. Und so präsentiere ich euch voller Freude diesen ungewöhnlichen wie lohnenswerten Band, den man sich als Fan von Gruselgeschichten ganz sicher nicht entgehen lassen sollte!
Tales from the Darkside
Geschichten aus der Schattenwelt
Tales from the Darkside #1-4, USA 2016, 108 Seiten
© Panini
Joe Hill (Skript)
Michael Benedetto (Adaption)
Gabriel Rodriguez
Panini Verlag
978-3-741-60281-8
Horror | Mystery
Inhalt:
© Panini
Ein junger Mann vernachlässigt in seiner Unbeschwertheit seine Pflichten als Bademeister und eine Frau kommt zu Tode. Von Schuldgefühlen geplagt, sieht zwar das Gericht seine Schuld nicht als erwiesen, doch während er selbst keinen Schlaf mehr findet, fallen urplötzlich alle Menschen um ihn herum buchstäblich in tiefsten Schlummer. Andernorts hat ein anderer Mann mit seinen ganz eigenen inneren Dämonen zu kämpfen, doch Hilfe scheint in Sicht, denn eine ominöse Organisation weiß erstaunlich viel über seinen Zustand und bietet ihre Hilfe an. Derweil anderswo baut ein junges Pärchen beinahe einen Unfall und landet unvermittelt vor der Tür einer merkwürdigen Familie und nach kurzem Geplänkel einigt man sich, auf die beiden Kinder des überaus freundlichen Ehepaars aufzupassen, doch kaum sind die Eltern aus dem Haus, bricht der Schrecken sich Bahn…
Rezension:
Im Grunde ist es ja regelrecht gemein, nun Tales from the Darkside als wertiges Hardcover-Album seitens Panini kredenzt zu bekommen, handelt es sich schließlich – wie ich aus dem gewohnt informativen Vorwort von Stammschreiber Christian Endres erfahren habe – um eine ausgesuchte Zahl an Skripts, die Joe Hill (Das Cape) für die angedachte Wiederbelebung der 80er-Jahre Serie gleichen Namens verfasst hat, aus der aber nichts geworden ist, weshalb nun einige der Geschichten von Michael Benedetto für das Medium Comic adaptiert worden sind, um daraus diesen vierteiligen Zyklus aus zunächst unzusammenhängend scheinenden Geschichten zu schaffen. Doch Joe Hills Pläne reichten weiter und er gedachte, neben den in sich geschlossenen Geschichten eine eigene, alles umspannende Darkside-Mythologie zu erschaffen und Ansätze zu diesem Vorhaben sind auch hier zu erkennen.
© Panini
So widmet sich die erste Geschichte Schlafwandler einem von Schuldgefühlen geplagten jungen Mann, dem überaus Seltsames widerfährt, denn um ihn herum fallen plötzlich die Leute postwendend in Schlaf und lassen sich durch nichts mehr aufwecken, doch weitaus interessanter im Gesamtkontext der Erzählung ist eine kurze Begegnung mit einem anderen Mann, den wir nämlich zu einem späteren Zeitpunkt in dem Zweiteiler Black Box erneut begegnen werden und der mit einem zweiten Ich zu kämpfen hat, das ihn seit seiner Kindheit terrorisiert. Was genau in den Geschichten passiert, will ich wie gesagt gar nicht vorwegnehmen und von Art und Aufbau her erinnern diese tatsächlich frappierend an die "typischen" Gruselgeschichten der 80er und/oder 90er, die viele von uns aus entsprechenden Publikationen wie beispielsweise den Gespenster Geschichten von Bastei kennen dürften und machen auch entsprechend Spaß, während ich persönlich ein gewisses Retro-Flair zu spüren gemeint habe, aber das nur am Rande.
Das Ende des Zweiteilers auf jeden Fall war für mich auf den ersten Blick ziemlich unbefriedigend, doch mit Beginn der dritten und letzten Geschichte Ein offenes Fenster wurden die Zusammenhänge schließlich klar und um nun endlich auf meinen den Artikel einleitenden Satz zurückzukommen, ist es schlichtweg dahingehend eine Frechheit, uns nun diesen Band zu kredenzen, dass ich mich prompt angefixt gefühlt habe und gerne mehr Tales from the Darkside lesen würde, doch wird ja nun weder die TV-Serie realisiert, noch ist klar, ob Benedetto noch weitere Drehbücher von Joe Hill adaptieren wird, so dass der Band zunächst einmal für sich steht und entsprechend frustrierend ist es, wenn die kaum neunzig Seiten hinter einem liegen und das Kind im Manne, das sich für Gruselgeschichten noch immer so zu begeistern weiß wie vor vielen Jahren, nun lautstark nach mehr verlangt.
© Panini
Hinzu kommt, dass sämtliche Geschichten von Gabriel Rodriguez optisch in Szene gesetzt worden sind und gemeinsam mit der Koloration von Ryan Hill wirkt das Gesamtwerk nicht nur ausnehmend stimmig sondern fängt eben wie gesagt auch das Flair, die Atmosphäre der "klassischen" Gruselgeschichten vortrefflich ein, so dass die Lektüre des Bandes Tales from the Darkside ein großer, aber eben auch viel zu kurzer Genuss war, weshalb ich doch sehr hoffe, dass man bei entsprechendem Erfolg der Veröffentlichung geneigt sein wird, noch weitere Bände zu veröffentlichen und die Zusammenhänge der Hill’schen Darkside-Mythologie zu verdichten, denn das Potential ist unumwunden vorhanden und ich weiß, dass ich sicher noch öfter in diesem auch ansonsten überaus hochwertig dargebrachten Album blättern werde. Uneingeschränkte Empfehlung von meiner Seite also für all Jene, die vielleicht ähnlich wie ich mit den Gespenster Geschichten aufgewachsen sind und sich nach ein wenig Nostalgie sehnen, wobei der Ordnung halber natürlich erwähnt werden sollte, dass Joe Hills Geschichten grundsätzlich doch erheblich intelligenter und vielschichtiger daherkommen als die damaligen Stories auf Groschenroman-Niveau, doch das habt ihr euch sicher schon gedacht.
Tales from the Darkside - Geschichten aus der Schattenwelt
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Übergriffe aus der Schattenwelt - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Mit Tales from the Darkside veröffentlicht Panini eine Anzahl ausgesuchter, von Michael Benedetto adaptierte Skripte von Joe Hill, die er eigentlich für die Wiederbelebung der gleichnamigen TV-Serie ersonnen hatte. Nachdem das Projekt aber zu den Akten gelegt worden ist, finden diese Geschichten nun in Comic-Form ein neues Zuhause und allein die insgesamt vier enthaltenen Hefte deuten bereits Zusammenhänge und das Potential an, über viele Ausgaben hinweg begeistern zu können. Leider steht eine etwaige Fortsetzung derzeit noch in den Sternen, doch lohnt der Band auch für sich genommen für alle Freunde gepflegten Grusels.
Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt erscheint am 25.04.17 im Panini Verlag. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Na, jetzt bist du schon bei Hill/Rodriguez angelangt, da kannst du doch gleich mit ihrem Magnum Opus “Locke & Key” weitermachen! ;-)