Ganz ehrlich, für solche Filme liebe ich Filme, denn auch wenn dieser hier nun objektiv sicher nicht zu den besten oder lohnenswertesten seiner Zunft zählt, ist er doch so herrlich schön anders und Jude Law noch herrlicher gegen den Strich besetzt, dass ich doch schon gehörig Freude mit dem Ergebnis hatte.
Dom Hemingway
Dom Hemingway, UK 2013, 93 Min.
© Twentieth Century Fox
Richard Shepard
Richard Shepard
Richard E. Grant (Dickie Black)
Kerry Condon (Melody)
Jumayn Hunter (Lestor)
Madalina Diana Ghenea (Paolina)
Nathan Stewart-Jarrett (Hugh)
Komödie | Krimi | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Twentieth Century Fox
Zwölf Jahre sind vergangen, seit Safeknacker und Kleinganove Dom Hemingway in den Knast gewandert ist, ohne seinen Auftraggeber Mr. Fontaine zu verpfeifen. Verständlich, dass Dom, kaum dass er aus dem Knast entlassen worden ist und dem neuen Mann seiner Ex-Frau die Fresse poliert hat, erpicht darauf ist, von seinem früheren Auftraggeber die Belohnung einzustreichen. Dumm nur, dass Dom nicht nur ungehobelt, sondern auch regelrecht cholerisch und krawallsüchtig ist, denn mit seiner Art versaut er es sich beinahe auch mit Mr. Fontaine, obschon der ihm einiges nachzusehen bereit ist. Als sich langsam alles zum Besseren zu wenden scheint, kommt es jedoch prompt zum nächsten Fiasko und hier ist noch nicht einmal die Rede davon, dass Dom zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht den Schneid gefunden hat, seiner mittlerweile erwachsenen und völlig entfremdeten Tochter einen Besuch abzustatten…
Rezension:
Jude Law ist Dom Hemingway und du nicht. So steht es auf dem Cover des gleichnamigen Films und so ist es auch. Im Grunde handelt es sich hierbei nämlich um die Grundprämisse wie gleichermaßen das Alleinstellungsmerkmal des Films, denn ausgerechnet den Beau Jude Law als schmerbäuchigen, fluchenden, cholerischen und selbstverliebten Gangster zu besetzen mag nicht die naheliegendste Option sein, funktioniert aber erstaunlich gut, zumal Law sich die Rolle mehr als zu eigen macht, regelrecht Dom wird, wobei ihm unzweifelhaft die falschen Zähne, der Backenbart und die Extra-Kilos geholfen haben mögen, aber auch sonst geht er völlig in der ungewohnten Rolle auf und das muss er auch, denn wenn ein Film sich Dom Hemingway schimpft, dann hat die namensgebende Figur diesen gefälligst auch allein zu tragen, denn um niemand anderes als Dom geht es hier. So dienen schon die ersten paar Minuten einer wortreichen wie blumigen Huldigung an den eigenen Schwanz der treffenden Charakterisierung dieses Mensch gewordenen Unsympathen und sobald er nach wenigen Minuten auf die Menschheit losgelassen wird, meint man schon zu wissen, wo der Hammer hängt.
© Twentieth Century Fox
Zugegeben, diese Prämisse, dieser Ansatz mag weder neu noch sonderlich innovativ sein, doch macht Dom Hemingway schlicht und ergreifend eine Menge Spaß, verweigert sich ansonsten aber auch tunlichst jeder Kategorisierung, so dass man zwar sagen kann, dass sich der Look des Films an "typischen" Gangster-Movies und beispielsweise dem Flair eines Guy Ritchie-Films orientiert, doch ansonsten vermag man zu kaum einem Moment zu erkennen, ob dieses zuweilen absichtlich krude und ungemein unflätige Gemisch Drama, Komödie, Satire oder Krimi sein möchte. Und genauso exaltiert und aufbrausend wie unsere Hauptfigur kommt dann eben auch der Film an sich daher und schlägt in seinen gerade einmal knapp über 90 Minuten Laufzeit gehörige Haken, liefert eine Vielzahl bestechender Szenen und blendet gerne mittels Texttafel zum nächsten Handlungsort und dem damit verbundenen Konfliktpotential über. So mag Richard Shepards Film dramaturgisch nicht immer ausgereift wirken und manchmal schlicht ein wenig wie zusammengeschustert, doch passt das einfach zu der Figur wie die Faust aufs Auge (oder in dem Fall die Nase…).
Entsprechend ist der Film aber auch weder etwas für Zartbesaitete noch für Leute, die mit Flüchen und Fäkalausdrücken nichts anzufangen wissen, denn Dom flucht ungelogen in einer Tour und muss sich redlich bemühen, zumindest ab und an einen unverfänglichen Satz zusammenzubekommen. Ihr merkt also, dass ich – sowieso schon großer Fan – insbesondere Jude Law (Side Effects) für diese Rolle ziemlich beweihräuchere, doch stehen ihm dennoch eine Handvoll Leute zur Seite, die die Sache erst richtig rund machen, auch wenn sie bei objektiver Betrachtung doch hauptsächlich als Stichwortgeber fungieren und eher rudimentär charakterisiert werden, doch von Richard E. Grant als Doms bester (und einziger) Freund über den großartigen Demián Bichir (The Hateful 8) als Gangsterboss Mr. Fontaine bis hin zu Emilia Clarke (Game of Thrones) als Doms entfremdete Tochter Evelyn gibt es beim Cast nichts meckern, wobei ich persönlich mich sehr über die Mini-Rolle von Kerry Condon (Rom) gefreut habe, aber das nur am Rande.
© Twentieth Century Fox
So mäandert Dom Hemingway kreuz und quer durch allerhand Genres und Schauplätze, wechselt im Sekundentakt zwischen traurig und lustig, ist zugegebenermaßen inkonsistent ohne Ende, bleibt aber immerhin seinem Titelhelden unentwegt treu, wobei natürlich auch dieser Schmierlappen von Mann eine zaghafte Entwicklung durchmacht, die sich aber erst ganz zum Ende hin zaghaft Bahn bricht. So ist es letztlich pure Faszination für diesen Antihelden, diesen Möchtegern-Gangster, der sich für einen großen Stern am Himmel hält und sich mit eigenem Zutun doch nur immer wieder und immer tiefer in die Scheiße reitet, die hier bei der Stange hält, aber gerade für solche bewusst gegen den Strom schwimmenden Filme hatte ich schon immer eine leichte Schwäche und dass eine Besetzung gegen den Strich oft großartige Ergebnisse liefert dürfte ja bekannt sein und ich persönlich habe jede der Minuten genossen, auch wenn ich dem Film objektiv weder großartige Innovationen noch einen möglichen Kult-Status attestieren kann, denn dafür ist das Gesamtergebnis dann doch zu durchwachsen. Als Guilty Pleasure allerdings macht er eine mehr als gute Figur und wird mit seiner unangepasst-aufbrausenden, aberwitzig-überzogenen Art sicher noch öfter den Weg auf meinen Bildschirm finden.
Dom Hemingway
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Unverhältnismäßige Wutausbrüche - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Regisseur und Drehbuchautor Richard Shepard liefert mit Dom Hemingway den Aufhänger für eine One-Man-Show der gänzlich anderen Art und präsentiert einen schmerbäuchigen, fluchenden, saufenden, koksenden Jude Law, wie man ihn noch nicht gesehen hat, der spürbar in dieser Rolle aufgeht und sich mit gehörig Verve und Aggression ins Vergnügen schmeißt, wobei einem ob der teils überspitzten Ereignisse das Lachen immer öfter im Halse steckenzubleiben droht. Ein ganz und gar unangepasster, bitterböser und unflätiger Spaß, den man nicht verpasst haben sollte, auch wenn das Geschehen zusehends zerfasert und kaum einem objektiv nachvollziehbaren roten Faden folgt, sondern sich ganz der Launenhaftigkeit seiner Hauptfigur unterwirft.
Dom Hemingway ist am 05.09.14 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Vom Anschauen haben mich bisher die mäßigen Kritiken abgehalten, doch als Jude Law-Fan werde ich das wohl noch irgendwann nachholen. Fakt ist aber auf jeden Fall, daß das Filmplakat einer meiner absoluten Allzeit-Favoriten ist: http://www.filmposter-archiv.de/filmplakat.php?id=19779
Wäre ich ein Teenager, würde ich mir das aber sowas von in meinem Schlafzimmer aufhängen! :-)
(und apropos Filmposter: Das zur von dir neulich rezensierten “Anna Karenina” finde ich auch toll)
Oh Gott, ich hab Emilia Clarke im Trailer gar nicht erkannt xD Bis eben hab ich noch nie was von dem Film gehört, aber klingt genau richtig für einen amüsanten Abend.