Review: Spectral (Film)

Weiter geht es mit der Netflix-Science-Fiction-Themenwoche und einem leider ähnlich enttäuschenden Film, zu dem ich natürlich dennoch meine Meinung festhalten wollte, bevor ich mich demnächst auch dem jüngst veröffentlichten Okja widmen werde, der mich meinem Gefühl nach wieder weit mehr wird begeistern können.

Spectral

Spectral, USA 2016, 107 Min.

Spectral | © Netflix
© Netflix

Regisseur:
Nic Mathieu
Autor:
George Nolfi

Main-Cast:
James Badge Dale (Clyne)
Emily Mortimer (Fran Madison)
Bruce Greenwood (General Orland)
in weiteren Rollen:
Max Martini (Capt. Sessions)
Cory Hardrict (Alessio)
Clayne Crawford (Sgt. Toll)
Gonzalo Menendez (Captain Marco Cabrera)
Ursula Parker (Sari)
Aaron Serban (Bogdan)
Stephen Root (Dr. Mindala)

Genre:
Science-Ficion | Action | Mystery

Trailer:

 

Inhalt:

Inmitten eines Kriegsgebietes wird ein Trupp Soldaten urplötzlich von einer schier unsichtbaren Macht aufgerieben und regelrecht in der Luft zerfetzt. Ein Vorfall, der schnelle Antworten fordert, weshalb der Verantwortliche an den Ingenieur Clyne herantritt, der Sache auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit einem kampferprobten Trupp Elitesoldaten wird Clyne ins Kriegsgebiet geschickt und hat so seine Pläne, die unsichtbaren Angreifer ausfindig zu machen. Doch selbst seine eigens entwickelte Technik versetzt ihn letztlich nur in die Lage, wild marodierende Geisterhorden auf dem Bildschirm zu sichten, die auch den nächsten Trupp Soldaten in Stücke reißen, weshalb das Team sein Heil in der Flucht sucht. Neben der Frage, wie man den seltsamen Wesen beikommen könnte, stellt sich gleichsam die Frage, woher sie kommen und was überhaupt sie sind, denn an aggressive Geistererscheinungen wollen die Militärs dann doch nicht recht glauben…

Szenenbild aus Spectral | © Netflix
© Netflix

Rezension:

Nach ARQ widmete ich mich kurz darauf mit Spectral einer weiteren Netflix-Eigenproduktion mit Science-Fiction-Einschlag und nachdem mich genannter Film ja doch eher mäßig zu überzeugen wusste, hegte ich doch gewisse Hoffnungen, dass es sich hier nun anders verhalten würde, zumal mir Hauptdarsteller James Badge Dale (Stretch) ja auch kein Unbekannter war und sicherlich ein wenig mehr Charisma zu verströmen wissen würde und das tut er auch, doch kommt er mit seiner Darstellung eben leider auch nicht gegen ein in letzter Konsequenz doch sehr laues Skript an, dass den Film nach einem spannenden Auftakt mehr und mehr versanden lässt. Um das aber klarzustellen, wir reden hier wirklich von der Dramaturgie und dem, was Drehbuchautor George Nolfi – der immerhin seinerzeit auch für die Adaption von Philip K. Dicks Geschichte für Der Plan verantwortlich gezeichnet hat – mit der Prämisse des Films anzufangen weiß, denn immerhin inszenatorisch gibt sich Spectral keine Blöße und punktet – gerade in Anbetracht seines doch vergleichsweise geringen Budgets – mit überzeugenden Effekten.

Szenenbild aus Spectral | © Netflix
© Netflix

Die allerdings wirken vermehrt so, als würde man einem Shooter beiwohnen und nicht etwa einen Film schauen, zumal die anfänglich vorhandenen Horror-Elemente zugunsten von Tempo und Krawall alsbald fallengelassen werden und die Bedrohung durch die Spektralwesen genauso profan aufgelöst wird, wie es bereits nach wenigen Minuten zu befürchten steht und dagegen kommt eben auch Dale nicht an, dem man hier mit Emily Mortimer (Transsiberian) und Bruce Greenwood (Good Kill) zwei nicht gerade unbekannte und sicherlich nicht weniger fähige Stars zur Seite stellt, deren Screentime sich allerdings dem Gefühl nach auf das Nötigste beschränkt und die in letzter Konsequenz dann doch erschreckend wenig zum Geschehen beizutragen haben.

Schade also, dass bei Spectral wieder einmal das Credo "Style over Substance" zu gelten scheint, denn Potential blitzt immer wieder durch und insbesondere die Bildsprache weiß zu gefallen, aber die eigentliche Geschichte ist so generisch aufgezogen, dass sich wirklich die Frage stellt, ob vergnügliche zwei Stunden an der Konsole nicht womöglich einen höheren Mehrwert zu bieten haben und sei es nur, weil man selbst nicht zur Tatlosigkeit verdammt ist und selber Teil des Geschehens, statt so wie hier stumpf den immer dümmer werden Aktionen nur rudimentär charakterisierter Figuren beizuwohnen, die der Bedrohung durch die Spektralwesen anfänglich rein gar nichts entgegenzusetzen wissen, so dass das Ganze zunächst eher wirkt wie ein übernatürlich angehauchter Survival-Thriller, um dann – Mini-Spoiler voraus – im letzten Drittel urplötzlich die Geheimwaffe schlechthin aus dem Ärmel zu zaubern und spätestens hier enttarnt sich das ungemein schlichte Storytelling.

Szenenbild aus Spectral | © Netflix
© Netflix

Allerdings, dank überzeugender Optik taugt Spectral immerhin als typischer No-Brainer, nur war das eben nicht das, was ich mir von Nic Mathieus Film erwartet habe. Und selbst wenn man die Hoffnung auf intelligente oder auch nur zu Ende gedachte Unterhaltung im Vorfeld aufgibt, stören doch die vielen Ungereimtheiten mehr, als dass sie zumindest für den puren Unterhaltungswert taugen, denn dafür nimmt sich das Geschehen auch schlichtweg viel zu ernst und scheint selbst nicht um seine vielen Versäumnisse und Schlaglöcher zu wissen, die insbesondere in der zweiten Hälfte mehr als einmal schon zu einem Gefühl des Fremdschämens verleiten, als zugunsten von Unterhaltung durch "Äktschn" beide Augen wohlwollend zuzudrücken. Leider ein doch sehr enttäuschendes Stück Film, wobei ich immerhin den Mut von Netflix bewundere, sich mit immer neuem Esprit auf solche ungewöhnlichen Stoffe zu stürzen, denn immerhin The Discovery hat ja schließlich gezeigt, dass auch die Eigenproduktionen zu überzeugen wissen können und entsprechend gespannt bin ich, was da in den nächsten Jahren noch so kommen mag.

Fazit & Wertung:

Nic Mathieus Spectral beginnt spannend und vielversprechend, doch nach anfänglicher Faszination driftet das Geschehen relativ schnell in zunächst von Horror-, später Action-Versatzstücken geprägte Belanglosigkeit ab, der dann auch die durchaus überzeugenden Effekte nebst stimmiger Atmosphäre nicht mehr wirklich helfen können, wenn spätestens im letzten Drittel die Logik zugunsten von aberwitzigen Wendungen vollends über Bord geworfen wird. Schön anzuschauen, aber mehr leider auch nicht.

4 von 10 unbesiegbar scheinenden Spektralwesen

Spectral

  • Unbesiegbar scheinende Spektralwesen - 4/10
    4/10

Fazit & Wertung:

Nic Mathieus Spectral beginnt spannend und vielversprechend, doch nach anfänglicher Faszination driftet das Geschehen relativ schnell in zunächst von Horror-, später Action-Versatzstücken geprägte Belanglosigkeit ab, der dann auch die durchaus überzeugenden Effekte nebst stimmiger Atmosphäre nicht mehr wirklich helfen können, wenn spätestens im letzten Drittel die Logik zugunsten von aberwitzigen Wendungen vollends über Bord geworfen wird. Schön anzuschauen, aber mehr leider auch nicht.

4.0/10
Leser-Wertung 6.45/10 (11 Stimmen)
Sende

Spectral ist seit dem 09.12.16 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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