Review: The Empty Man (Film)

Ich habe mich heute tatsächlich einmal wieder an einer Film-Kritik versucht und nachfolgender Text ist dabei herausgekommen.

The Empty Man

The Empty Man, USA/ZA/UK 2020, 137 Min.

The Empty Man | © Disney
© Disney

Regisseur:
David Prior
Autoren:
David Prior (Drehbuch)
Cullen Bunn (Comic-Vorlage)

Main-Cast:
James Badge Dale (James Lasombra)
Marin Ireland (Nora Quail)
Stephen Root (Arthur Parsons)
Ron Canada (Detective Villiers)

in weiteren Rollen:

Robert Aramayo (Garrett)
Joel Courtney (Brandon Maibaum)
Sasha Frolova (Amanda Quail)
Evan Jonigkeit (Greg)
Virginia Kull (Ruthie)
Samantha Logan (Davara Walsh)
Jessica Matten (Fiona)
Phoebe Nicholls (Nurse Allerton)
Aaron Poole (Paul)
Owen Teague (Duncan West)

Genre:
Horror | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Empty Man | © Disney
© Disney

Seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter durch einen tragischen Verkehrsunfall ist es dem von Kummer zerfressenen James Lasombra nicht mehr möglich, seinem Job als Detective nachzugehen. Dieser Verlust ist es aber auch, der ihn dazu bringt, für eine befreundete Nachbarin das Verschwinden ihrer Tochter zu untersuchen, denn obwohl auf deren Spiegel der mit Blut geschriebene Schriftzug "The Empty Man made me do it" prangt, glaubt die örtliche Polizei doch eher an einen Streich und eine jugendliche Ausreißerin. James ermittelt fortan auf eigene Faust und stößt alsbald auf ernste Hinweise, insbesondere, was die urbane Legende des Empty Man betrifft. Ruft man ihn, indem man auf einer Brücke in eine leere Flasche bläst und fest an ihn denkt, wird man ihn am folgenden Tag hören und tags darauf sehen. Am dritten Tag indes wird man ihm begegnen und sterben…

Rezension:

Mancherorts in den höchsten Tönen gelobt, andernorts verschmäht und verpönt, war The Empty Man für mich schnell ausgemachte Pflicht, nachdem der überlange Horrorfilm nunmehr jüngst bei – ausgerechnet – Disney+ aufgeschlagen ist. Der traut sich einiges mit seiner stolzen Laufzeit von beinahe 140 Minuten, doch zeigen Filme wie Suspiria oder Midsommar (die beide noch einmal einen Deut länger sind), dass das funktionieren kann im Horror-Sujet, wenn man denn mehr inszenieren und erzählen möchte als eine Handvoll Jumpscares und/oder launige Hetzjagden. So ist für mich auch diese Geschichte aber mehr Mystery-Drama mit beklemmender Atmosphäre als Horrorfilm im eigentlichen Sinne, denn so gelungen das Ganze inszenatorisch sein mag, kann ich nicht wirklich behaupten, mich wirklich gegruselt zu haben, wenn man einmal von wenigen, wirklich nur vereinzelten Momenten absieht. Das heißt aber natürlich mitnichten, dass der Film dadurch automatisch missraten wäre, denn das Gegenteil ist der Fall und David Prior macht in seinem Spielfilm-Debüt als Regisseur und Autor einiges richtig, auch wenn man damit leben können muss, dass der Plot aus der Natur der Sache heraus zunehmend konstruierter wirkt.

Szenenbild aus The Empty Man | © Disney
© Disney

Tatsächlich habe ich andernorts aber auch schon gelesen, dass der Film umso besser funktioniert, je weniger man im Vorfeld weiß und dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen, denn nur dann entfaltet sich die gewollte Faszination und Sogwirkung, die den Plot mehrfach in unerwartete und dadurch umso beklemmendere Richtungen lenkt. Über den finalen Twist und ein paar dramaturgische Entscheidungen kann man sicherlich geteilter Meinung sein, doch vermag The Empty Man immer wieder erfolgreich zu überraschen und zu verstören, wobei auch die wenigen Jumpscares mehr als effektiv in Szene gesetzt worden sind und vielleicht gerade deshalb sitzen, weil sie nicht über Gebühr beansprucht und bemüht werden. Spannend ist auch der Aufbau des Gezeigten, denn im Grunde könnte man sagen, ist der eigentlichen Story quasi ein Kurzfilm vorgeschaltet, was einerseits dazu dient, den "Empty Man" als Spukgestalt vorzustellen, andererseits natürlich später noch seine Bewandtnis haben wird.

Dabei lässt sich durchaus staunen, welche Haken Film und Handlung zu schlagen vermögen, wobei ich mich ganz besonders für und über James Badge Dale gefreut habe, den ich sonst eher aus der zweiten bis dritten Reihe bei Filmen wie Stretch oder auch Iron Man 3 kenne, denn der der darf The Empty Man die meiste Zeit im Alleingang schultern und tut dies außerordentlich überzeugend. Wenn man nämlich hört oder liest, dass er hier einen Ex-Detective verkörpert, mag schon mit den Augen rollen ob der bedienten Klischees, doch tatsächlich agiert dieser James Lasombra angenehm menschlich und nachvollziehbar und ist längst nicht so abgebrüht, wie zeitweilig zu befürchten steht. Überhaupt ist die Figur mit einigen interessanten Eckdaten und auch Manierismen versehen, die auffallen und manches Mal irritieren dürften, doch ist das natürlich alles Teil eines sehr sorgsam konzipierten Drehbuchs, dem es längst nicht genügt, auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln.

Szenenbild aus The Empty Man | © Disney
© Disney

Das wird vielen gefallen und andere verprellen, denn entweder man akzeptiert und genießt die schlussendliche Prämisse, in die Prior seine zweistündige Erzählung münden lässt oder man fühlt sich um die eigene Zeit betrogen, denn der eingeschlagene Weg ist schon recht radikaler und eigenwilliger Natur. Aber auch hier wäre jedes Detail zu viel des Guten und es sei lediglich angemerkt, dass ich für meinen Teil Spaß daran hatte, im Nachhinein einiges an Deutungen und Interpretationen zu The Empty Man zu lesen, denn neben dem vordergründigen Horror (der in meinen Augen wie erwähnt weit eher in Richtung Mystery geht), existiert hier eine regelrecht philosophische Meta-Ebene, die allerhand spannende Konzepte aufgreift, um dem grundsätzlich sehr geradlinig inszenierten Plot ein paar Kniffe zu verleihen. Aufgrund der konzeptionellen Eigenwilligkeit und dem nur bedingt vermittelten Horror sehe ich hier zwar mitnichten einen Kultfilm in den Startlöchern, aber doch ein sehr sehenswertes und gelungenes Werk, das die Aufmerksamkeit der Zuschauenden sowohl einfordert als auch belohnt.

Fazit & Wertung:

David Prior präsentiert mit The Empty Man einen zu gleichen Teilen eigensinnig wie altmodisch wirkenden Gruselstreifen, der zwar nicht so sehr auf echte Schockeffekte sondern eher hintergründigen und unaufgeregten Mystery-Horror setzt, insbesondere atmosphärisch aber bis zuletzt überzeugt. Viele der erzählerischen und dramaturgischen Schwenker mögen am Ende Geschmackssache sein, doch bleibt sich Prior bis zuletzt seinem eigenen Anspruch treu.

7,5 von 10 schauderhaften Erscheinungen

The Empty Man

  • Schauderhafte Erscheinungen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

David Prior präsentiert mit The Empty Man einen zu gleichen Teilen eigensinnig wie altmodisch wirkenden Gruselstreifen, der zwar nicht so sehr auf echte Schockeffekte sondern eher hintergründigen und unaufgeregten Mystery-Horror setzt, insbesondere atmosphärisch aber bis zuletzt überzeugt. Viele der erzählerischen und dramaturgischen Schwenker mögen am Ende Geschmackssache sein, doch bleibt sich Prior bis zuletzt seinem eigenen Anspruch treu.

7.5/10
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The Empty Man ist seit dem 16.07.21 unter anderem bei Disney+ verfügbar.

vgw

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