Review: The Marvelous Mrs. Maisel | Staffel 1 (Serie)

Was freue ich mich, euch heute von dieser tollen neuen Serie erzählen zu können, gerade nachdem ich vorsorglich eigentlich schon eine andere Serien-Kritik vorbereitet hatte, die ich ja nun zum Glück noch einmal nach hinten schieben kann. Eigentlich wollte ich mich ja wieder den Themen Netflix und Science-Fiction widmen – ihr ahnt schon, von welcher Serie ich spreche – doch ist mir diese Amazon Prime-Serie gänzlich nonchalant dazwischen gegrätscht.

The Marvelous Mrs. Maisel
Staffel 1

The Marvelous Mrs. Maisel, USA 2017-, ca 54 Min. je Folge

The Marvelous Mrs. Maisel | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Serienschöpferin:
Amy Sherman-Palladino
Ausführende Produzenten:
Amy Sherman-Palladino
Daniel Palladino

Main-Cast:
Rachel Brosnahan (Miriam ‘Midge’ Maisel)
Alex Borstein (Susie Meyerson)
Michael Zegen (Joel Maisel)
Marin Hinkle (Rose Weissman)
Tony Shalhoub (Abe Weissman)
in weiteren Rollen:
Luke Kirby (Lenny Bruce)
Kevin Pollak (Moishe Maisel)
Caroline Aaron (Shirley Maisel)
Bailey De Young (Imogene Cleary)
Joel Johnstone (Archie Cleary)
Brian Tarantina (Jackie)

Genre:
Komödie | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Marvelous Mrs. Maisel | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Miriam "Midge" Maisel lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann Joel und den gemeinsamen Kindern im New York der späten 1950er-Jahre und während sie sich als Hausfrau betätigt, sorgt Joel in einem Unternehmen für Plastikprodukte für das Auskommen der Familie, träumt jedoch von einer Karriere als Komiker. Midge, die seine Ambitionen mehr für ein spleeniges Hobby hält, unterstützt ihren Mann hierbei nach Kräften (auch wenn beiden nicht klar zu sein scheint, dass sie die witzige und schlagfertige Person in der Beziehung ist). Nach einem gnadenlos gefloppten Auftritt von Joel auf der Bühne des The Gaslight Cafe – und im Beisein der gemeinsamen Freunde Imogene und Archie – verlässt er schlussendlich Midge aus heiterem Himmel, nicht ohne ihr noch seine Affäre mit seiner Sekretärin Penny zu gestehen. Midges Eltern sind außer sich, als sie von der Trennung erfahren, doch statt Mitgefühl und Anteilnahme zu bekommen, muss sich Midge Vorwürfe gefallen lassen, wie sie es so weit hatte kommen lassen können und was sie zu tun gedenke, um Joel zurückzuholen. Entsprechend gekränkt und wütend betrinkt sich Midge und landet wie durch Zufall erneut im Gaslight, wo sie auf der Bühne vor begeistertem Publikum ihrem Ärger Luft macht, nur um prompt wegen unsittlichen Verhaltens von der Polizei abgeführt zu werden. Bei dem ungeplanten Auftritt allerdings erkennt die Angestellte Susie Meyerson das Talent von Midge und setzt es sich prompt zum Ziel, sie als Stand-up-Comedian groß rauszubringen, auch wenn die frisch verlassene Ehefrau davon zunächst nichts wissen will…

Rezension:

Bei einer Serie der Gilmore Girls-Schöpferin Amy Sherman-Palladino konnte ich als großer Fan natürlich nicht lange widerstehen und warum sollte ich auch, versprach das Konzept der Show doch unbestreitbar gute Unterhaltung, zumal sich bereits beim vorab veröffentlichten Serienpiloten zu The Marvelous Mrs. Maisel abzeichnete, dass insbesondere Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan eine echte Offenbarung ist und die Rolle der Mrs. Maisel sich in allen Aspekten und scheinbar spielerisch zu eigen macht, mit pointiertem Witz und frecher Zunge begeistert, auch wenn man sich darüber streiten können mag, ob es wirklich so glaubhaft und naheliegend ist, dass eine dergestalt gutsituierte Hausfrau, wie Miriam – "Midge" genannt – zu Beginn der Serie ist, wirklich zu fluchen wie ein alter Bierkutscher imstande ist, aber es ist eben eine Serie und zu deren Reiz gehört es eben auch, dass ihre Hauptfigur so unkonventionell und vorlaut daherkommt, dass es die Gesellschaft in ihrer vorherrschenden Prüderie nur vor den Kopf stoßen kann. So vielversprechend die Geschichte aber auch beginnt, hätte sie für mein Dafürhalten gerade zu Beginn durchaus ein wenig mehr Pfeffer vertragen können, doch wird diesem Umstand mit jeder weiteren Folge Abhilfe geschaffen und entsprechend kurzweilig und unterhaltsam ist auch der skizzierte Weg vom Heimchen am Herd zum Stand-up-Comedian.

Szenenbild aus The Marvelous Mrs. Maisel | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Dabei weist natürlich The Marvelous Mrs. Maisel unverkennbar emanzipatorische Züge auf und auch hier erscheint die männliche Belegschaft in einem deutlich ungünstigeren Licht als ihre weiblichen Gegenstücke, was sich nicht nur auf den Michael Zegen gespielten Joel, seines Zeichens Midges Ehemann, der sich mit seiner Sekretärin vergnügt, bezieht, sondern auch auf die anderen Familienmitglieder und Komparsen, die sich als weitaus ignoranter und engstirniger entpuppen, was man sicherlich auch ein wenig elegante rund ausgewogener hätte lösen können. Nichtsdestotrotz begeistert insbesondere Tony Shalhoub (Monk) als Midges Vater ungemein, ähnlich wie Marin Hinkle als dessen Ehefrau, derweil man insbesondere als Kenner der Gilmore Girls hier die offensichtlichsten Parallelen beider Serien ausmachen dürfte, denn auch das Verhältnis von Midge zu ihren Eltern ist eher als schwierig zu bezeichnen und von gegenseitigem Unverständnis und oftmals mangelndem Einfühlungsvermögen geprägt, auch wenn es hier doch in der Summe weitaus kultivierter und liebevoller zugehen mag und sich ein Großteil des entspinnenden Dramas auch rasch wieder in Wohlgefallen aufzulösen weiß.

Der absolute Knaller im Cast der Serie ist neben Brosnahan ganz klar Alex Borstein als burschikose Susie Meyerson, die sich zur Managerin von Midge berufen fühlt und mit ruppigem Charme und rotzigem Auftreten die feine Gesellschaft ein ums andere Mal irritiert wie pikiert, während sich zwischen den beiden ungleichen Frauen langsam aber sicher eine Freundschaft entspinnt. Allein die lediglich acht Folgen der ersten Staffel The Marvelous Mrs. Maisel sind entsprechend gefüllt mit allerhand Entwicklungen und Rückschlägen, wobei es sich so verhält, dass die Serie erst langsam in Fahrt kommt und ungeachtet der Inhaftierungen von Midge, ihrer Bekanntschaft mit Komiker Lenny Bruce (Luke Kirby), den durchaus pointierten Wortgefechten und ihren ersten Gehversuchen im Stand-up-Comedy-Business ist es speziell die zweite Staffelhälfte gewesen, in der die Exposition schlussendlich abgeschlossen scheint und das Geschehen noch einmal merklich an Schwung gewinnt. Nichtsdestotrotz weiß die Serie mit ihrem Charme durchaus vom ersten Moment an für sich einzunehmen, doch ist es immer gut zu wissen, dass sie sich noch zu steigern imstande sein wird.

Szenenbild aus The Marvelous Mrs. Maisel | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Müsste man überhaupt etwas konkret an The Marvelous Mrs. Maisel bemängeln, wäre es wohl derweil am ehesten das Timing, das nicht immer hundertprozentig überzeugt, so dass teilweise zwischen den einzelnen Episoden Wochen vergangen sein mögen, was man aber nur am Rande erklärt bekommt, während insbesondere die Beziehung der beiden Hauptfiguren Midge und Susie stetigen Schwankungen unterliegt und die beiden in einem Moment im Clinch liegen können, ihm nächsten Moment aber wieder wie die besten Freundinnen wirken, ähnlich wie Midges Mann Joel teilweise prägnanter und sichtbarer Teil ihres Lebens ist, in anderen Folgen hingegen kaum je gesichtet wird. Last but not least ist die Serie aber auch geprägt von Rückblenden in die gemeinsame Zeit von Midge und Joel, die teils so unverhofft kommen, dass es einen Moment braucht, bis man überhaupt zu realisieren imstande ist, dass es sich um einen Zeitsprung gehandelt haben muss, was man durchaus hätte glücklicher lösen können, doch davon abgesehen weiß die neue Serie von Sherman-Palladino und ihrem Mann Daniel auf voller Linie zu überzeugen und funktioniert gleichermaßen als spritzig-erfrischendes Drama mit gehörig komödiantischem Einschlag wie auch als Liebeserklärung an das New York der 1950er Jahre, ohne dabei jedoch die damalige Rolle der Frau romantisch zu verklären, sondern stattdessen bissig und witzig, vor allem aber kritisch zu hinterfragen und zumindest wer die erste Staffel der Serie bereits gesichtet hat, wird sich unweigerlich fragen, wer dafür hätte besser geeignet sein können als die wortwörtlich wundervolle Mrs. Maisel.

Fazit & Wertung:

Mit der ersten Staffel The Marvelous Mrs. Maisel landen die Gilmore Girls-Verantwortlichen Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino ihre nächste Punktlandung in Serienform und überzeugen erneut mit einem vor Wortwitz und Skurrilität sprühenden Format, das zugegebenermaßen nicht halb so mitreißend wäre, gäbe es da nicht die großartige Rachel Brosnahan, die als Verkörperung der schlagfertigen Midge eine echte Entdeckung darstellt.

8,5 von 10 Aufsehen erregenden öffentlichen Auftritten

The Marvelous Mrs. Maisel | Staffel 1

  • Aufsehen erregende öffentliche Auftritte - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit der ersten Staffel The Marvelous Mrs. Maisel landen die Gilmore Girls-Verantwortlichen Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino ihre nächste Punktlandung in Serienform und überzeugen erneut mit einem vor Wortwitz und Skurrilität sprühenden Format, das zugegebenermaßen nicht halb so mitreißend wäre, gäbe es da nicht die großartige Rachel Brosnahan, die als Verkörperung der schlagfertigen Midge eine echte Entdeckung darstellt.

8.5/10
Leser-Wertung 9.5/10 (2 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Pilot (8,5/10)
02. Ya Shivu v Bolshom Dome Na Kholme (8/10)
03. Weil du gegangen bist (8,5/10)
04. Die Enttäuschung der Dionne-Fünflinge (8/10)
05. Doink (8/10)
06. Mrs. X im Gaslight (8,5/10)
07. Da fällt dir nichts mehr ein! (9/10)
08. Danke und Gute Nacht (9/10)

 
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The Marvelous Mrs. Maisel | Staffel 1 ist seit dem 29.11.17 in Originalfassung und seit dem 26.01.18 auch in deutscher Synchronfassung exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.


vgw

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