Review: Gilmore Girls: Ein neues Jahr (Serie)

Nun wird es aber wirklich allerhöchste Zeit, dass meine Rezension zu den neuen Gilmore Girls Folgen online geht, die ich gestern pünktlich zum Erscheinen regelrecht eingeatmet habe und mir am liebsten gleich noch einmal ansehen würde. Also, los geht’s!

Gilmore Girls
Ein neues Jahr

Gilmore Girls: A Year in the Life, USA 2016-, ca. 90 Min. je Folge

Gilmore Girls: Ein neues Jahr | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Amy Sherman-Palladino
Showrunner:
Amy Sherman-Palladino
Daniel Palladino

Main-Cast:
Lauren Graham (Lorelai Gilmore)
Alexis Bledel (Rory Gilmore)
Scott Patterson (Luke Danes)
Keiko Agena (Lane Kim)
Yanic Truesdale (Michel Gerard)
Milo Ventimiglia (Jess Mariano)
Sean Gunn (Kirk Gleason)
Matt Czuchry (Logan Huntzberger)
Kelly Bishop (Emily Gilmore)
Special Guests:
Melissa McCarthy (Sookie St. James)
Liza Weil (Paris Geller)
Jared Padalecki (Dean Forester)
Chris Eigeman (Jason Stiles)

in weiteren Rollen:

Liz Torres (Miss Patty)
Emily Kuroda (Mrs. Kim)
Jackson Douglas (Jackson Belleville)
Sally Struthers (Babette Dell)
Ted Rooney (Morey Dell)
Michael Winters (Taylor Doose)
Alex Kingston (Naomi Shropshire)
David Sutcliffe (Christopher Hayden)
Rose Abdoo (Gypsy)
Todd Lowe (Zack Van Gerbig)
John Cabrera (Brian Fuller)
Aris Alvarado (Caesar)
Sebastian Bach (Gil)
Vanessa Marano (April Nardini)
Rini Bell (Lulu)
Sutton Foster (Violet)
Gregg Henry (Mitchum Huntzberger)
Danny Strong (Doyle McMaster)

Genre:
Drama | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Gilmore Girls: Ein neues Jahr | © Netflix
© Netflix

Rory, die sich als Journalistin mehr schlecht als recht über Wasser hält, hat jüngst ihre Wohnung in Brooklyn aufgegeben und ist auf Stippvisite in ihrer alten Heimat Stars Hollow, derweil es bald schon nach London weitergehen wird, wo sie ein neues Projekt in Angriff zu nehmen plant. Doch die Wiedersehensfreude von Mutter und Tochter ist getrübt durch den gerade einmal vier Monate zurückliegenden Tod von Richard Gilmore, derweil Rory bei einem gemeinsamen Besuch bei Emily erkennen muss, dass Lorelai ihr wieder einmal vor den Kopf gestoßen haben muss, denn die Stimmung ist erneut mehr als eisig. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang, Lorelai ist noch immer mit Luke liiert und lebt mit ihm in wilder Ehe, Taylor Doose hat wieder aberwitzige Projekte in Planung, Miss Patty gibt Tanzunterricht, Zack und Lane sind noch immer der Musik verfallen und Michel nörgelt in einer Tour, gerade nachdem – und das ist neu – sich Sookie aus dem Dragonfly Inn verabschiedet hat und man sich nun am Konzept einer Pop-Up-Küche probiert, was bisher jedoch nur leidlichen Erfolg hat…

Rezension:

Man hat die Fans wahrhaft lange darben lassen, bis nach Absetzung der Serie 2007 – zugegebenermaßen waren die letzten Staffeln auch nicht mehr ganz auf dem Niveau der ersten Jahre – endlich die Ankündigung eines Revivals erfolgte, das – wie sollte es auch anders sein – natürlich bei Netflix erscheinen würde. Und während anfänglich die Rückkehr einzelner Figuren beziehungsweise Darsteller, insbesondere beispielsweise der mittlerweile auch im Kino enorm erfolgreichen Melissa McCarthy in der Schwebe stand, trafen nach und nach die Zusagen ein und schlussendlich schien gewiss, dass man in Gilmore Girls: Ein neues Jahr so ziemlich jede liebgewonnene Figur aus Stars Hollow und Umgebung wieder auf der Leinwand würde erblicken können, abgesehen natürlich von dem leider 2014 verstorbenen Edward Herrmann als Richard Gilmore, was zugegebenermaßen eine Lücke hinterlässt, die sich nur schwerlich füllen lässt, doch insbesondere die erste Folge Winter (1.01) trägt dem mehr als Rechnung und schafft eine würdige Verabschiedung, die nicht zu sehr auf die Tränendrüse drückt und sich nahtlos in den Mikrokosmos des Seriengeschehens fügt. Davon aber einmal abgesehen muss ich doch zugeben, dass ich speziell noch in der Auftaktepisode ein wenig gefremdelt habe und ich nicht vom ersten Moment an warm wurde mit den bekannten Gestalten, die sich zwar überwiegend kaum verändert zu haben scheinen, doch die lange Abstinenz hinterlässt Spuren und ähnlich wie die jüngst zurückgekehrte Rory hat man den Rundgang durch Stars Hollow bitter nötig. Woran die dennoch durchaus überzeugende erste Folge aber wohl am meisten krankt, ist, dass sich noch kein klarer Plot erkennen lässt und auch das neue Konzept, dass jede Episode eine einzelne Jahreszeit, grob gesprochen also runde drei Monate umfasst, sich noch merkwürdig anfühlt und insbesondere Rory von Connecticut nach London und wieder zurückzuspringen scheint.

Szenenbild aus Gilmore Girls: Ein neues Jahr | © Netflix
© Netflix

Dessen ungeachtet merkt man ansonsten den übertriebenen Fan-Service und von einer Rückkehr des kultigen Troubadours – immerhin niemand Geringeres als Grant Lee Phillips – über einen Song der immer noch existenten Band "Hep Alien" bis hin zu einem Kurzauftritt von Chris Eigeman als Jason Stiles in einer Rückblende, die die Beerdigung von Richard behandelt, ist wirklich alles vertreten, doch scheinen viele Szenen und speziell die (tollen) Songs zum reinen Selbstzweck zu gereichen und sollen eben einfach nur das Feeling der Serie wiederbeleben, was ihnen nur zum Teil gelingt. Immerhin – und das dürfte speziell bei Gilmore Girls wohl mitunter die Hauptsache sein – sind die Dialoge wieder einmal grenzenlos großartig geraten und gewohnt gespickt mit popkulturellen Referenzen und Bezügen, derweil sich auch der mürrische Luke quasi kein bisschen verändert zu haben scheint. Sowohl Witz als auch Drama kommen aber ebenso wenig zu kurz und der Esprit allein ist es, an den bislang wohl kaum eine Serie hat heranreichen können.

Das hört sich bis hierhin vielleicht gar nicht so euphorisch an, wie man es sich für Gilmore Girls: Ein neues Jahr wünschen würde, doch kann ich Entwarnung geben, denn nach der durchwachsenen ersten Folge nimmt das Geschehen spätestens im Frühling (1.02) an Fahrt auf und allein die gemeinsamen Szenen von Lauren Graham und Kelly Bishop sind hier zum Niederknien, denn beide stellen sich einer tendenziell lange überfälligen Therapie, wobei die natürlich nicht annähernd so verläuft, wie man das sonst so kennt. Plötzlich setzen sich in der zweiten Folge auch langsam Mosaiksteine zusammen, die den übergeordneten Plot erkennen lassen und die ersten Folgen gewinnen ohnehin allein dadurch, dass auch Liza Weil als Paris Geller hier mit von der Partie ist und sich in eine zwar unerwartete, aber ungemein passende Richtung entwickelt hat. Ohne die eigentliche Story oder deren Fortgang aber groß spoilern zu wollen darf man sich auch auf eine Rückkehr nach Chliton und folglich einen Auftritt von Direktor Charleston freuen, derweil man für Tristan ein Double hat engagieren müssen, was aber nicht weiter tragisch ist, da ihm keine Sprechrolle zuteil wird und man ihn nur sehr kurz zu Gesicht bekommt. Ohne jetzt aber weiter Sachen vorwegzunehmen, die ihr entweder längst gesehen habt oder noch sehen wollt, widme ich mich lieber noch einmal dem Jahreszeiten-Konzept, das speziell in der zweiten Episode nicht immer ganz rund erscheint, denn während anderswo teils Wochen vergangen zu sein scheinen, springt das Geschehen nach einem Szenenwechsel erneut nach Chilton, wo es noch der gleiche Tag zu sein scheint und das fühlte sich zugegebenermaßen etwas "unrund" an und offenbart die Schwächen des Konzepts, das davon abgesehen aber durchaus überraschend gut funktioniert, zumal ich anfänglich die Befürchtung hatte, man müsse sich mit jeder Folge neu in die Szenerie denken und mittels Dialog oder dergleichen wieder auf Stand gebracht werden, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat, doch sind die Übergänge so fließend, dass das nie zum Problem zu werden droht.

Szenenbild aus Gilmore Girls: Ein neues Jahr | © Netflix
© Netflix

Stattdessen entfaltet Gilmore Girls: Ein neues Jahr mit jeder weiteren Episode mehr und mehr seine gewohnte Sogwirkung und spätestens im Sommer (1.03) fühlt man sich in Stars Hollow wieder so heimisch, als wäre man nie weg gewesen, wobei das natürlich nur für mich gilt und dies jeder anders sehen mag. Weiterer Vorteil des Jahreszeiten-Konzepts ist es in dem Zusammenhang aber auch, dass man die geballte Ladung an den für das Örtchen so typischen Festivitäten und Veranstaltungen geboten bekommt, deren Highlight wohl ohne Frage das "Stars Hollow"-Musical" sein dürfte, das niemand Geringeres als Taylor Doose geschrieben hat und auch wenn die Ausschnitte aus dem Musical doch zugegeben recht lang geraten sind und böse Zungen sie als Lückenfüller bezeichnen könnten, ist dieser Part so dermaßen witzig geraten, dass mir spätestens in dem Moment klar war, den Soundtrack besitzen zu müssen, so man ihn denn veröffentlichen würde, denn Songs bekommt man hier eine Menge geboten, auch fernab des Musicals, wenn ihr euch an meine Erwähnung des Troubadours und Hep Alien erinnert.

Szenenbild aus Gilmore Girls: Ein neues Jahr | © Netflix
© Netflix

Und all das findet seine Vollendung in der vierten und finalen Folge Herbst (1.04), die endlich auch ein Happy-End bereithält, um das ich mich als Fan der ersten Stunde seit langen Jahren betrogen gefühlt habe, auch wenn das hier anders, aber nicht weniger wunderbar vonstatten geht, wobei es natürlich vielmehr die letzten Worte sein dürften, die in der (Mini-)Serie gesprochen werden, wobei selbige für mich – wie gesagt, es wird nicht gespoilert – ein untrügliches Indiz darstellen, dass man einer weiteren Fortsetzung der Geschichte nicht abgeneigt scheint und bei dem, was Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino hier mit ihrem Mann gemeinsam abgeliefert hat, kann ich mir kaum vorstellen, dass der Zuspruch seitens der Fans nicht groß genug sein dürfte, um bitte alsbald möglich ein weiteres Jahr aus dem Leben der Gilmore Girls abzubilden, zumal gerade in der finalen Folge auch noch einmal Aspekte von vor einem Dreivierteljahr (also Folge eins) aufgegriffen und zu einem mehr als befriedigenden Abschluss gebracht werden. Auch hält diese Folge noch einige weitere prominente Gastauftritte bereit, wobei man auch hier wieder merkt, dass das Ganze als reiner Fan-Service zu verstehen ist, denn die Geschichte voranbringen tut beinahe keine dieser Begegnungen. Überhaupt ist das wohl eine der offensichtlichsten Schwächen von Gilmore Girls: Ein neues Jahr, dass man bei näherer Betrachtung spürbar merkt, dass es zwar immer noch um die Gilmores geht, dafür aber weit weniger um all die exzentrischen und spleenigen Bewohner von Stars Hollow, die hier mehr denn je zur puren Staffage verkommen, wenn sie nicht gerade für eine direkte Interaktion mit Lorelai oder Rory benötigt werden, doch findet sich in den insgesamt sechs Stunden Spielzeit natürlich nicht annähernd so viel Zeit wie in den damaligen Staffeln mit einer grob geschätzten Laufzeit von knapp unter 17 Stunden, um all das Drumherum zu behandeln, dass die Serie neben den Girls so liebenswert gemacht hat.

Szenenbild aus Gilmore Girls: Ein neues Jahr | © Netflix
© Netflix

Nichtsdestotrotz ist es eine würdige Fortsetzung und nichtsdestotrotz ist es schön, wie viel Mühe man sich gegeben hat, Anknüpfungspunkte zur Serie zu finden, selbst noch einmal den echten Paul Anka als Traum-Alter Ego des gleichnamigen Hundes ins Boot zu holen, der "Life & Death Brigade" einen würdigen Auftritt zu verschaffen und als Ersatz für Sookie gar Berühmtheiten wie Roy Choi (die Inspiration für Kiss the Cook) ins Dragonfly Inn zu beordern. Einzig übers Ziel hinausgeschossen scheint man mir bei Lanes Vater – keine Details – doch trübt das den wertigen Gesamteindruck kaum, während dann weit eher Schlampigkeiten übel aufstoßen, wie wenn Rory beispielsweise einmal von einem gewissen "Luke Dane" spricht (kein Schreibfehler…), aber all das ist Jammern auf hohem Niveau, denn die Gilmore Girls sind zurück und was Besseres hätte kaum passieren können, denn – und damit schließt sich der Kreis – schließlich haben wir viel zu lange auf diesen Moment warten dürfen und wenn mir persönlich auch der kultige Vorspann gefehlt hat, gelingt es den vier Folgen dennoch, alsbald dasselbe Flair, dieselbe Herzlichkeit, denselben Witz zu versprühen, wie es das der Serie über viele Jahre hinweg gelungen ist und das ist doch im Grunde mehr, als man sich hätte erwarten dürfen.

Fazit & Wertung:

Mit Gilmore Girls: Ein neues Jahr geht die Geschichte von Lorelai und Rory endlich weiter und auch wenn man ganz zu Beginn noch ein wenig fremdelt, dauert es doch nicht lange, bis man sich wieder als fester Teil von Stars Hollow fühlt und sich im selben Atemzug zu fragen beginnt, wie man so lange ohne die spritzigen Dialoge und die spleenigen Figuren hat leben können. Und mit jeder weiteren Folge wird das Geschehen mitreißender, witziger und dramatischer, als man das für möglich halten würde und mündet in ein mehr als würdiges Finale, das zudem noch ein nicht gerade kleines Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung offenhält.

9 von 10 vor Wortwitz sprudelnde Dialoge

Gilmore Girls: Ein neues Jahr

  • Vor Wortwitz sprudelnde Dialoge - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Gilmore Girls: Ein neues Jahr geht die Geschichte von Lorelai und Rory endlich weiter und auch wenn man ganz zu Beginn noch ein wenig fremdelt, dauert es doch nicht lange, bis man sich wieder als fester Teil von Stars Hollow fühlt und sich im selben Atemzug zu fragen beginnt, wie man so lange ohne die spritzigen Dialoge und die spleenigen Figuren hat leben können. Und mit jeder weiteren Folge wird das Geschehen mitreißender, witziger und dramatischer, als man das für möglich halten würde und mündet in ein mehr als würdiges Finale, das zudem noch ein nicht gerade kleines Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung offenhält.

9.0/10
Leser-Wertung 6/10 (26 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht:

1. Winter (8/10)
2. Spring (9/10)
3. Summer (9,5/10)
4. Fall (9,5/10)

 
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Gilmore Girls: Ein neues Jahr ist seit dem 25.11.16 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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Kommentare (4)

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