Manchmal nehme ich mir ja bewusst vor, einen bestimmten Film auszulassen, derweil ich noch viel häufiger irgendwann doch noch schwach werde, so wie es auch hier geschehen ist, auch wenn ich nicht behaupten kann, dass mir das in dem Fall zum Vorteil gereicht hätte, außer, mich in meiner Annahme bestätigt zu sehen, dass ich auch einen Bogen um den Film hätte machen können.
I, Frankenstein
I, Frankenstein, USA/AU 2014, 92 Min.
© Splendid Film
Stuart Beattie
Stuart Beattie (Drehbuch)
Kevin Grevioux (Comic-Vorlage)
Aaron Eckhart (Adam)
Bill Nighy (Naberius)
Yvonne Strahovski (Terra)
Miranda Otto (Leonore)
Socratis Otto (Zuriel)
Jai Courtney (Gideon)
Kevin Grevioux (Dekar)
Action | Fantasy | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Splendid Film
Nach dem Zerwürfnis mit dessen Schöpfer Dr. Victor Frankenstein sucht dessen namenloses, zum Leben erwecktes Wesen das Weite. Unvermittelt wird der Mann von vier Dämonen attackiert, jedoch von Gargoyles gerettet, die sich als himmlische Heerscharen im Geheimen für das Wohl der Menschheit einsetzen. Zweihundert Jahre vergehen und noch immer bereist der Mann – von den Gargoyles "Adam" getauft – die Welt. Die Gefahr durch die Dämonen ist allerdings auch nach all der Zeit noch nicht gebannt und wissenschaftlichen Fortschritten zum Dank steht Dämonenprinz Naberius kurz vor der Vollendung seines Plans, eine Armee Leichen zu erwecken, um sie mit seinen dämonischen Untertanen zu "beseelen". Und Adam könnte der Schlüssel sein für die Realisierung dieses Vorhabens, weshalb Naberius mit Nachdruck nach diesem einzigartigen Geschöpf suchen lässt…
Rezension:
Um I, Frankenstein habe ich ja in wohlweislicher Absicht jahrelang einen großen Bogen gemacht in dem Wissen, dass der ja eigentlich nur blöd werden könne, doch irgendwie hatte ich letztens dann doch Lust auf den Film bekommen, zumal ich durch Zufall gelesen hatte, dass ursprünglich Pläne bestanden hatten, den Film im selben Universum wie die Underworld-Reihe anzusiedeln, die zwar auch reichlich durchwachsen ist, für die ich aber seit jeher eine gewisse Affinität hege. Nun, diese Pläne mag man nicht weiterverfolgt haben und eine mögliche Zusammenführung der beiden Franchises scheint man ad acta legen zu können, da aufgrund des mäßigen Erfolges von einer Fortsetzung sicherlich nicht auszugehen ist, aber bei der Qualität dessen, was hier offeriert wird, ist das auch gar nicht mal schade, denn tatsächlich wusste mich selbst der schlechteste Underworld-Film noch mehr zu begeistern als diese munter zusammengewürfelte und kräftig verrührte Fantasy-Brühe, die weder Frankensteins Geschöpf, noch den Gargoyles oder Dämonen gerecht wird und schlicht und ergreifend krude zusammengeschustert wirkt.
© Splendid Film
Man möge es sich nur einmal auf der Zunge zergehen lassen, dass Frankensteins Schöpfung ihren Schöpfer wie auch die Jahre überdauert und als Prototyp eines Superhelden in unserer Gegenwart landet, wo – natürlich im Verborgenen und schon seit Jahrhunderten – ein Krieg zwischen Vampiren und Lykanern – ach nein, Quatsch – ein Krieg zwischen Gargoyles und Dämonen tobt, wobei der von Frankenstein wiederbelebte Mann, der von den Gargoyles Adam getauft worden ist, das Zünglein an der Waage sein könnte. Ja, das klingt schon reichlich abgefahren, hätte aber bei ein wenig augenzwinkernder Inszenierung in einem trashigen Sinn sogar durchaus funktionieren können, doch nimmt sich I, Frankenstein dafür viel zu ernst. Weitaus schlimmer ist allerdings, dass der von Aaron Eckhart (London Has Fallen) verkörperte Adam jegliche Tiefe vermissen lässt und ein innerer Konflikt beinahe ausschließlich auf dem Papier existiert. Immerhin, dass er sich als Ausgestoßener fühlt und mit der Welt der Menschen nichts am Hut hat, mag man ihm sofort abkaufen, denn abgesehen von der seitens Yvonne Strahovski (Manhattan Nocturne) verkörperten Wissenschaftlerin Terra (ja, die Namen scheinen alle einen tieferen Sinn zu besitzen und ich wunderte mich zeitweise, wieso der Oberdämon nicht auch schlicht weg "Bösi" heißt statt Naberius) kommen in dem Film so gut wie keine Menschen vor.
Natürlich ist das mitnichten ein Kompliment, sondern ein arges Manko, denn dafür, dass immer das bange Schicksal der gesamten Menschheit proklamiert wird, wirken die Straßen doch stets wie ausgestorben und niemand scheint sich daran zu stören, wenn Gargoyles und Dämonen sich offen auf der Straße bekämpfen und in gleißenden Lichtblitzen gen Himmel oder in Feuerspiralen Richtung Hölle fahren. Vielleicht sind sie aber auch für Normalsterbliche unsichtbar, was aber auch nicht sein kann, so dass man das letztlich einfach hinnehmen und schlucken muss. Derlei Ungereimtheiten gibt es leider noch einige mehr, die das Sehvergnügen weiter schmälern, denn natürlich habe ich mir kein hochanspruchsvolles, tiefsinniges und philosophisches Drama erwartet, doch selbst als stringenter Action-Klopper krankt I, Frankenstein eben an einer nur rudimentär ausgearbeiteten Prämisse. Wo wir aber gerade schon einmal beim Thema sind, gehören die Kämpfe tatsächlich doch immerhin zu den Stärken des Films und bieten einige Schauwerte, speziell dann, wenn eine der Figuren das Zeitliche segnet, wohingegen die Qualität, kaum sind die so offensichtlich computeranimierten Gargoyles mal länger im Bild zu sehen, rapide abnimmt.
© Splendid Film
Ähnlich enttäuschend ist leider auch der sonst so großartige Bill Nighy (Alles eine Frage der Zeit) als Oberbösewicht Naberius, dessen Beteiligung mich schon dahingehend irritiert hatte, dass er ja schließlich schon als Vampirfürst Viktor in Underworld in Erscheinung getreten ist, dort allerdings auch die weitaus bessere Figur abgegeben hat. Bliebe noch die Erwähnung von Miranda Otto (The Homesman), die als Gargoyle-Anführerin Leonore eine reichlich unstete wie wankelmütige Figur abgibt und nicht eben wie die ach so intelligente und abgeklärte Anführerin wirkt, die sie wohl gerne sein würde. Als wäre all das nicht enttäuschend genug, wirkt auch der ohnehin schon magere Plot von I, Frankenstein reichlich gehetzt und hakt pflichtschuldig obligatorische Begegnungen und Auseinandersetzungen ab, deren Highlights wie gesagt einerseits bei den Massenkampfszenen, andererseits bei Eckharts Action-Einlagen mit seinen Kali-Stöcken liegen, die schon ansprechend dynamisch in Szene gesetzt worden sind. Mit Frankenstein oder dessen Schöpfung hat das Ganze in letzter Konsequenz zweifelsohne rein gar nichts zu tun und nach knapp bemessenen 82 Minuten schickt sich auch der Abspann an, über die Leinwand zu flimmern, doch irgendwie ist das nach dieser doch selbst als Fantasy-Actioner enttäuschenden Chose auch eine echte Erleichterung.
I, Frankenstein
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In Flammen verpuffende Dämonen - 4/10
4/10
Fazit & Wertung:
Stuart Beattie hat mit I, Frankenstein weder sich noch den Zuschauern einen Gefallen getan und in Anbetracht der kruden Prämisse, gepaart mit einer irritierenden Ernsthaftigkeit ist es an mehr als einer Stelle verwunderlich, dass dieses Projekt überhaupt grünes Licht bekommen hat, das kaum über Tiefe, geschweige denn innere Logik verfügt. Aaron Eckhart inszeniert sich derweil als prototypischer Actionheld und sorgt mit ein paar launigen Kampfeinlagen zumindest für rudimentären Unterhaltungswert, der von ein paar der spektakuläreren Auseinandersetzungen zwischen Gargoyles und Dämonen flankiert wird.
I, Frankenstein ist am 30.05.14 auf DVD und Blu-ray bei Splendid Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Mir ist von Underworld fast gar nichts mehr in Erinnerung geblieben. Nicht mal mehr Bill Nighy.